Akupunktur ist eine traditionelle chinesische Medizinpraxis (TCM), bei der feine Nadeln an spezifischen Punkten des Körpers platziert werden, um den Energiefluss (Qi) auszugleichen und die Selbstheilungskräfte anzuregen. Obwohl die Existenz von Meridianen, den Energiebahnen, wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist, hat sich Akupunktur als eine in vielen Fällen wirksame alternative Behandlungsmethode für verschiedene Schmerzzustände etabliert, einschließlich Neuralgien wie der Trigeminusneuralgie.
Akupunktur bei Trigeminusneuralgie
Trigeminusneuralgie ist eine besonders schmerzhafte Erkrankung, die den Trigeminusnerv betrifft, der für dieSensibilität im Gesicht zuständig ist. Betroffene leiden unterattackenartigen, stechenden Schmerzen im Gesicht.
Erfahrungen und Studienlage
Obwohl die wissenschaftliche Forschung zur Wirkung von Akupunktur bei Trigeminusneuralgie begrenzt ist, berichten viele Patienten von einer deutlichen Schmerzlinderung nach Akupunkturbehandlungen. Einige erleben sogar nahezu komplette Schmerzfreiheit. Akupunktur kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen, Entzündungen zu reduzieren und den Energiefluss im Körper zu regulieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass die individuelle Reaktion auf Akupunktur variieren kann. Manche Menschen berichten von einer signifikanten Schmerzlinderung, während andere möglicherweise nur geringe oder gar keine Verbesserung erfahren. Die Wirkung der Akupunktur kann auch zeitlich begrenzt sein und regelmäßige Sitzungen erforderlich machen.
Anwendung und begleitende Behandlung
Bei der Entscheidung, Akupunktur als Teil der Behandlung für Trigeminusneuralgie in Betracht zu ziehen, ist es ratsam, dies in Absprache mit einem qualifizierten Akupunkteur oder einem Arzt zu tun. Es ist wichtig, dass die Behandlung von einem erfahrenen Fachmann durchgeführt wird, der über Kenntnisse der Anatomie und der spezifischen Punkte verfügt, die bei der Behandlung von Gesichtsschmerzen verwendet werden.
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Akupunktur wird in der Regel als Ergänzung zur konventionellen medizinischen Behandlung eingesetzt und nicht als Ersatz dafür. Sie kann jedoch dazu beitragen, dieSchmerzintensität zu reduzieren und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Akupunktur bei Polyneuropathie
Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, von der in Deutschland etwa 5 Millionen Menschen betroffen sind. Sie kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, wie z. B. Diabetes mellitus, Vitamin-B12-Mangel oder chronischer Alkoholkonsum. Betroffene leiden unter Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen, Stechen und Schmerzen, vor allem in den Extremitäten.
Chinesische Diagnose und Therapieansätze
Aus Sicht der chinesischen Medizin ist eine Ansammlung von Schleim (Tan) eine Hauptursache für Polyneuropathie. Schleim bezeichnet hierbei alle Substanzen des Körpers, die sich in pathologischer Art und Weise angesammelt haben und den physiologischen Körperprozessen der Verarbeitung und Ausscheidung entzogen sind. Dies kann durch eine Überlastung des Funktionskreises Magen/Milz (Pi Wei) bedingt sein, oft durch langfristige Fehl- oder Mangelernährung.
Die TCM-Therapie zielt darauf ab, das energetische Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen. Hierzu werden verschiedene Methoden eingesetzt:
- Akupunktur: Durch Nadelstiche an spezifischen Punkten wird das Qi in den Meridianen beeinflusst, um den Energiefluss zu harmonisieren, Organe zu stärken und pathologische Faktoren auszuleiten. Bei Polyneuropathie werden häufig Punkte wie Ma 36 (Zusanli), Ma 40 (Fenglong), Mi 6 (Sanyinjiao) und Mi 9 (Yinlingquan) verwendet.
- Pharmakotherapie: Pflanzliche Heilmittel werden eingesetzt, um energetische Mangelzustände zu beheben, den Qi-Fluss zu gewährleisten und pathogene Faktoren auszuleiten.
- Ernährungsberatung: Eine ausgewogene Ernährung mit stärkenden Lebensmitteln, die keinen weiteren Schleim erzeugen, ist wichtig. Warme Mahlzeiten, vor allem ein warmes Frühstück, werden empfohlen. Kalte und fettige Nahrungsmittel sowie Milchprodukte sollten vermieden werden.
- Lebensführung: Regelmäßige geistige und körperliche Betätigungen wie Qigong oder Taiji sowie eine Anpassung der Lebensführung sind wichtig, um die Gesundheit zu erhalten.
Fallbeispiel aus der Praxis
Ein 50-jähriger Patient mit Kribbeln in den Zehen, leichter Hypästhesie und Gangunsicherheit erhielt die Diagnose Polyneuropathie. Die chinesische Diagnose ergab einen Qi-Mangel in den Funktionskreisen Milz und Magen sowie einen ausgeprägten Schleimbefund.
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Der Patient wurde über 15 Wochen mit Akupunktur, chinesischen Arzneimitteln und Ernährungsumstellung behandelt. Zusätzlich begann er mit Ausdauertraining. Im Laufe der Behandlung konnte er über 10 kg abnehmen und es zeigte sich eine deutliche Besserung der Symptome und der elektrophysiologischen Werte.
Akupunktur bei weiteren Schmerzzuständen
Akupunktur hat sich auch bei anderen Schmerzzuständen als wirksam erwiesen, wie z. B.:
- Chronische Lendenwirbelsäulenschmerzen: Seit 2007 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Akupunktur bei chronischen Lendenwirbelsäulenschmerzen, wenn die Schmerzen seit mindestens sechs Monaten bestehen und die Behandlung von qualifizierten Ärzten durchgeführt wird.
- Kniegelenksarthrose: Auch bei Kniegelenksarthrose kann Akupunktur Schmerzlinderung bringen.
- Migräne: Einige Kassen übernehmen die Kosten für Akupunktur zur Migräneprophylaxe als freiwillige Satzungsleistung. Der IGeL-Monitor bewertet Akupunktur zur Migräneprophylaxe tendenziell positiv.
- Nervenschmerzen (neuropathischer Schmerz): Es gibt hoffnungsvolle Studien für die Akupunkturwirkung bei Polyneuropathie und Herpes zoster.
Wirkungsweise der Akupunktur
Die genaue Wirkungsweise der Akupunktur ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Erklärungsansätze:
- Ausschüttung von Überträgersubstanzen: Der Nadelstich an Akupunkturpunkten führt zur Ausschüttung verschiedener Überträgersubstanzen, die das Signal auf Rückenmarksebene weiterleiten. Dort wird der Reiz moduliert und es findet die erste schmerzhemmende Reaktion des Körpers statt.
- Aktivierung des vegetativen Nervensystems: Der Stich regt auch das vegetative Nervensystem an, worauf der Parasympathikus reagiert. Dies führt zur Entspannung und Beruhigung des Patienten.
- Endorphin-Ausschüttung: Die Akupunktur bewirkt eine starke Sofortwirkung durch die Endorphin-Ausschüttung und die Aktivierung der schmerzhemmenden Systeme im Körper.
- Placebo-Effekt: Auch der Placebo-Effekt spielt eine Rolle. Die Überzeugung des Patienten von der Therapie, das Verständnis der Therapie und die Bereitschaft zur Besserung können die Wirkung der Akupunktur verstärken.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Akupunktur ist generell als sicheres Verfahren in der Medizin anzusehen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind selten. Häufiger treten milde Nebenwirkungen wie kleine Blutungen an der Einstichstelle oder Nadelschmerz auf.
Schwangere, Patienten mit Herzschrittmachern oder Prothesen sowie Menschen, die Blutverdünner nehmen, sollten Nutzen und Risiken einer Akupunkturbehandlung zusammen mit ihrem Arzt abwägen.
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