Zahnimplantate sind eine beliebte Lösung für den Ersatz fehlender Zähne. Doch um Implantate ranken sich viele Mythen und es gibt wichtige Aspekte zu beachten, um Komplikationen zu vermeiden. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Druck auf Nerven im Oberkiefer durch Zahnimplantate, räumt mit gängigen Irrtümern auf und bietet einen umfassenden Überblick über Risiken, Komplikationen und Lösungen.
Irrtümer und Fakten rund um Zahnimplantate
Es ist wichtig, sich vor einer Implantation umfassend zu informieren, um realistische Erwartungen zu haben.
Irrtum Nr. 1: Implantate halten ewig
Obwohl Implantate aus robustem Material wie Titan gefertigt sind und keine Karies bekommen können, ist ihre Lebensdauer nicht unbegrenzt. Das Gewebe um das Implantat kann sich entzünden (Periimplantitis), was zum Knochenabbau und letztendlich zum Verlust des Implantats führen kann. Eine lebenslange Kontrolle, intensive Mundhygiene und regelmäßige Prophylaxe sind daher unerlässlich.
Irrtum Nr. 2: Implantate sind die besseren Zähne
Eigene Zähne sind durch den Zahnhalteapparat beweglich im Kiefer verankert und ermöglichen ein feinfühliges Kauen. Implantate hingegen sind starr mit dem Knochen verbunden und haben keine Nerven, wodurch das Gefühl reduziert ist. Ein Zahn sollte daher nicht leichtfertig für ein Implantat gezogen werden.
Irrtum Nr. 3: Implantate sind gesund!
Auch wenn Implantate in der Regel aus biokompatiblem Titan bestehen, bleiben sie Fremdkörper im Körper. Sie können Titanabriebpartikel abgeben, die lokale Gewebereaktionen hervorrufen können.
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Irrtum Nr. 4: Implantate kann jeder kriegen - wenn er/sie es sich leisten kann!
Ein ausreichendes Implantatbett (genug Kieferknochen) ist eine unbedingte Voraussetzung. Bei Knochenmangel kann ein Knochenaufbau erforderlich sein, der jedoch aufwendig, langwierig und teuer ist. Auch die Lebensführung (nicht rauchen, gesunde Ernährung, gute Mundhygiene) und bestimmte Erkrankungen oder Medikamente können gegen Implantate sprechen.
Irrtum Nr. 5: Ich bin doch viel zu alt für Implantate!
Das Alter spielt eine untergeordnete Rolle. Entscheidend sind der allgemeine Gesundheitszustand und die Lebensführung.
Irrtum Nr. 6: Die Krankenkassen zahlen bei Implantatversorgungen nichts dazu!
Die Krankenkasse beteiligt sich an den Kosten für den Zahnersatz (Krone), aber nicht an den Kosten für das Implantat selbst. Es gibt jedoch Festzuschüsse und viele Bürger sind zusatzversichert.
Irrtum Nr. 7: Die Implantation ist ein Horror und das ganze Gesicht schwillt an!
Bei guter Planung und einem erfahrenen Chirurgen sind Implantationen heutzutage zu über 95% erfolgreich. Schwellungen können auftreten, sind aber meist harmlos.
Irrtum Nr. 8: Keramikimplantate sind hip und das non-plus-ultra!
Titanimplantate haben sich seit über 40 Jahren bewährt. Keramikimplantate sind eine mögliche Alternative, aber es liegen noch nicht genügend Langzeiterfahrungen vor.
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Irrtum Nr. 9: Kaputten Zahn raus, Implantat mit Krone rein an einem Tag, geht das?
Die Sofortimplantation ist nicht der Regelfall. In der Regel wartet man mehrere Wochen nach der Zahnentfernung, bevor man implantiert.
Irrtum Nr. 10: Das Zahnimplantat lässt die Detektoren am Flughafen check-in piepen
Das ist nicht der Fall.
Ursachen für Druck auf Nerven im Oberkiefer durch Zahnimplantate
Eine der gefürchtetsten Komplikationen bei Zahnimplantaten ist die Nervschädigung, insbesondere des Nervus alveolaris inferior (Unterkiefernerv) im Unterkiefer. Im Oberkiefer ist das Risiko geringer, da es keinen Hauptnervenstrang gibt, der direkt gefährdet ist. Dennoch können kleinere Nervenbahnen verletzt werden, was zu Sensibilitätsverlusten einzelner Zähne führen kann.
Mögliche Ursachen für Druck auf Nerven im Oberkiefer:
- Fehlerhafte Planung und Durchführung: Eine ungenaue Planung und Durchführung der Implantation kann dazu führen, dass das Implantat zu nahe an Nervenbahnen platziert wird oder diese direkt verletzt.
- Zu tiefes Bohren: Wird bei der Vorbereitung des Implantatbetts zu tief gebohrt, können Nervenbahnen beschädigt werden.
- Knochenmangel: Bei Knochenmangel im Oberkiefer, insbesondere im Seitenzahnbereich unterhalb der Kieferhöhle, kann die Wahl zu kurzer Implantate das Risiko einer Nervverletzung erhöhen, wenn der Nasenboden durchbohrt wird.
- Entzündungen: Entzündungen im Bereich des Implantats können auf Nerven drücken und Schmerzen oder Taubheitsgefühle verursachen.
- Fremdkörper: Zementüberschüsse oder andere Fremdkörper, die in die Kieferhöhle gelangen, können ebenfalls Entzündungen und Nervreizungen verursachen.
Komplikationen im Zusammenhang mit Zahnimplantaten
Die Zahnimplantation ist ein chirurgischer Eingriff, der mit gewissen Risiken verbunden ist. Obwohl die Erfolgsquote hoch ist, können Komplikationen auftreten.
Frühkomplikationen:
- Schmerzen und Schwellungen: Leichte Schmerzen und Schwellungen sind in den ersten Tagen nach der Implantation normal. Sie können mit Schmerzmitteln und Kühlung behandelt werden.
- Blutergüsse: Blutergüsse können ebenfalls auftreten.
- Wundheilungsstörungen: In seltenen Fällen heilt die Wunde nicht richtig oder entzündet sich.
- Infektionen: Eine Infektion kann zum Implantatverlust führen.
- Nicht abklingende Schmerzen: Anhaltende oder zunehmende Schmerzen, gerötetes Zahnfleisch und Eiter sind alarmierende Zeichen.
Spätkomplikationen:
- Periimplantitis: Die Entzündung des Gewebes um das Implantat herum ist eine der häufigsten Spätkomplikationen.
- Lockerung des Implantats: Durch Knochenabbau kann sich das Implantat lockern.
- Schäden an benachbarten Zähnen:
- Nervschädigungen: Eine Verletzung von Nerven kann zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schmerzen führen.
- Probleme mit dem Zahnersatz: Der Zahnersatz auf dem Implantat kann brechen oder sich lockern.
- Kieferhöhlenentzündung: Bei Implantaten im Oberkiefer kann es zu einer Entzündung der Kieferhöhle kommen.
- Implantatbruch: In seltenen Fällen kann das Implantat brechen.
- Abstoßung des Implantats: Obwohl selten, kann der Körper das Implantat abstoßen.
Symptome bei Druck auf Nerven
Die Symptome einer Nervschädigung nach einer Zahnimplantation können vielfältig sein und hängen vom Ausmaß und der Lokalisation der Verletzung ab.
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Mögliche Symptome:
- Taubheitsgefühl: Ein Taubheitsgefühl im Bereich des Kinns, der Lippe, des Zahnfleisches, der Zunge oder der Wange.
- Kribbeln: Ein Kribbeln oder "Ameisenlaufen" im betroffenen Bereich.
- Schmerzen: Chronische Schmerzen im Gesicht, Kiefer oder in den Zähnen.
- Veränderter Geschmackssinn: Verlust des Geschmackssinns auf der betroffenen Seite der Zunge.
- Eingeschränkte Funktion: Schwierigkeiten beim Sprechen, Kauen oder Schlucken.
Diagnose und Behandlung von Nervschädigungen
Bei Verdacht auf eine Nervschädigung ist eine gründliche Untersuchung durch den Zahnarzt oder Implantologen erforderlich.
Diagnostische Maßnahmen:
- Anamnese: Der Arzt wird nach der Schmerzentwicklung, der Art der Beschwerden und möglichen Auslösern fragen.
- Klinische Untersuchung: Der Arzt untersucht die Mundhöhle und prüft die Sensibilität der betroffenen Bereiche.
- Röntgenaufnahmen: Röntgenbilder oder eine Computertomographie (CT) können den Abstand zwischen Implantat und Nervkanal darstellen und andere Ursachen ausschließen.
- Neurologische Untersuchung: In einigen Fällen kann eine neurologische Untersuchung erforderlich sein, um das Ausmaß der Nervschädigung zu beurteilen.
Behandlungsmöglichkeiten:
Die Behandlung richtet sich nach der Art und dem Ausmaß der Nervschädigung.
- Konservative Therapie: Bei leichten Verletzungen (Quetschungen) kann eine konservative Therapie mit Schmerzmitteln, entzündungshemmenden Medikamenten und Physiotherapie ausreichend sein.
- Kortikosteroide: Kortikosteroide können helfen, Schwellungen und Entzündungen zu reduzieren und den Druck auf den Nerv zu verringern.
- Chirurgische Intervention: In schweren Fällen, insbesondere bei Durchtrennung des Nervs, kann eine operative Nervnaht erforderlich sein, um die Regeneration des Nervs zu fördern.
- Implantatentfernung: Wenn das Implantat direkt auf den Nerv drückt oder ihn durchtrennt hat, kann eine Entfernung des Implantats notwendig sein, um den Nerv zu entlasten.
Prävention von Nervschädigungen
Eine sorgfältige Planung und Durchführung der Implantation ist entscheidend, um Nervschädigungen zu vermeiden.
Präventive Maßnahmen:
- Sorgfältige Planung: Eine detaillierte Planung mit Hilfe von 3D-Röntgen (CT, DVT) ermöglicht die genaue Darstellung der anatomischen Verhältnisse und die Bestimmung des optimalen Implantatstandorts.
- Erfahrener Implantologe: Die Wahl eines erfahrenen Implantologen mit fundierten Kenntnissen der Anatomie ist entscheidend.
- Verwendung von Bohrschablonen: Bohrschablonen helfen, das Implantat präzise zu positionieren und ein zu tiefes Bohren zu verhindern.
- Kontrollierte Bohrung: Die Bohrung sollte langsam und kontrolliert durchgeführt werden, um eine Überhitzung des Knochens und eine Schädigung des Nervs zu vermeiden.
- Berücksichtigung anatomischer Gegebenheiten: Der Implantologe muss die Lage des Nervs genau kennen und bei der Planung und Durchführung der Implantation berücksichtigen.
- Verwendung kurzer Implantate: Bei geringer Knochenhöhe können kurze Implantate verwendet werden, um das Risiko einer Nervverletzung zu minimieren.
- Sinuslift: Im Oberkiefer kann ein Sinuslift (Anheben des Kieferhöhlenbodens) durchgeführt werden, um ausreichend Knochen für das Implantat zu schaffen und den Nasenboden nicht zu durchbohren.
Schmerzen nach Zahnimplantation: Was ist normal?
Leichte Schmerzen nach einer Zahnimplantation sind normal und können mit Schmerzmitteln behandelt werden. Die Schmerzen sollten jedoch innerhalb weniger Tage abklingen. Anhaltende oder zunehmende Schmerzen, Schwellungen, Rötungen oder Eiterbildung sind Anzeichen für eine Komplikation und sollten umgehend von einem Zahnarzt untersucht werden.
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