Alzheimer: Ursachen, Risikofaktoren und Prävention

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen und die Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Sie ist die häufigste Ursache für Demenz, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind. Obwohl es derzeit keine Heilung für Alzheimer gibt, ist das Verständnis der Ursachen und Risikofaktoren der Krankheit entscheidend für die Entwicklung von Präventionsstrategien und Behandlungen, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können.

Was ist Alzheimer?

Die Alzheimer-Krankheit, auch als "Demenz vom Alzheimer-Typ" oder "Morbus Alzheimer" bezeichnet, ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn nach und nach geschädigt werden und absterben. Dies führt zu einem fortschreitenden Verlust der geistigen (kognitiven) Fähigkeiten. Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten sind nur zwei der Symptome, die den Alltag der Betroffenen zunehmend erschweren.

Hauptursachen und Mechanismen der Alzheimer-Krankheit

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen könnten.

Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen

Im Gehirn von Alzheimer-Patienten finden sich zwei charakteristische Arten von Proteinablagerungen: Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Amyloid-Plaques bestehen hauptsächlich aus Amyloid-beta (Aβ), einem Protein, das sich zwischen den Nervenzellen ansammelt und Klumpen bildet. Tau-Fibrillen entstehen, wenn das Tau-Protein, das normalerweise die Strukturen im Inneren der Nervenzellen stabilisiert, chemisch verändert wird und sich zu fadenförmigen Strukturen zusammenlagert. Es wird vermutet, dass diese Ablagerungen die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen und zum Absterben der Zellen führen.

Obwohl Alois Alzheimer vor fast 120 Jahren Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen im Gehirn seiner Patientin Auguste Deter als Ursache der „Krankheit des Vergessens“ vermutete, gibt es bis heute keinen Beweis dafür. So ist es beispielsweise gelungen, mit modernen Antikörper-Medikamenten die Amyloid-Plaques zu entfernen und damit den Krankheitsverlauf etwas zu verzögern - dauerhaft aufhalten lässt sich der kognitive Abbau jedoch nicht. Auch weiß die Wissenschaft bis heute nicht, warum sich die Oligomere, Plaques und Fibrillen bilden. Zum Teil vermuten Forscherinnen und Forscher, dass die Ablagerungen ein Nebenprodukt anderer Vorgänge sein könnten, deren Ursachen noch nicht bekannt sind.

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Fehlfunktionen von Gliazellen

Neben den Ablagerungen von Amyloid und Tau kommen Fehlfunktionen bestimmter Zellen als mögliche Auslöser der Alzheimer-Krankheit in Frage. Im Fokus stehen hier insbesondere die Gliazellen, die etwa 90 Prozent aller Gehirnzellen ausmachen. Aufgabe der Gliazellen ist es, die Nervenzellen im Gehirn zu schützen und zu unterstützen, damit die Signalübertragung - und damit unser Denken und Handeln - reibungslos funktioniert. An der Signalübertragung selbst sind Gliazellen nicht beteiligt. Mikrogliazellen spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem unseres Gehirns. Wie eine Gesundheitspolizei sorgen sie dafür, dass schädliche Substanzen wie Krankheitserreger zerstört und abtransportiert werden. Astrozyten sind Gliazellen mit gleich mehreren wichtigen Aufgaben, unter anderem versorgen sie das Gehirn mit Nährstoffen, regulieren die Flüssigkeitszufuhr und helfen bei der Regeneration des Zellgewebes nach Verletzungen. Astrozyten stehen im Verdacht, an der Verbreitung der giftigen Amyloid-beta-Oligomere und Tau-Fibrillen beteiligt zu sein.

Störung im Lipidstoffwechsel

Wissenschaftler haben möglicherweise einen neuen Auslöser für die charakteristischen Veränderungen im Gehirn gefunden: eine Störung im Lipidstoffwechsel. Denn zu viele Lipide in der Zellmembran von Neuronen können die Bildung von Alzheimer-Peptiden begünstigen. Ist die Autophagozytose in Nervenzellen gestört, häuft sich Beta-Amyloid an. Eine Ursache für die Störung der Autophagozytose und somit für die vermehrte Entstehung von Beta-Amyloid ist eine Veränderung im Lipidstoffwechsel der Nervenzellen.

Genetische Faktoren

Genetische Faktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit und anderer Demenzen. Allerdings sind sie in weniger als 3% der Fälle der alleinige Auslöser für die Krankheit. Es gibt jedoch einen genetischen Risikofaktor: Dies sind Varianten im Gen für ein Eiweiß namens Apo-Lipoprotein E (ApoE). Das Eiweiß ApoE ist bei allen Menschen vorhanden, es wird für den Transport von Cholesterin im Blut benötigt. Das ApoE-Gen liegt in drei Varianten vor. Eine scheint eine Person vor einer Alzheimer-Erkrankung zu schützen, eine andere macht ihn empfänglicher für die Erkrankung.

Jeder Mensch erbt von seinen Eltern zwei Kopien des ApoE-Gens, das in verschiedenen Varianten vorkommt. Die Variante ApoE4 erhöht das Alzheimer-Risiko und kann die Nebenwirkungen von Leqembi verstärken. Eine Kopie von ApoE4 (von einem Elternteil vererbt) bedeutet ein erhöhtes Risiko, ist aber behandelbar. Zwei Kopien von ApoE4 (von beiden Elternteilen vererbt) bedeuten ein stark erhöhtes Risiko für Hirnschwellungen und Hirnblutungen. Diese Personen sind daher von der Behandlung ausgeschlossen. Mit einem einfachen Bluttest kann festgestellt werden, ob und wie viele Kopien von ApoE4 vorhanden sind.

Risikofaktoren für die Entwicklung von Alzheimer

Mehrere Faktoren können das Risiko einer Person, an Alzheimer zu erkranken, erhöhen:

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Alter

Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Krankheit ist das Alter. Je älter man wird, umso größer ist auch das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre, nur in seltenen Fällen beginnt die Krankheit vor dem 65. Lebensjahr.

Familiäre Vorbelastung

Menschen, deren Eltern oder Geschwister an Alzheimer erkrankt sind, haben ein höheres Risiko, selbst an der Krankheit zu erkranken. Dies deutet darauf hin, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können. Ja, aber nur bei circa einem Prozent aller Alzheimer-Fälle handelt es sich um eine Erbkrankheit. Dabei spricht die Medizin von einer sogenannten familiären Alzheimer-Demenz, kurz FAD. Hier liegt das eigene Erkrankungsrisiko bei 50 Prozent, wenn ein Elternteil an dieser speziellen Alzheimer-Form erkrankt ist.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Faktoren, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, wie Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Übergewicht, können auch das Risiko für Alzheimer erhöhen.

Lebensstilfaktoren

Bestimmte Lebensstilfaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und soziale Isolation können ebenfalls das Risiko für Alzheimer erhöhen.

Weitere Faktoren

Alkoholmissbrauch, Schlaganfall, Diabetes, Herzerkrankung, Vitamin-D-Mangel, Schwerhörigkeit und soziale Isolation können ebenfalls das Risiko für Alzheimer erhöhen.

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Symptome der Alzheimer-Krankheit

Die Symptome der Alzheimer-Krankheit entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich zunehmend über mehrere Jahre. Zu Beginn kann der Verlauf ganz schleichend, nahezu unmerklich sein. Die Alzheimer-Krankheit kann bei jedem etwas unterschiedlich verlaufen. Man geht bei Alzheimer von einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 12 bis 24 Jahren aus. Typisch für Alzheimer sind spezielle Veränderungen im Gehirn, durch die Patienten nach und nach ihre kognitiven Fähigkeiten verlieren. Diese Einbußen betreffen zunächst häufig das Gedächtnis und Denkvermögen, im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auch das Verhalten und die Persönlichkeit der Patienten.

  • Gedächtnisverlust: Vergesslichkeit ist oft eines der ersten und auffälligsten Anzeichen von Alzheimer. Alzheimer-Patienten können außerdem die örtliche und zeitliche Orientierung verlieren. Sie vergessen, wo sie sind und wie sie dorthin gekommen sind. Typisch sind auch Schwierigkeiten mit der Uhrzeit, der Jahreszeit oder der zeitlichen Einordnung in Kategorien wie „gestern“, „heute“ und „morgen“.
  • Sprachstörungen: Bei einer Alzheimererkrankung sind Störungen der Kommunikation und der Sprache ein charakteristisches Symptom. Die Medizin spricht dann von einer sogenannten Aphasie. Wortfindungsstörungen sind klassische Alzheimer-Anzeichen im Bereich Kommunikation und Sprache. Demenzerkrankte benennen Dinge plötzlich anders und sagen zum Beispiel „Hand-Uhr“ statt „Armbanduhr“.
  • Probleme mit dem Denkvermögen: Der fortschreitende kognitive Abbau macht es Betroffenen mit Alzheimer zunehmend schwer, allgemeine Informationen richtig einzuordnen.
  • Verhaltensänderungen: Eine Alzheimer-Krankheit kann mit Veränderungen in Verhalten, Stimmung und Persönlichkeit der Patienten einhergehen. Verhältnismäßige Entscheidungen zu treffen, bereitet Menschen mit Alzheimer zunehmend Schwierigkeiten. Die Ursache dahinter ist ein vermindertes Urteilsvermögen. Für die Betroffenen wird es immer schwieriger, ihre Gefühle zu kontrollieren.

Diagnose von Alzheimer

Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Patientinnen und Patienten mit Störungendes Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens eine sorgfältige Untersuchung durchführen, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten.

Im Rahmen von verschiedenen Demenz-Tests kann die geistige Leistungsfähigkeit untersucht werden. Dabei absolvieren Patienten kleinere Aufgaben und beantworten Fragen.

Behandlung von Alzheimer

Aktuell sind Medikamente in der Entwicklung, die in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern sollen. Solche Medikamente sind bisher in Europa nicht verfügbar. Im April 2025 wurde der Wirkstoff Lecanemab von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und der Europäischen Kommission zugelassen, derzeit wird aber noch geprüft, unter welchen Bedingungen er in Deutschland für Patientinnen und Patienten verfügbar gemacht werden kann. Wichtige Informationen zu Lecanemab haben wir 2024 zusammengestellt im Faktencheck Lecanemab. Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern.

In der Behandlung von Patienten mit Demenzerkrankungen spielen Medikamente eine wichtige Rolle. Sie werden zur Stabilisierung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung, zur Milderung von Verhaltensstörungen und in manchen Fällen auch zur Verhinderung weiterer Schädigungen des Gehirns eingesetzt. Zur Behandlung gehören auch die geistige und körperliche Aktivierung der Betroffenen, die richtige Weise des Umgangs, die bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung und die Beratung der Angehörigen (siehe Informationsblatt 6: Die nicht-medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen).Hinweis: Die Informationen zu medikamentösen Therapien finden sich in ähnlicher Form auch in den Leitlinien der wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Patientenleitlinien. Mehr: Informationsblatt 5 - Die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen

Prävention von Alzheimer

Obwohl es keine Möglichkeit gibt, Alzheimer vollständig zu verhindern, gibt es mehrere Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko zu verringern:

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann dazu beitragen, die Gesundheit des Gehirns zu erhalten.

Regelmäßige Bewegung

Körperliche Aktivität kann die Durchblutung des Gehirns verbessern und das Wachstum neuer Nervenzellen fördern.

Geistige Aktivität

Geistig anregende Aktivitäten wie Lesen, das Lösen von Rätseln oder das Erlernen neuer Fähigkeiten können dazu beitragen, die kognitiven Funktionen zu erhalten.

Soziale Interaktion

Soziale Kontakte und die Teilnahme an sozialen Aktivitäten können dazu beitragen, das Gehirn aktiv zu halten und das Risiko von Depressionen und sozialer Isolation zu verringern.

Herz-Kreislauf-Gesundheit

Die Aufrechterhaltung eines gesunden Blutdrucks, Cholesterinspiegels und Blutzuckerspiegels kann dazu beitragen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alzheimer zu verringern.

Leben mit Alzheimer

Der Verlauf der Krankheit ist bei jedem etwas unterschiedlich. Die Erkrankten sind aber zunehmend auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Die Krankheitsdauer bis zum Tod beträgt im Durchschnitt etwa acht Jahre. Es gibt aber sehr schnelle Verläufe von nur zwei Jahren und sehr langsame Verläufe von über 20 Jahren. Die jeweiligen Anforderungen an Betreuung, Pflege, Therapie und ärztliche Behandlung sind dabei sehr verschieden. Denn Alzheimer-Kranke sind keine einheitliche Gruppe, sondern Individuen mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen, Kompetenzen und Defiziten, die in unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Situationen leben. Die Krankheit wird in verschiedene Schweregrade eingeteilt.

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