11 Warnsignale für Demenz: Was Sie wissen müssen

Viele Menschen haben Angst vor der Diagnose Demenz, insbesondere vor der Alzheimer-Krankheit. Vergesslichkeit, Orientierungsprobleme oder Schwierigkeiten, das richtige Wort zu finden, sind oft Anlass zur Sorge. Doch wann sind solche Symptome tatsächlich ein Warnsignal für Demenz? Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Warnzeichen, die Betroffene und Angehörige kennen sollten.

Was ist Demenz und Alzheimer?

In Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Bei Alzheimer gehen im Gehirn Nervenzellen und ihre Verbindungen zunehmend zugrunde. Verantwortlich dafür sind Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) zwischen den Neuronen und die Bündelung von Tau-Proteinen im Zellinneren zu sogenannten Neurofibrillen. Diese Veränderungen führen zu Gedächtnislücken, dem Verlust kognitiver Fähigkeiten und Persönlichkeitsveränderungen.

Die 11 Warnsignale im Überblick

Experten haben elf Warnsignale identifiziert, die auf eine mögliche Demenzerkrankung hinweisen können. Es ist wichtig zu beachten, dass gelegentliche altersbedingte Veränderungen normal sind und nicht gleich auf Demenz hindeuten. Treten die folgenden Symptome jedoch wiederholt auf und beeinträchtigen den Alltag, sollte ein Arzt konsultiert werden.

1. Häufige Gedächtnislücken

Alzheimer-Warnsignale: Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses, die den Alltag beeinflussen. Betroffene vergessen beispielsweise, den Herd auszuschalten, verpassen wichtige Termine oder sind auf Notizzettel angewiesen, um den Alltag zu organisieren.

Normale altersbedingte Veränderung: Namen oder Termine werden vorübergehend vergessen, später jedoch wieder erinnert.

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2. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen

Alzheimer-Warnsignale: Schwierigkeiten, sich länger zu konzentrieren oder vorausschauend zu planen. Betroffene benötigen für Aufgaben, die früher leicht von der Hand gingen - wie Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten - deutlich mehr Zeit.

Normale altersbedingte Veränderung: Zerstreutheit, wenn viele Dinge gleichzeitig zu erledigen sind.

3. Probleme mit alltäglichen Tätigkeiten

Alzheimer-Warnsignale: Normale Alltagshandlungen werden plötzlich zu großen Herausforderungen. Routineaufgaben werden schwieriger oder die Regeln eines bekannten Spiels werden vergessen.

Normale altersbedingte Veränderung: Gelegentliche Hilfe bei anspruchsvollen Alltagsaufgaben, wie der Programmierung des Fernsehers, ist notwendig.

4. Zeitliche und räumliche Orientierungsschwierigkeiten

Alzheimer-Warnsignale: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, das Datum oder die Jahreszeit zu bestimmen.

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Normale altersbedingte Veränderung: Ab und zu wird der Wochentag verwechselt, später aber wieder erinnert.

5. Wahrnehmungsstörungen

Alzheimer-Warnsignale: Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen oder räumliche Dimensionen zu erfassen. Auch die Wiedererkennung vertrauter Gesichter kann beeinträchtigt sein.

Normale altersbedingte Veränderung: Das Sehvermögen ist verändert oder verringert sich.

6. Sprachschwierigkeiten

Alzheimer-Warnsignale: Schwierigkeiten, einer Unterhaltung zu folgen oder aktiv daran teilzunehmen. Betroffene verlieren den Faden oder haben Wortfindungsprobleme.

Normale altersbedingte Veränderung: Ab und zu wird nicht das richtige Wort gefunden.

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7. Verlegen von Gegenständen

Alzheimer-Warnsignale: Dinge werden oft verlegt oder an ungewöhnlichen Orten abgelegt. Betroffene vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wofür sie genutzt werden (z.B. Schuhe im Kühlschrank, Autoschlüssel im Briefkasten).

Normale altersbedingte Veränderung: Dinge werden hin und wieder verlegt, aber später wiedergefunden.

8. Eingeschränktes Urteilsvermögen

Alzheimer-Warnsignale: Die Urteils- und Entscheidungsfähigkeit verändert sich, z.B. bei der Wahl der Kleidung, im Umgang mit Geld oder bei der Körperpflege.

Normale altersbedingte Veränderung: Es werden mal unüberlegte oder falsche Entscheidungen getroffen.

9. Verlust von Eigeninitiative und Rückzug aus dem sozialen Leben

Alzheimer-Warnsignale: Zunehmender Verlust von Eigeninitiative und nachlassendes Interesse an Hobbies, sozialen oder sportlichen Aktivitäten. Veränderungen an sich selbst werden bemerkt, was zu Verunsicherung und Rückzug führt.

Normale altersbedingte Veränderung: Manchmal fühlt man sich durch Anforderungen bei der Arbeit, in der Familie oder durch soziale Verpflichtungen beansprucht.

10. Persönlichkeitsveränderungen

Alzheimer-Warnsignale: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund oder ausgeprägte Persönlichkeitsveränderungen. Betroffene können Unbehagen in fremden Räumen, plötzliches Misstrauen, aggressives Verhalten oder Gefühle von Ohnmacht, Traurigkeit und Rastlosigkeit zeigen.

Normale altersbedingte Veränderung: Irritation, wenn geregelte Alltagsabläufe geändert oder unterbrochen werden.

11. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten

Alzheimer-Warnsignale: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.

Was tun bei Verdacht auf Demenz?

Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen wiederholt auftreten, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es, die bestmögliche Behandlung und Unterstützung zu erhalten.

Diagnostische Abklärung

  • Hausarzt: Oftmals ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Er kann erste Untersuchungen durchführen und bei Bedarf an Spezialisten überweisen. Es wird empfohlen, dass der Hausarzt Fachkräfte für Neurologie, Psychiatrie oder Psychotherapie hinzuzieht.
  • Gedächtnisambulanzen und Gedächtnissprechstunden: Diese Einrichtungen sind auf die Frühdiagnostik von Demenz spezialisiert. Fachkräfte untersuchen hier Verdachtsfälle. In Deutschland gibt es etwa 160 solcher Gedächtnisambulanzen.
  • Psychometrische Demenztests: In der Regel werden psychometrische Tests durchgeführt, um die kognitiven Fähigkeiten zu überprüfen. Ein bekannter Test ist der Uhrentest, bei dem Betroffene eine Uhr mit Zifferblatt und Zeigern sowie eine vorgegebene Uhrzeit einzeichnen sollen. Angehörige könnten diese Tests auch durchführen, allerdings besteht die Gefahr einer falschen Interpretation.
  • Differentialdiagnostische Untersuchungen: Der Hausarzt führt in der Regel weitere Untersuchungen durch, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Bluttest auf MicroRNAs: Aktuellen Forschungen zufolge kann ein Bluttest auf sogenannte MicroRNAs helfen, eine Demenz zu erkennen.

Wichtige Informationen und Unterstützung

  • Alzheimer-Telefon: Ein bundesweites Beratungsangebot für Menschen mit Demenz, Angehörige sowie für alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich engagieren.
  • Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Bietet umfassende Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Die Mitgliederzeitung "Alzheimer Info" erscheint ab 2025 zweimal jährlich. Spenden helfen, die Informationen aktuell zu halten.
  • Alzheimer Forschung Initiative: Bietet weitere Informationen, um die Krankheit besser zu verstehen.
  • Checkliste und Broschüre "Demenz. Was jetzt zu tun ist": Gibt einen Überblick über wichtige Dinge, die man nach der Diagnose in Angriff nehmen sollte.
  • Informationsbogen für Patienten mit einer Demenz bei Aufnahme ins Krankenhaus: Kann dazu beitragen, einen Krankenhausaufenthalt für die Betroffenen selbst, ihre Angehörigen und die Mitarbeitenden der Klinik stressfreier zu gestalten.
  • Wie sprechen wir über Demenz in einer angemessenen Weise?

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