Aktivitäten bei Demenz: Beispiele und Anregungen für eine erfüllte Tagesgestaltung

Für Menschen mit Demenz ist es von großer Bedeutung, durch geeignete Aktivitäten Bestätigung, ein Gefühl der Zugehörigkeit und eine Linderung ihrer Unruhe zu erfahren. Es sollte daher unternommen werden, sie zu motivieren und gemeinsam nach passenden Beschäftigungen zu suchen.

Bedeutung von Aktivitäten für Menschen mit Demenz

Aktivitäten spielen eine zentrale Rolle im Leben von Menschen mit Demenz. Sie tragen dazu bei, ihre kognitiven und emotionalen Fähigkeiten zu erhalten, soziale Kontakte zu fördern und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Lebensqualität zu bewahren. Durch gezielte Beschäftigung können Menschen mit Demenz ihreIdentität stärken, Erinnerungen wachrufen und Freude am Leben erfahren.

Ziele von Aktivitäten bei Demenz

  • Förderung der kognitiven Fähigkeiten: Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und Orientierung können durch geeignete Aktivitäten trainiert werden.
  • Erhaltung der motorischen Fähigkeiten: Bewegung und körperliche Aktivität helfen, die Muskelkraft, Koordination und den Gleichgewichtssinn zu erhalten.
  • Stärkung der emotionalen Stabilität: Aktivitäten können positive Emotionen wie Freude, Entspannung und Zufriedenheit hervorrufen und Ängste, Unruhe und Depressionen reduzieren.
  • Förderung der sozialen Interaktion: Gemeinsame Aktivitäten ermöglichen den Austausch mit anderen Menschen, reduzieren Isolation und Einsamkeit und stärken das Gemeinschaftsgefühl.
  • Erhalt der Selbstständigkeit: Durch die Ausübung vonAlltagsnahen Tätigkeiten können Menschen mit Demenz ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich bewahren und ein Gefühl der Kompetenz erleben.
  • Wecken von Erinnerungen: Aktivitäten, die an frühere Erlebnisse und Interessen anknüpfen, können Erinnerungen wachrufen und die Lebensqualität steigern.

Auswahl geeigneter Aktivitäten

Bei der Auswahl von Aktivitäten für Menschen mit Demenz ist es wichtig, sowohl Unterforderung als auch Überforderung zu vermeiden. Überforderung kann Versagensängste auslösen und zu Rückzug und Untätigkeit führen. Zweckmäßige Tätigkeiten wie Staubwischen oder Gartenarbeit werden oft besser angenommen als Basteln, da sie das Gefühl vermitteln, nützlich und gebraucht zu werden. Bevorzugt werden Aktivitäten, die die Betroffenen schon immer gerne ausgeübt haben. Wer als Gesunder viel mit Schreibmaterial und Papier zu tun hatte, wird dies auch als Mensch mit Demenz eher bevorzugen als Unkraut zu jäten.

Kriterien für die Auswahl von Aktivitäten

  • Interessen und Vorlieben: Die Aktivitäten sollten den Interessen, Vorlieben und der Lebensgeschichte des Betroffenen entsprechen.
  • Fähigkeiten und Ressourcen: Die Aktivitäten sollten an die vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen des Betroffenen angepasst sein.
  • Stadium der Demenz: Die Aktivitäten sollten dem jeweiligen Stadium der Demenz entsprechen.
  • Tagesform: Die Aktivitäten sollten an die Tagesform des Betroffenen angepasst sein.
  • Umfeld: Die Aktivitäten sollten in einer ruhigen und vertrauten Umgebung stattfinden.
  • Flexibilität: Die Aktivitäten sollten flexibel gestaltet sein und an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst werden können.

Beispiele für geeignete Aktivitäten

Die folgenden Beispiele bieten eine vielfältige Auswahl an Aktivitäten, die sich für Menschen mit Demenz eignen. Es ist wichtig, die individuellen Vorlieben und Fähigkeiten des Betroffenen zu berücksichtigen und die Aktivitäten entsprechend anzupassen.

Alltagsnahe Tätigkeiten

  • Hausarbeit: Staubwischen, Tisch decken, Wäsche zusammenlegen, Gemüse putzen, Servietten falten, Handtücher zusammenlegen.
  • Gartenarbeit: Blumen einpflanzen, gießen, Unkraut jäten, Gemüse ernten.
  • Kochen und Backen: Einfache Gerichte zubereiten, Kuchen backen, Obstsalat zubereiten.
  • Handwerkliche Tätigkeiten: Holzarbeiten, Basteln, Stricken, Häkeln, Nähen.

Kreative Aktivitäten

  • Malen und Zeichnen: Malen mit Wasserfarben, Buntstiften oder Filzstiften, Zeichnen mit Bleistift oder Kohle.
  • Basteln: Basteln mit Naturmaterialien, Papier, Stoff oder anderen Materialien.
  • Musizieren: Singen, Musizieren auf einem Instrument, Tanzen.
  • Schreiben: Gedichte schreiben, Geschichten erzählen, Tagebuch führen.

Kognitive Aktivitäten

  • Gedächtnistraining: Gedächtnisspiele, Rätsel lösen, Quizfragen beantworten.
  • Orientierungstraining: Kalender nutzen, Uhr lesen, Fotos betrachten.
  • Sprachtraining: Vorlesen, Geschichten erzählen, Gespräche führen.
  • Spiele: Brettspiele, Kartenspiele, Würfelspiele.

Körperliche Aktivitäten

  • Spaziergänge: Spaziergänge in der Natur, im Park oder in der Stadt.
  • Bewegungsübungen: Gymnastik, Tanzen, Yoga.
  • Sport: Schwimmen, Radfahren, Wandern.
  • Spiele: Ballspiele, Kegeln, Boccia.

Soziale Aktivitäten

  • Besuche: Besuche von Freunden, Verwandten oder Bekannten.
  • Ausflüge: Ausflüge in die Natur, ins Museum, ins Theater oder ins Kino.
  • Veranstaltungen: Teilnahme an Veranstaltungen wie Konzerten, Vorträgen oder Gottesdiensten.
  • Gruppenaktivitäten: Teilnahme an Gruppenaktivitäten wie Singgruppen, Tanzgruppen oder Gedächtnistrainingsgruppen.

Sinnesaktivitäten

  • Aromatherapie: Verwendung von ätherischen Ölen zur Entspannung oder Aktivierung.
  • Musiktherapie: Verwendung von Musik zur Förderung der Entspannung, Aktivierung oder Kommunikation.
  • Snoezelen: Aufenthalt in einem speziell gestalteten Raum mit beruhigenden Licht-, Klang- und Duftreizen.
  • Tastspiele: Ertasten von verschiedenen Materialien und Gegenständen.

Spezifische Beispiele und Ideen

  • Erinnerungsalben: Gemeinsames Durchblättern von Fotoalben und Erinnerungsstücken, um Erinnerungen zu wecken und Gespräche anzuregen.
  • Musik hören und singen: Bekannte Schlager und Volkslieder aus der Jugendzeit können fröhliche Erinnerungen hervorrufen und die Stimmung aufhellen.
  • Vorlesen: Vorlesen von Büchern mit kurzen, einfachen und positiven Geschichten, die speziell für Menschen mit Demenz geschrieben wurden.
  • Spiele spielen: Bekannte Spiele aus der Kindheit wie "Mensch ärgere Dich nicht" oder Würfelspiele können Freude bereiten und die kognitiven Fähigkeiten trainieren.
  • Kreative Betätigung: Malen, Basteln oder der Umgang mit Naturmaterialien können eine aktive Betätigung und sinnliche Erfahrung bieten.
  • Kleine Arbeiten im Haus oder Garten: Einfache Aufgaben wie Servietten falten, Handtücher zusammenlegen oder Blumen gießen können das Gefühl vermitteln, nützlich zu sein.
  • Besuch von Museen und Ausstellungen: Die Betrachtung von Kunstwerken kann Anlass für Gespräche sein und das Selbstbewusstsein stärken.

Zusätzliche Tipps und Hinweise

  • Monotonie vermeiden: Abwechslung in den Aktivitäten kann die Motivation und das Interesse der Betroffenen aufrechterhalten.
  • Geduld haben: Menschen mit Demenz benötigen möglicherweise mehr Zeit für die Ausführung von Aktivitäten.
  • Fehler tolerieren: Fehler sollten nicht kritisiert, sondern akzeptiert werden. Wichtiger ist, dass der Mensch mit Demenz sich angenommen und nützlich fühlt.
  • Positive Verstärkung: Lob und Anerkennung können die Motivation und das Selbstwertgefühl der Betroffenen stärken.
  • Professionelle Unterstützung: Ergotherapeuten,Logopäden und andere Fachkräfte können bei der Auswahl und Anpassung von Aktivitäten beraten und unterstützen.
  • Angehörigengruppen: Der Austausch mit anderen Angehörigen in Selbsthilfegruppen kannEntlastung und Unterstützung bieten.

Umgang mit besonderen Herausforderungen

Im Umgang mit Menschen mit Demenz können besondere Herausforderungen auftreten. Es ist wichtig, diese zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

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Sprachliche Schwierigkeiten

Mit fortschreitender Demenz nimmt die Fähigkeit zu sprechen ab. Schwierigkeiten bei der Verständigung können zu Enttäuschung, Verwirrung und Isolation führen. Es ist wichtig, auf den Sinn hinter dem Gesagten zu achten und auf nonverbaleSignale wie Körpersprache, Gestik und Mimik zu achten. Umarmungen, Streicheln und Blickkontakte können ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermitteln.

Zeitliche Orientierungslosigkeit

Das Zeitgefühl der Betroffenen geht nach und nach verloren. Sie sind nicht mehr in der Lage, den Tag in sinnvolle Abschnitte zu gliedern. Feste Zeiten für Mahlzeiten, Schlafengehen und Spaziergänge können helfen, den Tagesablauf zu strukturieren und Ängste zu reduzieren. Lebensgeschichtliche Erinnerungen können helfen, einen Bezug zu Wochentagen oder Jahreszeiten herzustellen.

Unruhe und Aggression

Manche Menschen mit Demenz entwickeln Unruhe oder Aggression. Körperliche Aktivitäten wie Spaziergänge oder Gymnastik können helfen, die Unruhe abzubauen. Es ist wichtig, die Ursachen für die Aggression zu erkennen und zu vermeiden. In manchen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein.

Bedeutung von Angehörigen und Betreuern

Angehörige und Betreuer spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Alltags von Menschen mit Demenz. Sie können die Betroffenen motivieren, unterstützen und ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Es ist wichtig, dass sich die Betreuenden nicht aus Scham oder falsch verstandener Rücksichtnahme zurückziehen, sondern Verwandte und Freunde zu Besuchen ermuntern und so weit wie möglich in die Betreuung miteinbeziehen.

Tipps für Angehörige und Betreuer

  • Offenheit und Ehrlichkeit: Sprechen Sie offen und ehrlich mit Freunden und Verwandten über die Erkrankung.
  • Unterstützung suchen: Nehmen SieEntlastungsangebote wie Tagesbetreuung, Kurzzeitpflege oder ehrenamtliche Helfer in Anspruch.
  • Selbstpflege: Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit und nehmen Sie sich Auszeiten.
  • Fortbildung: Informieren Sie sich über Demenz und lernen Sie, mit den besonderen Herausforderungen umzugehen.
  • Austausch: Tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen in Selbsthilfegruppen aus.

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