Alkoholmissbrauch kann weitreichende gesundheitliche Folgen haben, die von Lebererkrankungen bis hin zu Hirnschäden reichen. Ein weniger bekanntes, aber dennoch relevantes Problem ist das Auftreten von Taubheitsgefühlen im Gesicht, oft im Zusammenhang mit einer alkoholbedingten Polyneuropathie. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen im Gesicht im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch.
Alkoholmissbrauch und seine Folgen
Alkohol wird oft als Stimmungsaufheller bei Feiern konsumiert, doch übermäßiger Konsum kann negative Auswirkungen haben. Bereits geringe Mengen Alkohol können zu gesundheitlichen Problemen führen.
Wie Alkoholmissbrauch entsteht
Alkoholmissbrauch beginnt oft harmlos, beispielsweise mit einem Glas Bier oder Wein zum Essen. Kritisch wird es, wenn Alkohol zur Stressbewältigung eingesetzt wird oder regelmäßig am Nachmittag konsumiert wird. Fachleute sprechen von Alkoholabhängigkeit, wenn über mindestens ein Jahr hinweg viel Alkohol konsumiert wird und die Kontrolle über das Trinkverhalten verloren geht.
Auswirkungen auf den Körper
Regelmäßiger Alkoholkonsum, auch in kleineren Mengen, kann zu Appetitlosigkeit, Gewichtszunahme und Verdauungsstörungen führen. Symptome wie Müdigkeit, Durst, Schwitzen, Entzündungen, Atemnot, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Verdauungsprobleme, Sehstörungen und Veränderungen der Hautgefäße im Gesicht können auftreten. Bei Männern kann es zu Hormonstörungen und Brustentwicklung kommen.
Psychische und soziale Folgen
Neben den körperlichen Auswirkungen beeinträchtigt Alkoholmissbrauch das Denken, die Zuverlässigkeit und die Fähigkeit, die Menge des konsumierten Alkohols zu kontrollieren. Dies kann zu sozialer Isolation, Konflikten in Familie und Freundeskreis, finanziellen Problemen, Arbeitsplatzverlust und Aggressivität oder Depressionen führen.
Lesen Sie auch: Gehirnzellen und Alkohol: Eine wissenschaftliche Analyse
Die Polyneuropathie
Übermäßiger Alkoholkonsum wirkt sich toxisch auf die feinen Nervenfasern aus und kann in Kombination mit Vitaminmangel zu Nervenschäden führen. Eine Polyneuropathie betrifft oft Arme und Füße und äußert sich durch Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Schmerzen. Betroffene spüren möglicherweise nicht, wann sie den Boden mit dem Fuß berühren, und treten stattdessen mit den Fußseiten auf.
Polyneuropathie: Ursachen und Symptome
Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der mehrere Nerven geschädigt sind. Dies führt zu einer gestörten Reizweiterleitung zwischen Nerven, Rückenmark und Gehirn.
Ursachen der Polyneuropathie
Polyneuropathie kann erblich bedingt sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Häufige Ursachen sind Entzündungsprozesse im Körper, Diabetes, Alkoholabhängigkeit, Mangelernährung, Vitaminmangel, Autoimmunerkrankungen, Medikamente, Kontakt mit giftigen Substanzen und Infektionen.
Symptome der Polyneuropathie
Die Symptome einer Polyneuropathie können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Nerven betroffen sind. Mediziner unterscheiden sensible, motorische und vegetative Polyneuropathien.
- Sensible Polyneuropathie: Empfindungsstörungen wie Ameisenlaufen, Brennen, Jucken, Taubheitsgefühle oder Kribbeln. Auch ein vermindertes Temperatur- oder Schmerzempfinden ist möglich.
- Motorische Polyneuropathie: Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Muskelzucken oder Muskelkrämpfe.
- Vegetative Polyneuropathie: Schwindel, Blasenschwäche, Durchfall oder verstärktes Schwitzen.
Betroffene berichten oft auch von Erschöpfungszuständen und brennenden, schneidenden oder stechenden Schmerzen.
Lesen Sie auch: Alkohol als Risikofaktor für Demenz
Taubheitsgefühle im Gesicht: Ursachen und Zusammenhänge
Taubheitsgefühle im Gesicht können verschiedene Ursachen haben, darunter Durchblutungsstörungen, eingeklemmte Nerven, Migräne, Bandscheibenvorfall oder psychische Belastungen. Im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch und Polyneuropathie können sie jedoch auch ein Zeichen für Nervenschädigungen sein.
Alkoholische Polyneuropathie und Gesichtsnerven
Die alkoholische Polyneuropathie ist eine toxische Erkrankung, die durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht wird. Alkohol wirkt als Nervengift und kann das periphere Nervensystem schädigen. Die Erkrankung betrifft häufig die Nerven in den Extremitäten, kann aber auch die Gesichtsnerven beeinträchtigen.
Symptome der alkoholischen Polyneuropathie im Gesicht
Taubheitsgefühle, Kribbeln oder andere Missempfindungen im Gesicht können Anzeichen für eine alkoholische Polyneuropathie sein. Weitere Symptome können Gesichtslähmungen, hängende Mundwinkel, gestörter Lidschluss sowie Störungen des Speichel- und Tränenflusses sein.
Weitere Ursachen für Taubheitsgefühle im Gesicht
Neben der alkoholischen Polyneuropathie können auch andere Faktoren zu Taubheitsgefühlen im Gesicht führen:
- Mangelerscheinungen: Ein Vitamin-B12-Mangel kann Taubheitsgefühle, insbesondere auf der Zunge, verursachen.
- Infektionen: Verschiedene Infektionen mit Bakterien oder Viren können ein taubes Gefühl im Körper auslösen, beispielsweise Gürtelrose oder Borreliose.
- Medikamente: In seltenen Fällen können bestimmte Medikamente Missempfindungen wie ein taubes Gesicht oder taube Hände sowie ein Kribbeln auslösen.
- Multiple Sklerose (MS): MS kann unter Umständen zu einem tauben Gefühl im Gesicht, aber auch in den Armen oder Beinen führen.
- Tumore: Tumore im Gehirn können auf die Gesichtsnerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen.
- Angst- oder Panikattacken: Auch Angst- oder Panikattacken können zu Taubheitsgefühlen im Gesicht führen.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose von Taubheitsgefühlen im Gesicht erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung. Der Arzt wird nach den genauen Symptomen, dem Zeitpunkt des Auftretens und möglichen Auslösern fragen.
Lesen Sie auch: Wie Alkohol die Signalübertragung im Gehirn beeinflusst
Diagnostische Verfahren
Zur Abklärung der Ursache von Taubheitsgefühlen im Gesicht können folgende diagnostische Verfahren eingesetzt werden:
- Neurologische Untersuchung: Prüfung der Reflexe und Sinnesleistungen, um mögliche Nervenschädigungen festzustellen.
- Elektroneurographie: Messung der elektrischen Impulse der Nerven, um Nervenschädigungen zu erkennen.
- Elektromyographie: Messung der Muskelaktivität, um festzustellen, wie die Muskeln auf die Nervensignale ansprechen.
- Blutuntersuchungen: Überprüfung auf Vitaminmangel, Entzündungszeichen, Leber- und Nierenwerte.
- Bildgebende Verfahren: MRT oder CT des Gehirns und der Wirbelsäule, um Tumore, Bandscheibenvorfälle oder andere strukturelle Veränderungen auszuschließen.
- Liquoruntersuchung: Untersuchung des Gehirnwassers, um Entzündungen oder Infektionen des Nervensystems festzustellen.
- Hautbiopsie: Entnahme einer Gewebeprobe aus der Haut, um Schädigungen der kleinen Nervenfasern festzustellen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von Taubheitsgefühlen im Gesicht richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
- Alkoholische Polyneuropathie: Absolute Alkoholabstinenz ist die wichtigste Maßnahme. Zusätzlich können Vitaminpräparate und eine ausgewogene Ernährung helfen, Nährstoffmängel auszugleichen.
- Diabetische Polyneuropathie: Optimierung der Blutzuckereinstellung, um weitere Nervenschäden zu verhindern.
- Vitaminmangel: Einnahme von Vitaminpräparaten, um den Mangel auszugleichen.
- Infektionen: Behandlung der Infektion mit Antibiotika oder antiviralen Medikamenten.
- Schmerztherapie: Medikamente wie Antidepressiva, Antikonvulsiva oder Opioide können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Muskelkraft, Koordination und des Gleichgewichts.
- Ergotherapie: Anpassung von Hilfsmitteln und Training von Alltagsaktivitäten.
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Reizstromtherapie zur Schmerzlinderung.
- Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung der Alkoholsucht und der psychischen Belastungen.
Prävention und Lebensqualität
Um Taubheitsgefühlen im Gesicht vorzubeugen, ist es wichtig, einen gesunden Lebensstil zu pflegen und Risikofaktoren zu vermeiden.
Tipps zur Vorbeugung
- Alkoholabstinenz: Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum oder verzichten Sie ganz auf Alkohol.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Nährstoffen.
- Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie regelmäßig Sport, um die Durchblutung zu fördern und die Muskeln zu stärken.
- Stressbewältigung: Finden Sie gesunde Wege, um Stress abzubauen, beispielsweise durch Entspannungsübungen oder Hobbys.
- Vorsorgeuntersuchungen: Nehmen Sie regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teil, um Risikofaktoren wie erhöhten Blutzucker oder Vitaminmangel frühzeitig zu erkennen.
Tipps für mehr Lebensqualität
- Blutzuckerkontrolle: Menschen mit Diabetes sollten regelmäßig ihren Blutzucker kontrollieren und ärztlich verordnete Medikamente einnehmen.
- Fußpflege: Eine Polyneuropathie an Beinen oder Füßen erhöht das Risiko für Fußgeschwüre - eine regelmäßige Kontrolle auf Wunden ist also wichtig.
- Bewegung: Menschen mit Polyneuropathie können bei Schmerzen und Missempfindungen von verschiedenen Angeboten wie Aquagymnastik oder Gehtraining profitieren.
tags: #alkohol #taubheitsgefuhl #gesicht #ursachen