Altershirndruck: Heilbare Demenz – Ursachen, Symptome und Therapie

Bei erhöhtem Hirndruck herrscht innerhalb des Schädels ein zu hoher Druck. Ursachen können zum Beispiel Tumore oder Entzündungen sein. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen bis hin zu Atemstillstand. Doch welche Behandlung hilft? Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten des Altershirndrucks, einer oft übersehenen, aber behandelbaren Form der Demenz.

Was ist Altershirndruck (Normaldruckhydrozephalus)?

Der Altershirndruck, auch Normaldruckhydrozephalus (NPH) genannt, ist eine spezielle Form des Hydrozephalus, die meist langsam im höheren Lebensalter auftritt, mehrheitlich ab dem 60. Lebensjahr. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer teilweisen Erweiterung der Hohlräume, in denen sich das Hirnwasser im Schädel befindet. Der gemessene mittlere Hirndruck ist dabei jedoch normal. Die Symptome des NPH werden besonders bei älteren Menschen noch zu häufig mit Demenz verwechselt.

Ursachen des erhöhten Hirndrucks

Durch den knöchernen Schädel sind die verschiedenen Elemente in unserem Kopf räumlich begrenzt. Nehmen Hirngewebe, Blut oder das umgebende Hirnwasser an Volumen zu, verdrängen sie dadurch die jeweils anderen Elemente. Das Hirnwasser, auch Liquor oder Nervenflüssigkeit genannt, kann die Volumenzunahme in einem gewissen Rahmen ausgleichen, indem es in Räume entlang des Rückenmarks entweicht und so den Kopf entlastet. Doch dieser Spielraum ist auf wenige Milliliter begrenzt. Ein erhöhter Hirndruck führt durch die Komprimierung von Hirnstrukturen zu Ausfallerscheinungen.

Die Ursachen für einen Anstieg des Hirndrucks können vielfältig sein:

  • Entzündungen wie Meningitis
  • Blutungen
  • Infarkte
  • Aneurysmen
  • Tumore
  • Erhöhte Nervenwasserproduktion

Bei vielen Hirnerkrankungen wird die Ursache jedoch nicht erkannt. Täglich produziert ein gesunder Mensch ca. 130 Milliliter Nervenwasser, welches sich um das gesamte zentrale Nervensystem verteilt und in Hohlräumen des Gehirns gebildet wird. Kann diese Körperflüssigkeit dann aber nicht mehr ausreichend abfließen, entsteht Druck und die Hirnkammern erweitern sich allmählich. Dieser vorwiegend nachts erhöhte Druck führt schließlich zu den der Alzheimer-Krankheit ähnlichen Symptomen.

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Symptome des Altershirndrucks

Typisch für den Altershirndruck ist eine Kombination aus drei Hauptsymptomen, die sogenannte Hakim-Trias:

  1. Gangstörungen: Betroffene zeigen oft einen unsicheren, breitbeinigen, schlurfenden Gang. Es kann zu Schwierigkeiten beim Anlaufen, Stolpern oder sogar zu einer totalen Gehunfähigkeit kommen.
  2. Demenz: Es kommt zu Gedächtnisproblemen, Konzentrationsstörungen und einer allgemeinen Verlangsamung der Denkprozesse. Die Symptome ähneln denen einer Alzheimer-Demenz.
  3. Harninkontinenz: Betroffene verspüren einen starken Harndrang und können den Urin nicht mehr halten.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Daher ist eine sorgfältige Diagnose entscheidend.

Diagnose des Altershirndrucks

Die intensive Beleuchtung der klinischen Symptome beginnt bereits beim Hausarzt mit einer möglichst genauen Befragung des Patienten zu seinen Beschwerden. Eine Kombination aus Vergesslichkeit, schlurfendem Gang und leichter Inkontinenz ist ein Indiz für gut behandelbaren Altershirndruck.

Zur Diagnose des Altershirndrucks werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:

  1. Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht das Gangbild, die Reflexe, die Koordination und die geistigen Fähigkeiten des Patienten.
  2. Bildgebende Verfahren: Mithilfe von CT- und Kernspin-Bildern können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Insbesondere eine Erweiterung der Hirnkammern ist ein typisches Zeichen für einen Altershirndruck. Die zugrunde liegende Hirnkammer-Erweiterung ist mit einer Kernspintomographie gut zu erkennen.
  3. Liquorablasstest: Dabei lässt der Neurologe etwas Hirnwasser (30 bis 50 Milliliter) aus dem Rückenmarkkanal ab. Dadurch bessern sich bei vielen Betroffenen die Symptome - vor allem das Gangbild - relativ zügig. Dieser Test simuliert die Implantation eines Shuntsystems, indem über einen Zugang zum Wirbelsäulenkanal ca. 50ml Hirnwasser abgelassen werden. Das verschafft bei vielen NPH-Patienten bereits eine spürbare Verbesserung der Symptome, z.B. die sichtbare Verbesserung des Gangbildes, Nachlassen von Kopfschmerzen.
  4. Lumbaldrainage: Bei einer Lumbaldrainage wird mittels einer Lumbalpunktion ein Katheter in den Wirbelsäulenkanal eingelegt, der über einen längeren Zeitraum kontinuierlich für eine Ableitung von Hirnwasser sorgt. Die Lumbaldrainage kann ein bis drei Tage angelegt sein. Diese Untersuchung kommt häufig erst dann zur Anwendung, wenn sowohl Spinal Tap Test als auch der Infusionstest keine eindeutigen Ergebnisse gebracht haben. Der Vorteil einer Lumbaldrainage im Vergleich zu den beiden anderen Verfahren liegt in der kontinuierlichen Entlastung von Hirnwasser.
  5. Infusionstest: Bei einem Infusionstest wird mittels einer Lumbalpunktion eine dem Hirnwasser ähnliche Flüssigkeit unter leichtem Druck durch eine Infusion in die Hirnwasserräume verabreicht. Invasive Diagnoseverfahren sind meist unumgänglich zur einwandfreien Diagnose von NPH.

Therapie des Altershirndrucks

Um das Gehirn bei Normaldruckhydrozephalus auf Dauer vom Nervenwasser zu entlasten, setzen Neurochirurgen einen sogenannten Shunt. Dabei wird ein Ventilsystem in den Kopf eingesetzt, das sich bei Überdruck öffnet und Hirnwasser durch einen Schlauch in die Bauchhöhle leitet. Das Ventilsystem ermöglicht dabei eine Regulation des Abflusses und verhindert so, dass zu viel Hirnwasser abgeleitet wird. Die individuelle Einstellung kann dann auch von außen durchgeführt werden.

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Bei der Operation, die unter Vollnarkose geschieht, wird in den Schädelknochen ein kleines Loch gebohrt. Mithilfe eines speziellen Instruments wird ein Kanal gebildet, der unterhalb der Schädeldecke entlang einer Halsseite zum Oberkörper zieht. Von hier verläuft der Tunnel weiter bis hin zum Bauchraum. Bei der Tunnelung werden keine Strukturen verletzt, nur geweitet. In das Bohrloch wird ein feiner Shunt (spezielle Drainage) eingelegt, der über den zuvor gebildeten Tunnel in den Bauchraum geleitet und mit feinen Fäden fixiert wird. Ein kleines Ventil unter der Hautoberfläche im Bereich hinter dem Ohr sorgt dafür, dass der Liquorfluss konstant geregelt bleibt und nur in eine Richtung verlaufen kann. Diese Methode dient dazu, das überflüssige Hirnwasser in den Körper zu transportieren, wo es resorbiert und ausgeschieden werden kann.

Eine rechtzeitige OP ist wichtig, um bleibende Schäden zu verhindern. Die Symptome wie Gangstörungen, Inkontinenz und auch beginnende Demenz bessern sich dadurch erheblich. Studien zeigen, dass eine spezielle operative Methode bei bis zu 90 Prozent der Betroffenen eine deutliche Verbesserung aller Beschwerden bewirkt. Leichtere Formen von Demenz, Inkontinenz und Gangstörungen lassen sich so vielfach nahezu vollständig beheben.

Der Ventrikel-Peritoneal-Shunt verbleibt lebenslang. Sind die durch die Erkrankung verursachten Beschwerden vor dem Eingriff bereits stark ausgeprägt, ist die Linderung der Symptome nur gering. Jedoch verschlechtert sich der Zustand der betroffenen Person anschließend kaum noch. Je frühzeitiger der Eingriff erfolgt, desto besser die Aussichten.

Differentialdiagnose: Abgrenzung zu anderen Demenzformen

Gedächtnisstörungen oder Sprachprobleme lassen bei Betroffenen und Angehörigen die Alarmglocken läuten, denn es könnte sich um eine Demenzerkrankung wie Alzheimer handeln. Was viele nicht wissen: Viele typische Symptome einer Demenz können Ursachen haben, die behandelbar und oft sogar vollständig heilbar („reversibel“) sind. Es ist wichtig, den Altershirndruck von anderen Demenzformen abzugrenzen, da er im Gegensatz zu vielen anderen Demenzerkrankungen behandelbar ist.

Einige andere Ursachen für Demenzsymptome, die behandelbar sein können, sind:

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  • Delir: Ein vorübergehender, akuter Verwirrtheitszustand, der durch körperliche oder emotionale Stressfaktoren ausgelöst werden kann.
  • Hirntumore: Geschwulste im Gehirn, die je nach Lage unterschiedliche Symptome hervorrufen können.
  • Vitaminmangelkrankheiten: Insbesondere ein Mangel an Vitamin B-12 kann demenzähnliche Symptome verursachen.
  • Depressionen: Können Demenzsymptome auslösen.
  • Andere Ursachen: Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, Dehydrierung, Schilddrüsenerkrankungen, Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen oder Hirnschädigungen durch Vergiftungen.

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