Sprachzentrum Gehirn aktivieren: Wie Mehrsprachigkeit und Gehirntraining die geistige Fitness fördern

Mehrsprachigkeit ist mehr als nur die Fähigkeit, sich in verschiedenen Sprachen auszudrücken. Sie ist ein komplexer kognitiver Prozess, der das Gehirn auf vielfältige Weise fordert und fördert. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass der Sprachwechsel im Gehirn eine intensive Nervenarbeit erfordert, wobei überraschenderweise das Abschalten der aktiven Sprache eine größere Herausforderung darstellt als das Aktivieren der neuen. Doch nicht nur Mehrsprachigkeit, sondern auch gezieltes Gehirntraining kann dazu beitragen, die geistige Fitness zu erhalten und zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet, wie das Sprachzentrum im Gehirn aktiviert werden kann und welche Rolle dabei Mehrsprachigkeit, Gehirntraining und weitere Faktoren spielen.

Die Nervenarbeit beim Sprachwechsel: Abschalten ist anstrengender als Anschalten

Wenn mehrsprachige Menschen von einer Sprache in eine andere wechseln, scheint es, als würden sie einen Schalter im Kopf umlegen. Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass dieser Prozess mit einer erhöhten Aktivität in Hirnbereichen verbunden ist, die mit kognitiver Kontrolle assoziiert sind. Das Gehirn muss sich beim Sprachwechsel also anstrengen. Bisher war jedoch unklar, welcher Aspekt die Nervenarbeit erfordert: ist es das Lösen von der aktiven Sprache oder das Anschalten der neuen?

Forscher haben nun eine clevere Lösung gefunden, um diese Frage zu beantworten. Sie untersuchten die Zusammenhänge bei Menschen, die neben Englisch eine spezielle weitere Ausdrucksform beherrschen: Gebärdensprache. Das Besondere dabei ist, dass diese Mehrsprachler beide Ausdrucksformen parallel verwenden können - sie reden und „sprechen“ dabei gleichzeitig mit ihren Händen.

Die Forscher baten die Studienteilnehmer, von der Aktivierung beider Sprachen zur Produktion nur einer Ausdrucksform zu wechseln und umgekehrt. Auf diese Weise war es möglich, den Prozess der Abwendung von einer Sprache zu isolieren, bzw. das Zuschalten einer Ausdrucksform getrennt zu untersuchen. Um zu erfassen, was sich dabei im Gehirn abspielt, analysierten die Wissenschaftler die Nervenaktivität ihrer Probanden durch Magnetoenzephalographie (MEG).

Die Ergebnisse zeigten, dass es zu einer erhöhten Aktivität im Gehirn kam, wenn die Probanden beim gleichzeitigen Reden und Gebärden eine der beiden sprachlichen Ausdrucksformen abstellten. „Unterm Strich deuten diese Ergebnisse nun darauf hin, dass die Herausforderung beim Sprachwechsel nicht darin liegt, die neue zu aktivieren, wie man vermuten könnte. Es scheint hingegen mehr kognitive Anstrengung nötig zu sein, um sich von der vorherigen Ausdrucksform zu lösen“, resümiert Blanco-Elorrieta.

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Wortfindungsstörungen: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Wortfindungsstörungen können bei Erwachsenen und Kindern auftreten und sich in verschiedenen Formen äußern. Betroffene haben Probleme, passende Wörter zu finden und diese im Kontext richtig zu verwenden. Es fällt ihnen schwer, einen aussagekräftigen Satz zu bilden. Wörter werden oft umschrieben und es kommt zu langen Pausen im Gespräch.

Die Medizin unterscheidet Wortfindungsstörungen in Aphasie, Dysphasie und kognitive Dysphasie. Eine Aphasie kann durch Verletzungen des Nervensystems oder andere Schäden wie Tumore oder Hirnblutungen entstehen. Die Dysphasie ist eine leichtere Form der Aphasie. Bei einer kognitiven Dysphasie ist die Sprachstörung eine Folgestörung, verursacht durch beeinträchtigte kognitive Basisfunktionen, die vor allem die Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Exekutivfunktionen betreffen.

Wortfindungsstörungen können harmlose Ursachen haben, aber auch auftreten, wenn relevante Bereiche des Gehirns beschädigt werden, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, einen Tumor im Gehirn, eine Hirnhautentzündung oder Unfälle mit einem Schädel-Hirn-Trauma. Auch Formen von Demenzen wie Alzheimer können Wortfindungsstörungen verursachen.

Eine gezielte Sprachtherapie kann helfen, die Symptome einer Wortfindungsstörung zu mildern. Diese erstreckt sich in der Regel über einen langen Zeitraum und sollte regelmäßig stattfinden. Begleitend zur Sprachtherapie können Betroffene auch zuhause aktiv werden, indem sie ihre kognitiven Fähigkeiten stärken.

Gehirntraining: Kognitive Fähigkeiten stärken und Wortfindungsstörungen entgegenwirken

Durch Gehirntraining können Sie Ihre Konzentration und Aufmerksamkeitsfähigkeit stärken, um so auch bei Unterhaltungen besser am Ball bleiben zu können. NeuroNation ist eine wissenschaftliche Plattform, die sich auf das Training verschiedener kognitiver Funktionen, wie etwa des Arbeitsgedächtnisses, fokussiert hat. Zusammen mit Professor:innen der Neuropsychologie entwickelt NeuroNation Gehirnübungen in den Kategorien Aufmerksamkeit, Rechnen, Logik und Gedächtnis.

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Einige Übungen sind für Personen mit Wortfindungsstörungen besonders interessant:

  • Wortwunder: Trainiert Logik und Aufmerksamkeit. Diese Übung trainiert die Fähigkeit, schneller Wörter zu finden und Sätze zu formulieren. Ziel der Übung ist es, aus den gezeigten Buchstaben Wörter zu bilden. Darüber hinaus wird das Arbeitsgedächtnis trainiert.
  • Wortakrobat: Trainiert Logik und Verarbeitungsgeschwindigkeit. Bei dieser Übung müssen Sie unterschiedliche Informationen gleichzeitig im Kopf behalten und schnell verarbeiten. So können Sie am Ende aus mehreren Buchstaben das richtige Ergebnis zusammensetzen. So wird Ihre Fähigkeit des schlussfolgernden Denkens und der Verarbeitungsgeschwindigkeit trainiert.
  • Sprachreise: Trainiert Logik und Aufmerksamkeit. Hier verändern sich bereits erfasste Informationen, da sich die Buchstaben bewegen und in Symbole umwandeln können. Die Anforderungen an Ihre Konzentration sind bei dieser Übung also sehr hoch, da Sie sich gleichzeitig verschiedene Informationen merken müssen. Wenn Sie eine starke Konzentrationsfähigkeit haben, können Sie aus mehreren Optionen das richtige Wort erkennen und auswählen.

Gezieltes Gehirnjogging kann Ihnen weiterhelfen, wenn Sie es leid sind, oft in Gesprächen nicht die passenden Wörter zu finden oder es Ihnen allgemein schwerfällt, sich bei Konversationen zu konzentrieren.

Geistige Fitness: So trainieren Sie das Gehirn im Alltag

Ein gesunder Körper und ein gesunder Geist sind eng miteinander verbunden und durch den Alterungsprozess gefährdet. Die gute Nachricht ist, dass jeder etwas dafür tun kann, um nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit zu bleiben. Das Gehirn steuert als „Kontrollzentrale“ alle Aktivitäten im Körper. Die 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen) in unserem Gehirn ermöglichen es, Informationen zu empfangen, zu verarbeiten und weiterzuleiten.

Der Mensch muss viele Fähigkeiten im Laufe seines Lebens erlernen. Darauf ist das Gehirn vorbereitet. Um Neues zu lernen, abzuspeichern und die Informationen und Prozesse jederzeit schnell abrufen zu können, entsteht ein ganzes Netzwerk von Neuronen, in dem immer wieder neue synaptische Verbindungen gebildet werden. Diese komplexen Verbindungen sind die Voraussetzung dafür, dass ein Mensch mit seiner Umwelt agieren und geistige Höchstleistungen vollbringen kann.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Hirnleistung jedoch langsam ab, Lernen und Denken verlangsamen sich. Eine Ursache hierfür ist, dass Neuronen absterben. Der altersbedingte Verlust von immer mehr Nervenzellen im Gehirn beeinträchtigt die Denkleistung. Neuere Forschungen gehen jedoch davon aus, dass der Verlust der Neuronen nur für einen Teil des Leistungsverlustes verantwortlich ist. Viel entscheidender sei, dass die Verbindungen zwischen den Nervenzellen, also die Synapsen, im Alter abgebaut werden.

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Die gute Nachricht ist: Dagegen lässt sich etwas tun. In jedem Alter und zu jedem Zeitpunkt des Lebens können Sie das Gehirn trainieren, damit sich Synapsen neu bilden. Wer sich im Alter geistig fit halten möchte, kann dafür sorgen, dass die Verbindungen zwischen den Nervenzellen aktiv bleiben - indem er sie beansprucht. Werden Synapsen nicht benutzt, sterben sie ab und kognitive Fähigkeiten gehen verloren.

Selbst die Neubildung der Nervenzellen scheint beeinflussbar zu sein. Grundsätzlich ist der Mensch bereits im Mutterleib mit einem vollständigen Set an Neuronen im Gehirn ausgestattet. Sie werden im Alter zunehmend abgebaut und es kommen im Laufe des Lebens keine neuen Neuronen in nennenswertem Maß dazu - mit einer Ausnahme: Der Hippocampus, der auch als das „Tor zum Gedächtnis“ bezeichnet wird, ist der einzige Bereich im Gehirn, in dem lebenslang neue Neuronen entstehen.

Die Fähigkeit des Gehirns, seine Struktur und die Funktionen durch die Bildung von Zellen und Synapsen so zu verändern, dass es sich immer wieder auf Einflüsse von außen einstellen kann, beschreiben Mediziner als Neuroplastizität. Sie lässt sich auch im Alter noch gezielt fördern. Forscher sehen dies als wichtige Voraussetzung dafür, um dem altersbedingten Abbau der Hirnleistung vorzubeugen und geistig fit zu bleiben.

Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren und die geistige Fitness zu verbessern

Wer rastet, der rostet - das gilt auch für das Gehirn. Werden Synapsen nicht benutzt, baut der Körper sie ab oder schwächt sie. Andersherum bleiben Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn erhalten, wenn sie häufig beansprucht werden - oder das Gehirn baut sie sogar aus, wenn neue Verbindungen sinnvoll erscheinen. Die Antwort auf die Frage „Was tun für geistige Fitness?“ lautet also ganz einfach: Neues lernen.

Forscher haben bereits verschiedene Möglichkeiten entdeckt, wie sich das Gehirn trainieren und die geistige Fitness verbessern lässt:

  • Fit im Kopf durch Musik: Musik beflügelt Körper und Geist. Sie stimuliert die Hirnnerven und wirkt sich auf die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe aus, die die Neuroplastizität beeinflussen.
  • Das Gehirn trainieren durch Fremdsprachen: Wer eine neue Sprache lernt, nutzt eine Vielzahl umfangreicher Nervennetzwerke im Gehirn. Das fördert die Neuroplastizität und kann die Gehirnleistung verbessern - und zwar in jedem Alter.
  • Körper und Geist trainieren: Wer Sport treibt und aktiv lebt, tut auch etwas für seine geistige Fitness. Regelmäßige Bewegung und Sport kann die Hirngesundheit fördern - und den Alterungsprozess verlangsamen.

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