Wundheilung bei Parkinson: Ursachen und Behandlung

Parkinson, eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, betrifft Millionen Menschen weltweit. Die Erkrankung manifestiert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die von motorischen Beeinträchtigungen wie Tremor, Rigor, Bradykinese und posturaler Instabilität bis hin zu nicht-motorischen Symptomen wie Schlafstörungen, Depressionen und kognitiven Beeinträchtigungen reichen. Obwohl Parkinson nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Wundheilung bei Parkinson kann durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt sein, die mit der Erkrankung selbst, den Begleiterkrankungen und den damit verbundenen Behandlungen zusammenhängen.

Ursachen für Wundheilungsstörungen bei Parkinson

Verschiedene Faktoren können die Wundheilung bei Parkinson-Patienten negativ beeinflussen. Dazu gehören:

  • Ernährungsdefizite: Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung verliert etwa jeder zweite Betroffene Körpergewicht. Dies kann auf eine gestörte Energiebilanz sowie eine verminderte Nahrungsaufnahme zurückzuführen sein. Das Zittern, die Daueranspannung der Muskulatur und die Anstrengung, eine begonnene Bewegung zu Ende zu führen, kosten viel Kraft. Bekommt der Körper weniger Energie als er braucht, greift er auf seine Energiereserven zurück, was zu Gewichtsverlust führt. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Kalorien, Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen ist daher essenziell für die Wundheilung.

  • Medikamenteneinnahme: Einige Medikamente, die zur Behandlung von Parkinson eingesetzt werden, können die Wundheilung beeinträchtigen. Insbesondere Levodopa, ein häufig verwendetes Medikament zur Dopamin-Ersatztherapie, kann in hohen Dosen die psychische Stabilität verändern und zu Nebenwirkungen wie Verwirrtheit, Ödemen, Psychosen oder Wesensveränderungen führen.

  • Diabetes mellitus: Viele ältere Menschen erkranken an Parkinson. Diabetes mellitus ist eine häufige Begleiterkrankung im Alter und kann die Wundheilung erheblich beeinträchtigen. Hohe Blutzuckerspiegel können die Immunfunktion beeinträchtigen, die Durchblutung verschlechtern und die Bildung von Kollagen, einem wichtigen Bestandteil des Hautgewebes, reduzieren.

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  • Eingeschränkte Mobilität: Parkinson-Patienten leiden häufig unter eingeschränkter Mobilität und sind dadurch einem erhöhten Risiko für Druckgeschwüre (Dekubitus) ausgesetzt. Durch den Bewegungsmangel wird die Durchblutung der Haut beeinträchtigt, was die Wundheilung zusätzlich erschwert.

  • Vegetative Störungen: Darmträgheit gehört zu den gravierendsten vegetativen Störungen bei Morbus Parkinson und kann zu Völlegefühl, Blähungen und Bauchschmerzen führen. Bereits in der Frühphase der Erkrankung leidet jeder vierte Betroffene an Verstopfung. Im weiteren Krankheitsverlauf können es bis 80 % aller Betroffenen sein. Zudem kann es im Laufe der Erkrankung zu einem vermehrten Speichelfluss (Sialorrhoe) kommen.

  • Schluckstörungen: Die Häufigkeit von Schluckstörungen bei Morbus Parkinson wird mit 50-75 % angegeben und ist abhängig von der Schwere der Erkrankung. Hustenanfälle bei den Mahlzeiten, chronischer Husten (auch nachts) oder zwanghaftes Räuspern sowie deutlich vermehrter Zeitaufwand für die Mahlzeiten (mehr als eine Stunde) sind mögliche Hinweise. Lungenkomplikationen wie chronische Bronchitis oder Aspirationspneumonie (d.h.

  • Psychische Begleiterkrankungen: Viele Parkinson-Patienten leiden unter Depressionen, Angstzuständen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Diese psychischen Begleiterkrankungen können die Wundheilung indirekt beeinflussen, indem sie die Motivation zur Selbstpflege reduzieren und die Einhaltung von Behandlungsplänen erschweren.

Behandlung von Wundheilungsstörungen bei Parkinson

Die Behandlung von Wundheilungsstörungen bei Parkinson erfordert einen multidisziplinären Ansatz, der die zugrunde liegenden Ursachen berücksichtigt und die individuellen Bedürfnisse des Patienten in den Mittelpunkt stellt. Zu den wichtigsten Behandlungsstrategien gehören:

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  • Optimierung der Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Kalorien, Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen ist essenziell für die Wundheilung. Bei Bedarf kann eine Ernährungsberatung in Anspruch genommen werden, um den individuellen Bedarf zu ermitteln und einen geeigneten Ernährungsplan zu erstellen. In manchen Fällen kann auch eine Ernährung mit Hilfe einer Sonde (PEG) erforderlich sein, wenn die oral zugeführte Nahrung nicht mehr ausreicht, um den Flüssigkeits- und Nährstoffbedarf zu decken.

  • Anpassung der Medikation: Die Medikation sollte regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden, um negative Auswirkungen auf die Wundheilung zu minimieren. In Absprache mit dem behandelnden Arzt können alternative Medikamente oder Dosierungen in Erwägung gezogen werden.

  • Kontrolle des Blutzuckerspiegels: Bei Diabetes mellitus ist eine konsequente Kontrolle des Blutzuckerspiegels von entscheidender Bedeutung für die Wundheilung. Dies kann durch eine Kombination aus Ernährungsumstellung, Bewegung und Medikamenteneinnahme erreicht werden.

  • Förderung der Mobilität: Regelmäßige Bewegung und Physiotherapie können die Durchblutung verbessern und das Risiko für Druckgeschwüre reduzieren. Zudem können gezielte Übungen die Muskelkraft und die Koordination verbessern, was die Mobilität und die Selbstständigkeit der Patienten fördert.

  • Wundversorgung: Eine adäquate Wundversorgung ist essenziell für die Förderung der Wundheilung. Die Wunde sollte regelmäßig gereinigt und mit geeigneten Wundauflagen versorgt werden, um Infektionen vorzubeugen und ein feuchtes Wundmilieu zu erhalten. Bei Bedarf kann eine spezialisierte Wundexpertin oder ein Wundexperte hinzugezogen werden.

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  • Behandlung von Begleiterkrankungen: Die Behandlung von Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen oder kognitiven Beeinträchtigungen kann die Wundheilung indirekt verbessern, indem sie die Motivation zur Selbstpflege steigert und die Einhaltung von Behandlungsplänen erleichtert.

  • Logopädie und Anpassung der Nahrungskonsistenz: In den Therapiesitzungen werden die beteiligten Muskelgruppen gekräftigt und Bewegungsabläufe eingeübt. Mit Hilfe von entsprechenden Schluck- und Haltungsübungen (wie zum Beispiel „Kinn zur Brust“) kann der Ablauf des Schluckens verbessert werden. Meist sind die Schluckstörungen bei einzelnen Nahrungskonsistenzen verstärkt (z. B. klare Suppe mit Petersilie oder Reis, bröselige Speisen). Das Eindicken von Suppe und warmen/kalten Getränken kann eine wichtige Hilfestellung bei Problemen mit der Flüssigkeitsaufnahme darstellen. Eine Reihe von geschmacksneutralen Produkten guter Qualität steht zur Verfügung.

  • Hilfsmittel: Strohhalm, Schnabelbecher, Tellerranderhöhung sind bei starkem Tremor erforderlich. Suppen können auch aus einer Schnabeltasse getrunken werden. Oft können Getränke besser mittels Strohhalmes aufgenommen werden.

Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit

Die Behandlung von Wundheilungsstörungen bei Parkinson erfordert eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, darunter Neurologen, Hausärzte, Ernährungsberater, Physiotherapeuten, Logopäden, Wundexperten und Psychologen. Durch die Bündelung des Fachwissens und die Koordination der Behandlungsmaßnahmen kann eine optimale Versorgung der Patienten gewährleistet und die Wundheilung gefördert werden.

Präventive Maßnahmen

Neben der Behandlung von bestehenden Wundheilungsstörungen ist es wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko für Wunden und Wundheilungsstörungen zu minimieren. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Hautinspektion: Die Haut sollte regelmäßig auf Rötungen, Druckstellen, Blasen oder andere Anzeichen von Hautschäden untersucht werden.

  • Druckentlastung: Bei eingeschränkter Mobilität sollten druckentlastende Maßnahmen wie spezielle Matratzen, Kissen oder Lagerungstechniken eingesetzt werden, um Druckgeschwüre vorzubeugen.

  • Hautpflege: Eine sorgfältige Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Lotionen kann die Hautbarriere stärken und das Risiko für Hautschäden reduzieren.

  • Vermeidung von Verletzungen: Es sollten Maßnahmen ergriffen werden, um Verletzungen vorzubeugen, wie z.B. das Tragen von geeignetem Schuhwerk, die Beseitigung von Stolperfallen in der Wohnung und die Verwendung von Hilfsmitteln zur Unterstützung der Mobilität.

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