Absence-Epilepsie bei Erwachsenen: Symptome und Behandlung

Epilepsie ist ein neurologischer Sammelbegriff für Störungen, die durch plötzliche Krampfanfälle gekennzeichnet sind. Diese Anfälle entstehen durch eine vorübergehende, plötzliche Funktionsstörung des Gehirns, bei der sich Gruppen von Nervenzellen der Großhirnrinde zeitlich begrenzt, unnormal gleichgeschaltet und in sehr schneller Abfolge entladen. Obwohl Epilepsie in jedem Alter auftreten kann, manifestieren sich die ersten Symptome häufig in der Kindheit. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Absence-Epilepsie bei Erwachsenen.

Epilepsie: Ein Überblick

Epilepsie umfasst eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die aufgrund einer Überaktivität der Nervenzellen im Gehirn auftreten. Wenn Nervenzellen übermäßig aktiv sind, können sie anfallsartige Funktionsstörungen auslösen. Die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) definiert einen epileptischen Anfall als ein vorübergehendes Auftreten von subjektiven Zeichen und/oder objektivierbaren Symptomen aufgrund einer pathologisch exzessiven und/oder synchronisierten neuronalen Aktivität im Gehirn.

Die Prävalenz von Epilepsie in Industrieländern wird mit 0,5-0,9 Prozent angegeben. Die jährliche kumulative Inzidenz aller Epilepsien beträgt über alle Altersgruppen hinweg 67,77/100.000 Personen. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Epilepsie zu erkranken, liegt bei 3-4 Prozent.

Symptome der Epilepsie bei Erwachsenen

Epilepsie Symptome unterscheiden sich nicht abhängig davon, ob sie bei Kindern oder Erwachsenen auftreten. Die Symptome eines epileptischen Anfalls können sein:

  • Bewusstseinsveränderungen, geistige Abwesenheit (Absence), Bewusstseinsverlust
  • Wahrnehmungsstörungen: Sehstörungen, Geschmacks- und Geruchshalluzinationen
  • Schwindelgefühle
  • Übelkeit und Unwohlsein
  • Kribbeln in den betroffenen Körperteilen
  • Ungewöhnliche Muskelaktivität, Muskelzuckungen und Krämpfe

Abhängig von Ort und Ausprägung der Anfälle variiert die Phänomenologie beträchtlich. So gibt es nur wenige Sekunden dauernde motorische und sensible Episoden, Absencen, Abläufe mit Zuckungen einer Extremität, komplexe Bewegungs- und Bewusstseinsphänomene sowie die klassischen tonisch-klonischen Anfälle.

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Absence-Epilepsie: Eine spezielle Form

Die Absence-Epilepsie, auch stille Epilepsie genannt, ist die häufigste Form von Anfallsleiden bei Kindern. Bei Erwachsenen ist dies die am häufigsten beobachtete Anfallsform. Absencen sind durch Bewusstseinspausen mit abruptem Anfang und Ende charakterisiert, in denen der Betreffende nicht ansprechbar ist, sich ansonsten aber ruhig und unauffällig verhält. Dabei kommt es zu einem plötzlichen Abbruch von Denken und physischen Funktionen. Eine Absence dauert im Allgemeinen zwischen 5-20 Sekunden. Betroffene können sich an den Anfall nicht erinnern und fahren mit ihrer Tätigkeit nach dem Anfall wieder fort.

Klassifikation epileptischer Anfälle

Um die verschiedenen Formen epileptischer Anfälle zu ordnen, hat die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) im Jahr 2017 ein System entwickelt, bei dem die Anfallsformen nach ihren Merkmalen klassifiziert werden. Im ersten Schritt der Anfallsklassifikation unterscheidet man nach dem Beginn eines Anfalls:

  • Ein fokaler Beginn, findet in einer Hirnhälfte statt.
  • Ein generalisierter Beginn, geht von beiden Hirnhälften aus.
  • Bei einem unbekannten Beginn ist nicht bekannt, wie der Anfall angefangen hat.

Anfälle mit fokalem Beginn

Epileptische Anfälle mit fokalem Beginn haben ihren Ursprung in einem begrenzten Neuronensystem innerhalb einer Hemisphäre. Sie werden entsprechend der motorischen Initialsymptomatik klassifiziert und in Anfälle mit und ohne Bewusstseinsstörung eingeordnet.

Fokal beginnende Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung entsprechen den bisher als „einfach-fokal“ bezeichneten Anfällen. Die Anfälle weisen häufig auf eine intrazerebrale Läsion hin. Sie können im Verlauf zu einer Bewusstseinsstörung führen oder in generalisierte Anfälle übergehen.

Anfälle mit generalisiertem Beginn

Bei generalisierten Anfällen lässt sich keine bestimmte Hirnregion zuordnen, in der der epileptische Anfall entsteht. Während eines Anfalls kann die Ausbreitung unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen. Anfälle mit generalisiertem Beginn und nicht-motorischen Symptomen können auch als Absencen bezeichnet werden.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen der Epilepsie sind noch nicht vollständig geklärt. In vielen Fällen ist eine Form der Epilepsie schon früher in der Familie aufgetreten, was für eine erbliche Veranlagung spricht. In einigen Fällen kann man Veränderungen im Erbmaterial (Genmutation) erkennen. Manche Anfälle können sich in Folge von Unfällen (posttraumatisch) oder als Reflexantwort ereignen. Bei anderen Anfällen können Veränderungen in der Gehirnstruktur (z. B. eine fokale kortikale Dysplasie) ursächlich sein.

Zu den häufigsten Triggern von epileptischen Anfällen gehören unter anderem:

  • Schlafmangel
  • Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Starke körperliche oder seelische Belastung (Stress)
  • Hohes Fieber
  • Alkohol und Alkoholentzug
  • Drogen oder Schlafmittelentzug
  • Eher selten flackerndes Licht (Computerspiele, Stroboskopbeleuchtung in Clubs)

Diagnose

Die Diagnose von Epilepsie basiert auf dem Anfallgeschehen und durch Zusatzbefunde, die auf eine Prädisposition für weitere epileptische Anfälle hindeuten. Die verschiedenen Epilepsieformen werden von Arzt oder Ärztin diagnostisch mit verschiedenen Verfahren erfasst. Dazu gehören epilepsietypische Potenziale im Elektroenzephalogramm (EEG) und/oder zum Anfallsereignis passende strukturelle Läsionen in der Bildgebung.

Behandlung

Die Behandlung der Epilepsie basiert nahezu immer auf einer medikamentösen Therapie, ggf. begleitet von nicht pharmakologischen Maßnahmen wie ketogener Diät und Psychotherapie. Zuerst versuchen Ärzte die Epilepsie möglichst exakt einem speziellen Epilepsiesyndrom zuzuordnen. Dadurch kann der Arzt oder die Ärztin den zu erwartende Verlauf und die notwendige Behandlung klären.

Zur medikamentösen Therapie stehen verschiedene sogenannte Antiepileptika (Antikonvulsiva), also Anfallshemmer, zur Verfügung. Zwei von drei Betroffenen mit epileptischen Anfällen haben gute Chancen, mit den Medikamenten dauerhaft anfallsfrei zu sein. Etwa jeder dritte Patient entwickelt trotz Medikamente mit verschiedenen Wirkstoffen weiterhin Anfälle.

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Leben mit Epilepsie

Eine Epilepsie Erkrankung beeinflusst die eigene Lebenserwartung nicht direkt. Sie mindert aber die Lebensqualität der Betroffenen immens. So meiden in ständiger Angst vor einem erneuten Anfall und dem Kontrollverlust viele Epileptikerinnen und Epileptiker soziale Ereignisse oder Sportarten wie Schwimmen.

Es ist wichtig, dass Angehörige genau wissen, wie man schnell und präzise Erste Hilfe während eines Anfalls leistet. Das kann Angehörigen und Betroffenen große Angst machen. Aufklärung und Vorbeugung, sowie eine konsequente Einnahme der Medikamente, sind hier mit Abstand der beste Weg, dieses Risiko zu reduzieren.

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