Ein Schlaganfall ist eine schwerwiegende Erkrankung, die durch eine Unterbrechung der Blutversorgung des Gehirns verursacht wird und zu dauerhaften Schäden führen kann. Während die neurologischen Folgen eines Schlaganfalls wie Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen im Vordergrund stehen, können auch Kopfschmerzen eine erhebliche Belastung darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall, um Betroffenen und ihren Angehörigen ein besseres Verständnis dieser oft übersehenen Komplikation zu ermöglichen.
Einführung
Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom nach einem Schlaganfall, das die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Obwohl Kopfschmerzen allgemein zu den typischen Schmerzsyndromen nach einem Schlaganfall gezählt werden, fehlen bislang systematische Untersuchungen zur Epidemiologie, dem Vorhersagewert und der Behandlung. Die Kopfschmerzen können in engem zeitlichen Zusammenhang mit dem akuten Schlaganfall auftreten und Prädiktoren für chronische Kopfschmerzen sechs Monate danach sein.
Ursachen von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall
Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall können verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, zwischen Kopfschmerzen, die unmittelbar nach dem Schlaganfall auftreten (akute Kopfschmerzen), und solchen, die länger anhalten (anhaltende Kopfschmerzen), zu unterscheiden.
Akute Kopfschmerzen
Akute Kopfschmerzen treten meist simultan zu den fokal-neurologischen Defiziten auf und sind häufig selbstlimitierend, mit einer Dauer von durchschnittlich ein bis vier Tagen. Die Kopfschmerzen ähneln typischerweise den Kopfschmerzen vom Spannungstyp (50-80 %) und seltener der Migräne. Die Schmerzen werden vorwiegend frontal, temporal, okzipital oder nuchal lokalisiert.
Mögliche Ursachen für akute Kopfschmerzen sind:
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- Direkte Schädigung von Hirnstrukturen: Der Schlaganfall kann Hirnstrukturen schädigen, die an der Schmerzwahrnehmung beteiligt sind. Insbesondere Hirninfarkte im Bereich des Inselkortex, im somatosensorischen Kortex und im Zerebellum waren mit einem hohen Risiko für Kopfschmerz verbunden.
- Entzündungsreaktionen: Der Schlaganfall kann Entzündungsreaktionen im Gehirn auslösen, die zu Kopfschmerzen führen können.
- Erhöhter Hirndruck: In einigen Fällen kann ein Schlaganfall zu einem erhöhten Hirndruck führen, der ebenfalls Kopfschmerzen verursachen kann.
- Cortical Spreading Depression (CSD): Eine sich langsam ausbreitende Depolarisationswelle über den zerebralen Kortex, ausgehend vom okzipitalen Kortex, begleitet von einer Hyperperfusion, wird durch eine Phase der Hemmung und Hypoperfusion gefolgt. Die CSD konnte nicht nur in Zusammenhang zur Migräneaura, sondern auch bei akuten Hirnverletzungen wie dem ischämischen Hirninfarkt nachgewiesen werden.
Anhaltende Kopfschmerzen
Obwohl der Kopfschmerz nach einem Schlaganfall häufig nach wenigen Tagen abklingt, bleibt er in einigen Fällen länger bestehen. Die Prävalenz anhaltender Kopfschmerzen variiert in Studien stark und wird mit 1-23 % angegeben.
Mögliche Ursachen für anhaltende Kopfschmerzen sind:
- Chronifizierung von Schmerzen: Akute Kopfschmerzen können sich chronifizieren, insbesondere wenn sie nicht ausreichend behandelt werden.
- Muskelverspannungen: Lähmungen und Bewegungseinschränkungen nach einem Schlaganfall können zu Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich führen, die Kopfschmerzen verursachen können.
- Psychische Faktoren: Depressionen und Angstzustände, die häufig nach einem Schlaganfall auftreten, können ebenfalls Kopfschmerzen verstärken oder auslösen.
- Medikamentenübergebrauch: Der übermäßige Gebrauch von Schmerzmitteln kann paradoxerweise zu Kopfschmerzen führen.
- Weitere Risikofaktoren: Ein Schlafdefizit, zerebelläre und kryptogene Infarkte, ein NIHSS-Score < 8 und das Fehlen einer Makroangiopathie.
Symptome von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall
Die Symptome von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall können je nach Ursache und Art der Kopfschmerzen variieren. Häufige Symptome sind:
- Spannungskopfschmerzen: Diese Kopfschmerzen werden oft als dumpf, drückend oder ziehend beschrieben und können sich im gesamten Kopfbereich ausbreiten.
- Migräne: Migräneartige Kopfschmerzen sind oft pulsierend und können von Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet sein.
- Nackenschmerzen: Kopfschmerzen, die von Nackenschmerzen begleitet sind, können auf Muskelverspannungen oder eine Beteiligung der Halswirbelsäule hindeuten.
- Schwindel: In einigen Fällen können Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall von Schwindel begleitet sein.
- Sehstörungen: Selten können Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall auch von Sehstörungen begleitet sein.
Diagnose von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall
Die Diagnose von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall umfasst in der Regel eine ausführliche Anamnese, eine neurologische Untersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns. Ziel der Diagnose ist es, die Ursache der Kopfschmerzen zu identifizieren und andere mögliche Ursachen auszuschließen.
Behandlung von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall
Die Behandlung von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall richtet sich nach der Ursache und Art der Kopfschmerzen. Ziel der Behandlung ist es, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern.
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Medikamentöse Behandlung
Zur medikamentösen Behandlung von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall können verschiedene Schmerzmittel eingesetzt werden, darunter:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac können bei leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen helfen.
- Triptane: Triptane sind spezielle Migränemittel, die bei migräneartigen Kopfschmerzen wirksam sein können. Aufgrund ihrer vasokonstriktiven Wirkung sind Triptane jedoch bei Patientinnen und Patienten mit hohem kardiovaskulären Risikoprofil oder nach einem Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) kontraindiziert.
- Antidepressiva: Antidepressiva können bei chronischen Kopfschmerzen und Depressionen helfen.
- Antiepileptika: Antiepileptika können bei bestimmten Arten von Kopfschmerzen, wie z. B. trigeminalen Neuralgien, eingesetzt werden.
- Antikörper gegen Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) oder den CGRP-Rezeptor: Diese Medikamente sind noch zu jung für verlässliche Langzeitdaten zur Auswirkung auf das Schlaganfallrisiko.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Neben der medikamentösen Behandlung können auch nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Linderung von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall beitragen, darunter:
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Körperhaltung zu verbessern.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, Alltagsaktivitäten schmerzfreier zu gestalten.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und Kopfschmerzen zu lindern.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, Depressionen und Angstzustände zu bewältigen, die Kopfschmerzen verstärken können.
- Akupunktur: Akupunktur kann bei einigen Arten von Kopfschmerzen, wie z. B. Spannungskopfschmerzen, wirksam sein.
Spezielle Therapien bei bestimmten Ursachen
Bei Kopfschmerzen, die durch spezifische Ursachen wie einen erhöhten Hirndruck oder eine Gefäßentzündung verursacht werden, können spezielle Therapien erforderlich sein.
- Chirurgische Eingriffe: Chirurgische Eingriffe spielen nicht selten eine entscheidende Rolle in der Behandlung hämorrhagischer Schlaganfälle bzw. Hirnblutungen, insbesondere wenn die Blutung auf ein rupturiertes Aneurysma zurückzuführen ist. Diese Operationen haben das Ziel, die Hirnblutungen zu stoppen und eine zweite, oft noch schwerere Blutung zu verhindern.
- Behandlung von Begleiterkrankungen: Die Behandlung von Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Schlafstörungen kann ebenfalls zur Linderung von Kopfschmerzen beitragen.
Prävention von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall
Es gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Prävention von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall. Allerdings können folgende Maßnahmen dazu beitragen, das Risiko von Kopfschmerzen zu reduzieren:
- Gute Blutdruckeinstellung: Eine gute Blutdruckeinstellung kann das Risiko von Schlaganfällen und damit auch von Kopfschmerzen reduzieren.
- Gesunder Lebensstil: Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf kann das Risiko von Kopfschmerzen reduzieren.
- Stressmanagement: Stress kann Kopfschmerzen verstärken. Daher ist es wichtig, Stress abzubauen und Entspannungstechniken zu erlernen.
- Vermeidung von Triggerfaktoren: Einige Menschen reagieren auf bestimmte Triggerfaktoren wie Stress, Schlafmangel oder bestimmte Nahrungsmittel mit Kopfschmerzen. Es ist wichtig, diese Triggerfaktoren zu identifizieren und zu vermeiden.
Persönlichkeitsveränderungen nach einem Schlaganfall
Emotionale Veränderungen wirken sich auf das Verhalten einer Person aus, also auf seine Persönlichkeit. Das kann so weit gehen, dass Angehörige den schlaganfallbetroffenen Menschen in seinem gesamten Wesen kaum noch wiedererkennen. Familie und Freunde nehmen diese emotionalen Veränderungen oft sehr schnell wahr - und zum Teil intensiver als die Betroffenen selbst. Ob die Betroffenen den Wandel selbst bemerken - und auch darunter leiden - ist individuell unterschiedlich.
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Die Veränderungen können äußerst vielfältig sein. Grundsätzlich lassen sich zwei unterschiedliche Richtungen unterscheiden: Das Minus-Syndrom (antriebsarm, apathisch, desinteressiert, wenige Emotionen, emotionslose Sprechweise oder Mimik) und das Plus-Syndrom (impulsiv, aufbrausend, aggressiv, zum Teil paranoide Verdächtigungen).
Wesensveränderungen kommen besonders häufig vor, wenn die Schädigung im Bereich des Frontal- und Temporallappens des Gehirns liegt. Sind der rechte und linke Frontallappen betroffen, begünstigt dies ein Plus-Syndrom, Schädigungen der Temporallappen können eher zu einem Minus-Syndrom führen.
Mit Persönlichkeitsveränderungen verhält es sich so, wie mit vielen Schlaganfall-Folgen. Manche Folgen entwickeln sich wieder zurück, andere nicht. Wichtig ist, die Situation zu thematisieren und Fachleute (Neurologen, Neuropsychologen, Psychologen, Psychotherapeuten etc.) zu Rate zu ziehen, um individuelle Therapien zu entwickeln, die langfristig sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen den Umgang mit den Veränderungen erleichtern.
Vor allem für Angehörige, aber auch für die Betroffenen, ist es oft schwieriger, mit den emotionalen Veränderungen nach einem Schlaganfall umzugehen als mit den körperlichen. Wenn eine Person „nicht mehr sie selbst“ ist, betrifft das das komplette soziale Umfeld. Daran können partnerschaftliche, familiäre und freundschaftliche Beziehungen scheitern.
Schlaganfall erkennen und Erste Hilfe leisten
Unabhängig davon, ob der Schlaganfall aufgrund einer Hirnblutung (Hämorrhagie) oder eines Hirninfarktes (Ischämie) entstanden ist - eine ausreichende Versorgung mit Nähr- und Sauerstoff ist in beiden Fällen nicht mehr gewährleistet.
In Folge der Mangeldurchblutung des Gehirns kann es zu folgenden Symptomen bei Schlaganfall kommen:
- Seh-, Sprach- und Verständnisstörungen
- Einseitige Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
- Starker, schlagartig einsetzender Kopfschmerz
Bitte beachten Sie, dass beim Schlaganfall alle Symptome einzeln, aber auch in Kombination sowie in unterschiedlicher Intensität auftreten können.
Was tun im Notfall?
Sie rufen sofort die 112. Das Wichtigste ist, dass der Rettungsdienst alarmiert wird und so schnell wie möglich Hilfe eintrifft. Sie können denjenigen natürlich beruhigen und darauf achten, dass er nicht stürzt, falls er eine Gangstörung hat. Aber all das sind Dinge, die dem gesunden Menschenverstand entsprechen.
Behandlung in spezialisierten Stroke Units
Die Erstversorgung in einer Stroke Unit ist essentiell. In Deutschland wird heutzutage auch der Großteil - ich will nicht sagen alle Schlaganfall-Patienten - auf solchen Stroke Units behandelt. In Stroke Units ist die diagnostische und therapeutische Expertise sehr hoch und daher können die Experten einschätzen, ob im individuellen Fall zum Beispiel eine Spezialtherapie möglich und nötig ist wie beispielweise eine Lyse-Therapie oder eine katheterbasierte sogenannte Thrombektomie. Auf diesen Stroke Units wird nicht nur die Akuttherapie gestartet, sondern es erfolgt in den folgenden Tagen auch ein Herz-Kreislauf-Monitoring. Nach der Akuttherapie wird der Fokus auf die Ursachenforschung des Schlaganfalls gelegt.