Viele Menschen erleben gelegentlich ein Taubheitsgefühl in den Zehen, das von harmlosen Ursachen wie eingeschlafenen Gliedmaßen herrühren kann. In manchen Fällen kann dieses Gefühl jedoch ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung sein. Es ist wichtig, die verschiedenen Ursachen von Taubheitsgefühlen in den Zehen zu verstehen, um rechtzeitig einen Arzt aufsuchen und geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.
Nerven als Auslöser
Häufig sind Nervenprobleme die Ursache für Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Beinen, Füßen oder Zehen. Eine Einengung oder Erkrankung der Nerven kann die Signalübertragung beeinträchtigen und zu den genannten Symptomen führen.
Eingeschlafene Füße/Beine
Langes Sitzen oder Liegen in ungünstigen Positionen, wie beispielsweise im Schneidersitz oder mit übereinandergeschlagenen Beinen, kann zu einem Taubheitsgefühl und Kribbeln in den betroffenen Gliedmaßen führen. Der Druck auf Nerven und Blutgefäße beeinträchtigt die Durchblutung und Nervenfunktion. In den meisten Fällen ist dies harmlos und verschwindet innerhalb weniger Minuten oder Stunden von selbst.
Tarsaltunnelsyndrom
Das Tarsaltunnelsyndrom entsteht durch die Einengung des Schienbeinnervs im Tarsalkanal, der von Sprungbein, Fersenbein und Innenknöchel gebildet wird. Dies kann beispielsweise nach einer Verletzung im Sprunggelenk oder Fußbereich auftreten. Betroffene klagen über Taubheitsgefühle, Kribbeln und/oder Schmerzen am inneren Fußrand, die besonders nachts und bei Belastung auftreten. Die Schmerzen können in die Fußsohle und Wade ausstrahlen.
Polyneuropathie
Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die unter anderem die Nerven in den Beinen betrifft. Ursachen können Diabetes oder Alkoholsucht sein. Typische Symptome sind Kältegefühl, Schmerzen, Brennen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühle, die sich meist strumpfförmig an beiden Unterschenkeln und Füßen ausbreiten.
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Schlaffe Lähmung
Bestimmte Nervenerkrankungen (Polyneuropathien) und andere Erkrankungen wie Kinderlähmung und Muskeldystrophie können zu einer schlaffen Lähmung führen. Kennzeichnend dafür ist ein watschelnder Gang mit beidseitiger Schwäche oder Lähmung von Hüft- und/oder Beinmuskeln; manchmal sind auch die Schulter-, Arm- oder Gesichtsmuskeln betroffen. Zudem kann ein Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl in den Beinen auftreten.
Probleme mit der Wirbelsäule
Verschiedene Wirbelsäulenbeschwerden können Kribbeln und Taubheitsgefühle im Bein auslösen.
Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall kann ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl um den After oder im Bein verursachen. Oft treten zusätzlich Schmerzen, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein sowie Rückenschmerzen auf.
Spinalkanalstenose
Die Spinalkanalstenose, eine Verengung des Wirbelkanals, kann ähnliche Beschwerden wie ein Bandscheibenvorfall hervorrufen, darunter Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl um den After oder im Bein, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein. Auch ein Wirbelbruch oder Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) können solche Symptome verursachen.
Pantothensäuremangel
Ein Mangel an Pantothensäure, einem Vitamin, das in fast allen Lebensmitteln vorkommt, ist selten. Wenn er jedoch auftritt, kann er sich unter anderem in Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl sowie Kribbeln und stechenden Schmerzen in den Füßen äußern.
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Weitere mögliche Ursachen
Neben Nerven- und Wirbelsäulenproblemen gibt es noch weitere mögliche Ursachen für Kribbeln und Taubheitsgefühle in Beinen, Füßen oder Zehen.
Restless-Legs-Syndrom
Das Restless-Legs-Syndrom ist durch ein tiefsitzendes Kribbeln, Zuckungen und einen starken Bewegungsdrang in den Beinen (manchmal auch in den Armen) gekennzeichnet. Die Beschwerden verschlimmern sich in Ruhe, vor allem abends und nachts.
Metatarsalgie
Metatarsalgie bezeichnet belastungsabhängige Schmerzen im Bereich des Mittelfußes, die auf eine Überlastung des Mittelfußes zurückzuführen sind, etwa bei Spreizfuß oder Ballenzehe (Hallux valgus). Betroffene klagen über attackenartige, brennende oder elektrisierende Schmerzen und/oder Kribbeln am Vorfuß, meist zwischen der dritten und vierten Zehe.
Krampfadern
Schweregefühl, Schmerzen, Jucken und/oder Kribbeln im Bein - genauer im Unterschenkel - können durch Krampfadern bedingt sein.
Falsches Schuhwerk
Hohe oder enge Schuhe können durch den dauerhaften Druck auf die Fußsohle die Nerven reizen und dadurch zu tauben Zehen führen. Gerade beim Fahrradfahren und beim Training auf dem Crosstrainer kommt es häufiger zu tauben Zehen, da hier das gesamte Körpergewicht überwiegend auf den Fußballen lastet.
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Vitamin-B12-Mangel
Ein Vitamin-B12-Mangel kann Taubheitsgefühle und Missempfindungen mit sich bringen, da er zu Schädigungen der Myelinscheiden führt, die die Nerven umhüllen und schützen. Ein langanhaltender Mangel kann zu dauerhaften Nervenschäden führen.
Alkohol- und Drogenkonsum
Alkohol- und Drogenmissbrauch können neben Mangelerscheinungen auch Nervenschäden verursachen. Sind die Nerven in den Beinen betroffen, kann es zu tauben Zehen kommen.
Morton Neurom
Hierbei handelt es sich um eine Verdickung der Nerven, genauer gesagt der bindegewebigen Anteile, im Mittelfuß. Dieses gutartige Nervengewebswachstum führt häufig neben brennenden und stechenden Schmerzen im Mittelfuß auch zu tauben Zehen.
Taube Zehen nach OP
Nerven können während einer Fußoperation gereizt und gedehnt werden. Taubheitsgefühle im Fuß und in den Zehen sind als Folge möglich. Auch eine postoperative Blutung kann Nerven abklemmen und dadurch das taube Gefühl auslösen.
Multiple Sklerose (MS)
Bei MS greift das Immunsystem die Schutzhülle der Nervenfasern an. Störungen in der Reizweiterleitung sind die Folge.
Chemotherapie-induzierte Neuropathie
Bestimmte Chemotherapeutika können die peripheren Nerven schädigen und eine Polyneuropathie auslösen. Diese macht sich meist zuerst an den Füßen bemerkbar. Typisch sind Taubheitsgefühle in den Zehen, begleitet von Kribbeln, Brennen oder Schmerzen.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
Bei der PAVK ist der Blutfluss in den Beingefäßen behindert. Das äußert sich durch Schmerzen - zu Beginn nur beim Gehen. Typischerweise sind diese Schmerzen so ausgeprägt, dass sie immer wieder zum Stehenbleiben zwingen („Schaufensterkrankheit“).
Raynaud-Syndrom
Hier lösen zum Beispiel Kälte oder Stress Gefäßkrämpfe aus. Dies führt zu anfallsartigen Durchblutungsstörungen, vor allem in den Händen, manchmal auch an den Füßen. Bemerkbar macht sich das typischerweise durch kalte, blasse, bläuliche oder rote und gefühllose Finger, die wehtun und sich taub anfühlen können.
Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien)
Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten.
Wann zum Arzt?
Ein gelegentliches Taubheitsgefühl in den Zehen, das nach einer Änderung der Position oder durch Lockern der Schuhe verschwindet, ist in der Regel harmlos. Sollten die Symptome jedoch anhalten, sich verschlimmern oder von anderen Beschwerden wie Schmerzen, Schwäche oder Kribbeln begleitet sein, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.
Diagnose
Um die genaue Ursache für Taubheitsgefühle in den Zehen zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei werden unter anderem die Reflexe, die Sensibilität und die Durchblutung der Füße überprüft. Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie Bluttests, Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen oder bildgebende Verfahren (z. B. MRT) erforderlich sein.
Behandlung
Die Behandlung von Taubheitsgefühlen in den Zehen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei Nervenkompressionen können beispielsweise Physiotherapie oder entzündungshemmende Medikamente helfen. Bei Durchblutungsstörungen können durchblutungsfördernde Maßnahmen wie Bewegung oder Medikamente erforderlich sein. Bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung entscheidend. In manchen Fällen kann auch eine Operation notwendig sein, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder einem Karpaltunnelsyndrom.
Was kann man selbst tun?
Es gibt einige Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um Taubheitsgefühlen in den Zehen vorzubeugen oder sie zu lindern:
- Gut sitzendes Schuhwerk tragen: Schuhe sollten ausreichend Platz für die Zehen bieten und nicht drücken.
- Regelmäßige Bewegung: Bewegung fördert die Durchblutung und kann Nervenkompressionen vorbeugen.
- Fußpflege: Regelmäßige Fußpflege, insbesondere bei Diabetes, ist wichtig, um Verletzungen und Infektionen vorzubeugen.
- Massagen: Regelmäßige Massagen an Fuß und Zehen können Verspannungen lösen und die Durchblutung fördern.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig für die Nervenfunktion.
- Alkohol und Nikotin meiden: Alkohol und Nikotin können Nervenschäden verursachen oder verstärken.
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