Ein Schlaganfall ist ein Notfall, der durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann. Die beiden häufigsten Ursachen sind eine Minderdurchblutung (ischämischer Schlaganfall) und eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Es ist wichtig, die Ursachen, Risikofaktoren und Symptome zu kennen, um schnell handeln und Folgeschäden minimieren zu können.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex oder Hirnschlag) kann den plötzlichen Ausfall von Gehirnfunktionen nach sich ziehen, bei dem unter anderem unvermittelte Lähmungserscheinungen auf der rechten oder linken Körperseite möglich sind. Ein Schlaganfall (ICD-10 I63) ist eine zeitkritische Erkrankung des Gehirns, die mit einer plötzlich auftretenden Schädigung von Hirngewebe aufgrund eines Gefäßverschlusses (ischämischer Insult) oder einer Hirnblutung (hämorrhagischer Insult) assoziiert ist. Abhängig von der Lokalisation und dem Ausmaß des unterversorgten Hirnareals kommt es zu kognitiven, sensorischen und motorischen Funktionsstörungen.
Jährlich erleiden weltweit 15 Millionen Menschen einen apoplektischen Insult. Davon sterben 5 Millionen, weitere 5 Millionen bleiben dauerhaft eingeschränkt. In Deutschland werden jährlich etwa 270.000 Schlaganfälle diagnostiziert, was einer Inzidenzrate von 260-270 pro 100.000 Einwohnern entspricht.
Schlaganfall-Ursachen: Minderdurchblutung (Ischämischer Schlaganfall)
Eine akute Minder- oder Mangel-Durchblutung (Ischämie) in bestimmten Hirn-Regionen ist die häufigste aller Schlaganfall-Ursachen und ist für ungefähr 80 Prozent aller Fälle verantwortlich. Mediziner sprechen hier von einem ischämischen Schlaganfall oder Hirn-Infarkt.
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum es zu einer Mangel-Durchblutung bestimmter Hirn-Regionen kommt. Die wichtigsten sind:
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- Blutgerinnsel: Ein Blutpfropf verschließt ein Hirngefäß und unterbindet so die Blut- und Sauerstoff-Versorgung einer Hirn-Region. Das Gerinnsel hat sich oft im Herzen (etwa bei Vorhof-Flimmern) oder in einer "verkalkten" Halsschlag-Ader gebildet und ist anschließend mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt worden.
- "Gefäßverkalkung" (Arteriosklerose): Hirngefäße oder hirnversorgende Gefäße im Hals (wie die Halsschlag-Ader) sind "verkalkt": Ablagerungen an der Innenwand verengen ein Gefäß immer mehr oder verschließen es sogar ganz. Das zu versorgende Hirn-Areal erhält dann zu wenig Blut und Sauerstoff.
Besonders schwerwiegende Folgen hat ein ischämischer Schlaganfall im Hirnstamm (Hirnstamm-Infarkt). Dort befinden sich nämlich lebenswichtige Gehirnzentren, die etwa für die Steuerung der Atmung, des Kreislaufs und des Bewusstseins zuständig sind. Ein Beispiel für einen Hirnstamm-Infarkt ist die Basilaris-Thrombose, also der Verschluss der Arteria basilaris im Hirnstamm: In schweren Fällen verursacht sie eine vollständige Lähmung aller Extremitäten (Tetraparese) und Koma oder führt unmittelbar zum Tod.
Ischämische Ursachen im Detail
Der ischämische Hirninfarkt wird umgangssprachlich als „weißer Schlaganfall“ bezeichnet. Die plötzliche Minderdurchblutung resultiert in der Regel aus Stenosen oder Verschlüssen hirnversorgender Arterien.
Folgende Situationen können eine ischämische Ursache bedingen:
- Makroangiopathie
- Mikroangiopathie
- Kardiale Embolie
- Andere Erkrankungen
Makroangiopathie
Bei einer Makroangiopathie sind die großen arteriellen Blutgefäße verengt oder obstruiert. Typischerweise bilden sich zunächst artherosklerotische Plaques. Ein erhöhtes Risiko dafür haben Menschen mit Hypertonie, Diabetes mellitus und Hyperlipidämien sowie Raucher und adipöse Personen. Rupturieren diese Plaques, beispielsweise durch ansteigenden Blutdruck oder Infektionen, lagern sich Blutgerinnsel an. Diese Thromben verengen zunehmend die arteriellen Blutgefäße. Wird ein Thrombus mit dem Blutfluss mitgerissen und in Richtung Gehirn fortgeschwemmt, kann er nunmehr als Embolus die Hirnarterie vollständig verschließen. Bevorzugt betroffene Arterien sind die A. cerebri media, A. cerebri anterior, A. cerebri posterior, A. carotis interna, A. basilaris, A. cerebelli oder A. vertebralis.
Mikroangiopathie
Bei einer Mikroangiopathie sind kleine arterielle Blutgefäße betroffen. Eine häufige erworbene Ursache ist die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE). Bei dieser Gehirnerkrankung gehen Arteriolen im Bereich der Stammganglien und des Hirnstamms unter. Andere Ursachen für Mikroangiopathien wie die Fabry-Krankheit oder das MELAS-Syndrom sind genetisch bedingt. Amyloid-Angiopathien sowie toxämische und retinozerebrale Vaskulopathien können ebenfalls Ursachen mikroangionöser Pathologien sein.
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Kardiale Embolie
Bei der kardialen Embolie entsteht der gefäßverschließende Embolus in der Regel durch Vorhofflimmern. Weitere Ursachen einer Kardioembolie sind Arrhythmien anderer Genese, Myokardinfarkt, Endokarditis, atriales Septum-Aneurysma, Herzvitien oder Klappenersatz.
Andere Erkrankungen
In sehr seltenen Fällen können auch Erkrankungen oder iatrogene Eingriffe eine Ischämie fördern. Dazu gehören beispielsweise:
- Hämatologische Erkrankungen wie Anämien multifaktorieller Genese, Thrombophilien und Koagulopathien
- Vaskulitiden und andere Vaskulopathien
- Gefäßkompressionen durch Tumore
- Gefäßdissektionen, zum Beispiel bei Schädel-Hirn-Trauma oder spontan bei fibromuskulärer Dysplasie
- Spezielle Infektionen wie Meningitis, Herpes zoster, Neurosyphilis, Neuroborreliose, AIDS, Rickettsien und Malaria
- Arzneimittel wie hormonale Kontrazeptiva und nicht steroidale Antirheumatika
- Paradoxe Embolie bei Phlebothrombose und persistierendem Foramen ovale oder Atriumseptumdefekt
- Migräne
- Iatrogene Interventionen wie Koronarangiografie oder Karotis-Endoprothesen (Stent)
- Drogenkonsum, insbesondere Kokain, Heroin und Amphetamine
Schlaganfall-Ursachen: Hirnblutung (Hämorrhagischer Schlaganfall)
Bei etwa 20 Prozent aller Schlaganfälle sind Blutungen im Kopf die Ursachen. Ein Schlaganfall durch eine solche Hirn-Blutung nennen Mediziner auch hämorrhagischen Schlaganfall. Die Blutung tritt an unterschiedlichen Stellen auf:
- Blutung im Gehirn: Hierbei platzt plötzlich ein Gefäß direkt im Gehirn und Blut tritt ins umliegende Hirngewebe aus. Der Auslöser dieser sogenannten intrazerebralen Blutung ist meist Bluthochdruck. Auch andere Erkrankungen, Drogen-Missbrauch und der Riss einer angeborenen Gefäß-Missbildung (wie Aneurysma) im Gehirn verursachen unter Umständen eine Blutung im Gehirn. Manchmal bleibt die Ursache auch ungeklärt.
- Blutung zwischen den Hirnhäuten: Der Schlaganfall entsteht hier durch eine Blutung im sogenannten Subarachnoidal-Raum: Das ist der mit Hirnwasser gefüllte, spaltförmige Zwischenraum zwischen der mittleren Hirnhaut (Arachnoidea) und der inneren Hirnhaut (Pia mater), die zusammen mit der äußeren harten Hirnhaut (Dura mater) das Gehirn umschließen. Ursache einer solchen Subarachnoidal-Blutung ist meist ein spontan geplatztes Aneurysma (angeborene Gefäß-Missbildung mit Aussackung der Gefäßwand).
Hämorrhagische Ursachen im Detail
Der hämorrhagische Schlaganfall wird umgangssprachlich als „roter Infarkt“ bezeichnet. Bei dieser Form geht Hirngewebe infolge einer Einblutung - meist aufgrund eines intrazerebralen Hämatoms - zugrunde. Ursache ist in der Regel ein rupturiertes Blutgefäß.
Die Subarachnoidalblutung hat als extrazerebrales Hämatom eine Sonderstellung. Dabei rupturiert ein Gefäß im Subarachnoidalraum und komprimiert das Hirngewebe von außen.
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Seltene Schlaganfall-Ursachen
Es gibt für einen Schlaganfall vor allem bei jüngeren Menschen noch andere Ursachen als eine Minder-Durchblutung oder Hirn-Blutung. Bei manchen Patienten beruht der Hirnschlag zum Beispiel auf einer Entzündung von Gefäßwänden (Vaskulitis). Solche Gefäß-Entzündungen treten im Rahmen von Autoimmun-Erkrankungen auf wie Riesenzell-Arteriitis, Takayasu-Arteriitis, Morbus Behcet und Systemischer Lupus erythematodes.
Weitere seltene Schlaganfall-Ursachen sind zum Beispiel Fett- und Luft-Embolien: Hierbei verstopfen Fett-Tröpfchen beziehungsweise eingedrungene Luft ein Hirngefäß, sodass ein Hirn-Infarkt resultiert. Zu einer Fett-Embolie kommt es unter anderem bei schweren Knochenbrüchen, wenn fettreiches Knochenmark ins Blut schwemmt. Eine Luft-Embolie tritt zum Beispiel als sehr seltene Komplikation einer Operation am offenen Herzen, Brustkorb oder Hals auf.
Angeborene Gerinnungs-Störungen und die Bildung von Blutgerinnseln in den Venen zählen ebenfalls zu den seltenen Schlaganfall-Ursachen.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Ein Schlaganfall entsteht nicht aus dem Nichts heraus. Verschiedenste Faktoren tragen zu seiner Entstehung bei. Manche dieser Schlaganfall-Risikofaktoren lassen sich nicht beeinflussen. Dazu zählt das Alter: Das Risiko für einen Schlaganfall nimmt mit den Lebensjahren zu. Ebenfalls nicht beeinflussbar ist eine genetische Veranlagung für einen Schlaganfall.
Daneben gibt es jedoch sehr viele Risikofaktoren, die sich reduzieren lassen. Dazu gehört zum Beispiel Bluthochdruck (Hypertonie): Er führt zu "Gefäßverkalkung" (Arteriosklerose), die wiederum die Gefäße zunehmend verengt. Das begünstigt einen Schlaganfall. Dabei gilt: Je schwerer der Bluthochdruck, desto wahrscheinlicher ist ein Schlaganfall.
Ein vermeidbarer Risikofaktor für einen Schlaganfall ist auch Rauchen: Je mehr Zigaretten jemand pro Tag raucht und je mehr Jahre die Raucher-"Karriere" schon andauert, desto höher ist das Schlaganfall-Risiko. Unter anderem fördert Rauchen die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und Fettstoffwechsel-Störungen - beides sind weitere Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Außerdem bewirkt Rauchen, dass sich die Gefäße verengen. Der resultierende Blutdruck-Anstieg begünstigt einen Hirnschlag.
Rauchen verringert darüber hinaus die Sauerstoff-Menge, die die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren. Die Gewebe und Organe bekommen dadurch weniger Sauerstoff, so auch das Gehirn. Dieses signalisiert daraufhin dem Knochenmark, mehr rote Blutkörperchen für den Sauerstoff-Transport zu produzieren. Dieser Zuwachs an Erythrozyten macht aber das Blut "dicker". Dadurch fließt es schlechter durch die ohnehin schon verengten Gefäße.
Nicht zuletzt steigert Rauchen die Gerinnungs-Bereitschaft des Blutes - vor allem dadurch, dass die Blutplättchen klebriger werden. So bilden sich leichter Blutgerinnsel, die wiederum ein Gefäß verstopfen. Passiert dies im Gehirn, resultiert daraus ein ischämischer Schlaganfall.
Es lohnt sich also, mit dem Rauchen aufzuhören. Bereits fünf Jahre nach dem Rauchstopp hat man wieder das gleiche Schlaganfall-Risiko wie Menschen, die nie geraucht haben.
Weitere wichtige Risikofaktoren für einen Schlaganfall
- Alkohol: Hoher Alkohol-Genuss - egal, ob regelmäßig oder nur selten - erhöht das Risiko für einen Schlaganfall. Vor allem die Gefahr für eine Hirn-Blutung steigt an. Außerdem birgt regelmäßiger Alkohol-Genuss weitere Gesundheitsgefahren (wie Sucht-Potenzial, erhöhtes Krebs-Risiko).
- Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko für viele verschiedene Erkrankungen. Dazu zählt neben Diabetes und Bluthochdruck auch der Schlaganfall.
- Bewegungsmangel: Mögliche Folgen sind Übergewicht und Bluthochdruck. Beides begünstigt einen Schlaganfall.
- Fettstoffwechsel-Störungen: LDL-Cholesterin ("böses" Cholesterin) und andere Blutfette sind Teil der Ablagerungen, die sich bei Arteriosklerose an den Innenwänden von Gefäßen bilden. Hohe Blutfettwerte (wie ein hoher Cholesterin-Spiegel) steigern also über die Arteriosklerose das Schlaganfall-Risiko.
- Zuckerkrankheit: Bei Diabetes mellitus schädigt der dauerhaft hohe Blutzucker-Spiegel die Blutgefäßwände, wodurch sie sich verdicken. Das beeinträchtigt den Blutfluss. Zudem verschlimmert Diabetes eine bestehende Arteriosklerose. Insgesamt haben Diabetiker so ein zwei- bis dreimal höheres Schlaganfall-Risiko als Menschen, die nicht zuckerkrank sind.
- Vorhof-Flimmern: Diese Herzrhythmus-Störung erhöht das Risiko, weil sich dabei leicht Blutgerinnsel im Herzen bilden. Vom Blutstrom mitgerissen, verstopfen diese im Gehirn ein Gefäß (ischämischer Schlaganfall). Noch größer ist diese Gefahr, wenn zusätzlich weitere Herz-Erkrankungen bestehen wie Koronare Herzkrankheit (KHK) oder Herzschwäche.
- Andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Auch andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie "Raucherbein" (pAVK) und "Impotenz" (Erektile Dysfunktion) erhöhen das Schlaganfall-Risiko.
- Verengte Halsschlagader (Karotis-Stenose): Sie beruht meist auf Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und verursacht oft lange Zeit keine Beschwerden. Mögliches Früh-Symptom ist eine TIA (transitorische ischämische Attacke). Ob symptomlos oder nicht - die Karotis-Stenose erhöht das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall (Hirn-Infarkt).
- Aura-Migräne: Ein Schlaganfall durch Minder-Durchblutung kommt oft bei Menschen vor, die an einer Migräne mit Aura leiden. Dabei gehen den Kopfschmerzen neurologische Symptome wie Seh- oder Empfindungs-Störungen voraus. Der genaue Zusammenhang zwischen Aura-Migräne und Schlaganfall ist noch nicht bekannt. Betroffen sind vor allem Frauen.
- Hormon-Präparate für Frauen: Die Einnahme der Verhütungspille erhöht das Schlaganfall-Risiko. Das gilt besonders für Frauen mit weiteren Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht oder Aura-Migräne. Auch die Einnahme von Hormon-Präparaten in den Wechseljahren (Hormonersatz-Therapie, HET) erhöht das Risiko für einen Schlaganfall.
Modifizierbare und nicht modifizierbare Risikofaktoren
Generell gehen 87% der Schlaganfälle zu Lasten definierter Risikofaktoren. Unterschieden wird zwischen modifizierbaren und nicht beeinflussbaren Faktoren.
Modifizierbare Risikofaktoren
In einer GBD-Studie (Global Burden of Diseases) aus dem Jahr 2021 wurden 19 Risikofaktoren für das Auftreten von Schlaganfällen benannt und gewichtet. Der Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle ist demnach ein hoher Blutdruck, der für 80 Millionen DALYs bzw. 55,5% aller DALYs verantwortlich war.
Als weitere Risikofaktoren folgten:
- Erhöhter Body-Mass-Index (BMI) bzw. Übergewicht (24,3% aller Schlaganfall-bedingten DALYs)
- Diabetes (20,2%)
- Umwelt- bzw. Luftverschmutzung (20,1%)
- Rauchen (17,6%)
- Hoher Salzkonsum (12,3%)
Andere, mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko assoziierte Risikofaktoren sind:
- Bewegungsmangel
- Hyperlipidämie
- Vorhofflimmern
- Stress
- Alkoholkonsum
- Arteriosklerose
- Karotisstenose
- Ovulationshemmer
- Polyglobulie
Als neuer Risikofaktor wurde Endometriose festgestellt. Frauen mit laparoskopisch bestätigter Endometriose haben laut den Ergebnissen einer Studie aus dem Jahr 2022 eine um 34% höhere Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, als Frauen ohne eine solche Diagnose.
Nicht modifizierbare Risikofaktoren
Zwei der bedeutsamsten nicht modifizierbaren Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind das Alter und das Geschlecht. Die meisten apoplektischen Insulte betreffen Menschen über 60 Jahre. Zudem haben Frauen ein höheres Schlaganfall-Risiko als Männer. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) liegt die altersstandardisierte Schlaganfallrate bei Frauen in Deutschland bei 2,1% pro Jahr, während sie bei Männern 1,8% pro Jahr beträgt.
Genetische Faktoren haben einen wichtigen Einfluss auf das Schlaganfallrisiko. Bis jetzt wurden 89 Schlaganfall-Risikogene ermittelt. Dazu gehören Gene, die für den Stoffwechsel von Lipiden, die Blutdruckregulation und Gerinnungsfaktoren verantwortlich sind. Die Risikogene korrelieren mit der Herkunft der PatientInnen und der Art des Schlaganfalls (ischämisch/hämorrhagisch).
Forschende des GIGASTROKE-Konsortiums analysierten im Jahr 2022 in einer Metaanalyse genetische Daten von Patienten unterschiedlicher Herkunft (afroafrikanisch, europäisch, ost- oder südasiatisch sowie lateinamerikanisch). Neben den bereits bekannten Genen identifizierten sie 61 neue Genloci, die mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert sind, etwa SH3PXD2A und FURIN. Die identifizierten Gene können unabhängig von anderen Risikofaktoren ein erhöhtes Schlaganfallrisiko vorhersagen, so die Forschenden.
Darüber hinaus nennt die Studie potenzielle Therapieansätze - zum Beispiel Inhibitoren für VCAM1, F11, KLKB1, GP1BA und LAMC2 sowie einen Aktivator für das Genprodukt von PROC.
Ursachen für Schlaganfälle bei Kindern
Schlaganfall bei Kindern ist selten, kommt aber vor. Während bei Erwachsenen Lebensstil-Faktoren und Zivilisations-Krankheiten (Rauchen, Arteriosklerose etc.) als Hauptgrund für einen Hirnschlag gelten, weisen Kinder andere Schlaganfall-Ursachen auf.
Dazu gehören zum Beispiel eine vererbte Neigung zur Gerinnsel-Bildung, Erkrankungen der roten Blutkörperchen (wie Sichelzell-Anämie) und Stoffwechsel-Erkrankungen (wie Morbus Fabry). Auch Autoimmun-Erkrankungen der Blutgefäße sowie Herz-Erkrankungen sind mögliche Schlaganfall-Ursachen bei Kindern.
Symptome eines Schlaganfalls
Die Anzeichen für einen Schlaganfall können sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, welche Hirnregionen betroffen sind. Ankündigen kann sich dieser durch Warnanzeichen wie Gleichgewichtsstörungen, vorübergehende Bewusstseinsstörungen oder sehr starke Kopfschmerzen.
Klassische Symptome, die auf einen ischämischen Insult hinweisen, sind:
- Plötzlich einsetzende Hemiparesen (Mundwinkel, Gesicht oder eine Körperhälfte)
- Artikulationsstörungen (oft mit verwaschener Sprache)
- Dysphagie
- Aphasie
- Apraxie
- Ataxie
- Sehbeeinträchtigungen (zum Beispiel Diplopie, Hemianopsie, Quadrantenanopsie oder Herdblick)
- Bewusstseinseinschränkungen
Die Symptomatik richtet sich vor allem nach der Infarktlokalisation und lässt sich topografisch zuordnen.
Besonderheiten beim Hirnstamminfarkt
Beim Hirnstamminfarkt kommt es zu Schädigungen im Bereich des Hirnstamms, die sich durch eine Vielzahl von Leitsymptomen äußern, darunter Schwindel, Dysarthrie, Dysphagie, Ataxie, Blickparese, Hemi- und Tetraparesen sowie Singultus.
Zudem können verschiedene Hirnstamm-Syndrome auftreten, die durch unterschiedliche Symptom-Kombinationen gekennzeichnet sind, darunter das:
- Alternans-Syndrom bzw. gekreuztes Hirnstamm-Syndrom: ipsilateraler Hirnnervenausfall, kontralaterale Hemiparese
- Foville-Syndrom bzw. Inferior-Medial-Pontine-Syndrom: kontralaterale Hemiparese, Fazialisparese, internukleäre Ophthalmoplegie
- Jackson-Syndrom bzw. ventrales paramedianes Oblongata-Syndrom: kontralaterale Hemiparese, ipsilateraler Ausfall des N.
Der FAST-Test
Mit dem FAST-Test lässt sich innerhalb kürzester Zeit der Verdacht auf einen Schlaganfall überprüfen.
- Face: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin
- Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
- Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Aussprache eines einfachen Satzes lallend oder verwaschen, Silben werden verwechselt, der Betroffene muss nach Wörtern suchen oder es werden falsche Buchstaben gesprochen, deutet dies auf einen Schlaganfall hin.
- Time: Tritt auch nur eines der beschriebenen Anzeichen akut auf − keine Zeit verlieren und sofort die 112 anrufen! Denn „Time ist Brain“.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?
Bei diesen Anzeichen für einen Hirnschlag muss sofort die Notrufnummer 112 angerufen werden - auch wenn die Beschwerden nach kurzer Zeit wieder verschwinden! Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall! Das heißt: Je schneller ein Patient mit der richtigen Therapie behandelt wird, umso größer sind die Chancen, dass sich Beschwerden wieder vollständig zurückbilden. Manchmal bleiben Symptome jedoch ein Leben lang bestehen.
Bereits beim Anruf der 112 sollten die Symptome geschildert werden sowie die Vermutung, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn die Leitstelle weiß dann, dass ein Krankenhaus mit einer sog. „Stroke Unit“ angefahren werden muss. Das ist eine spezialisierte neurologische Einrichtung an Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen. In Deutschland gibt es mehr als 300 solcher Spezialabteilungen.
Behandlung eines Schlaganfalls
Der Facharzt des Krankenhauses leitet nach einem Hirnschlag sofort eine entsprechende Behandlung ein. Bei der Lyse-Therapie (Lyse steht für Auflösung) verabreicht ein Mediziner Medikamente, die Blutgerinnsel auflösen können, durch eine Infusion. Das Ziel dabei ist, verstopfte Gefäße wieder durchgängig zu machen. Eine andere Maßnahme ist die sogenannte Thrombektomie, die vor allem bei großen Gerinnseln Anwendung findet.
Ein Schlaganfall muss so schnell wie möglich behandelt werden - jede Minute zählt. Es gilt das Motto „time is brain“, damit es nicht zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen auf eine weitgehende oder vollständige Genesung. Grundsätzlich sollte die Lysetherapie innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome begonnen werden. Vor allem beim Verschluss großer Hirngefäße erfolgt eine Thrombektomie.
Leben nach einem Schlaganfall
Schlaganfälle erfordern immer eine langfristige Behandlung. Nach einem Krankenhausaufenthalt werden je nach individuellem Risikoprofil des Erkrankten unterschiedliche Maßnahmen zur Rehabilitation ergriffen.
Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle. Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn ein Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt die sogenannte Antikoagulationstherapie.
Prävention: Kann man einem Schlaganfall vorbeugen?
Die Ursachen für einen Apoplex / Schlaganfall können durch eine ärztliche Schlaganfall-Diagnose schnell identifiziert werden - und in manchen Fällen (mal abgesehen von Alter, Geschlecht und vererbbaren Risikofaktoren) vermieden werden.
- Bluthochdruck: Bluthochdruck schädigt auf Dauer die Gefäßwände und begünstigt die Entstehung der Arterienverkalkung (sogenannte Arteriosklerose) beziehungsweise Verengungen in den Arterien (sogenannte Stenosen). Die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks ist somit eine geeignete prophylaktische Maßnahme bei gefährdeten Schlaganfall-Patienten.
- Rauchen: Rauchen ist ein Risikofaktor für Schlaganfall, der mit dem richtigen Willen und ausreichender Motivation komplett ausgeschlossen werden kann. Versuchen Sie daher mit dem Rauchen aufzuhören.
- Bewegung: Suchen Sie doch mal nach einer Gruppe von Menschen in Ihrer Stadt beziehungsweise Umgebung, die Nordic Walking oder eine andere Sportart betreiben. Das bringt Sie nicht nur in Bewegung, sondern ermöglicht Ihnen auch ganz neue Kontakte.
- Regelmäßige Arztbesuche: Lassen Sie sich regelmäßig vom Arzt durchchecken und nehmen Sie die Behandlungsvorschläge ernst.
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