Zysten im Kopf können bedrohlich klingen, sind aber in vielen Fällen harmlos. Es ist wichtig, die verschiedenen Arten von Zysten, ihre Ursachen und die möglichen Behandlungsoptionen zu verstehen.
Was sind Zysten?
Zysten sind Hohlräume, die von einer Kapsel umgeben sind und mit Gewebeflüssigkeit, Blut oder Eiter gefüllt sein können. Einige Zysten haben mehrere Kammern. Sie können in jedem Alter auftreten und sich in verschiedenen Teilen des Körpers bilden, einschließlich der Nieren, Leber, Lunge, Eierstöcke, Brust, des Bewegungsapparates oder des Gehirns.
Zysten im Gehirn
Zysten im Gehirn entwickeln sich oft über Jahre hinweg symptomlos, sodass Betroffene nichts davon bemerken. Sie werden oft zufällig bei bildgebenden Verfahren entdeckt, die aus anderen Gründen durchgeführt werden. Allerdings können Zysten, wenn sie groß genug werden, Druck auf das Hirngewebe oder die Hirnwasserzirkulation ausüben und Symptome verursachen.
Arten von Hirnzysten
Es gibt verschiedene Arten von Hirnzysten, die sich in ihrer Entstehung, Lokalisation und ihren potenziellen Auswirkungen unterscheiden:
- Arachnoidalzysten: Diese entstehen durch eine angeborene Doppelbildung eines Teiles der weichen Hirnhäute, die das Gehirn umschließen. Diese gutartigen Zysten sind mit Hirnwasser gefüllt und können überall im Schädelraum auftreten, am häufigsten zwischen dem Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns.
- Kolloidzysten: Diese treten meistens im vorderen oberen Bereich der dritten Hirnwasserkammer (Ventrikel) auf. Sie sind gutartig, können jedoch die Verbindung zwischen den Seitenventrikeln und dem 3. Ventrikel blockieren und zu einem Verschluss-Hydrozephalus führen.
- Ventrikelzysten: Dies sind Zysten in den Hirnwasserkammern, die meistens aus Membranen der weichen Hirnhaut oder Zellen der Ventrikelwand entstehen.
- Pinealiszysten: Diese entstehen aus der Zirbeldrüse (Pinealis). Wenn sie zu groß werden, können sie die Verbindung zwischen der dritten und vierten Hirnwasserkammer blockieren und die Hirnwasserzirkulation stören, was ebenfalls zu einem Hydrozephalus führen kann.
Ursachen von Hirnzysten
Die Ursachen von Hirnzysten sind vielfältig und hängen von der Art der Zyste ab:
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- Angeborene Ursachen: Arachnoidalzysten entstehen durch eine angeborene Duplikatur der weichen Hirnhäute.
- Entzündungen und Infektionen: In einigen Fällen können Zysten als Folge von Entzündungen oder Infektionen im Gehirn entstehen.
- Tumoren: Hirntumore können ebenfalls zur Bildung von Zysten führen. Hier unterscheidet man Tumorzysten, gut abgegrenzte Tumore, aber auch Tumore, die aus dem Hirngewebe selbst entstehen.
- Verletzungen: Kopfverletzungen können in seltenen Fällen zur Entstehung von Zysten führen.
Symptome von Hirnzysten
Viele Hirnzysten verursachen keine Symptome und werden zufällig entdeckt. Wenn Symptome auftreten, können sie je nach Größe, Lage und Art der Zyste variieren. Mögliche Symptome sind:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Sehstörungen
- Gleichgewichtsstörungen
- Einschränkungen der Konzentration und des Gedächtnisses
- Epileptische Anfälle
- Neurologische Ausfälle
- Bei Kindern: Abnorme Erweiterung der Kopfgröße, verzögerte Entwicklung, verfrühte Pubertät
- In seltenen Fällen: Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
Diagnose von Hirnzysten
Die Diagnose von Hirnzysten erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie:
- Magnetresonanztomografie (MRT): Die MRT ist besonders geeignet, um Weichteile darzustellen und ermöglicht eine genaue Beurteilung der Zyste, ihrer Lage und ihrer Beziehung zu umliegenden Strukturen. Mit speziellen Sequenzen können zusätzlich die verschiedenen Funktionsbereiche und dazugehörigen Leitungsbahnen des Gehirns dargestellt werden (funktionelle MRT/Traktografie).
- Computertomografie (CT): Die CT kann ebenfalls zur Diagnose von Hirnzysten eingesetzt werden, insbesondere in Notfallsituationen, um schnell einen Überblick zu erhalten.
In einigen Fällen kann eine Biopsie erforderlich sein, um die Art der Zyste genau zu bestimmen. Hier stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Eine Biopsie kann neuronavigiert oder auch robotergestützt durchgeführt werden.
Behandlung von Hirnzysten
Nicht alle Hirnzysten müssen behandelt werden. Asymptomatische Zysten, die keine Beschwerden verursachen, werden in der Regel nur beobachtet und regelmäßig kontrolliert, um Veränderungen in Größe oder Zustand frühzeitig zu erkennen.
Eine Behandlung ist erforderlich, wenn die Zyste Symptome verursacht, gesundes Gewebe schädigt oder die Hirnwasserzirkulation beeinträchtigt. Es stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung:
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- Endoskopische Operation: Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird ein Endoskop über ein kleines Bohrloch in den Schädel eingeführt, um die Zyste zu eröffnen und mit den Hirnwasserräumen zu verbinden (Fensterung). Der Arzt eröffnet die Zyste dabei "unter Wasser".
- Mikrochirurgische Entfernung: In einigen Fällen kann eine offene Operation (Kraniotomie) erforderlich sein, um die Zyste vollständig zu entfernen. Dieses Verfahren ist jedoch mit einer größeren Belastung für den Patienten verbunden.
- Shunt-Anlage: In seltenen Fällen kann ein Shunt eingesetzt werden, um die Flüssigkeit aus der Zyste abzuleiten und den Hirndruck zu entlasten. Der Shunt besteht aus einem Katheter, einem Ventil und einem Ableitkatheter, der in den Bauchraum führt.
- Stereotaktische Radiochirurgie: Hierbei wird die Zyste mit hochenergetischer Strahlung behandelt, um ihr Wachstum zu stoppen oder sie zu verkleinern.
Die Wahl der geeigneten Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art, Größe und Lage der Zyste, den Symptomen des Patienten und seinem allgemeinen Gesundheitszustand.
Zysten im Kieferbereich
Zysten können auch im Kieferbereich auftreten. Hierbei handelt es sich meistens um Kieferzysten, die sich oft in entzündeten Wurzelspitzen formen und auf die Zähne und den Kiefer drücken. Die Zahnwurzelzyste ist die häufigste Kieferzyste und entsteht durch die Entzündung der Zahnwurzelspitze, wodurch benachbartes Gewebe abstirbt. Follikuläre Zysten sind ebenfalls Kieferzysten, die jedoch auf die Zahnentwicklung zurückzuführen sind. Eine andere, seltene Art von Kieferzysten sind die Keratozysten.
Symptome und Diagnose von Kieferzysten
Kieferzysten wachsen langsam und verursachen meistens keine Symptome, bis sie auf einen Nerv drücken und Schmerzen verursachen oder sich Schwellungen, Infektionen und Eiteransammlungen bilden. Sie werden oft zufällig bei Röntgenaufnahmen des Kiefers entdeckt.
Behandlung von Kieferzysten
Kieferzysten sollten entfernt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Die Entfernung erfolgt operativ, indem der Kiefer eröffnet und die Zyste entnommen wird. Manchmal entsteht dadurch ein größerer Hohlraum, der mit speziellem Material aufgefüllt wird, sodass sich der Knochen wieder nachbilden kann. Dabei wird auch der betroffene Zahn entfernt, wenn es sich um eine follikuläre Zyste handelt. Bei Verdacht auf Keratozysten wird das entnommene Gewebe histologisch untersucht und falls nötig mit Bestrahlung behandelt.
Augenzysten
Zysten können auch im Bereich der Augen entstehen, beispielsweise in der Bindehaut, der Iris, der Tränendrüse oder den Tränengängen, in der Augenhöhle oder hinter dem Auge. Letztere sind meistens Dermoid-Zysten, die Gewebe wie Haare oder Schweißdrüsenelemente enthalten und aus der Embryonalzeit stammen.
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Ursachen von Augenzysten
Augenzysten können angeboren sein, aber auch durch Infektionen, Entzündungen oder Verletzungen verursacht werden. Selten treten sie als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auf.
Symptome von Augenzysten
Größere Augenzysten können die Austrocknung des Auges verursachen, wenn sie den Lidschluss stören. Dermoid-Zysten können zum Hervortreten des Augapfels und zu Doppelbildern führen. Typische Symptome einer Zyste der Tränendrüse sind die Schwellung des Augenlids mit leichten Schmerzen und einem Druckgefühl sowie Infektionen. Sehr große Tränendrüsenzysten führen zu einem hängenden Augenlid.
Diagnose und Behandlung von Augenzysten
Ein Augenarzt erkennt Iris-Zysten mit der Spaltlampe und mit der Ultraschall-Untersuchung. Oft ist mit bloßem Auge ein kleiner Fleck in der Iris sichtbar. Er ist entweder hell und durchsichtig oder dunkler.
Augenzysten, die keine Beschwerden verursachen, benötigen keine besondere Behandlung, da sie eine gute Prognose haben. Bei symptomatischen Zysten kann eine Laserbehandlung oder in seltenen Fällen eine chirurgische Entfernung erforderlich sein, zum Beispiel bei großen Dermoid-Zysten, bei denen die Gefahr besteht, dass sie platzen und ihren Inhalt in das Auge entleeren.
Hydrozephalus (Wasserkopf)
Ein Hydrozephalus ist die abnorme Vergrößerung des Schädels infolge übermäßiger Ansammlung von Flüssigkeit im Gehirn. Er kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Zysten, die die Hirnwasserzirkulation blockieren.
Ursachen von Hydrozephalus
Es gibt zwei Haupttypen von Hydrozephalus:
- Malresorptiver oder kommunizierender Hydrozephalus: Hierbei ist der Abbau (Resorption) des Hirnwassers gestört, beispielsweise durch eine Blutung, Infektion oder altersbedingt.
- Verschluss-Hydrozephalus oder Hydrocephalus occlusus: Hierbei ist der Abfluss des Hirnwassers aus den Hirnwasserkammern blockiert, beispielsweise durch eine Zyste oder einen Tumor.
Symptome von Hydrozephalus
Die Symptome eines Hydrozephalus können je nach Alter des Patienten und der Ursache des Hydrozephalus variieren. Mögliche Symptome sind:
- Kopfschmerzen (anfangs meist morgens)
- Übelkeit und Erbrechen
- Sehstörungen
- Gangunsicherheit (kleinschrittig und breitbasig)
- Hirnleistungsstörung (Vergesslichkeit, Verlangsamung, verstärkte Reizbarkeit)
- Blasen- sowie Stuhlinkontinenz
- Schwindel
- Konzentrationsstörungen
- Änderungen der Persönlichkeit
- Verhaltensauffälligkeiten (Unruhe, Unlust, Ungeduld)
- Lärmüberempfindlichkeit
- Bei Säuglingen: Vergrößerter Kopfumfang, vorgewölbte Fontanelle
Diagnose und Behandlung von Hydrozephalus
Die Diagnose eines Hydrozephalus erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie CT oder MRT. Bei Verdacht auf einen chronischen malresorptiven Hydrozephalus wird häufig ein Liquorablasstest (TAP-Test) durchgeführt.
Die Behandlung eines Hydrozephalus zielt darauf ab, den Hirndruck zu senken und die Hirnwasserzirkulation wiederherzustellen. Es stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung:
- Shunt-Anlage: Hierbei wird ein Schlauch (Shunt) implantiert, um das überschüssige Hirnwasser in eine andere Körperhöhle abzuleiten, meistens in den Bauchraum (ventrikulo-peritonealer Shunt).
- Endoskopische Ventrikulozisternostomie (EVT): Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird der Boden des dritten Ventrikels unter endoskopischer Sicht eröffnet, um einen Umgehungskreislauf für den Liquor innerhalb des Hirnwassersystems herzustellen.
- Behandlung der Ursache: Wenn der Hydrozephalus durch eine Zyste oder einen Tumor verursacht wird, kann die Entfernung der Zyste oder des Tumors die Hirnwasserzirkulation wiederherstellen.
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