Anzahl Nerven Hoden: Anatomie, Funktion und Erkrankungen

Die Hoden, auch Testes oder Testikel genannt, sind die männlichen Keimdrüsen und gehören zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sind paarig angelegt und hängen frei beweglich am Samenstrang im Hodensack (Skrotum). In den Hoden werden lebenslang Spermien und das männliche Sexualhormon Testosteron produziert.

Anatomie der Hoden

Die Hoden haben eine längliche Form mit einem Durchmesser von durchschnittlich drei Zentimetern. Sie sind seitlich abgeflacht, etwa vier Zentimeter lang und wiegen 25 bis 30 Gramm. Am oberen Ende jedes Hodens liegt der Kopf des Nebenhodens, an der Rückseite der Nebenhodenkörper. Die Hodengröße variiert von Mann zu Mann und ist in der Pubertät am geringsten. Im Erwachsenenalter nimmt der Hoden an Größe zu, erreicht ein Maximum im Alter von etwa 40 Jahren und schrumpft dann ab dem 50. Lebensjahr wieder etwas. Die Hodengröße steht in keinem Zusammenhang mit dem Körpergewicht.

Aufbau der Hoden

Die Testikel sind in ihrem Inneren durch viele Bindegewebsbalken und Scheidewände in 250 bis 300 kleine Läppchen unterteilt. Diese Läppchen (Lobuli testis) beherbergen stark gewundene, feine Röhren, die Samenkanälchen, die in ein netzartiges Kanälchensystem münden (Rete testis). Die Samenkanälchen sind von lockerem Bindegewebe umgeben, in dem die sogenannten Zwischenzellen (Leydig-Zellen) liegen.

Funktionell ist der Hoden in zwei Kompartimente unterteilt:

  • Tubuläres Kompartiment: Hier findet die Spermatogenese (Produktion der männlichen Gameten) statt. Die Tubuli seminiferi (Samenkanälchen) enthalten das Keimepithel und haben einen Durchmesser von ungefähr 200 μm. Die stark gewundenen Tubuli seminiferi bilden die Hodenläppchen. Der Wandaufbau der Tubuli seminiferi besteht aus einer Basalmembran und den peritubulären Zellen (Myofibroblasten) in bis zu sechs konzentrischen Lagen, dies ermöglicht die Kontraktion und den Transport der Spermien. Die Spermatogonien bilden die basale Schicht des Keimepithels und stellen die Stammzellen der Spermatogenese dar. Pro Stunde werden etwa eine Million Spermien in den Nebenhoden abgegeben.
  • Interstitielles Kompartiment: Hier ist die Produktion der Androgene (Steroidgenese) lokalisiert. Das interstitielle Kompartiment des Hodens (12-15% des Hodenvolumens) enthält die Leydig-Zellen, lockeres Bindegewebe, Zellen des Immunsystems, Blutgefäße, Lymphgefäße und Nerven. Die Leydig-Zellen liegen im Interstitium des Hodens zwischen den Tubuli seminiferi. Ihre Hauptaufgabe ist die Produktion von Testosteron und Insulin-like Factor 3 (INSL3).

Blutversorgung und Lymphabfluss

Die Blutversorgung der Hoden erfolgt hauptsächlich über die A. testicularis, die aus der Aorta entspringt. Die venöse Drainage erfolgt über die V. testicularis. Die V. testicularis dextra mündet in die V. cava inferior, während die V. testicularis sinistra in die V. renalis sinistra mündet. Der Lymphabfluss der rechten Seite mündet in den Nll. lumbales dextri, der Lymphabfluss der linken Seite mündet in die Nll. lumbales sinistri.

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Innervation

Die Innervation der Hoden erfolgt über den N. genitofemoralis (Genitalast des N. genitofemoralis), zwei hintere Skrotaläste des N. pudendus und den Perinealast des N. cutaneus femoris posterior.

Funktion der Hoden

Die Hoden haben zwei Hauptfunktionen:

  • Spermienproduktion (Spermatogenese): In den Samenkanälchen werden in mehreren Schritten aus Vorstufen die Samenzellen (Spermien) gebildet. Diese gelangen dann über das Rete testis und weitere Kanäle in den Nebenhoden, wo sie gespeichert werden.
  • Testosteronproduktion: In den Leydig-Zellen wird das männliche Geschlechtshormon Testosteron produziert. Testosteron ist verantwortlich für die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale des Mannes wie zum Beispiel die tiefe Stimmlage, der Bartwuchs, die Behaarung am Kopf, den Achseln und im Schambereich. Auch die Muskelverteilung und der Knochenbau werden durch Testosteron beeinflusst.

Die Funktion der Hoden bei der Bildung der Androgene wird vom Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) über die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) unter dem Einfluss übergeordneter Hirnzentren gesteuert. Einfluss auf den Regelkreislauf hat auch die aktuelle Situation (z.B. Uhrzeit, Jahreszeit, Alter, Wohlbefinden). Der Hypothalamus bildet LH-RH, das die Hypophyse zur Produktion und Freisetzung von FSH und LH anregt. FSH fördert in den Hoden die Bildung der Spermien und von Inhibin. Dessen Blutspiegel signalisiert wiederum der Hypophyse den FSH-Erfolg, die dann den FSH-Nachschub, indirekt also den Inhibinspiegel, reguliert. LH reguliert die Bildung der Androgene in den Hoden.

Erkrankungen der Hoden

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die die Hoden betreffen können:

  • Hodenhochstand (Maldescensus testis): Im Zuge der Embryonalentwicklung entstehen die Hoden im Bauchraum des ungeborenen Kindes und wandern dann noch vor der Geburt über den Leistenkanal in den Hodensack. Unterbleibt dieser Abstieg der Hoden, kommt es zu einem Hodenhochstand.
  • Hodenentzündung (Orchitis): Eine Entzündung des Hodens wird meist durch Viren und Bakterien verursacht. In der Regel ist zugleich auch der Nebenhoden entzündet (Epididymitis). Das kombinierte Krankheitsbild wird Epididymoorchitis genannt.
  • Krampfader am Hoden (Varikozele): Eine Krampfader am Hoden wird Varikozele oder Krampfaderbruch genannt. Sie kann unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen.
  • Wasserbruch (Hydrozele): Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Hodensack an.
  • Hodentorsion: Hierbei verdreht sich der Hoden im Hodensack am Samenstrang um seine Längsachse. Das ist extrem schmerzhaft und muss sofort behandelt werden (innerhalb von sechs Stunden), um zu verhindern, dass das Hodengewebe durch mangelnde Blutversorgung abstirbt.
  • Hodenkrebs (Hoden-Karzinom): Tritt vor allem bei Männern unter 40 Jahren auf. Es lässt sich gut behandeln.
  • Hypogonadismus: Gekennzeichnet durch eine verminderte Produktion von Sexualsteroiden in den Gonaden. Die Ursache kann primär (Hoden) oder sekundär (Hypophyse, Hypothalamus) sein.

Hodenschmerzen

Hodenschmerzen sind nicht nur unangenehm, sondern oft auch ein Grund zur Sorge. Die Ursachen reichen von harmlos bis akut, und in manchen Fällen ist sehr schnelle medizinische Hilfe entscheidend.

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Ursachen von Hodenschmerzen

  • Verletzungen: Tritte, Unfälle oder auch Sportverletzungen verursachen akuten Schmerz. Bei ernsthaften Schäden kann eine Operation notwendig sein.
  • Entzündungen: Vor allem Nebenhodenentzündungen treten häufig auf, oft als Folge aufsteigender Harnwegsinfektionen oder sexuell übertragbarer Krankheiten wie Chlamydien oder Gonorrhoe.
  • Hodentorsion: Hierbei verdreht sich der Hoden um die eigene Achse und schnürt die Blutgefäße und den Samenleiter ab. Betroffene erleben einen starken Schmerz, oft begleitet von Übelkeit oder Erbrechen. Hodentorsion ist ein Notfall, der innerhalb weniger Stunden operativ behandelt werden muss.
  • Hodentumor: Schmerzen macht ein Hodentumor zwar selten, aber eine Schwellung oder ein Knoten ist ertastbar. Solche Beobachtungen sollten immer per Ultraschall abgeklärt werden.
  • Varikozelen: Bei Varikozelen handelt es sich um Krampfadern im Bereich des Hodens, die sich meist auf der linken Seite entwickeln. Grund dafür sind anatomische Besonderheiten: Die Vene des linken Hodens mündet über die linke Nierenvene in die Hauptvene, was den Blutabfluss erschwert. Durch den Blutstau weiten sich die Venen, was zu einem dumpfen, ziehenden Schmerz führen kann - besonders bei längerem Stehen oder körperlicher Anstrengung.
  • Psychosomatische Ursachen: Auch Stress kann gelegentlich Hodenschmerzen auslösen, wenn organische Ursachen ausgeschlossen sind.
  • Leistenbruch / Leistenkanal-Reizungen: Wenn ein Nerv im Leistenkanal eingeklemmt wird oder ein beginnender Leistenbruch vorliegt, kann der Schmerz bis in den Hoden ausstrahlen. Auch nach einer Leistenbruch-OP sind Hodenschmerzen möglich, etwa wenn eingesetzte Netze auf Nerven drücken.
  • Ischias / Rückenschmerzen: Eine Reizung des Ischiasnervs oder anderer Nerven in der Wirbelsäule kann in den Hoden ausstrahlen. Meist zeigt sich die Ausstrahlung über Leiste und Oberschenkel bis ins Bein.
  • Nach Sex / Ejakulation („Kavaliersschmerz“): Gelegentlich treten nach dem Geschlechtsverkehr diffuse Hodenschmerzen auf. Bei wiederholten Beschwerden oder begleitendem Ausfluss sollte auf sexuell übertragbare Infektionen untersucht werden.
  • Nach Sport: Häufige Ursache ist hier der fehlende Halt durch ungeeignete Unterwäsche. Beim Joggen oder Fitnesstraining kann die ständige Bewegung zu Zug- oder Reibungsschmerzen führen.
  • Nach Prostata-OP: Früher traten Hodenschmerzen bedingt durch aufsteigende Infektionen nach Prostataoperationen häufiger auf.

Was tun bei Hodenschmerzen?

Hodenschmerzen sollten nie ignoriert werden. Plötzliche, starke oder anhaltende Beschwerden erfordern eine rasche urologische Abklärung. Insbesondere bei Verdacht auf Hodentorsion zählt jede Minute. Die Standarduntersuchung umfasst eine Tastuntersuchung und einen Ultraschall inklusive Durchblutungsprüfung. Bei einer Hodentorsion muss zeitnah operiert werden. Entzündungen lassen sich mit Antibiotika behandeln, zusätzlich helfen Kühlung und Hochlagerung. Schmerzmittel können Symptome kurzfristig lindern, sollten aber nicht ohne Abklärung eingesetzt werden, da sie die Diagnose erschweren können. Anlaufstelle Nummer eins bei Hodenschmerzen ist die Urologie.

Hoden und Gehirn: Verblüffende Gemeinsamkeiten

Eine portugiesische Studie hat gezeigt, dass die Hoden und das Gehirn verblüffende Ähnlichkeiten aufweisen. Die Forscher verglichen den Aufbau sowie die Struktur von 33 Gewebearten und stellten fest, dass das Gewebe von Gehirn und Testikel eine Übereinstimmung von 13.442 Proteinen aufweist. Diese gemeinsamen Eiweiße sind vor allem an der Bildung von neuem Gewebe und Zellkommunikation beteiligt. Beide Organe haben einen sehr hohen Energiebedarf und verfügen über extrem spezialisierte Zellen - beim Gehirn sind es die Neuronen, beim Hoden die Keimzellen. Hinzu kommt, dass sowohl Nervenzellen als auch Spermien ähnlich funktionieren.

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