37 Grad: Leben mit Parkinson – Eine Dokumentation über den Kampf und die Lebensfreude

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflusst. Die ZDF-Reportagereihe "37 Grad" hat sich in mehreren Dokumentationen dem Thema Parkinson angenommen und einfühlsam den Alltag von Betroffenen begleitet. Diese Artikel fasst die Erkenntnisse aus verschiedenen "37 Grad"-Dokumentationen zusammen, insbesondere aus den Filmen über Fredl Fesl und Gisela Steinert, und beleuchtet die Herausforderungen, aber auch die Möglichkeiten, mit der Krankheit zu leben.

Fredl Fesl: Vom Musikkabarettisten zum Parkinson-Patienten

Fredl Fesl, einst ein gefeierter Musikkabarettist und bayerischer Juniorenmeister im Gewichtheben, erhielt vor 17 Jahren die Diagnose Parkinson. Die Krankheit hat sein Leben grundlegend verändert. Seine Finger können keine Gitarrenakkorde mehr greifen, seine Stimme ist verschleppt und undeutlich, und seine Motorik ist stark eingeschränkt.

In Fernsehauftritten aus den Siebzigern war Ferdl ein begnadeter Gitarrist mit Vollbart, der seine Pointen gekonnt setzte und den Applaus selbstbewusst genoss. Heute sitzen die Lachfalten wie gemeißelt in den Mundwinkeln des 67-Jährigen. Seine Stimme verschleppt die Vokale, verwäscht den bayerischen Dialekt. Manchmal verstummt er ganz. Die Gitarre fasst Fesl kaum noch an; seine Motorik reicht nicht mehr zum Spiel.

Die Dokumentation "37 Grad: Leben mit Parkinson" begleitet Fesl in seinem Alltag auf einem Hof im oberbayerischen Pleiskirchen. Sie zeigt eindrücklich, wie er mit der Starre kämpft und versucht, sein Leben im besten Sinne weiterzuleben.

Fesl selbst beschreibt seine Situation als eine Mischung aus Stolz auf das Geschaffene und Trauer über das, was nicht mehr möglich ist. Er sagt: "Es ist eine Mischung aus dem, dass man stolz ist, was man alles geschaffen hat. Und dem, dass man gleichzeitig sieht, dass noch so viel zu tun wäre." Trotz der Einschränkungen versucht er, aktiv zu bleiben und an neuen Projekten zu arbeiten, wie seiner Biografie und einer "Schunkelhilfe" für Bierzelte.

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Gisela Steinert: Die Marathonläuferin, die nicht aufgibt

Auch Gisela Steinert, eine ehemalige Sekretärin und begeisterte Läuferin, lebt seit fast 20 Jahren mit Parkinson. Sie erhielt die Diagnose im Alter von 36 Jahren. In ihrem Haus im hessischen Sulzbach reihen sich noch heute die Medaillen von den früheren Marathonläufen an der Wand. Die sportliche Figur hat Steinert behalten. Aber heute scheitert die 56-Jährige daran, einen Touchscreen am richtigen Punkt zu treffen, eine Dose zu öffnen oder eine neue Plastiktüte im Supermarkt.

Die Dokumentation zeigt, wie Steinert mit den täglichen Herausforderungen der Krankheit umgeht. Sie kann nicht mehr wie früher lachen, da Parkinson die Gesichtsmuskulatur hemmt. Auch das normale Gehen fällt ihr schwer, und sie muss die Beine für jeden Schritt sehr hoch heben.

Trotz dieser Einschränkungen hat Steinert nicht aufgegeben. Sie geht weiterhin ins Fitnessstudio, gründete eine Selbsthilfegruppe, organisiert einen Tango-Kurs für Parkinson-Patienten und moderiert eine Frühstückssendung im Internetradio. "Wichtig ist, dass man nicht stehenbleibt", sagt sie. Neue Grenzen und neue Chancen liegen in ihrem Leben ganz nah beieinander.

Steinert beschreibt das Gefühl des "Off", wenn die Medikamente nachlassen und die Starre sich ausbreitet, als "wie in einem Kasten. Und der Kasten wird immer kleiner um dich rum." Trotzdem bleibt sie in Bewegung und engagiert sich für andere Betroffene.

Der Alltag mit Parkinson: Herausforderungen und Strategien

Die Dokumentationen über Fredl Fesl und Gisela Steinert zeigen eindrücklich, womit Parkinson-Kranke im Alltag zu kämpfen haben. Dazu gehören:

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  • Motorische Einschränkungen: Zittern, Steifheit, langsame Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen
  • Sprachprobleme: Leise und undeutliche Sprache, Schwierigkeiten bei der Artikulation
  • Gesichtsmimik: Eingeschränkte Mimik, "Maskengesicht"
  • Psychische Probleme: Depressionen, Angstzustände
  • Soziale Isolation: Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben aufgrund von Scham und Einschränkungen

Die Filme zeigen aber auch, dass es möglich ist, mit Parkinson ein erfülltes Leben zu führen. Wichtige Strategien sind:

  • Medikamentöse Therapie: Medikamente können die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen.
  • Physiotherapie und Ergotherapie: Diese Therapien helfen, die Beweglichkeit und Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Logopädie: Logopädie kann die Sprach- und Schluckfunktion verbessern.
  • Sport und Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
  • Soziale Kontakte: Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Unterstützung durch Familie und Freunde sind wichtig.
  • Kreative Aktivitäten: Musik, Kunst und andere kreative Aktivitäten können Freude und Erfüllung bringen.
  • Humor: Humor kann helfen, die Krankheit zu akzeptieren und mit den Herausforderungen umzugehen.

Ottfried Fischer: Humor als Überlebensstrategie

Auch Ottfried Fischer, der bekannte Schauspieler und Kabarettist, lebt seit über zehn Jahren mit Parkinson. In der "37 Grad"-Reportage "Ottfried Fischer und sein Freund Parkinson" wird er ein Jahr lang begleitet.

Fischer spricht offen über seine Krankheit und versucht, ihr mit Humor zu begegnen. Er nennt Parkinson liebevoll "den Parkinson" und beschimpft ihn auch mal als "feige Sau" und "Arschgesicht".

Die Dokumentation zeigt, wie Fischer trotz seiner Erkrankung weiterhin arbeitet und auf der Bühne steht. Er hat ein neues Bühnenprogramm konzipiert und moderiert wieder eine Kabarettshow im Fernsehen.

Fischer betont, dass Parkinson auch positive Seiten hat. Er habe gelernt, zu entschleunigen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Davor rennst du ohne Unterbrechung im Hamsterrad. Laufen, laufen, laufen, und am Ende produzierst du nicht mal Strom", sagt er.

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"Der Feind in meinem Kopf": Unterschiedliche Perspektiven auf Parkinson

Die "37 Grad"-Dokumentation "Der Feind in meinem Kopf" begleitet drei Menschen mit Parkinson: Brigitte Kämpf, Helmut Dubiel und Margarete Willand. Der Film zeigt einfühlsam, wie unterschiedlich die Krankheit das Leben der Betroffenen verändert und welche Möglichkeiten sie gefunden haben, mit ihr umzugehen.

Für den Soziologen Helmut Dubiel war die Krankheit "eine große narzisstische Kränkung". Margarete Willand fühlt sich manchmal wie ein Tanzbär und hat sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen.

Der Film zeigt, dass die Wahrnehmung der eigenen Einschränkungen und der Umgang mit der Krankheit sehr individuell sind.

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