Alzheimer-Demenz: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Die Alzheimer-Demenz, oft auch Morbus Alzheimer genannt, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des Gehirns, die Probleme mit dem Gedächtnis, dem Denken und dem Verhalten verursacht. Sie ist die häufigste Form der Demenz, einem Oberbegriff für etwa 50 verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. In Deutschland sind schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, wobei die Alzheimer-Krankheit den größten Anteil ausmacht. Aufgrund des demografischen Wandels wird erwartet, dass die Zahl der Erkrankten in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird.

Was ist Alzheimer-Demenz?

Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, bei der Nervenzellen absterben und ihre Verbindungen untereinander zerstört werden. Dieser Prozess führt zu einem fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprache, Orientierung und Denkvermögen. Die Alzheimer-Demenz verläuft individuell unterschiedlich, jedoch lassen sich grundsätzlich drei Stadien feststellen, die fließend ineinander übergehen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und altersbedingten Faktoren eine Rolle spielt. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer lagern sich schädliche Proteine wie Beta-Amyloid ab und es kommt zu Veränderungen des Tau-Proteins. Diese Ablagerungen und Veränderungen beeinträchtigen die Funktion der Nervenzellen und führen zu ihrem Absterben.

Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Alzheimer, von denen einige beeinflussbar sind:

  • Alter: Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.
  • Genetische Faktoren: In seltenen Fällen (ca. 1 Prozent) ist Alzheimer erblich bedingt (familiäre Alzheimer-Demenz, FAD).
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Faktoren, die das Risiko für Schlaganfall erhöhen (z. B. Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes), erhöhen auch das Demenzrisiko.
  • Lebensstil: Ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung, ungesunder Ernährung, sozialer Isolation und mangelnder geistiger Aktivität kann das Risiko erhöhen.
  • Weitere Faktoren: Übergewicht, erhöhte Cholesterinwerte, schwere Kopfverletzungen, Depressionen, chronischer Stress, Hör- oder Sehminderung.

Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, geistiger Aktivität, sozialem Austausch und gesunder Ernährung kann das Risiko senken.

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Symptome

Die Symptome der Alzheimer-Demenz entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich zunehmend über mehrere Jahre. Zu Beginn kann der Verlauf schleichend und unmerklich sein. Die Alzheimer-Krankheit kann bei jedem etwas unterschiedlich verlaufen.

Frühe Symptome:

  • Vergesslichkeit (insbesondere für neue Informationen)
  • Schwierigkeiten, sich an länger zurückliegende Ereignisse zu erinnern
  • Verlegen von Gegenständen
  • Wortfindungsstörungen
  • Orientierungsprobleme (örtlich und zeitlich)
  • Schwierigkeiten bei der Planung und Organisation von Aufgaben
  • Veränderungen der Stimmung und des Verhaltens
  • Rückzug aus sozialen Aktivitäten

Fortgeschrittene Symptome:

  • Zunehmende Gedächtnisprobleme (auch für vertraute Personen und Orte)
  • Sprachschwierigkeiten (Aphasie)
  • Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Unruhe, Aggression, Wahnvorstellungen, Halluzinationen)
  • Schwierigkeiten bei der Ausführung alltäglicher Aufgaben (z. B. Anziehen, Essen, Körperpflege)
  • Orientierungslosigkeit
  • Verlust der Kontrolle über Blase und Darm
  • Gangstörungen
  • Schluckstörungen

Späte Symptome:

  • Vollständige Abhängigkeit von Pflege und Betreuung
  • Verlust der Fähigkeit zu sprechen
  • Erkennen von Familienmitgliedern nicht mehr möglich
  • Bettlägerigkeit
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen

Diagnose

Bei Verdacht auf Alzheimer-Demenz ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen. Die Diagnose umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome.
  2. Körperliche Untersuchung: Um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  3. Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, der Koordination und anderer neurologischer Funktionen.
  4. Neuropsychologische Tests: Überprüfung der geistigen Leistungsfähigkeit, des Gedächtnisses, der Sprache und anderer kognitiver Funktionen.
  5. Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen. Neuere Methoden können auch die Hirndurchblutung und die Aktivität bestimmter Gehirnbereiche sichtbar machen.
  6. Liquoruntersuchung: Untersuchung des Nervenwassers, um bestimmte Biomarker (Beta-Amyloid, Tau-Protein) zu bestimmen, die auf Alzheimer hindeuten können.
  7. Bluttests: Um andere Ursachen auszuschließen (z. B. Vitamin B12-Mangel, Schilddrüsenunterfunktion).
  8. Gentest: Ein einfacher Bluttest kann feststellen, ob und wie viele Kopien von ApoE4 vorhanden sind.

Es ist wichtig, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, da einige Demenzformen behandelbar sind (reversible Demenzen).

Behandlung

Die Alzheimer-Krankheit ist bisher nicht heilbar, und die Abbauprozesse im Gehirn können derzeit nicht wesentlich verlangsamt oder aufgehalten werden. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Medikamentöse Behandlung:

  • Acetylcholinesterasehemmer: Donepezil, Galantamin und Rivastigmin können bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz die Symptome verbessern, indem sie den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn hemmen.
  • NMDA-Rezeptor-Antagonist: Memantin kann bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz die Symptome verbessern, indem es die Wirkung des Botenstoffs Glutamat im Gehirn reguliert.
  • Amyloid-Antikörper-Therapie: Lecanemab und Donanemab sind Antikörper, die an Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn binden und diese abbauen sollen. Sie sind für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) zugelassen, bei denen Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachgewiesen wurden. Die Behandlung erfordert regelmäßige Infusionen und MRT-Sicherheitskontrollen, da Bildveränderungen im MRT auftreten können (sogenannte Amyloid-related Imaging abnormalities - ARIAs).

Nicht-medikamentöse Behandlung:

  • Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und anderer kognitiver Funktionen.
  • Ergotherapie: Unterstützung bei der Ausführung alltäglicher Aufgaben und Anpassung der Umgebung an die Bedürfnisse der Betroffenen.
  • Physiotherapie: Förderung der körperlichen Aktivität und Beweglichkeit.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Musiktherapie: Einsatz von Musik zur Förderung des Wohlbefindens und zur Aktivierung von Erinnerungen.
  • Kunsttherapie: Einsatz von Kunst zur Förderung des Ausdrucks und zur Aktivierung von Erinnerungen.
  • Realitätsorientierungstraining (ROT): Hilft den Betroffenen, sich in der Realität zurechtzufinden, indem sie regelmäßig über Zeit, Ort und Personen informiert werden.
  • Validation: Akzeptiert die Gefühle und Bedürfnisse der Betroffenen und versucht, eine Verbindung zu ihnen herzustellen.
  • Tiergestützte Therapie: Einsatz von Tieren zur Förderung des Wohlbefindens und zur Aktivierung von Erinnerungen.
  • Psychotherapie: Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
  • Anpassung des Lebensstils: Strukturierte Tagesabläufe, wiederkehrende Rituale und vertraute Umgebungen helfen, sich zu orientieren. Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken.

Unterstützung für Angehörige:

Die Pflege von Menschen mit Alzheimer-Demenz ist eine große Herausforderung für Angehörige. Es ist wichtig, dass sie sich frühzeitig informieren, Unterstützung suchen und auf ihre eigene Gesundheit achten. Es gibt verschiedene Angebote für Angehörige, wie z. B.:

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  • Beratungsstellen: Informationen und Unterstützung zu allen Fragen rund um die Alzheimer-Demenz.
  • Schulungen: Informationen über die Krankheit, den Umgang mit den Betroffenen und Entlastungsmöglichkeiten.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Angehörigen.
  • Entlastungsangebote: Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege.

Leben mit Alzheimer-Demenz

Auch wenn die Diagnose Alzheimer-Demenz ein Schock sein kann, ist es wichtig zu wissen, dass ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich ist. Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben. Wer versteht, was gerade geschieht, kann bewusster handeln. Ein guter Weg ist es, die eigenen Stärken bewusst auszubauen - und mit den Schwächen möglichst gelassen und kreativ umzugehen. Was gut gelingt oder Freude macht, darf und soll intensiviert werden. Gleichzeitig ist es wichtig, mit den Einschränkungen liebevoll umzugehen - nicht als persönliches Scheitern, sondern als Teil der Krankheit. Alzheimer nimmt viel, aber es gibt Wege, Selbstbestimmung zu erhalten und neue Formen von Alltag und Nähe zu gestalten. Dieser Weg ist nicht einfach - aber niemand muss ihn allein gehen.

Prävention

Auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass man nicht an Alzheimer erkrankt, gibt es einige Maßnahmen, die man ergreifen kann, um das Risiko zu senken:

  • Gesunder Lebensstil: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Geistige Aktivität: Regelmäßiges Lesen, Kreuzworträtsel lösen, Musik hören, neue Dinge lernen.
  • Soziale Kontakte: Teilnahme an sozialen Aktivitäten, Treffen mit Freunden und Familie.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und anderen Risikofaktoren.

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