100 Fehler im Umgang mit Demenz: Ursachen und Lösungsansätze

Die Demenz stellt eine der größten Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft dar. Sie betrifft nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch deren Familien und das gesamte soziale Umfeld. Unter Demenz versteht man eine fortschreitende Beeinträchtigung geistiger Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denkvermögen, Sprache und praktisches Geschick. Diese Beeinträchtigungen treten bei klarem Bewusstsein auf und erschweren die Bewältigung des Alltags erheblich. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache von Demenz, aber es gibt auch andere Auslöser.

Die Herausforderung der Demenz im Alltag

Der Alltag mit einem demenzkranken Menschen kann mitunter sehr belastend sein. Häufige Wiederholungen von Fragen oder Aussagen, Orientierungslosigkeit und Verhaltensänderungen stellen große Herausforderungen dar. Viele Angehörige fühlen sich überfordert und hilflos. Umso wichtiger ist es, einen entspannteren Umgang mit der Situation zu finden.

Die Krankheit verstehen

Ein erster wichtiger Schritt ist das Verständnis, dass es sich bei der Demenz um eine Krankheit handelt. Demente Menschen ärgern ihre Angehörigen nicht absichtlich. Sie sind sich oft nicht bewusst, dass sie etwas wiederholt sagen oder fragen. Diese Wiederholungen sind eine Begleiterscheinung der Krankheit und lassen sich nicht durch Zureden, Drohungen oder Medikamente abstellen. Es ist sinnlos, die Betroffenen damit zu konfrontieren.

Die Suche nach der "Masterantwort"

Statt die Wiederholungen zu bekämpfen, kann man sie als Chance begreifen. Wenn ein demenzkrankes Familienmitglied bestimmte Fragen immer wieder stellt, kann man nach einer "Masterantwort" suchen. Dies ist eine Antwort, die dem Betroffenen eine gute, nachvollziehbare und klare Erklärung oder Aussage bietet. Dabei muss es nicht unbedingt die Wahrheit sein. Wichtig ist, dass die Antwort beruhigend wirkt und dem Betroffenen das Gefühl gibt, verstanden und unterstützt zu werden.

Die richtige Antwort finden

Um die passende Antwort zu finden, ist Beobachtungsgabe gefragt. Wie reagiert der Betroffene auf die jeweilige Antwort? Wirkt sie beruhigend und zufriedenstellend? Wenn nicht, sollte man bei der nächsten Wiederholung eine neue Antwort ausprobieren. Dieses Vorgehen wird so lange wiederholt, bis man eine Antwort gefunden hat, die logisch, präzise, nachvollziehbar, beruhigend und verständlich ist. Diese Antwort merkt man sich und verwendet sie bei jeder weiteren Wiederholung der Frage.

Lesen Sie auch: Alzheimer-Angehörige unterstützen

Ungeeignete und geeignete Antworten

Im Umgang mit Demenz ist es wichtig, die eigene Sprache anzupassen und Antworten zu vermeiden, die der Betroffene nicht mehr richtig verarbeiten kann.

Beispiele für ungeeignete Antworten

  • "Aber Mutter, du wohnst doch jetzt hier bei mir und Peter! Weißt du das gar nicht mehr?" Diese Antwort kann Panik auslösen, da die Mutter nicht versteht, warum sie bei ihrer Tochter wohnen muss, wenn sie doch eine eigene Wohnung hat.
  • "Mutter, dein Zimmer ist doch oben, du brauchst doch gar nicht mehr nach Hause." Auch diese Antwort wird die Mutter nicht verstehen und jeden Tag aufs Neue verunsichern.

Beispiele für bessere Antworten

  • "Du, der Peter hat noch zu tun, aber in etwa 2 Stunden fährt er Dich heim. Solange freue ich mich, mit dir noch ein bisschen Zeit zu verbringen." Diese Antwort gibt der Mutter eine Perspektive und beruhigt sie für den Moment.
  • "Mutter, Du bist zu Hause gestürzt und hast Dich gar nicht gut gefühlt. Wir haben uns sehr gesorgt und dich deshalb zwei Tage zu uns zu Besuch genommen. Morgen schauen wir weiter. Für heute hab ich Dir oben das Zimmer hergerichtet." Diese Antwort drückt Sorge aus, erklärt die Situation plausibel und klingt beruhigend.
  • "Mutter, bei Dir am Haus war doch ein Kabelbruch. Die Handwerker haben die defekte Stelle gefunden und müssen das reparieren. Die machen viel Dreck und es ist so laut, dass Du es kaum aushalten konntest. Morgen sind sie fertig. Bis dahin darfst du dich noch von mir und Peter verwöhnen lassen und noch eine letzte Nacht oben in dem Zimmer schlafen, wo du schon letzte Nacht so gut geschlafen hast." Diese Antwort bietet eine plausible Erklärung für die veränderte Situation.

Die Bedeutung der Validation

Die Validation ist eine Methode, die von Naomi Feil entwickelt wurde, um mit desorientierten alten Menschen umzugehen. Sie akzeptiert den Menschen so, wie er ist, und versucht, seine Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen. Dies kann dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden und eine positive Beziehung aufzubauen.

Weitere Aspekte im Umgang mit Demenz

Neben den genannten Aspekten gibt es noch weitere wichtige Punkte, die im Umgang mit Demenz berücksichtigt werden sollten:

  • Kommunikation: Die Kommunikation mit demenzkranken Menschen erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und eine klare, einfache Sprache.
  • Biografiearbeit: Die Kenntnis der Lebensgeschichte des Betroffenen kann helfen, sein Verhalten besser zu verstehen und auf seine Bedürfnisse einzugehen.
  • Beschäftigung: Geeignete Beschäftigungsangebote können dazu beitragen, die Lebensqualität des Betroffenen zu erhalten und seine Fähigkeiten zu fördern. Hier bieten sich unter anderem Vorlesegeschichten, Musik, Spiele und jahreszeitliche Aktivitäten an.
  • Anpassung des Wohnraums: Eine sorgfältige Gestaltung des Wohnraums kann dazu beitragen, die Selbstständigkeit und Sicherheit des Betroffenen zu erhöhen.
  • Unterstützung für Angehörige: Angehörige von Demenzkranken benötigen Unterstützung und Entlastung. Es gibt zahlreiche Angebote wie Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Pflegekurse.

Fehler vermeiden und Lebensqualität erhalten

Das Buch "100 Fehler im Umgang mit Menschen mit Demenz" von Prof. Dr. Claudia Zemlin zeigt auf, welche Verhaltensweisen von Pflegekräften vermieden werden sollten. Es werden Handlungsmöglichkeiten für Pflegende herausgearbeitet, um die Lebensqualität von Betroffenen, Angehörigen und Pflegenden zu verbessern.

Die Bedeutung von Licht und sensorischer Aktivierung

Licht hat eine zentrale Bedeutung für den Menschen, insbesondere für Menschen mit Demenz. Es beeinflusst die visuelle Wahrnehmung, die biologischen Rhythmen und das emotionale Wohlbefinden. Sensorische Aktivierung ist ein ganzheitliches Förderkonzept, das darauf abzielt, die Sinne von dementen Menschen anzuregen und ihre Wahrnehmung zu verbessern.

Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick

Technologien für ältere Menschen

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wurden in den letzten Jahren verschiedene Technologien für ältere Menschen entwickelt, die dazu beitragen können, ihre Selbstständigkeit und Sicherheit zu erhöhen.

Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz

tags: #100 #Fehler #im #Umgang #mit #Demenz