Die Alzheimer-Krankheit, eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die mit dem Abbau von Nervenzellen im Gehirn einhergeht, betrifft Millionen von Menschen weltweit. Im Laufe der Zeit fallen immer mehr Gehirnfunktionen aus. Das Gehirn fungiert für den gesamten Körper als Steuerungszentrale. In den ersten Phasen einer Demenz leiden Betroffene in der Regel noch nicht unter körperlichen Beeinträchtigungen. Zu diesem Zeitpunkt stehen eher Gedächtnislücken, Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme im Vordergrund. Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz entwickeln häufig Schwierigkeiten beim Gehen oder können bei Demenz plötzlich nicht mehr laufen. Der Gang ist unsicher und mitunter schwankend. Die Gangart ist eher kleinschrittig und instabil, was ein erhöhtes Sturzrisiko zur Folge hat. Dazu kommen grobmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Koordination - beispielsweise greifen Betroffene häufig ins Leere oder haben Schwierigkeiten, mit beiden Händen zwei verschiedene Bewegungen gleichzeitig auszuführen. Die Körperhaltung bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium ist eingesunken, weil Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Kopf aufrecht zu halten. Die schiefe Körperhaltung geht mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck bei Demenz einher, die Gesichtszüge wirken wie eingefroren. Allmählich kommt es auch zum Verlust der Feinmotorik, das heißt: Solche Tätigkeiten, die etwas Geschick oder Präzision erfordern, sind ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Dazu zählen beispielsweise das Essen mit Messer und Gabel, das An- und Ausziehen von Kleidung und das tägliche Waschen und Zähneputzen. Harn- und/oder Stuhlinkontinenz schränken die Selbstständigkeit bei fortgeschrittener Demenz weiter ein. Zum einen verlieren die Betroffenen aufgrund der Veränderungen in ihrem Gehirn die Kontrolle über Blase und Darm, zum anderen sind sie oftmals nicht fähig, den Weg zur Toilette zu finden und urinieren dort, wo sie sich gerade befinden. Diese Entwicklung ist nicht nur für die Angehörigen eine große Belastung, sondern auch für die Betroffenen selbst. Bei Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium ist oftmals die neurologische Steuerung jener Muskeln einschränkt, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Schluckstörungen, sogenannte Dysphagien, treten daher im Zuge einer Demenz sehr oft auf. Die Folge: Betroffene verschlucken sich häufig, was das Risiko für eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) erhöht. Außerdem kann eine Dysphagie auch zur Nahrungsverweigerung und schlimmstenfalls zu Dehydrierung, Mangelernährung und damit einhergehend zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands führen. Demenzkranke leiden häufig unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Infolgedessen wandern sie nachts umher und sind allgemein unruhig und verwirrt. Oder aber die Schlafphasen werden immer länger und die Patient:innen haben nur noch sehr kurze aktive Wachphasen.
Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Symptome der Alzheimer-Krankheit im Zusammenhang mit dem Essen und bietet praktische Ratschläge für Betroffene, Angehörige und Pflegepersonal.
Einführung
Wer mit Alzheimer oder einer anderen Demenzform lebt, bekommt nicht nur Gedächtnisprobleme - häufig lässt auch der Geschmackssinn nach und das Gefühl von Hunger sowie Durst geht verloren. Um körperliche Schwäche und eine ernährungsbedingte Verschlechterung der Demenz zu vermeiden, sollten sich Menschen mit Demenz ausgewogen ernähren und ausreichend trinken. Feste Essenszeiten können dabei helfen.
Veränderungen im Essverhalten bei Demenz
Eine Demenz kann das Ess- und Trinkverhalten deutlich verändern. Manche Menschen verlieren den Appetit und nehmen deshalb nicht ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich. Andere wiederum essen scheinbar ohne Hemmungen - oft bevorzugt Süßes. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können Kau- und Schluckstörungen hinzukommen. Für Angehörige ist ein gestörtes Ess- und Trinkverhalten oft mit Stress und Sorge verbunden. Wichtig ist, sich in diesen Situationen nicht zu überfordern und zu verstehen, dass viele dieser Probleme krankheitsbedingt sind. Wenn Menschen mit Demenz zu wenig essen und/oder trinken, kann das viele Gründe haben: Vielleicht kommen sie nicht mehr mit der Zubereitung zurecht, vielleicht merken sie nicht, dass es Zeit zum Essen ist. Auch Veränderungen im Geruchs- und Geschmackssinn, motorische Probleme oder gestörte Wahrnehmung von Durst oder Hunger können eine Rolle spielen. Versuchen Sie herauszufinden, welche Gründe hinter der Situation stecken: Gibt es Anzeichen für Krankheiten? Sind Mahlzeiten grundsätzlich schwierig oder nur einzelne? Kam die Appetitlosigkeit plötzlich oder schleichend?
Verminderter Appetit und Mangelernährung
Grundsätzlich sinkt der Energieverbrauch im Alter. Hungergefühl und Appetit nehmen bei den meisten Menschen ab, wodurch einige vergessen zu essen. Menschen mit Demenz haben wegen ihrer motorischen Unruhe oft einen höheren Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf, können aber meist nicht mehr selbst für ihre Ernährung sorgen. Es ist wichtig, die Mahlzeiten angenehm zu gestalten. Mit fortschreitender Demenz treten oft Probleme wie verändertes Geschmacksempfinden, Schwierigkeiten beim Umgang mit Besteck und Schluckprobleme auf.
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Es besteht die Gefahr einer Mangelernährung, die sich z.B. durch Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Kreislaufprobleme äußert. Mangelnde Flüssigkeitszufuhr ist ein häufiges Problem im Alter. Viele Senioren vergessen schlicht zu trinken, andere trinken zu wenig, damit sie nicht zu oft auf die Toilette müssen, z.B. Flüssigkeitsmangel kann verschiedene Symptome und Krankheiten wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Lethargie und zu niedrigen Blutdruck hervorrufen.
Erhöhter Kalorienbedarf und unbegrenztes Essbedürfnis
Manche Menschen mit Demenz verbrauchen durch motorische Unruhe, Umherlaufen und Stress mehr Kalorien. Gleichzeitig essen und trinken sie oft zu wenig aufgrund eines veränderten Hunger- oder Durstgefühls oder Gedächtnislücken. Bei manchen Menschen mit Demenz besteht ein unbegrenztes Bedürfnis nach Essen.
Veränderungen des Geschmacksempfindens
Die Geschmacksempfindungen bei Demenz können sich verändern, oft werden süße Speisen bevorzugt. Bittere oder salzige Speisen werden teilweise als unangenehm empfunden und deshalb abgelehnt. Neben dem Geschmack wird oft auch die Temperatur der Nahrung nicht mehr gut wahrgenommen. Vielen Menschen mit Demenz schmeckt nichts mehr, nicht einmal ihr Lieblingsgericht. Sie haben nur noch Lust auf Süßes. Das liegt daran, dass ihr Geschmackssinn aufgrund der Demenz abstumpft und sie alle anderen Geschmacksrichtungen (außer der süßen) immer schlechter schmecken können. Oft vergeht ihnen dadurch ganz die Lust am Essen.
Schwierigkeiten beim Umgang mit Besteck
Menschen mit fortgeschrittener Demenz verlieren oft die Fähigkeit, Besteck zu benutzen. Hier kann es hilfreich sein, dass sie gemeinsam mit Angehörigen bzw. Pflegepersonal Mahlzeiten (sog. family style meals) einnehmen. Dabei können sie das Essverhalten von anderen abschauen und es nachahmen. Bei einer nachlassenden Beweglichkeit der Hände und Arme kann spezielles Geschirr die Nahrungsaufnahme erleichtern. Es gibt Besteck mit dicken, rutschfesten Griffen, vertieften Löffelschalen oder speziell gebogenes Besteck. Um Betroffenen das Essen zu erleichtern, kann auf fingerfreundliche Mahlzeiten umgestellt werden.
Schluckbeschwerden (Dysphagie)
Die Beeinträchtigung des Schluckreflexes ist ein Symptom der fortschreitenden Demenz. Bei Schluckstörungen kann das Andicken von Flüssigkeiten das Trinken erleichtern. Sicherheitstrinkbecher helfen, Verschlucken zu vermeiden, indem sie kontrollierte Flüssigkeitsmengen abgeben. Essen sollte breiartig, aber optisch ansprechend sein. Angehörige können sich Tipps und Anleitung von Logopäden oder speziell geschulten Diätassistenten holen. Sobald derartige Schluckbeschwerden auftreten, sollten Sie vom behandelnden Arzt beziehungsweise behandelnden Ärztin eine logopädische Behandlung verordnen lassen. Bei einem solchen Schlucktraining wird die richtige Haltung beim Essen und Trinken und das Konzentrieren auf den Kau- und Schluckvorgang geübt. Zudem wird Angehörigen vermittelt, dass man die Nahrungsaufnahme durch verschiedene Formen angedickter Nahrung sowohl verbessern als auch erleichtern kann.
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Wenn Betroffene ungewöhnlich lange für die Mahlzeit brauchen, gelegentlich oder häufig Speisereste ungewollt aus Mund oder Nase austreten, stetig Speichel fließt oder es immer wieder zu Husten und Würgen während oder nach dem Essen oder Trinken kommt, lassen Sie unbedingt die Ursache ärztlich abklären. Nicht immer müssen Schluckstörungen mit Husten und Würgen einhergehen. Das Verschlucken kann auch „still“ erfolgen, sodass diese Anzeichen fehlen. Der behandelnde Arzt beziehungsweise die behandelnde Ärztin kann bei Verdacht ein logopädisches Gutachten beauftragen. Dabei wird der Schluckakt untersucht und in der Folge werden gegebenenfalls Empfehlungen zur Ernährung gegeben.
Weitere Faktoren, die das Essverhalten beeinflussen
- Zahnprobleme: Ein schlechter Zustand der Zähne bzw. ein schlecht sitzendes Gebiss können das Essverhalten beeinflussen. Nahrung kann nicht mehr ausreichend zerkleinert und gekaut werden.
- Sehkraft: Die Sehkraft lässt im Alter oft stark nach, was das Erkennen der Speisen erschwert und den Appetit mindert.
- Verdauungsprobleme: Weit verbreitet im Alter sind Verdauungsprobleme bis Verstopfung (Obstipation). Gründe dafür sind unter anderem zu wenig Bewegung und mangelnde Flüssigkeitszufuhr.
- Medikamente: Durch Medikamenteneinnahmen und mangelnde Flüssigkeitszufuhr kann sich der Speichelfluss verringern. Dies kann sich auf das Geschmacksempfinden und die Schluckfähigkeit auswirken.
Praktische Tipps und Strategien
Gestaltung der Mahlzeiten
Es ist hilfreich, wenn Betroffene das Essen oder Trinken mit möglichst vielen Sinnen wahrnehmen können. Dazu gehören eine angenehme Atmosphäre und ansprechend dargereichte, angenehm riechende Speisen und Getränke. Es kann hilfreich sein, Menschen mit Demenz in die Speisenzubereitung mit einzubeziehen. Durch verschiedene Gerüche werden positive Erinnerungen geweckt. Durch Aktivitäten wie Kochen können motorische Fähigkeiten erhalten bleiben.
- Feste Essenszeiten: Um zu verhindern, dass Menschen mit Demenz das Essen einfach vergessen, sollten Sie feste Essenszeiten einhalten. Die für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot vorgesehenen Zeiten können Sie in eine Art Stundenplan eintragen.
- Gemeinsame Mahlzeiten: Bei einer Demenzerkrankung essen Betroffene mehr und besser, wenn sie mit anderen gemeinsam am Tisch essen. Das könnte mit der Vorbildwirkung zu tun haben. Geselligen Personen schmeckt es meist bis zu einer späteren Phase der Demenz besser, wenn sie gemeinsam mit anderen essen. Introvertierte Personen und Menschen mit weit fortgeschrittener Demenz können von Umgebungsgeräuschen schnell gestresst sein. Den Betroffenen sollte man es ermöglichen, ihre Mahlzeiten ungestört in ruhiger Umgebung zu sich zu nehmen.
- Ansprechende Präsentation: Auch das Auge isst mit: Wenn die Kost aufgrund von Schluckbeschwerden passiert werden muss, sollte man keinesfalls alle Bestandteile zu einem undefinierbaren graubraunen Püree verarbeiten. Es ist erheblich ansprechender, wenn Fleisch und Beilagen, wie zum Beispiel Kartoffeln, Brokkoli und Karotten, einzeln auf dem Teller angerichtet werden. Es hilft Menschen mit Demenz auch, das Speisenangebot anhand der Farben zu erkennen. Außerdem können kleine, hübsch angerichtete Portionen sie eher zum Probieren und Essen animieren als riesige, mit Bergen von Fleisch und Gemüse überhäufte Teller.
- Intensiveres Würzen: Speisen für Menschen mit Demenz sollte man intensiver würzen und unter Umständen auch mit aromatischen Ölen und Fetten anreichern. Grundsätzlich scheint vielen von ihnen die deftige Hausmannkost, die sie aus ihrer Kindheit kennen, besser zu schmecken als die bei Jüngeren oft so beliebte internationale Küche.
- Süße Vorlieben berücksichtigen: Auch Salate würden bei vielen Menschen mit Demenz besser ankommen, wenn wir statt der heutzutage beliebten sauren Essigdressings wieder sahnige oder eben süßliche Salatsoßen anbieten würden. Tatsächlich ist es nicht nur ein Zeichen von Verwirrtheit, wenn Menschen mit Demenz ihren Schokopudding über das Gulasch kippen oder Schokocreme auf ihr Schinkenbrot streichen - es verdeutlicht auch ihre veränderten Vorlieben. Wenn wir das zulassen, statt einzugreifen, können wir oft beobachten, dass sie derart gesüßte Mahlzeiten zufrieden und mit großem Appetit verputzen.
Umgang mit spezifischen Problemen
- Schluckstörungen: Bei Schluckstörungen kann das Andicken von Flüssigkeiten das Trinken erleichtern. Sicherheitstrinkbecher helfen, Verschlucken zu vermeiden, indem sie kontrollierte Flüssigkeitsmengen abgeben. Essen sollte breiartig, aber optisch ansprechend sein.
- Vergesslichkeit: Getränke sollten den Tag über regelmäßig angeboten und an mehreren Stellen in der Wohnung positioniert werden. Das Trinkgefäß und das Getränkeangebot können für die Trinkbereitschaft eine Rolle spielen. Farbige Becher werden besser wahrgenommen und animieren zum Trinken.
- Unruhe: Einige Menschen mit Demenz müssen auch während des Essens aufstehen und umhergehen. Die Pflegeperson kann den Weg dann mit dem Essen begleiten.
- Nahrungsverweigerung: Zwingen Sie bitte niemals einen Menschen mit Demenz zum Essen! Lebensmittel und Getränke sollten immer wieder ohne Druck angeboten werden. Ob und wann eine künstliche Ernährung, eine PEG-Magensonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) sinnvoll ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Bei der Entscheidung dafür oder dagegen ist der mutmaßliche Wille des Menschen mit Demenz zu beachten.
- Horten von Lebensmitteln: In vielen Fällen kann man versuchen, das Sammeln als solches dadurch zu kontrollieren, dass eine Absprache getroffen wird: Die Betroffenen dürfen horten, aber einmal in der Woche wird gemeinsam kontrolliert, ob die zusammengetragenen Lebensmittel noch genießbar sind. Es ist dabei aber wichtig, Vertrocknetes, Verfaultes oder Verschimmeltes nicht einfach wegzuwerfen, sondern durch etwas Frisches zu ersetzen.
Zusätzliche Unterstützung
- Logopädie: Bei Schluckstörungen ist eine logopädische Behandlung ratsam.
- Ernährungsberatung: Angehörige können sich Tipps und Anleitung von speziell geschulten Diätassistenten holen.
- "Essen auf Rädern": Ein „Essen auf Rädern“ beziehungsweise ein "Fahrbarer Mittagstisch" kann ebenfalls wenigstens einmal am Tag für Regelmäßigkeit sorgen.
- Besuchsdienste: Wenn ihnen das Alleine-Essen keinen Spaß macht, kann zum Beispiel ein ehrenamtlicher Besuchsdienst angefragt werden, der wenigstens ab und zu gemeinsam mit ihnen isst.
Die Rolle von Angehörigen und Pflegepersonal
Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium können oft keine Hinweise mehr auf ihr Befinden geben. Deshalb sind Beobachtungen durch Angehörige bzw. Pflegepersonal wichtig. Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen - beim Essen und Trinken ebenso wie beim Anziehen, bei der Körperpflege und beim Toilettengang. Die Kombination aus erheblichen kognitiven Einschränkungen mit einem fortschreitenden körperlichen Verfall macht die Pflege von Demenzkranken besonders herausfordernd. Viele Betroffene werden zu Hause gepflegt, andere in ambulant betreuten Demenz-Wohngruppen oder in stationären Einrichtungen.
Screening und Assessment
Zu Beginn eines Pflegeauftrags - oder wenn sich der Gesundheitszustand einer betreuten Person verändert - sollten Pflegekräfte zunächst ein Screening durchführen, um mögliche Risiken für Unterernährung und Exsikkose (Austrocknung) frühzeitig zu erkennen. Ein Screening ist eine kurze Ersteinschätzung, die Hinweise auf eine Gefährdung liefert. Für die Praxis empfiehlt es sich, validierte Instrumente zu nutzen, etwa das Mini Nutritional Assessment - Short Form (MNA-SF) oder den Nutritional Risk Screening (NRS 2002).
Ursachenanalyse und individuelle Pflegeplanung
Grundsätzlich sollte bei einem Menschen, der unter- bzw. mangelernährt ist, nach den möglichen Ursachen gesucht werden. Medikamente, Schmerzen oder andere Erkrankungen, z.B. Ursachen für geringe Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitsaufnahme sollten identifiziert und in der Pflegeplanung berücksichtigt werden.
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Wichtige Verhaltensweisen im Umgang mit Demenzkranken beim Essen
- Unterstützung ohne Zwang: Die Nahrungszufuhr muss sichergestellt werden, jedoch ohne Zwang, sondern auf eine für den Demenzerkrankten akzeptable Weise. Kleine Tricks wie Zuprosten oder Fragen nach Geschmack und Temperatur regen unauffällig zum Essen an. Kann jemand nicht essen, helfen taktile Reize z.â¯B. die Hand zum Mund führen. Verbale Aufforderungen wirken meist nicht.
- Klare Kommunikation: Führen Sie immer wieder zum Essen hin, zum Beispiel durch Kommentare wie „Hm, die Kartoffeln schmecken aber gut”.
- Ablenkungen vermeiden: Verzichten Sie auf Radio und Fernsehen während der Mahlzeiten. Leise Musik kann hingegen beruhigend wirken.
- Geeignetes Geschirr: Stellen Sie nur unbedingt notwendiges Geschirr und Besteck bereit, dieses sollte gut in der Hand liegen und gut erkennbar sein, zum Beispiel weiße Teller auf einem blauen Tisch. Vermeiden Sie Ablenkungen wie zu starke Muster auf der Tischdecke oder Lichtreflexionen auf Gläsern.
Bedeutung der richtigen Ernährung
Grundsätzlich gibt es für Menschen mit Demenz keine speziellen Energie- und Nährstoffbedarfe im Vergleich zu anderen älteren Personen. Eine gesunde Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten sowie magere, eiweißreichen Lebensmittel ist daher immer zu empfehlen, da sie auch die Kognition unterstützen kann. Essen Menschen sehr wichtig sollte das Speise- und Getränkeangebot so gestaltet sein, dass es genügend Energie und Nährstoffe enthält und auch gewisse Vorlieben, Wünsche und Gewohnheiten (Stichwort: Lieblingsessen) berücksichtigt. In manchen Fällen können auch Nahrungsergänzungsmittel oder Trinknahrung sinnvoll sein, um beispielsweise einen Mangel an Omega-3-Fettsäuren oder Vitaminen wie Vitamin D oder B12 zu vermeiden.
Aktuelle Forschung und Therapieansätze
Seit diesem Jahr stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Ursächlich bedeutet: Sie bauen aktiv Amyloid-Plaques ab. Das sind Eiweißablagerungen im Hirn, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen. Auf dem Europäischen Gesundheitskongress in München (EGKM) gingen Expert:innen der Frage nach, was das für die Versorgungsstrukturen, für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen bedeutet. Das Jahr 2025 wird in die Geschichtsbücher eingehen: Erstmals erhält ein Medikament in Europa eine Zulassung, das an den Ursachen der Alzheimer-Krankheit ansetzt. Wirken können derartige Therapien nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt zum Einsatz kommen. Voraussetzung ist eine frühe Diagnose. Doch daran hapert es in Deutschland all zu oft. Große Fortschritte in Diagnostik und Therapie der Demenzerkrankung Alzheimer sind in nächster Zukunft zu erwarten. Sie werden die bisherige Behandlung der Krankheit auf den Kopf stellen. Was muss passieren, dass diese Innovationen bei den Menschen ankommen?