Die Alzheimer-Krankheit stellt eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit dar. Trotz intensiver Forschung gibt es bis heute keine Heilung für diese neurodegenerative Erkrankung, die durch den fortschreitenden Verlust von Gedächtnis und kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet ist. In diesem Artikel werden wir uns mit den Erfahrungen und Therapieansätzen von Dr. Michael Nehls auseinandersetzen, der mit seiner These, Alzheimer sei heilbar, für Aufsehen gesorgt hat. Dabei werden wir sowohl die wissenschaftlichen Grundlagen als auch die Kontroversen beleuchten, die mit diesem Ansatz verbunden sind.
Das Dilemma der Alzheimer-Forschung
Seit Alois Alzheimer vor über 100 Jahren die charakteristischen Veränderungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten beschrieb, hat die Forschung erhebliche Fortschritte gemacht. Es wurden Risikofaktoren identifiziert, präventive Maßnahmen untersucht und potenzielle Therapieziele identifiziert. Dennoch bleibt die Entwicklung einer wirksamen Heilung eine der größten Herausforderungen.
Ein Zitat des amerikanischen Neurologen Dennis Selkoe verdeutlicht das Dilemma: "Wenn man verhindern will, Alzheimer zu bekommen, dann suche dir die richtigen Eltern aus und stirb früh." Dieser provokante Satz unterstreicht die Bedeutung genetischer Faktoren und des Alters als Risikofaktoren, die nur bedingt beeinflussbar sind.
Die Münchner Alzheimer-Forschungslandschaft
Deutschlandweit, insbesondere in München, wird intensiv an der Alzheimer-Krankheit geforscht. Die "Munich Memory Alliance" vereint verschiedene Institutionen, darunter die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar, das Alzheimer-Gedächtniszentrum der LMU und das Institut für Schlaganfall und Demenz-Forschung der LMU. Diese Einrichtungen arbeiten interdisziplinär zusammen, um die Ursachen, Mechanismen und potenziellen Therapieansätze der Alzheimer-Krankheit zu erforschen.
Amyloid-Plaques: Ein zentrales Merkmal der Alzheimer-Krankheit
Ein Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit sind Amyloid-Plaques, Ablagerungen von verklumpten Amyloid-beta-Peptiden im Gehirn. Diese Plaques entstehen, wenn das Amyloid-Protein nicht ordnungsgemäß abgebaut wird und sich stattdessen zwischen den Nervenzellen ansammelt. Die Plaques stören die Kommunikation zwischen den Nervenzellen und führen letztendlich zu deren Absterben.
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Die Frage, warum sich bei manchen Menschen Amyloid-Plaques bilden und bei anderen nicht, ist Gegenstand intensiver Forschung. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren, Umweltfaktoren und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielen.
Die Theorie von Dr. Michael Nehls: Alzheimer als Mangelerkrankung
Dr. Michael Nehls, Arzt und Molekulargenetiker, vertritt die These, dass Alzheimer keine unvermeidliche Alterserscheinung, sondern eine Mangelerkrankung ist, die durch unsere moderne Lebensweise verursacht wird. Er argumentiert, dass die Alzheimer-Krankheit durch eine Störung der Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus, der "Gedächtniszentrale für Erfahrungswissen", gekennzeichnet ist.
Nach Nehls schrumpft der Hippocampus bei Alzheimer-Patienten, anstatt ein Leben lang zu wachsen. Er identifiziert verschiedene Risikofaktoren, die für diese Wachstumsstörung verantwortlich sein können:
- Mangel an Bewegung und erholsamem Schlaf
- Mangel an Vitaminen, Spurenelementen und anderen Vitalstoffen
- Mangel an sozialen Aktivitäten und Lebensinhalten
Nehls glaubt, dass die Behebung dieser Mängel und die Eliminierung der ursächlichen Risikofaktoren die Alzheimer-Krankheit verhindern oder zumindest im Frühstadium behandeln können.
Die Alzheimer-Therapie nach Nehls (ATN)
Die Alzheimer-Therapie nach Nehls (ATN) ist ein systemischer, ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, die individuellen Risikofaktoren zu identifizieren und zu beheben, die zur Entstehung der Alzheimer-Krankheit beitragen. Die ATN umfasst folgende Maßnahmen:
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- Alzheimer-Diagnostik (Differentialdiagnostik zusammen mit Neurologen)
- Ermittlung der individuellen Risikofaktoren
- Erstellung eines individuellen Therapieplans
- Hilfe bei der Anpassung des Lebensstils, wie Optimierung der Ernährung, des Bewegungsverhaltens, des Schlafs etc.
Nehls berichtet von ersten Erfolgen bei Patienten, die durch entsprechende systemische und individuelle Maßnahmen ihre Alltagskompetenz wieder zurückerhalten haben. Diese Ergebnisse wurden in US-amerikanischen Studien belegt und bei ersten Patienten in Deutschland bestätigt.
Kritik an der Theorie von Dr. Nehls
Die Theorie von Dr. Nehls ist unter Alzheimer-Forschern umstritten. Kritiker bemängeln, dass seine Thesen zu vereinfachend seien und die Komplexität der Alzheimer-Krankheit nicht ausreichend berücksichtigen würden. Sie argumentieren, dass die Alzheimer-Krankheit nicht nur durch Lebensstilfaktoren, sondern auch durch genetische Faktoren und andere biologische Prozesse beeinflusst wird.
Prof. Dr. Christian Haass, ein führender Demenzforscher in Deutschland, warnt davor, die Bedeutung eines gesunden Lebensstils zu überschätzen. Er betont, dass ein gesunder Lebensstil zwar einen positiven Einfluss auf die Entwicklung einer Demenz haben kann, die Krankheit aber nicht verhindern oder heilen kann. Haass kritisiert, dass Nehls mit seiner "Alzheimer-Lüge" falsche Hoffnungen bei Betroffenen und deren Familien weckt.
Prävention und Lebensstiländerungen: Ein wichtiger Baustein
Trotz der Kontroversen um die Theorie von Dr. Nehls besteht Einigkeit darüber, dass Prävention und Lebensstiländerungen eine wichtige Rolle bei der Verringerung des Alzheimer-Risikos spielen können. Studien haben gezeigt, dass eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, geistige Aktivität und soziale Interaktion das Gehirn schützen und das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen verringern können.
Es ist wichtig zu betonen, dass Prävention und Lebensstiländerungen keine Garantie dafür sind, dass man nicht an Alzheimer erkrankt. Sie können jedoch dazu beitragen, das Risiko zu senken und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
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Hoffnung durch Immuntherapie
Neben den präventiven Maßnahmen gibt es auch vielversprechende Forschungsansätze zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit. Einer dieser Ansätze ist die Immuntherapie, bei der Antikörper eingesetzt werden, um die Amyloid-Plaques im Gehirn zu entfernen.
Die Immuntherapie hat im Reagenzglas und an Tieren vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Derzeit laufen Studien mit menschlichen Patienten, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapie zu überprüfen.
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