Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das viele Fragen aufwirft. Dieser Artikel beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema Schlaganfall, um Betroffenen und ihren Angehörigen einen umfassenden Überblick zu geben.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) tritt auf, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird, was zu einer Mangeldurchblutung von Hirnregionen führt. In der Folge werden Hirnzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und sterben ab. Je mehr Zeit nach dem akuten Schlaganfall verstreicht, umso schwerwiegender können die Folgen sein, da Hirnzellen bei fehlender Sauerstoffversorgung innerhalb weniger Minuten absterben.
Wie entstehen Schlaganfälle?
Schlaganfälle haben häufig ein ähnliches Muster: In den Blutgefäßen vor dem Hirn, im Gehirn oder aber im Herzen bilden sich Gerinnsel, die vor Ort einen Verschluss verursachen oder die sich ablösen können und ins Gehirn wandern. Dieser Typ macht 80 bis 85 Prozent aller Schlaganfälle aus. Wird die Blutzufuhr zu Hirnanteilen durch eine solche Gefäß-Verstopfung unterbrochen, entsteht der akute Schlaganfall. Die entsprechenden Hirn-Areale werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
Bei der zweiten großen Gruppe von Schlaganfällen (15 bis 20 Prozent) kommt es zu einer Einblutung in oder um das Gehirn durch Einriss eines Blutgefäßes. Patienten mit Hirnblutungen haben dagegen häufig akute Kopfschmerzen.
Welche Symptome deuten auf einen Schlaganfall hin?
Die Symptome treten plötzlich auf, „wie vom Schlag getroffen“. Das kann ein Kribbeln oder auch Taubheitsgefühl in Armen und Beinen sein. Hinzu können Beeinträchtigungen der Motorik wie Lähmungen, Koordinationsstörungen, undeutliches Sprechen wie auch eine fehlerhafte Sprache kommen. Auch können die Betroffenen unter Einschränkungen ihres Seh- und Hörvermögens leiden. Auf Außenstehende machen Schlaganfall-Patienten bisweilen einen verwirrten Eindruck. Nur selten treten alle Symptome auf einmal auf. Plötzliche Symptome wie Seh- und Sprachstörungen, heftiger Schwindel, Kribbeln in Armen und Beinen, taube Finger oder Lippen, Schluckbeschwerden und Gesichtslähmungen weisen auf einen Schlaganfall hin.
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Ein Schlaganfall kann sich auch nur durch eine kurzzeitige taube Lippe äußern. In diesem Fall spricht man vom sogenannten stillen oder unbemerkten Schlaganfall. Er kann eine Vorstufe von schweren Schlaganfällen sein, daher ist auch hier schnelles Handeln gefragt.
Plötzlich auftretender Schwindel bei einem Schlaganfall tritt in der Regel heftig und kombiniert mit einer Gangunsicherheit auf. Betroffene berichten hierbei meist von einem Drehschwindel oder einem Schwankschwindel.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?
Ein Schlaganfall ist ein echter Notfall. Sobald der Verdacht besteht, es könne sich um einen Schlaganfall handeln, sollten die Betroffenen, Angehörige oder wer auch immer diesen Verdacht hat, sofort die 112 rufen und veranlassen, dass der Patient umgehend in eine spezialisierte Abteilung, eine so genannte Stroke-Unit, in einem Krankenhaus kommt. Die schnelle und richtige Reaktion kann Leben retten und helfen, die langfristigen Folgen, insbesondere Behinderungen, zu mildern.
Wenn der Notarzt eintrifft, sind für ihn drei Dinge besonders wichtig:
- Welche Symptome sind aufgetreten?
- Wann sind die Symptome zum ersten Mal aufgetreten?
- Welche Vorerkrankungen liegen vor und welche Medikamente werden eingenommen?
Diese Informationen sind relevant für die Auswahl der richtigen Therapie nach einem Schlaganfall.
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Wer ist besonders gefährdet?
Schlaganfälle sind zwar in höherem Alter häufiger, können aber in allen Altersgruppen auftreten. Die Hälfte aller Schlaganfallpatienten ist jünger als 70 Jahre. Das Alter spielt eine entscheidende Rolle. Es gibt verhaltensbedingte Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum oder auch mangelnde Bewegung. Auch Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herzerkrankungen oder Bluthochdruck erhöhen das Schlaganfallrisiko. Studien zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern häufiger einen Schlaganfall erleiden, was mit speziellen Risikofaktoren zusammenhängt, denen in der Regel nur Frauen ausgesetzt sind. Jährlich erleiden rund 300 bis 500 Kinder einen Schlaganfall.
Wie kann man einem Schlaganfall vorbeugen?
Grundsätzlich sollte man gesund leben. Bei der Ernährung spielt die mediterrane Diät (Fisch, mageres Fleisch, Olivenöl, Gemüse, Obst) eine große Rolle. Auch Kaffee, Nüsse und Schokolade mit hohem Kakaoanteil sowie Rotwein aus Eichenfässern haben schützende Effekte, allerdings nur in kleinen Mengen. Regelmäßige Besuche beim Hausarzt helfen, behandelbare Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Cholesterinerhöhung zu erkennen und einzustellen. Herzerkrankungen, vor allem Vorhofflimmern, müssen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Bei Bestehen solcher Risikofaktoren kann durch eine Ultraschalluntersuchung eine Verengung der das Gehirn mit Blut versorgenden Halsschlagadern festgestellt und falls nötig behoben werden. Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, das heißt eine balancierte, ausgewogene zum Beispiel mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln.
Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest an, mit dem Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Wenn der Test auffällig ist, sollte man unbedingt zum Arzt gehen, um Risikofaktoren frühzeitig zu überprüfen und entsprechende Behandlungen einzuleiten.
Was ist eine Stroke Unit?
Eine „Stroke Unit“ ist ein separater Bereich auf einer Überwachungs- oder Intensivstation, in dem gewährleistet ist, dass speziell geschultes ärztliches, pflegerisches und therapeutisches Personal rund um die Uhr zur Verfügung steht. Sollte es zu Komplikationen kommen, kann mit Hilfe technischer Überwachungsmöglichkeiten und speziellen Therapien eine optimale und schnelle medizinische und pflegerische Versorgung des Patienten gewährleistet werden.
Wie sieht die Akuttherapie im Krankenhaus aus?
Grundvoraussetzung jeder Schlaganfall-Therapie ist die Stabilisierung und Überwachung der Vitalparameter wie Blutdruck, Herzschlag und Atmung sowie die Suche nach begünstigenden Faktoren und die Vermeidung von Komplikationen wie Infektionen. Bei den sehr früh ins Krankenhaus kommenden Patienten wird bis zu viereinhalb Stunden nach Beginn der Symptome eine Thrombolyse (Gerinnsel-Auflöse-Therapie) mit einem Medikament durchgeführt. Das passiert aber nur bei etwa 10 bis 20% der Patienten mit einem Durchblutungsmangel-Schlaganfall. Hirnblutungen müssen manchmal operiert werden, manchmal aber auch konservativ behandelt werden. In seltenen Fällen können die spezialisierten Kollegen der Neuroradiologie über einen Katheter in die betroffenen Gefäße vordringen und dort die Verstopfung beseitigen. In schweren Fällen müssen die Patienten operiert oder einer Kühltherapie unterzogen werden. Wichtig ist, dass die Patienten sobald wie möglich wieder mobilisiert werden.
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Welche Folgen kann ein Schlaganfall haben?
Das sind in allen Schweregraden Lähmungen, Gefühlsstörungen, Störungen der Sprache und des Sprechens, des Schluckens, des Gleichgewichtes und der höheren geistigen Funktionen. Auch behandlungswürdige Depressionen sind nach Schlaganfällen sehr häufig.
Wie geht es nach der Akutbehandlung weiter?
Je nach Schweregrad dauert es einige Tage bis Wochen, bis die Patienten die Klinik wieder verlassen können. Nach der Akutbehandlung schließen sich Rehabilitationsmaßnahmen in spezialisierten Einrichtungen an, die auch über mehrere Wochen oder Monate andauern können. Bei weniger schweren Fällen können diese Rehamaßnahmen auch ambulant durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um Bewegungstherapie, Sprach-, Stimm-, Atem- und Ergotherapie. Nach Abschluss dieser Maßnahmen muss dann in aller Regel eingeschätzt werden, inwieweit der Patient wieder selbständig seinen Alltag bewältigen kann. Sollten hier Einschränkungen zurückbleiben, muss über Hilfen eines Pflegedienstes oder die Unterbringung in ein Pflegeheim nachgedacht werden.
Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus wird abgeklärt, welche Einschränkungen der Schlaganfall zur Folge hatte. Das übergeordnete Behandlungsziel ist es immer, dass der Patient seinen Alltag wieder so gut wie möglich selbstständig bewältigen kann. Dabei helfen neben Ärzten und Pflegepersonal hauptsächlich Physiotherapeuten („Krankengymnastik“), Ergotherapeuten und Logopäden (Sprach- und Schlucktherapie). Für jeden Patienten wird ein eigener Therapieplan erstellt, der regelmäßig angepasst wird.
Wie komme ich zu Hause zurecht?
Es ist nicht immer möglich, nach der Akutbehandlung direkt in ein Rehazentrum zur stationären Therapie überwiesen zu werden. Geht es zunächst nach Hause, sollte man rechtzeitig seinen Hausarzt informieren. Dieser kann die benötigten Medikamente verschreiben, Therapierezepte ausstellen oder bei Bedarf an Spezialisten überweisen. Sollte man nach dem Schlaganfall drei oder mehr rezeptpflichtige Medikamente über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen verordnet bekommen haben, dann hat man Anspruch auf einen Medikationsplan, der die Organisation erleichtert. Therapeuten können auch dahingehend beraten, welche Hilfsmittel oder Umbauten notwendig sind, damit man sich zu Hause sicher bewegen kann. Grundsätzlich muss jedes Hilfsmittel von einem Arzt verordnet werden. Mit der Verordnung kann man sich dann an ein Sanitätshaus wenden. Als Kostenträger für Therapien und Hilfsmittel können Rentenversicherungsträger, Krankenkasse, die Bundesagentur für Arbeit oder das Sozialamt zuständig sein. Dort sowie bei verschiedenen Vereinen und der Pflegekasse kann man sich auch über das Thema barrierefreie Wohnungsanpassungen und finanzielle Zuschüsse informieren.
Wen kann ich um Hilfe bitten?
Bei größeren körperlichen Einschränkungen bietet sich ein ambulanter Pflegedienst an, der regelmäßig vorbeikommt und bei den Aufgaben hilft, die man (noch) nicht alleine durchführen kann. Für die fortlaufenden Therapien kann man ambulante Therapiezentren oder Praxen in der Nähe aufsuchen - manche Therapeuten machen aber auch Hausbesuche. Häufig werden Betroffene nach einem Schlaganfall auch von ihren Angehörigen betreut. Sollte man jemanden haben, der einen unterstützen kann, ist es oft sinnvoll, wenn die Person sich von den Experten einzelne Vorgänge oder den Umgang mit den Hilfsmitteln erklären lässt. Es gibt außerdem zahlreiche Unterstützungsangebote für hilfe- und pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige. Sogenannte Pflegestützpunkte beraten als örtliche Auskunfts- und Beratungsstelle rund um das Thema Pflege. Auch die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes im Krankenhaus können weiterhelfen oder man sucht online nach passenden Beratungsangeboten.
Was ist mit meiner Arbeit?
Wie bei anderen Erkrankungen muss man seinen Arbeitgeber zeitnah über seine Arbeitsunfähigkeit informieren. Grundsätzlich haben alle Arbeitnehmer Anspruch auf eine sogenannte Entgeltfortzahlung von bis zu sechs Wochen. Ob man in seinen alten Job zurückkehren kann, hängt stark von seinen Einschränkungen ab. Die Agentur für Arbeit berät dahingehend, ob oder wie man seinen bisherigen Beruf weiter ausführen kann und wie eine stufenweise Wiedereingliederung (z.B. über Teilzeitarbeit) erfolgen kann. Außerdem erfährt man dort, welche Alternativen es gibt, falls man nicht in seinen alten Beruf zurückkehren kann. Für den Fall, dass einem keine Erwerbstätigkeit mehr möglich sein sollte und man noch nicht das reguläre Renteneintrittsalter erreicht hat, kommt eine Erwerbsminderungsrente in Frage. Sollte man zwar weiterhin arbeiten können, aber keine Vollzeitstelle mehr übernehmen können, kommt eventuell auch eine Teilerwerbsminderungsrente in Frage.
Wann darf ich wieder Autofahren?
Das Thema Autofahren ist sehr komplex. Kurz gesagt ist man jedoch selbst dafür verantwortlich, seine Fahrtüchtigkeit sicherzustellen. Andernfalls kann bei einem Unfall der Versicherungsschutz erlöschen und man muss womöglich mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe rechnen. Seine Fahrtüchtigkeit kann man sich unter anderem von spezialisierten Neurologen bescheinigen lassen; sicherer ist es aber, wenn man seine Erkrankung, sobald man sich wieder fit genug fürs Autofahren fühlt, bei der Führerscheinstelle meldet. Dort wird dann festgelegt, welche Gutachten man innerhalb einer bestimmten Frist einreichen muss. Sind Umbauten am Auto notwendig, muss das ohnehin im Führerschein vermerkt sein.
Wie kann ich einen erneuten Schlaganfall vermeiden?
Neben der Rückkehr in den Alltag sollte eines der Hauptziele sein, sein Risiko für einen erneuten Schlaganfall so weit wie möglich zu senken. Das tut man, indem man regelmäßig beim Arzt seinen Blutdruck- und seine Cholesterinwerte kontrollieren lässt und über weiterhin bestehende Herzprobleme wie beispielsweise Vorhofflimmern spricht. Außerdem sollte regelmäßig die Dosierung der Medikamente überprüft werden. Ebenso wichtig ist es, dass man auf einen gesunden Lebenswandel achtet. Dazu zählen: nicht rauchen, sich gesund ernähren und sich ausreichend bewegen. So vermeidet man auch gleichzeitig Übergewicht, das ebenfalls einer der Risikofaktoren für Schlaganfälle ist. Dabei gelten die selben Präventionsmaßnahmen wie vor Erstschlaganfällen. Die entscheidenden Faktoren sind einfach eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Diabetes, kein Bluthochdruck usw.
Wo finde ich Unterstützung?
Mit Hilfe des Fördervereins der Klinik für Neurologie war es möglich, ein Schlaganfallbüro einzurichten. Unter der Nummer 01 57 / 39 12 45 02 haben Betroffene oder Angehörige die Möglichkeit, einen ersten Ansprechpartner zu finden, wenn es darum geht, die richtigen Anlaufstellen für weitere Hilfen zu finden. Oft geht es in so einem Gespräch auch nur darum, die eigene Situation zu beschreiben und damit auch schon ein Stück weiter verarbeiten zu können. Neben den professionellen Angeboten, wie Sozialdienst, Kranken- und Rentenversicherern gibt es auch mehrere Selbsthilfegruppen. Sowohl für Schlaganfall-Betroffene als auch für deren Umfeld gibt es deutschlandweit Selbsthilfegruppen, die man auf der Seite der Schlaganfall-Hilfe findet.
Psychische Folgen eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall ist ein schwerwiegendes Ereignis im Leben eines Menschen und kann zu Traurigkeitszuständen bis hin zu Depressionen führen. Allerdings sind Depressionen nach Schlaganfällen viel häufiger, als das die bleibenden Symptome erklären können. Die Therapie neurologischer Einschränkungen erfordert viel Geduld und genügend Motivation, um auch außerhalb der Behandlungen weiter zu üben. Jeder Patient macht unterschiedlich schnelle Fortschritte - lassen Sie sich also nicht entmutigen, wenn Dinge nicht sofort klappen.
Ein Schlaganfall ist meistens auch für das Umfeld der Betroffenen sehr belastend, da diese oft gleichzeitig pflegerische Unterstützung leisten und sich um den „Papierkram“ für Therapiemaßnahmen und Erstattungen kümmern. Egal, ob Sie selbst betroffen sind oder eine Person, die Ihnen nahesteht: Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten!
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