Zucker: Eine Gefahr für unser Gehirn? Auswirkungen und Prävention

Zucker ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist er eine wichtige Energiequelle für unser Gehirn und unsere Muskeln, andererseits birgt ein hoher Zuckerkonsum erhebliche Risiken für unsere Gesundheit. Experten warnen zunehmend vor den schädlichen Auswirkungen von zu viel Zucker auf das Gehirn. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Zuckerkonsum und Hirnfunktionen, erklärt die Mechanismen, durch die Zucker das Gehirn schädigt, und gibt Empfehlungen zur Reduzierung des Zuckerkonsums, um die Hirngesundheit zu schützen.

Zucker als Energielieferant und Risikofaktor

Zucker, oft als das süße "weiße Gold" bezeichnet, ist in fast jedem Lebensmittel zu finden. Er liefert uns schnell verfügbare Energie und löst Glücksgefühle aus. Unser Körper benötigt Zucker, um zu funktionieren. Als Energieträger ist er für das Gehirn existenziell. Verständlich also, dass Traubenzucker ein beliebter Snack ist, um die Konzentration hochzuhalten. Doch die Dosis ist entscheidend.

Allerdings ist Zucker auch einer der Hauptverursacher zahlreicher Krankheiten wie Diabetes und Herzerkrankungen. Ein hoher Zuckerkonsum begünstigt nicht nur Übergewicht und Stoffwechselstörungen, sondern schädigt auch das Gehirn. Viele dieser Erkrankungen ließen sich durch einen gesünderen Lebensstil vermeiden. Dazu gehört auch ein geringerer Zuckerkonsum.

Direkte und indirekte Auswirkungen von Zucker auf das Gehirn

Hohe Blutzuckerspiegel können die Hirngefäße durch Ablagerungen an den Gefäßwänden schädigen. Durch den veränderten Insulinstoffwechsel können sich Ablagerungen in den Gefäßwänden bilden. So verengen sich mit der Zeit die Gefäße, die das Hirn mit Blut versorgen. Dadurch kann es dann zu einer Unterversorgung einzelner Hirnareale kommen. Dementsprechend werden die Gehirnzellen nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Langfristig könne die Gefäßverengung zu Demenz, Alzheimer und Schlaganfällen führen, erklärt Frank Erbguth, Präsident der deutschen Hirnstiftung.

Zuckermoleküle (Glykosaminoglykane) können das Gehirn auch direkt schädigen, indem sie die Synapsen - die Schaltstellen zwischen den Nervenzellen - beeinträchtigen. Neue Daten deuten darauf hin, dass sie die Funktion der Synapsen, den Schaltstellen zwischen den Nervenzellen und somit die neuronale Plastizität beeinträchtigen. Das ist die Fähigkeit von Nervenzellen und Gehirnarealen, sich anzupassen und bei Bedarf zu erweitern. Funktionsstörungen dieser Synapsen vermindern die Gedächtnisleistung und das Lernen.

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Indirektere Folgen können außerdem durch eine Diabetes-Erkrankung entstehen. Bereits seit den neunziger Jahren wissen Forschende, dass mit einer Diabetes Typ-2-Erkrankung auch das Demenzrisiko steigt. Dazu wird angenommen, dass dadurch auch der Glukose-Stoffwechsel in den Nervenzellen gestört wird. Damit steigt auch das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung. Denn Insulin spielt auch eine Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Plaques im Gehirn.

Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) haben nun herausgefunden, dass eine zuckerarme Ernährung auch unabhängig vom Blutzuckerspiegel positive Auswirkungen auf die langfristige Leistungsfähigkeit des Gehirns haben könnte. „Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere Milchzucker die Neurodegeneration unseres Gehirns beschleunigen kann“, erklärt Professor Dr. Ralf Linker, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKR. So stellte das Forscherteam fest, dass sich Milchzucker an Eiweiße anlagert und auf diese Weise die Isolierschicht von Zellen verändert, was zu einer schnelleren Abnutzung und Alterung von Gehirnzellen führt. Derartige Prozesse können einer Demenz wie der Alzheimer-Erkrankung den Weg bereiten.

Die Rolle von Dopamin und Gewohnheit

Nach dem Verzehr von Zucker sendet der Darm Signale ans Gehirn und löst dort ein starkes Verlangen nach mehr der süßen Substanz aus. Zugleich schüttet das Gehirn Dopamin aus, ein Wohlfühlhormon, das den Wunsch nach noch mehr Zucker verstärkt.

Der Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln aktiviert unser dopaminerges System, das im Gehirn für Motivation und Belohnung zuständig ist. Das freigesetzte Dopamin verstärkt das Verhalten, das zu dieser Belohnung geführt hat, wie zum Beispiel Essen. Außerdem beeinflusst Dopamin, wie sehr wir uns anstrengen, um eine Belohnung zu erhalten.

Ein ständiger Zuckerkonsum kann dazu führen, dass wir immer mehr Zucker essen wollen. Eine Studie der Forschungsgruppe Tittgemeyer zeigte, dass Proband:innen, die über acht Wochen lang täglich einen zucker- und fettreichen Pudding aßen, stärker auf zuckerreiche Nahrung reagierten als diejenigen, die einen Pudding mit der gleichen Kalorienzahl, aber deutlich weniger Fett und Zucker verzehrten. Der erhöhte Zuckerkonsum veränderte die neuronalen Schaltkreise so, dass zuckerreiche Nahrung bei den Proband:innen eine stärkere belohnende Wirkung hatte und sie nach dem Experiment zucker- und fettreiche Lebensmittel positiver bewerteten.

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Empfehlungen zur Reduzierung des Zuckerkonsums

Um gesundheitliche Folgen einer zuckerreichen Ernährung zu vermeiden, empfiehlt die DGN, den Zuckerkonsum zu reduzieren. Bereits der Zucker, der in einer Tafel Schokolade enthalten ist, mindert laut Prof. Da gibt es Strukturen, den sogenannten Hippocampus, auf den selbst diese kurzfristigen Zucker-Shots negativ wirken. Da werden Entzündungsvorgänge angestoßen, bestimmte sogenannte Oxidationen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, dass Menschen mit einem durchschnittlichen täglichen Kalorienbedarf von 2.000 kcal nicht mehr als 50 Gramm Zucker (175 kcal) pro Tag zu sich nehmen sollten - das entspricht etwa 18 Kilogramm pro Jahr. Um den Konsum zu senken, wäre eine Möglichkeit eine Zuckersteuer. Diese habe in England seit ihrer Einführung 2018 bereits erste Erfolge erzielt, so Erbguth.

Dabei ist es wichtig, auch „versteckten Zucker“ in Früchten, Honig, Säften, Ketchup, hochverarbeiteten Lebensmitteln oder in Alkohol zu beachten. Doch auch viele andere Lebensmittel enthalten versteckten Zucker, wie Joghurts oder Tomatenketchup.

Auf Zucker zu verzichten, ist nicht immer einfach. Bereits kleine Dosen führen zu einem erhöhten Verlangen. Denn durch die Einnahme kommt es im Gehirn zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Auch der Ersatz von Zucker durch verschiedene Süßungsmittel ist laut Experten nicht unproblematisch. Zwar enthalten sie keine Kalorien, doch neue Studien deuten an, dass durch den Konsum von Süßungsmitteln auch die Zahl an Gefäßerkrankungen zunimmt.

Prävention von Demenz und Schlaganfall

Seit 2015 analysiert die „Global Burden of Diseases-Studie“ fortlaufend die Anzahl der Todesfälle und die durchschnittlich verlorene Lebenszeit in 195 Ländern. Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall und Demenz gehören zu den häufigsten Todesursachen. Dennoch sind nach Expertenmeinung 40 Prozent aller Demenzfälle und 90 Prozent aller Schlaganfälle vermeidbar.

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Zu den Vorsorgemaßnahmen zählen ausreichende Bewegung und ausreichend Schlaf sowie der Verzicht auf Alkohol, Zigaretten und Drogen sowie eine gesunde Ernährung. Und dazu gehört offenbar maßgeblich der Verzicht auf zu viel Zucker.

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