5 Lendenwirbel drückt auf Nerv: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule, insbesondere wenn der 5. Lendenwirbel (L5) auf einen Nerv drückt, kann erhebliche Beschwerden verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und verschiedenen Behandlungsansätze, um Betroffenen ein umfassendes Verständnis dieser Problematik zu vermitteln.

Anatomie der Lendenwirbelsäule und Bandscheiben

Die menschliche Wirbelsäule besteht aus verschiedenen Abschnitten: sieben Halswirbeln, zwölf Brustwirbeln und fünf Lendenwirbeln. Daran schließen sich das Kreuz- und Steißbein an, die aus insgesamt zehn miteinander verschmolzenen Wirbeln bestehen. Ein Bandscheibenvorfall auf Höhe L5/S1 betrifft den Bereich zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem ersten Kreuzbeinwirbel.

Die Bandscheiben fungieren als Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern und gleichen Belastungen aus, insbesondere bei Druck und Biegungen der Wirbelsäule. Sie bestehen aus einem äußeren Faserring (Anulus fibrosus) und einem inneren Gallertkern (Nucleus pulposus).

Ursachen für Druck auf Nerven im Bereich L5

Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass der 5. Lendenwirbel auf einen Nerv drückt:

Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps)

Ein Bandscheibenvorfall ist eine häufige Ursache für Nervenkompression im Lendenwirbelbereich. Dabei reißt der äußere Faserring der Bandscheibe ein, und der Gallertkern tritt aus oder wölbt sich vor. Dieses ausgetretene Gewebe kann auf die im Wirbelkanal verlaufenden Nervenwurzeln drücken und diese einengen oder sogar abdrücken.

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Mit zunehmendem Alter und durch Verschleißerscheinungen kann der Faserring Risse bekommen und durchlässig werden. Faktoren wie Überbelastung, Fehlhaltung, mangelnde Bewegung und starkes Übergewicht können diesen Prozess beschleunigen, sodass auch jüngere Menschen betroffen sein können. Insbesondere Menschen mit sitzender Tätigkeit, nach vorne geneigter Haltung oder berufsbedingter Belastung durch das Heben schwerer Lasten sind gefährdet.

Die häufigste Lokalisation eines Bandscheibenvorfalls ist die Höhe zwischen dem 5. Lendenwirbelkörper (LWK 5 oder kurz L 5) und dem Kreuzbein (SWK 1 oder kurz S 1). Dabei kommt es zu einem Einriss des Faserrings (um die Bandscheibe herum =Anulus fibrosus) der Bandscheibe L5/S1. Dieses Ereignis kann deutliche Rückenschmerzen hervorrufen und wird dann als der klassische „Hexenschuß“ bezeichnet. Kommt es dann im Weiteren zu einem Austritt von Bandscheibengewebe durch den entstandenen Riss im Anulus fibrosus, wird dies dann als Bandscheibenvorfall bezeichnet. Das Gewebe (Bandscheibenvorfall; Bandscheibenprolaps) drückt nun auf die dem Segment L5/S1 entspringende Nervenwurzel S1. Der Rückenschmerz wird dann meist deutlich besser und tritt in den Hintergrund. Der Schmerz verlagert sich ins Bein und strahlt entlang der gedrückten Nervenwurzel S1 aus. Die S1 Nervenwurzel bildet den Nervus ischiadicus, der bis in den Fußaußenkante zieht.

Spondylolisthesis (Wirbelgleiten)

Eine Spondylolisthesis, auch Wirbelgleiten genannt, bezeichnet das Verschieben eines Wirbelkörpers mitsamt seiner Bogenwurzeln, der Querfortsätze und oberen Gelenkfortsätze gegenüber dem darunter liegenden Wirbel. Diese Verschiebung kann den Wirbelkanal einengen und Druck auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln ausüben.

Ursächlich für ein Wirbelgleiten sind meist degenerative Verschleißprozesse der Wirbelsäule (Wirbelsäulenarthrose oder Spondylarthrose). Aber auch Fehlbildungen, Unfälle oder ein Knochendefekt im Bereich des Wirbelbogens (Wirbelbruch) können zu dieser Instabilität der Wirbelsäule führen. Meist betrifft das Wirbelgleiten die stark belastete Lendenwirbelsäule (LWS). Der 5. Lendenwirbel ist mit 80 % am häufigsten betroffen, der 4. Lendenwirbel am zweithäufigsten mit 15 %.

Spinalkanalstenose

Eine Spinalkanalstenose ist eine Verengung des Wirbelkanals, in dem das Rückenmark und die Nervenwurzeln verlaufen. Diese Verengung kann durch degenerative Veränderungen wie Knochenanbauten (Spondylophyten), verdickte Bänder oder Bandscheibenvorwölbungen verursacht werden. Der resultierende Druck auf die Nerven kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Schwäche in den Beinen führen.

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Weitere Ursachen

Neben den genannten Hauptursachen können auch andere Faktoren zu einer Nervenkompression im Bereich L5 führen, darunter:

  • Tumore: Tumore im Wirbelkanal können auf die Nerven drücken.
  • Entzündungen: Entzündliche Prozesse im Bereich der Wirbelsäule können zu einer Schwellung und damit zu einer Nervenkompression führen.
  • Verletzungen: Verletzungen der Wirbelsäule, wie z.B. Frakturen, können ebenfalls Nerven schädigen oder einengen.

Symptome bei Nervenkompression im Bereich L5

Die Symptome einer Nervenkompression im Bereich des 5. Lendenwirbels können vielfältig sein und hängen vom Ausmaß und der Lokalisation der Kompression ab. Typische Symptome sind:

  • Schmerzen: Starke Schmerzen im unteren Rückenbereich, die in das Bein ausstrahlen können (Ischias). Je nach Stärke des Drucks auf den Nerv kann der Schmerz bis zur Hüfte, zum Oberschenkel, zur Wade oder sogar bis zu den Großzehen ausstrahlen.
  • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Brennen im Bein oder Fuß.
  • Muskelschwäche: Schwäche der Muskeln im Bein oder Fuß, was zu Schwierigkeiten beim Gehen oder Stehen führen kann.
  • Reflexveränderungen: Abgeschwächte oder fehlende Reflexe im Bein.
  • In schweren Fällen: Kontrollverlust über Blase oder Darm.

Diagnose

Die Diagnose beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese, in der der Arzt die Krankengeschichte und die aktuellen Beschwerden des Patienten erfragt. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Beweglichkeit der Wirbelsäule, die Reflexe, die Sensibilität und die Muskelkraft testet.

Zur weiteren Abklärung können bildgebende Verfahren eingesetzt werden:

  • Röntgen: Röntgenaufnahmen können Veränderungen an den Wirbelkörpern, wie z.B. Wirbelgleiten, darstellen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist dasStandardverfahren zur Beurteilung von Bandscheiben, Nervenwurzeln und Rückenmark. Sie kann einen Bandscheibenvorfall, eine Spinalkanalstenose oder andere Ursachen der Nervenkompression sichtbar machen.
  • Computertomographie (CT): Die CT kann ebenfalls Veränderungen an den Knochen darstellen und wird manchmal als Alternative zur MRT eingesetzt.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Nervenkompression. In den meisten Fällen können konservative Maßnahmen die Beschwerden lindern.

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Konservative Therapie

  • Schmerzmittel: Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Opioide können helfen, die Schmerzen zu lindern.
  • Muskelrelaxanzien: Muskelrelaxanzien können Muskelverspannungen lösen und die Schmerzen reduzieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Schmerzen zu lindern. Spezielle Übungen können die Nerven entlasten und die Haltung verbessern.
  • Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme- oder Kälteanwendungen können helfen, die Schmerzen zu lindern und die Muskeln zu entspannen.
  • Injektionen: Injektionen mit Kortikosteroiden könnenEntzündungen reduzieren und die Schmerzen lindern.
  • Rückenschule: In der Rückenschule lernen die Patienten, wie sie ihren Rücken im Alltag schonen und Fehlhaltungen vermeiden können.
  • Bewegung: Regelmäßige, angepasste Bewegung ist ein wesentlicher und zentraler Behandlungsbaustein bei bandscheibenbedingten Beschwerden. Eine geeignete Bewegungstherapie mit speziellen Übungen kann die Nervenschmerzen lindern, Verspannungen lösen und Schonhaltungen korrigieren.
  • Stufenlagerung: Bei Ischiasschmerzen kann die Stufenlagerung empfohlen werden. Dazu in Rückenlage die Beine auf eine Erhöhung (z. B. Kissenstapel) legen. Das kann die zwischen den Wirbeln eingeklemmte Nervenwurzel entlasten.

Operative Therapie

Wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich ist oder neurologische Ausfälle auftreten (z.B. Lähmungen oder Kontrollverlust über Blase oder Darm), kann eine Operation erforderlich sein. Ziel der Operation ist es, den Druck auf die Nerven zu beseitigen und die Wirbelsäule zu stabilisieren.

Verschiedene operative Verfahren stehen zur Verfügung:

  • Mikrodiskektomie: Bei einem Bandscheibenvorfall wird das ausgetretene Bandscheibengewebe entfernt, um den Nerv zu entlasten.
  • Laminektomie: Bei einer Spinalkanalstenose wird ein Teil des Wirbelbogens entfernt, um den Wirbelkanal zu erweitern und den Druck auf die Nerven zu reduzieren.
  • Spondylodese (Wirbelversteifung): Bei einer Spondylolisthesis oder bei Instabilität der Wirbelsäule können die betroffenen Wirbelkörper miteinander versteift werden, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und den Druck auf die Nerven zu beseitigen.

Prävention

Einige Maßnahmen können helfen, das Risiko einer Nervenkompression im Bereich L5 zu verringern:

  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung, insbesondere rückenstärkende Übungen, kann die Muskulatur stärken und die Wirbelsäule stabilisieren.
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz kann Fehlhaltungen vermeiden und die Wirbelsäule entlasten.
  • Gewichtskontrolle: Übergewicht kann die Wirbelsäule zusätzlich belasten und das Risiko von Verschleißerscheinungen erhöhen.
  • Richtiges Heben: Beim Heben schwerer Lasten sollte man in die Knie gehen und den Rücken gerade halten.
  • Vermeidung von Fehlhaltungen: Fehlhaltungen sollten vermieden werden, sowohl im Sitzen als auch im Stehen.
  • Stressabbau: Stress kann zu Muskelverspannungen führen und die Schmerzen verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.

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