Das Phänomen des Zuckens beim Einschlafen ist weit verbreitet, doch nicht immer harmlos. Es ist wichtig, die Ursachen zu verstehen und von anderen Erkrankungen, insbesondere Epilepsie, abzugrenzen. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Ursachen für Zuckungen im Kindesalter und gibt Hinweise zur Diagnose und Behandlung.
Nicht-epileptische anfallsartige Bewegungsstörungen im Kindesalter
Anfallsartige Bewegungsstörungen ohne epileptische Ursache sind bei Kindern keine Seltenheit. Eine detaillierte Beschreibung der Ereignisse durch die Eltern, idealerweise ergänzt durch eine Videoaufzeichnung, ist entscheidend, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine Fehldiagnose als epileptischer Anfall zu vermeiden.
Jactatio capitis et corporis nocturna
Die Jactatio capitis et corporis nocturna, auch bekannt als Headbanging, äußert sich durch rhythmische, stereotype Bewegungen des Kopfes oder des Rumpfes. Diese treten typischerweise zu Beginn des Schlafs im Schlafstadium I oder während kurzer Aufwachphasen aus dem Schlafstadium II auf. Am häufigsten sind Kopfrollbewegungen oder Kopfschlagen zu beobachten. Die Episoden dauern in der Regel zwischen 30 Sekunden und 30 Minuten. Bei den meisten Kindern beginnt dieses Verhalten um den 9. Lebensmonat und endet im Allgemeinen bis zum 5. Lebensjahr.
Synkopen
Synkopen, auch bekannt als Kreislaufkollaps, sind im Kindesalter relativ häufig. Schätzungsweise 30 bis 50 % der Kinder erleben bis zum jungen Erwachsenenalter mindestens eine Synkope. Ursächlich ist eine verminderte Hirndurchblutung von weniger als 30 ml pro 100 g Hirngewebe pro Minute, was zu einem Verlust des Muskeltonus und damit zur Synkope führt. Man unterscheidet kardiovaskuläre und neurokardiogene Synkopen, wobei im Kindesalter die neurokardiogene Synkope (auch vasovagale Synkope genannt) am häufigsten auftritt. In seltenen Fällen kann eine Synkope einen epileptischen Anfall auslösen. Eine sorgfältige Anamnese, die Vorboten wie Schwarzwerden vor den Augen, Schweißausbruch oder veränderte Hörwahrnehmung bei längerem Stehen in überfüllten, schlecht belüfteten Räumen berücksichtigt, ist für die Diagnose einer Synkope entscheidend. Das Auftreten einer Synkope während körperlicher Anstrengung sollte immer an ein Long-QT-Syndrom denken lassen.
Affektkrämpfe
Affektkrämpfe, die in blauer (80 %) und blasser (20 %) Form auftreten können, sind typisch für das Kleinkindesalter. Bis zu 4 % der Kinder unter 5 Jahren erleiden einen Affektkrampf. Der blaue Affektkrampf wird durch verschiedene Ereignisse ausgelöst (z. B. wenn das Kind seinen Willen nicht bekommt). Durch die Totraumventilation hat er eine längere Anlaufzeit bis zum Bewusstseinsverlust. In der Endphase der zerebralen Hypoxie (Sauerstoffmangel im Gehirn) können kurze, schultergürtelbetonte Myoklonien (Zuckungen) auftreten, die nicht mit epileptischen Zuckungen verwechselt werden dürfen. Die blasse Synkope hingegen tritt häufig schmerzinduziert und schlagartig auf. Die Langzeitprognose ist gut, die Symptomatik ist in der Regel selbstlimitierend und eine Therapie ist nicht erforderlich. Bei Kindern mit Affektkrämpfen sollte systematisch eine Eisenmangelanämie ausgeschlossen und gegebenenfalls behandelt werden.
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Gutartige Schlafmyoklonien des Säuglings
Gutartige Schlafmyoklonien des Säuglings werden klinisch diagnostiziert. Sie beginnen oft in den ersten Lebenstagen und treten im Non-REM-Schlaf auf. Fokale, multifokale oder beidseitig synchrone Myoklonien, die häufig die oberen Extremitäten betreffen, sind das Hauptsymptom und können hochfrequent auftreten. Im EEG zeigt sich kein pathologischer Befund. Durch Aufwecken des Kindes lassen sich die Myoklonien sofort unterbrechen. In der Regel verschwinden sie um den 6. Lebensmonat.
Gutartiger frühkindlicher Myoklonus
Der gutartige frühkindliche Myoklonus tritt bei gesunden Kindern im ersten Lebensjahr (3. - 15. Lebensmonat) auf. Die Symptomatik ist gekennzeichnet durch Beugebewegungen des Halses, begleitet von Schüttelbewegungen des Kopfes und der Axialmuskulatur. Die Symptome treten nur im Wachen auf, mehrmals täglich, oft in Clustern, was immer wieder zu Verwechslungen mit BNS-Anfällen (Blitz-Nick-Salaam-Anfälle) führt. Grimassieren kann ein Begleitphänomen sein. Das EEG ist immer normal. Nur in Ausnahmefällen ist eine EEG-Langzeitableitung zum sicheren Ausschluss einer Epilepsie notwendig.
Pavor nocturnus
Nächtliche Angstzustände (Pavor nocturnus) treten bei Kindern im Alter zwischen 4 und 12 Jahren mit einer Häufigkeit von 3,5 % auf und sind oft von dramatischem Charakter mit angstvollem, inhaltlich durchaus verständlichem Schreien. Die Kinder "erwachen" 1 bis 2 Stunden nach dem Einschlafen, sitzen angstvoll im Bett, laufen durchs Zimmer und wehren häufig Zuwendung der Eltern ab. Die Augen sind weit geöffnet, die Pupillen erweitert. Es besteht eine Amnesie für diese Zeit. Der Pavor nocturnus ist an den Non-REM-Schlaf gebunden. Die Diagnose wird klinisch gestellt.
Tic-Störungen
Das klinische Spektrum der Tic-Störungen ist auch im Kindesalter sehr vielgestaltig. Es reicht vom einfachen "nervösen" Tic bis hin zu komplexen Störungen, die oft klinisch ausgestaltet und nicht immer gleich erkennbar sind. Wichtige Symptome sind bizarre Muster, Zunahme bei Beachtung, Abnahme bei Nichtbeachtung und wechselnde Bewegungsmuster. Bei Mädchen tritt als häufigstes Muster rhythmisches Einknicken in den Knien auf. Wichtig für die Diagnose ist auch die Fähigkeit der Patienten, ihren Tic für kurze Zeit willentlich zu unterdrücken. Viele Tic-Störungen verschwinden von allein. Je nach Leidensdruck kann eine Psychotherapie oder in besonders hartnäckigen Fällen eine medikamentöse Behandlung hilfreich sein.
Schauderattacken
Schauderattacken sind durch plötzlich auftretende Änderung der Körperhaltung - als würde kaltes Wasser über den Körper gegossen - mit Anspannung der Muskulatur, kurzer Dauer und Schüttelbewegungen gekennzeichnet. Der Kopf ist dabei gebeugt oder zur Seite geneigt, Beine und Arme haben eine erhöhte Muskelspannung, wobei die Arme auch gebeugt sein können. Sie beginnen im Säuglings- und Kleinkindesalter mit variabler Frequenz des Auftretens. Der Verlauf ist immer gut, das Bewegungsmuster hört spontan auf.
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Benigner paroxysmaler Schwindel
Im Alter zwischen 1 und 3 Jahren tritt plötzlich Schwindel ohne Vorboten von kurzer Dauer auf, in der Regel bis zu 1 Minute. Die Kinder sind blass, ängstlich, wollen sich festhalten oder legen sich auf den Boden, um nicht zu stürzen. Häufig tritt begleitend ein Nystagmus (Augenzittern) auf. Das Bewusstsein ist nicht gestört. Der Verlauf ist selbstlimitierend bis zum Eintritt ins Schulalter, eine Therapie erübrigt sich.
Benigner paroxysmaler Torticollis
Ähnlich wie beim plötzlichen Torticollis (Schiefhals) wird eine Beziehung zur Migräne vermutet. Die Schiefhalsattacken dauern von mehreren Minuten über Stunden bis zu Tagen, begleitet von rezidivierendem Erbrechen. Als Ausdruck einer Innenohrbeteiligung können rollende Augenbewegungen auftreten. Der Verlauf ist selbstlimitierend. Zum Ausschluss krankhafter Veränderungen des Gehirnes ist bei der Erstattacke eine Bildgebung des Gehirnes notwendig. Familiäre Verläufe können vorkommen.
Epilepsie: Ursachen, Diagnose und Behandlung
Wenn jemand einen Schrei ausstößt, bewusstlos zu Boden geht und sich dann der ganze Körper verkrampft und zuckt, denken die meisten Menschen sofort an eine Epilepsie. Jedoch entspricht dieses weit verbreitete Bild nur einer ganz bestimmten Anfallsform, nämlich dem Grand-mal-Anfall. Und diese Form ist vergleichsweise selten. Bei einer Epilepsie kommt es durch unterschiedlichste Ursachen und Auslöser zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen im Gehirn. So können zum Beispiel Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle entsprechende Veränderungen im Gehirn verursachen, welche solche übermäßigen Entladungen der Neuronen begünstigen. Dann kommt es zu Symptome wie Muskelkrämpfen, Stürzen und Bewusstlosigkeit, aber auch zu durchaus subtileren Anfallsformen. Oft ist die genaue Ursache jedoch unbekannt. Das „Gewitter im Gehirn“ betrifft entweder Teilbereiche des Gehirns (fokale Epilepsie) oder das gesamte Gehirn (generalisierte Epilepsie). Bestimmte Abläufe, Häufigkeiten und Symptome werden zu sogenannten Epilepsie-Syndromen zusammengefasst, etwa der Juvenilen Absence-Epilepsie, dem Dravet-Syndrom oder der Rolando-Epilepsie. Zudem ist nicht jeder einmalige Krampfanfall gleichbedeutend mit einer Epilepsie. Im Kindesalter ist die Prognose außerdem sehr gut, sodass nicht jeder einmalige Anfall sofort zu einer dauerhaften Therapie führen muss. Die Prognose bezüglich Anfallsfreiheit variiert jedoch stark. Wenn zwei nicht provozierte Anfälle (Anfälle ohne erkennbare Auslöser bzw. Wenn, unter Berücksichtigung der ärztlichen Befunde, des EEG, der Symptomatik des Krampfanfalls und weiterer Aspekte durch die Ärztinnen und Ärzte, ein spezifisches Epilepsie-Syndrom diagnostiziert wird. Der Begriff „Epilepsie“ beschreibt demnach das Auftreten oder das Risiko für das Auftreten mehrerer epileptischer Anfälle in bestimmten zeitlichen Abständen, während ein einmaliger epileptischer Anfall nicht zwangsläufig bedeutet, dass auch eine Epilepsie vorliegt, die mit Anfallssuppressiva behandelt werden muss.
Fokale Anfälle
Fokale Anfälle, auch als partielle oder lokalisationsbezogene epileptische Anfälle bezeichnet, gehen immer von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Man unterscheidet fokale Anfälle mit Bewusstseinseinschränkung und fokale Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung. Im ersten Fall nimmt der Patient oder die Patientin den epileptischen Anfall nicht bewusst wahr und kann sich später an nichts erinnern. Bei Erwachsenen ist dies die am häufigsten beobachtete Anfallsform. Fokale epileptische Anfälle, vor allem solche mit Bewusstseinsstörung, können in einen sogenannten sekundär generalisierten Anfall übergehen, der dann beide Gehirnhälften betrifft. Die Symptome fokaler Anfälle richten sich nach dem Ursprungsort im Gehirn. Eine häufige Anfallsform fokalen Ursprungs sind vegetative fokale Anfälle. Auch plötzliche Angst, Wut oder Halluzinationen werden in der Literatur beschrieben. Die Sinneswahrnehmung kann durch einen fokalen Anfall gestört werden. So kann Sehen, Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten durch den Anfall so beeinträchtigt sein, dass Betroffene Blitze sehen, Geräusche oder Stimmen hören, einen komischen Geschmack im Mund haben, etwas Merkwürdiges riechen oder Temperatur-Missempfindungen, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen spüren. Fokale Anfälle mit Bewusstseinsverlust sind häufig durch sogenannte Automatismen geprägt. Patienten wiederholen im Anfall bestimmte Handlungsmuster, wie z. B.
Generalisierte Anfälle
Bei generalisierten Anfällen lässt sich keine bestimmte Hirnregion zuordnen, in der der epileptische Anfall entsteht. Während eines Anfalls kann die Ausbreitung unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen. Bei Absencen kommt es zu einer plötzlichen Bewusstseinsstörung, sodass der Patient bzw. die Patientin seine oder ihre momentane Tätigkeit für die Dauer des Anfalls unterbricht. Die Betroffenen starren bei dieser Form eines epileptischen Anfalls oft ins Leere. Diese Anfälle können mehrere Sekunden dauern und sich stark gehäuft über den Tag wiederholen. Betroffene können sich an den Anfall nicht erinnern und fahren mit ihrer Tätigkeit nach dem Anfall wieder fort. Obwohl diese Anzeichen typisch für Absencen sind, werden sie von Laien vielfach nicht als Symptome einer Epilepsie erkannt. Absencen sind eine häufige Epilepsie-Form des Kindesalters und werden zunächst meist als Unkonzentriertheit oder Träumerei missinterpretiert. Es kann zu wenigen Anfällen innerhalb eines Jahres bis hin zu mehrenden hundert am Tag kommen. Ein myoklonischer Anfall verursacht keine Bewusstseinsstörungen, sondern äußert sich mit Muskelzuckungen. Der tonisch-klonische Anfall oder auch Grand-mal-Anfall ist die Anfallsform, die am häufigsten mit der Krankheit Epilepsie in Verbindung gebracht wird. Die Symptome dieses Anfalls äußern sich meist in einem initialen Schrei des Betroffenen, gefolgt von einer Anspannung der Körpermuskulatur, die dann in Zuckungen des Körpers über geht (siehe oben). Ferner kommt es zu einem Bewusstseinsverlust, sodass sich der Patient bzw. die Patientin im Nachhinein nicht mehr an den Anfall erinnern kann. Auch die Blaufärbung der Lippen ist typisch. Sie entsteht durch die Verkrampfung der Atemmuskulatur während des Anfalls, sodass der oder die Betroffene keine Luft bekommt. Der Atemstillstand kann bis zu 30 Sekunden andauern, führt aber nicht zum Ersticken. Verliert man die Muskelkraft, spricht man von einem atonischen Anfall.
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Akut symptomatische Anfälle (ASA)
Die ILAE definiert einmalige Krampfanfälle als sogenannte ASA. Sie werden nicht als Teil einer epileptischen Erkrankung eingestuft, sondern sind den epileptischen Anfällen lediglich ähnlich. Die Ursachen für einen solchen akut symptomatischen Anfall sind jedoch andere. ASA treten in engem zeitlichen Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, wie z. B. als Folge einer Unterzuckerung, einer Hirnschädigung oder eines Schlaganfalls. Des Weiteren gibt es epileptische Anfälle, die keiner der genannten Klassen zuzuordnen sind. Diese gruppiert die ILAE als Anfälle mit mutmaßlicher Ursache (idiopathische Epilepsie). Auch Gefühls- und Verhaltensänderungen können Teil eines epileptischen Anfalls sein und werden als Krankheitszeichen der Epilepsie verstanden. Zwar sind die Anfallsformen vielfältig, jedoch treten bei einzelnen Epilepsie-Patientinnen und Patienten in der Regel nur ein bis maximal drei verschiedene Formen epileptischer Anfälle auf. Treten bestimmte Symptome, Abläufe und aktivierte Gehirnregionen regelmäßig zusammen in Erscheinung, kann man diese zu fest definierten Epilepsiesyndromen zusammenfassen. Die Syndrome unterscheiden sich anhand der Epidemiologie (Verbreitung), der Klinik (Ablauf/Symptome des Anfalls) und weiterer Befunde in der Diagnose. Es gibt sowohl fokale Epilepsiesyndrome (z. B. Rolando-Epilepsie) als auch generalisierte Epilepsiesyndrome (z. B.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein wichtiger Unterschied zwischen Epilepsie und Krampfanfall: Es gibt keinen akuten Auslöser für epileptische Anfälle, sondern eine dauerhafte Ursache wie eine strukturelle Veränderung im Gehirn oder eine chronische Grunderkrankung, die immer wieder zu epileptischen Anfällen führt. Anders formuliert bedeutet das, dass ein Vermeiden der Auslöser akut symptomatischer Krampfanfälle, zum Beispiel durch mehr Schlaf, weniger Stress, weniger Alkohol, oder das Auskurieren einer Fiebererkrankung, das Risiko für einen erneuten akuten Anfall minimieren kann. Das Risiko für den nächsten epileptischen Anfall ka…
Diagnose
Gerade bei einem ersten Epilepsieanfall stehen behandelnden Ärzten nur wenige Informationen über die Symptome des Anfalls zur Verfügung. Zwar beinhaltet eine erste körperliche Untersuchung u.a. technische Hilfsmittel wie die Elektroenzephalographie (EEG) und die Magnetresonanztomographie (MRT, besonders bei Kindern), aber es kann ratsam sein, das Gesicht des Betroffenen während des Anfalls zu fotografieren. Besonders die Augen des Betroffenen liefern wichtige Hinweise: Sind die Augen zu Beginn eines Anfalls geschlossen, stehen die Chancen gut, dass es sich nicht um einen epileptischen Anfall handelt. Auch Videoaufnahmen von Anfällen können helfen.
Behandlung
Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt von der Form der Epilepsie und dem Krankheitsverlauf ab. Meist wird eine Epilepsie mit Medikamenten behandelt, sogenannten Antiepileptika. Es stehen unterschiedliche Medikamente aus verschiedenen Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Wenn ein Medikament in einer niedrigen Dosierung nicht wirkt, kann zunächst die Dosis erhöht werden. Zeigt sich kein Erfolg, probiert man ein Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe oder kombiniert mehrere Wirkstoffe.Da es oft bei einem einzigen Anfall bleibt, kann man mit einer Behandlung meist erst einmal abwarten. Die Therapie beginnt in der Regel erst nach einem zweiten Anfall. Besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für erneute Anfälle, wie etwa bei einer Gehirnerkrankung, kann bereits nach dem ersten Krampfanfall eine Behandlung sinnvoll sein. Wichtig ist, die persönliche Situation ausführlich mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.Wer sich für eine Behandlung mit Medikamenten entscheidet, nimmt diese meist über mehrere Jahre ein. Wenn in dieser Zeit keine Anfälle aufgetreten sind, können manche Menschen versuchsweise auf Medikamente verzichten. Andere benötigen ihr Leben lang Medikamente.Antiepileptika können Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schwindel haben. Manchmal bestehen spezielle Risiken, zum Beispiel während der Schwangerschaft für das ungeborene Kind. Eine ausführliche ärztliche Beratung ist dann besonders wichtig.Können die Medikamente Anfälle nicht verhindern, ist ein Eingriff eine Alternative. Operation: Wenn sich bei fokalen Anfällen feststellen lässt, welcher Bereich des Gehirns die Anfälle auslöst, kann er entfernt werden. Das ist aber nicht immer möglich.Vagusnerv-Stimulation: Dabei wird ein Schrittmacher unter die Haut im Brustbereich implantiert, der elektrische Impulse abgibt. Er ist über Kontakte am Halsbereich mit dem Vagusnerv verbunden und soll die Überaktivität der Nervenzellen hemmen. Der Vagusnerv ist ein wichtiger Nerv des vegetativen Nervensystems und an der Regulierung der inneren Organe beteiligt. Für den Nutzen dieser Therapie gibt es bisher nur wenige aussagekräftige Studien. Daher wird die Vagus-Stimulation von den gesetzlichen Krankenkassen nur unter besonderen Voraussetzungen im Einzelfall erstattet.Die Behandlung wird von einer Neurologin oder einem Neurologen begleitet. Kinder und Jugendliche werden von Kinder- und Jugendneurologinnen und -neurologen betreut. Meist findet ein Teil der Untersuchung und Behandlung im Krankenhaus statt. Manche ambulanten Einrichtungen und Kliniken haben sich auf die Behandlung von Menschen mit Epilepsie spezialisiert: Epilepsie-Zentren, Epilepsie-Ambulanzen und Schwerpunktpraxen. Diese eignen sich besonders bei speziellen Problemen, einer unklaren Diagnose oder wenn es trotz Behandlung weiter zu Anfällen kommt.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Bei einem epileptischen Anfall ist es am wichtigsten, dass Helferinnen und Helfer Ruhe bewahren und Betroffene vor Verletzungen schützen. Dauert der Anfall länger als fünf Minuten an oder treten mehrere Anfälle kurz hintereinander auf, sollte der Rettungsdienst (Notruf 112) informiert werden. Bei einem schweren Anfall kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein.
Psychosoziale Aspekte
Ergänzend kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Sie kann dabei unterstützen, mit den Folgen der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
Rolando-Epilepsie
Eine bei Kindern häufige Form der Epilepsie ist die Rolando-Epilepsie, bei der die Anfälle vornehmlich im Schlaf auftreten. Durch im Schlaf vorgespielte kurze Laute können die für die Epilepsie charakteristischen, in der Hirnaktivität messbaren Ausschläge teilweise unterdrückt werden. Das hat ein Forschungsteam der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen unter der Leitung von Dr. Hong-Viet Ngo und Professor Jan Born vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie festgestellt. Diese Erkenntnisse könnten die Grundlage für künftige Forschungen an Therapien für diese Epilepsieform bilden. Zwar nimmt die Rolando-Epilepsie in der Regel einen milden Verlauf und bleibt oft unbehandelt. Doch ließen sich zum Teil mit der Erkrankung in Verbindung gebrachte Auffälligkeiten in der kognitiven Entwicklung durch eine solche Therapie möglicherweise beeinflussen. Die Rolando-Epilepsie tritt bei Kindern meist zwischen dem fünften und achten Lebensjahr erstmals auf und verschwindet um den Beginn der Pubertät. „Die Anfälle bei dieser Form der Epilepsie sind meist kurz, es kann zu Zuckungen im Bereich des Gesichtes und vorübergehenden Sprechstörungen im Rahmen der Anfälle kommen“, erklärt die an der Studie be-teiligte Ärztin Dr. med. Susanne Ruf von der Kinderklinik. Auch treten die Anfälle oft nur in sehr großen zeitlichen Abständen auf. Daher entscheiden sich viele Eltern und Kinder gegen die Einnahme von Tabletten. „Problematisch ist jedoch, dass die Epilepsie die normale Hirnaktivität im Schlaf in einer wichtigen Entwicklungsphase der Kinder stören kann.“ Lern- und Sprachschwierigkeiten, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen würden mit der Rolando-Epilepsie in Verbindung gebracht.
Myoklonien: Ursachen und Differenzierung
Solche Zuckungen sind lästig, aber häufig harmlos. Zum Beispiel ist der Einschlaf- bzw. Manchmal jedoch stecken hinter den Muskelzuckungen auch ernsthafte Erkrankungen. Dazu zählen besondere Formen der Epilepsie, aber auch Gehirnentzündungen oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Ebenso können Stoffwechselstörungen Zuckungen auslösen, etwa bei Unterzuckerung (Hypoglykämie), Leber- und Nierenversagen. Ein vererbbares Syndrom mit Myoklonien ist die Startle-Erkrankung. Babys mit dieser Störung sind am ganzen Körper angespannt und reagieren auf kleinste Reize mit heftigen Zuckungen an Armen und Beinen. Nicht zuletzt wird die Ärzt*in immer auch überprüfen, ob Medikamente für die Zuckungen verantwortlich sind. Übrigens: Der Tic, wie er beispielsweise beim Tourette-Syndrom auftritt, gehört nicht zu den Myoklonien. Denn in diesem Fall lässt sich die Zuckung zumindest für eine kurze Zeit unterdrücken.
Praktische Tipps bei Zuckungen
- Entspannen: Lidzucken ist zwar lästig, aber meist harmlos. Wer trotzdem etwas dagegen unternehmen möchte, sollte auf Entspannung setzen. Dann helfen zum Beispiel viel Schlaf und autogenes Training. Auch regelmäßige Pausen bei der Bildschirmarbeit verbessern das Zucken oft.
- Kreativ werden: Deutlich quälender als Lidzuckungen sind unruhige Beine, also das sogenannte Restless-Legs-Syndrom. Da es häufig im Bett auftritt, können Betroffene oft stundenlang nicht einschlafen oder wachen nachts davon auf. Ein Patentrezept gegen die Zuckungen im Bein gibt es leider nicht, weswegen viele Betroffene erfinderisch werden. Positive Berichte gibt es über abendliches Radfahren oder kalt-warme Wechselduschen vor dem Zu-Bett-Gehen. Andere berichten von guten Erfahrungen mit Beinmassagen oder hochgelagerten Füßen.
- Medikamente prüfen: Sie nehmen seit kurzem ein neues Medikament ein? Dann könnte auch dieses für die Zuckungen verantwortlich sein. Halten Sie also unbedingt Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Apothekerin. Setzen Sie das Medikament aber auf keinen Fall einfach ab, denn auch der Entzug kann Zuckungen auslösen. Dann muss die Einnahme kontrolliert unter ärztlicher Aufsicht nach und nach reduziert werden.
- Arztpraxis aufsuchen: Die meisten Zuckungen sind ungefährlich. In einigen Fällen sollten Sie aber immer eine Ärzt*in hinzuziehen. Das gilt etwa, wenn andere Symptome wie ein Bewusstseinsverlust oder Benommenheit hinzukommen. Auch wenn Vorerkrankungen wie Diabetes oder ein Leber- oder Nierenversagen bekannt sind, können die Zuckungen ein Warnhinweis sein.
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