Wie viele Nerven versorgen die Zunge? Eine umfassende Übersicht

Die Zunge ist ein vielseitiges Organ, das eine entscheidende Rolle beim Schmecken, Sprechen und Kauen spielt. Ihre komplexe Funktionalität wird durch ein Netzwerk von Nerven ermöglicht, die sensorische Informationen übertragen und die Muskelbewegungen steuern. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Nerven, die die Zunge versorgen, und ihre jeweiligen Funktionen.

Die Hirnnerven: Ein Überblick

Die Hirnnerven sind zwölf Nervenpaare, die direkt aus dem Gehirn entspringen und mit den römischen Zahlen I bis XII nummeriert sind. Sie treten als Hirnnervenpaare aus dem Gehirn aus und werden mit den römischen Zahlen I bis XII nummeriert. Die Nummerierung beginnt mit dem Hirnnerv, der am weitesten rostral, das heißt am weitesten “vorne”, aus dem Gehirn austritt. Die Entwicklung findet in der vierten bis fünften Woche der Embryonalperiode statt. Im Grunde versteht man unter den Faserqualitäten die Funktionen, die einem Hirnnerv zugeschrieben werden. Sensorische Informationen sind jene, die von der Umwelt kommen und über unsere Sinnesorgane zum Gehirn gelangen, wie Riechen, Hören und Sehen. Sensible Informationen sind Reize, die zum Beispiel von der Haut zum Gehirn weitergeleitet werden wie Druck-, Berührungs-, Temperatur und Schmerzimpulse. Nervenfasern, die Informationen vom Gehirn zur Hals- und Kopfregion senden, werden als “efferent” bezeichnet (motorische Information) und jene die Informationen vom Körper zum Gehirn senden als “afferent“. Weitere Klassifizierung"Viszero-" bedeutet, dass der entsprechende Hirnnerv Informationen zwischen Gehirn und inneren Organen vermittelt. Einige dieser Nerven spielen eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Zunge.

Die Hauptnerven der Zunge

Mehrere Hirnnerven sind an der Innervation der Zunge beteiligt:

  • Nervus facialis (VII): Dieser Nerv ist hauptsächlich für die Geschmackswahrnehmung im vorderen Teil der Zunge verantwortlich. Genauer gesagt, der N. intermedius, ein Teil des N. facialis, versorgt die vorderen zwei Drittel der Zunge mit speziell viszeroafferenten Fasern, die der Geschmackswahrnehmung dienen.

  • Nervus glossopharyngeus (IX): Dieser Nerv ist für die Geschmackswahrnehmung im hinteren Drittel der Zunge zuständig und übermittelt auch allgemeine sensorische Informationen aus diesem Bereich. Der Nervus glassopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) führt motorische und sensible Fasern und innerviert Strukturen im Mundbereich und im Rachen. Allgemein somatoafferente Fasern innervieren die Schleimhaut im Mittelohr und im Rachen. Die allgemein viszeroefferente Fasern versorgen die Speicheldrüsen. Allgemein viszeroafferente Fasern dienen der Blutdruckregulation.

    Lesen Sie auch: Entdecke die erstaunliche Komplexität des Gehirns

  • Nervus vagus (X): Dieser Nerv spielt eine Rolle bei der Innervation eines kleinen Bereichs der Zungenbasis und ist auch an der Steuerung der Gaumenmuskulatur beteiligt, die für das Schlucken wichtig ist.

  • Nervus hypoglossus (XII): Dieser Nerv ist der Hauptmotor für die Zungenmuskulatur. Er steuert die Bewegungen der Zunge, die für das Sprechen, Kauen und Schlucken unerlässlich sind. Die Fasern des Nervus hypoglossus entspringen am Nucleus n. hypoglossi und verlassen den Hirnstamm zwischen unterer Olive und Pyramide. Der N. hypoglossus innerviert alle Zungenmuskeln außer dem M. palatoglossus, welcher vom N. vagus innerviert wird.

Faserqualitäten der Hirnnerven

Die Hirnnerven lassen sich anhand ihrer Faserqualitäten klassifizieren. Dies bezieht sich auf die Art der Informationen, die sie übertragen:

  • Sensorisch: Diese Fasern leiten Informationen von den Sinnesorganen (z. B. Geschmacksknospen) zum Gehirn.
  • Sensibel: Diese Fasern leiten Informationen über Berührung, Temperatur, Schmerz und Druck von der Zunge zum Gehirn.
  • Motorisch: Diese Fasern übertragen Signale vom Gehirn zu den Muskeln der Zunge und steuern so deren Bewegungen.
  • Viszeroafferent: Diese Fasern übermitteln Informationen von den inneren Organen zum Gehirn.
  • Viszeroefferent: Diese Fasern übertragen Signale vom Gehirn zu den inneren Organen.

Die Zungenmuskulatur und ihre Innervation

Die Zunge besteht aus extrinsischen und intrinsischen Muskeln. Die extrinsischen Muskeln verbinden die Zunge mit anderen Strukturen im Mund- und Halsbereich und steuern ihre Positionierung. Die intrinsischen Muskeln befinden sich vollständig innerhalb der Zunge und ermöglichen ihre Formveränderung.

  • Extrinsische Muskeln:

    Lesen Sie auch: Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Gehirnkapazität

    • M. genioglossus
    • M. hyoglossus
    • M. styloglossus
    • M. palatoglossus
  • Intrinsische Muskeln:

    • M. longitudinalis superior
    • M. longitudinalis inferior
    • M. transversus linguae
    • M. verticalis linguae

Der Nervus hypoglossus (XII) innerviert fast alle Zungenmuskeln, mit Ausnahme des M. palatoglossus, der vom Nervus vagus (X) versorgt wird.

Klinische Bedeutung

Schädigungen der Nerven, die die Zunge versorgen, können zu verschiedenen Störungen führen:

  • Geschmacksverlust (Ageusie): Schädigung des N. facialis oder N. glossopharyngeus kann zu Geschmacksverlust führen.
  • Zungenlähmung (Parese): Schädigung des N. hypoglossus kann zu einer Schwäche oder Lähmung der Zungenmuskulatur führen, was Sprech- und Schluckbeschwerden verursachen kann.
  • Zungenbrennen (Glossodynie): Ein chronischer brennender Schmerz auf der Zunge, dessen Ursache oft unklar ist. Neurologen haben in speziellen Untersuchungen bei Patienten mit Zungenbrennen teilweise Veränderungen feinster sensibler Nervenfasern festgestellt.
  • Trigeminusneuralgie: Eine Erkrankung, die durch heftige, blitzartige Schmerzen im Gesichtsbereich gekennzeichnet ist, die auch die Zunge betreffen können.

Zungenbrennen: Eine besondere Herausforderung

Zungenbrennen, auch bekannt als chronisches orales Schmerzsyndrom oder Burning Mouth Syndrome, ist ein Zustand, der durch ein anhaltendes brennendes Gefühl auf der Zunge gekennzeichnet ist. Die Ursachen können vielfältig sein, von lokalen Reizungen bis hin zu systemischen Erkrankungen oder neurologischen Problemen. Die Diagnose ist oft schwierig, da die Zunge in vielen Fällen normal aussieht.

Mögliche Ursachen für Zungenbrennen:

  • Primäres Zungenbrennen: Hier liegt keine erkennbare Grunderkrankung vor. Neurologen haben in speziellen Untersuchungen bei Patienten mit Zungenbrennen teilweise Veränderungen feinster sensibler Nervenfasern festgestellt. Psychische Faktoren wie Ängstlichkeit, Schlafstörungen oder Anspannung können begünstigend wirken.
  • Sekundäres Zungenbrennen: Hier ist eine andere Erkrankung die Ursache, wie z.B. Mund- und Zahnprobleme, innere Erkrankungen (z.B. Diabetes, Schilddrüsenstörungen), Vitaminmangel oder neurologische Störungen.

Diagnose und Therapie von Zungenbrennen:

Die Diagnose erfordert eine gründliche Untersuchung durch den Arzt, um mögliche Ursachen auszuschließen. Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Bei primärem Zungenbrennen können schmerzlindernde Maßnahmen und psychologische Unterstützung hilfreich sein. Bei sekundärem Zungenbrennen muss die Grunderkrankung behandelt werden.

Lesen Sie auch: Krämpfe: Ursachen und was hilft?

Kribbeln der Zunge: Ursachen und Behandlung

Ein Kribbeln auf der Zunge kann verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Reaktionen bis hin zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen.

Mögliche Ursachen für Kribbeln der Zunge:

  • Allergische Reaktionen: Allergien auf bestimmte Lebensmittel, Medikamente oder Substanzen können eine sofortige Reaktion auf der Zunge auslösen.
  • Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen: Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Folsäure kann ebenfalls ein Kribbeln der Zunge verursachen.
  • Nervenschäden (Neuropathie): Direkte Schäden an den Nerven, die die Zunge versorgen, können ebenfalls das Kribbeln verursachen.
  • Reaktionen auf Medikamente: Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl auf der Zunge hervorrufen.
  • Burning-Mouth-Syndrom: Bei diesem Schmerzsyndrom klagen Betroffene über ein Brennen und Kribbeln auf der Zunge, häufig ohne erkennbaren Auslöser.

Behandlungsmöglichkeiten bei Kribbeln der Zunge:

Die Behandlung des Zungenkribbelns hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Liegt ein Nährstoffmangel vor, können Nahrungsergänzungsmittel oder eine Ernährungsumstellung helfen. Bei einer allergischen Reaktion können Antihistaminika eingenommen werden. Falls das Kribbeln eine Nebenwirkung von Medikamenten ist, sollte der behandelnde Arzt eine Anpassung der Dosierung oder einen Wechsel des Medikaments vornehmen.

tags: #wie #viele #nerven #versorgen #die #zunge