Umgang mit Demenz: Tipps und Ratschläge für Angehörige

Die Diagnose Demenz stellt Angehörige vor große Herausforderungen, die oft mit Angst und Überforderung verbunden sind. Es ist schwer, den Alltag zu meistern, die Betroffenen zu integrieren und zu pflegen und gleichzeitig zuzusehen, wie eine geliebte Person Stück für Stück verloren geht. Trotzdem möchten die Angehörigen den Alltag so gut wie möglich erleichtern. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden für den Umgang mit Demenz, der auf den Erkenntnissen von Experten und den Erfahrungen von Betroffenen basiert.

Verstehen der Demenz

Es ist wichtig, sich über die Krankheit zu informieren, um Missverständnisse im Umgang mit Menschen mit Demenz vorzubeugen. Angehörige haben oft zu wenig Kenntnisse über die Krankheit und ihre Folgen, was zu Konflikten und Schwierigkeiten im Alltag führen kann. Ein Verständnis dafür, wie sich Menschen mit Demenz fühlen, da ihnen Fähigkeiten sukzessive verloren gehen und sie sich nicht mehr zurechtfinden, ermöglicht einen empathischen Umgang miteinander. Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem fremden Land, in dem Sie die Sprache und die Schrift nicht kennen und sich verirren. Die Angst, Unruhe und Frustration, die in solchen Momenten entstehen, sind vergleichbar mit den emotionalen Belastungen, die Menschen mit Demenz im Alltag erleben.

Selbstwertgefühl und Autonomie

Der Selbstwert von Demenzkranken wird zunehmend angegriffen, da sie Dinge nicht mehr können, die sie früher konnten, und von Gesprächen ausgeschlossen werden. Daher ist es wichtig, ihnen so viel Selbstständigkeit und Autonomie wie möglich zu lassen. Beteiligen Sie sie an Gesprächen, an der Familie und am Haushalt, auch wenn die Ergebnisse nicht so ordentlich wie früher sind. Für die Betroffenen ist es wichtig zu wissen, dass sie dazugehören und ein aktives Mitglied der Gemeinschaft sind.

Umgang mit Überforderung

Es gibt Möglichkeiten, eine Eskalation in akuten Situationen der Überforderung zu verhindern. Lernen Sie, schnell einzuordnen, wann Sie an Ihre Grenze stoßen, und reagieren Sie entsprechend. Gehen Sie zum Beispiel in einen anderen Raum, um sich durch kurzfristige Distanz oder Bewegung zu sammeln und zu überlegen, ob Sie an der Situation etwas ändern können und wie Sie deeskalieren können. Der Familiencoach Pflege kann Ihnen dabei helfen, sich aktiv auf diese Momente vorzubereiten, indem Sie Auslöser finden, die sich wiederholen und vermieden werden können, und aktiv gegensteuern.

Gefahren im Alltag

Achten Sie auf größere und kleinere Gefahren im Alltag, beginnend bei Teppichen, die nicht rutschen dürfen, über Gegenstände, die im Weg sein könnten, bis hin zu einem Badezimmer, das eventuell umgebaut werden muss, um beispielsweise Haltegriffe anzubringen. Es gibt Herdabschaltautomatiken, Notknöpfe und Steckdosensicherungen. Pflegeberatungsstellen können hier sehr differenziert Auskunft geben.

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Zu vermeidende Situationen

Vermeiden Sie Situationen, die hektisch werden können, wie zu viele Termine oder zu wenig Zeit zum Anziehen. Planen Sie Dinge in Ruhe, wie das Schuheanziehen oder das Abendessen. Hintergrundgeräusche wie Radio oder Fernseher können einen hohen Stressfaktor für die Erkrankten darstellen, da sie zu viele Lärmquellen sind, die nicht zugeordnet werden können. Zu viele Eindrücke können verwirren, anstrengen und Stress verursachen.

Gedächtnistraining und Vergangenheit

Vermeiden Sie es, Demenzkranke durch Gedächtnistraining zu überfordern. Dies kann zu Misserfolgserlebnissen, Niedergeschlagenheit und depressiven Verstimmungen führen. Fördern Sie stattdessen den Selbstwert und üben Sie gemeinsam Aktivitäten aus, die Spaß machen, wie Bewegung, Spiele oder Haushaltsarbeiten. Lieblingsmusik kann ebenfalls sehr wertvoll sein, da sie Erinnerungen wecken und Gespräche anregen kann. Auch das Sprechen über die Vergangenheit kann eine schöne gemeinsame Erfahrung sein, solange die Erkrankten nicht unter Druck gesetzt oder forciert werden, wenn sie sich nicht mehr erinnern können.

Routinen und Gewohnheiten

Routinen und Gewohnheiten können hilfreich sein, wie etwa Tagesstrukturen oder vertraute Abläufe, die der Mensch mit Demenz zuordnen kann. Es ist jedoch wichtig, abzuwägen, ob die Routinen noch gut für den Betroffenen sind, da sich die Person durch die Demenz verändert. Manchmal benötigen Menschen mit Demenz mehr Ruhepausen, mehr Bewegung oder Beschäftigung. In manchen Fällen fühlen sie sich in einer Tagespflegeeinrichtung oder einem stationären Pflegeheim wohler, weil sie Geselligkeit brauchen und dort auch finden. Es kommt ganz darauf an, was die oder der Einzelne für sein Wohlbefinden benötigt.

Bedürfnisse erkennen

Die Bedürfnisse Ihres Angehörigen sind meistens an den Gefühlen und dem körperlichen Ausdruck spürbar. Achten Sie darauf, ob eine Person unruhig oder angespannt ist. Das Wohlbefinden ist im Grunde im Gesicht und an der Körperhaltung erkennbar. Anhand dieser Momente lässt sich möglicherweise feststellen, woran es liegt, dass sich der Betroffene in der Situation unwohl fühlt.

Zuhause oder im Heim?

Es ist schwer, pauschal zu beurteilen, ob es Ihrem Angehörigen zu Hause oder in einem Heim besser geht. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto mehr ändern sich auch die Bedürfnisse. Im Frühstadium kann man sich durchaus darüber unterhalten und austauschen. An dieser Stelle können die Betroffenen das noch selbst mitentscheiden und eine Meinung dazu haben. Das wird natürlich schwieriger, wenn die Demenz weiter fortschreitet - ab einem gewissen Punkt ist ein Selbstentscheiden nicht mehr möglich. Man merkt aber beispielsweise: Geht es dem Betroffenen besser, wenn er alleine oder mit nur einer Person zusammen ist, oder eher bei geselligeren Zusammenkünften? Die Entscheidung ist aber auch stark von den Angehörigen abhängig. Wenn Sie als Angehöriger eine Lebenssituation haben, mit der Sie häusliche Pflege gut vereinbaren können und Sie merken, das tut auch dem Betroffenen gut, ist das wunderbar. Es gibt aber auch ganz häufig den Fall, dass die Angehörigen an eine Belastungsgrenze kommen. Sei es aufgrund der eigenen Lebensumstände oder des Ausmaßes der Erkrankung. Dann kann ein Pflegeheim notwendig und wichtig sein. An diesem Punkt geht es darum, den Übergang in ein Heim gut und unterstützend zu gestalten - sowohl für die oder den Betroffenen als auch für die Angehörigen. Viele vergessen, dass ein Pflegeheim auch bedeuten kann, mehr Zeit für den Erkrankten zu haben, mehr qualitative Zeit mit ihm zu verbringen, ohne sich um Pflege und Versorgung sorgen zu müssen.

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Selbstfürsorge für pflegende Angehörige

Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz ist eine enorm beanspruchende Aufgabe, die oft überfordernd ist, wenn noch andere Pflichten bestehen, man einen Job oder eigene Kinder hat. All das sorgt dafür, dass Angehörige oft langfristig und kontinuierlich am Limit ihrer Kräfte sind. Da ist es nur natürlich, dass man leichter reizbar oder ausfällig wird, erschöpft ist oder sich in gewissen Situationen nicht mehr unter Kontrolle hat. Deswegen ist es sehr wichtig, als Angehöriger auch auf sich selbst zu achten und selbstfürsorglich dafür zu sorgen, nicht in so eine Überbeanspruchung zu geraten. Ansonsten kann die Pflege langfristig nicht geleistet werden, weil die eigene Gesundheit darunter leidet. Holen Sie sich Hilfe, allein können Sie das nicht schaffen. Bauen Sie genügend Pausen und Erholungsphasen ein, entpflichten Sie sich von bestimmten Aufgaben und planen Sie systematisch, wer wo unterstützen kann - familiär sowie professionell.

Alarmzeichen einer Überforderung

Achten Sie auf Warnzeichen einer Überforderung, wie Schlafstörungen und anhaltende Erschöpfung. Viele Angehörige berichten, dass sie eigentlich lebensfrohe Menschen sind, die gerne andere Personen getroffen haben, und es jetzt nicht mehr tun, weil es ihnen zu viel wird. Spätestens bei solchen Anzeichen der Überforderung ist es wichtig, wieder auf sich selbst zu schauen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und ernst zu nehmen. Die Devise lautet: So viel Unterstützung wie nötig, so früh wie möglich. Hierbei helfen auch Angebote wie Pflegeberatung, Selbsthilfegruppen, psychologische Beratung, telefonische Beratung sowie der Familiencoach Pflege der AOK. Die Entscheidung, sich Hilfe durch andere Verwandte, ambulante Pflege oder eine Pflegeeinrichtung zu organisieren, wird oft als negativ im Sinne von Versagen empfunden. Hilfe anzunehmen, ist jedoch wichtig.

Psychologische Hilfe

Wenn Sie selbst als Angehöriger Wege finden, wie Sie die Situation gut oder besser bewältigen können, wirkt sich das unmittelbar auch auf den Betroffenen aus. Die meisten Angehörigen profitieren sehr von psychologischer Unterstützung. Dabei wird gezielt an ihren persönlichen Problemen gearbeitet, wie Schuldgefühlen, Überforderung, Reizbarkeit und auch dem fortschreitenden Verlust einer geliebten Person. Oft reichen schon wenige Stunden an psychotherapeutischer Unterstützung aus, um große Veränderungen zu bewirken. Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige können eine große Hilfe sein, um sich auszutauschen und auch zu merken: Es ist okay, wie ich mich fühle, anderen geht es ähnlich.

Alltag erleichtern

Das Leben mit einer Demenz-Erkrankung bringt viele Veränderungen und neue Herausforderungen mit sich. Sie werden immer wieder neue Lösungen finden müssen, wenn die Krankheit fortschreitet. Doch die folgenden Strategien können dabei helfen, den Alltag zu erleichtern:

  • Gedächtnistraining: Gedächtnistraining ist eine gute Sache, aber vermeiden Sie es, die Betroffenen zu überfordern.
  • Ausräumen: Überlegen Sie gemeinsam, auf welche Dinge Sie verzichten können, um die Wohnung übersichtlicher zu gestalten.
  • Kleiderschränke: Sehen Sie Ihre Kleiderschränke durch und sortieren Sie aus, was nicht mehr passt oder gefällt.
  • Beschriftungen: Beschriften oder bebildern Sie Schränke und Schubladen, damit Menschen mit Demenz den Inhalt leichter erkennen können.
  • Adresse: Sorgen Sie dafür, dass Menschen mit Demenz ein Kärtchen mit ihrer Adresse oder einer Kontakt-Telefonnummer in der Tasche tragen.
  • Verständniskärtchen: Verwenden Sie "Verständniskärtchen", die ohne lange Erklärungen über die Krankheit informieren, um Irritationen in der Öffentlichkeit zu vermeiden.
  • Notfallplan: Erstellen Sie einen Plan für den Notfall und fertigen Sie eine Liste mit wichtigen Telefonnummern und Informationen an.

Wissen und Akzeptanz

Wissen über die Krankheit verleiht Sicherheit im Zusammenleben und im Umgang mit den Erkrankten. Es kann vor Enttäuschungen aber auch vor unnötiger Resignation bewahren. An Demenz erkrankte Menschen muss man so annehmen, wie sie sind. Sie können sich nicht ändern. Die Angehörigen sollten lernen, die Bedürfnisse und Wünsche der Betroffenen, aber auch deren ganz eigene Sicht der Realität wahrzunehmen und zu berücksichtigen.

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Eigenständigkeit fördern

Eigenständigkeit ist eine Wurzel von Selbstachtung, Sicherheit und Lebenszufriedenheit bei Gesunden wie bei Kranken. Deshalb sollte man den Erkrankten nicht alle Aufgaben abnehmen, nur weil sie ihnen schwerer fallen als früher oder sie weniger gut ausgeführt werden. Durch Vereinfachung der Kleidung, durch die Aufteilung von Handlungen in einzelne Schritte und durch geeignete Hilfestellungen kann oft ein hohes Maß an Selbständigkeit erhalten bleiben.

Tagesablauf und Orientierung

Ein gleichbleibender, überschaubarer Tagesablauf, helles Licht und die Beleuchtung wichtiger Wege in der Nacht erleichtern es den Kranken, sich zurecht zu finden. Auch Hinweisschilder in der Wohnung können hilfreich sein. Eine gut lesbare Uhr und ein Kalender, auf dem das jeweilige Datum markiert wird, erleichtern die zeitliche Orientierung. Es ist auch empfehlenswert, die Gewohnheiten der Betroffenen nach Möglichkeit beizubehalten.

Reize vermeiden

Bestimmte Sinneseindrücke können von Menschen mit Demenz verkannt werden und zu Verwirrung führen (z. B. laufender Fernseher, Musik und Stimmen aus dem Radio oder das eigene Spiegelbild). Versuchen Sie diese dann zu vermeiden. Wenn Besuch kommt oder Ihnen unterwegs ein Bekannter begegnet, weisen Sie vorher darauf hin: „Ach, da kommt ja Frau Soundso“, „…dein Bruder Karl“ usw.

Verhalten verstehen

Viele Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz, die Pflegende vor Herausforderung stellen, sind Reaktionen, die man aus der Krankheit heraus verstehen und nachvollziehen kann: Rat- und Orientierungslosigkeit können zu Ängstlichkeit, Anhänglichkeit und zum ständigen Wiederholen von Fragen führen. Aggressivität und Wutausbrüche können aus Frustration oder Überforderung entstehen, Depression und Rückzug aus einem Mangel an Aktivität und Ermunterung. Wichtig ist es, solche Faktoren zu erkennen und möglichst zu beseitigen. Um mit anstrengenden und problematischen Verhaltensweisen umzugehen, ist es hilfreich, ruhig zu bleiben und auf den Gefühlszustand des erkrankten Menschen einzugehen.

Umgang mit Aggressivität

Angst, Wut, Unruhe, Enttäuschung und Nervosität können zu aggressivem Verhalten führen. Bemühen Sie sich herauszufinden, was der Auslöser für das aggressive Verhalten war, um solche Situationen in Zukunft möglichst zu vermeiden. Versuchen Sie gelassen zu bleiben und die Vorwürfe oder das Verhalten der erkrankten Person nicht auf sich zu beziehen. Dieses Verhalten wird durch die Krankheit ausgelöst. Versuchen Sie in der akuten Situation die bzw. den Kranken abzulenken, wechseln Sie das Thema. Wenn Sie sich durch das Verhalten bedroht fühlen, sollten Sie aber auch an Ihre eigene Sicherheit denken. Verlassen Sie den Raum und holen Sie sich im Notfall Hilfe.

Umgang mit Unruhe

Menschen mit Demenz sind oft unruhig und laufen immer wieder die gleiche Strecke auf und ab. Daran sollte man sie nicht hindern. Sie können aber versuchen herauszufinden, was dieses Verhalten verursacht: Vielleicht tut der bzw. dem Kranken etwas weh oder ihn beschäftigt gerade etwas. Demenzerkrankte leben in einer anderen Welt. So kann es sein, dass eine 85-Jährige das Gefühl hat, schnell nach Hause zu müssen, weil die Mutter mit dem Essen wartet. Die Antwort, dass die Mutter doch schon lange tot ist und dass Sie auch gerade gegessen haben, hilft in einer solchen Situation nicht weiter. Günstiger ist es, dann ein Gespräch darüber anzufangen („Was macht deine Mutter denn, wenn du zu spät kommst?“ oder „Deine Mutter kocht wohl sehr gut?“). Unruhe kann auch Ausdruck von Ängstlichkeit oder Unbehagen sein, denen Sie mit folgenden Maßnahmen begegnen können:

  • Gestalten Sie die Umgebung ruhig.
  • Bleiben Sie ruhig und sprechen Sie sanft.
  • Beruhigen Sie die erkrankte Person, halten Sie Körperkontakt und reagieren Sie auf die Gefühle, die sie ausdrückt.
  • Schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre.
  • Gut beleuchtete Ecken verhindern Angst erzeugende Schatten.
  • Schaffen Sie Zeiten der Ruhe und Entspannung.

Stärken und Vorlieben nutzen

Finden Sie die Stärken und Vorlieben der oder des Kranken heraus. Suchen Sie zum Beispiel nach Spielen, Liedern, und Beschäftigungen, die aus der Vergangenheit bekannt sind, aber berücksichtigen Sie auch die berufliche Biografie. Üben sie die Lieblingsbeschäftigungen ruhig öfter. Neues Lernen ist für Demenzerkrankte kaum noch möglich, Bekanntes kann jedoch geübt und erhalten werden. Im Haushalt bieten sich dafür viele Möglichkeiten. Menschen mit Demenz fühlen sich zugehörig und nützlich, wenn sie den Tisch mit decken, Kartoffeln schälen oder sich anders an der täglichen Arbeit beteiligen. Gemeinsames Singen und Spielen, Musizieren und Tanzen oder andere Bewegungsübungen können Spaß machen. Körperliche Bewegung regt den Kreislauf an, hebt die Stimmung und verbessert die Mobilität; auch Spaziergänge tun gut. Sie können gemeinsam alte Fotos ansehen, nachdem Sie möglichst sichergestellt haben, dass sie aus guten Zeiten stammen. Kommentieren Sie aktuellere Fotos. Damit verhindern Sie bei Ihrem erkrankten Familienmitglied das ungute Gefühl etwas nicht mehr zu wissen. Schreiben Sie Namen, Daten und vielleicht den Anlass zu den Fotos.

Akzeptanz und Spannungsfreiheit

Da die Veränderungen im Gehirn von Menschen mit Demenz nicht umkehrbar sind, ist es wichtig, die betroffene Person so anzunehmen, wie sie ist, und das zu akzeptieren, was sie tatsächlich leisten kann. Eine angenehme und spannungsfreie Atmosphäre, die Halt und Sicherheit gibt, steigert das Wohlbefinden maßgeblich. Wechselhafte Situationen und Neuerungen belasten die von Demenz Betroffenen stark, da ihr Kurzzeitgedächtnis nicht mehr in der Lage ist, neue Informationen aufzunehmen. Neue Anschaffungen oder plötzliche Umstellungen im Tagesablauf werden daher oftmals nicht als Abwechslung empfunden, sondern als bedrohliche Verunsicherung, die den Betroffenen Sorgen und Ängste bereitet. Feste Regeln und Gewohnheiten geben hingegen ein Gefühl von Sicherheit. Das Gleichmaß bei den gewohnten Abläufen mag den Angehörigen zwar langweilig vorkommen, bedeutet aber weniger Stress für die Menschen mit Demenz und erspart den Betreuenden eine Menge an Erklärungen, Überzeugungskünsten und misslichen Situationen.

Zeit lassen und unterstützen

Muss es nicht unbedingt schnell gehen, dann sollte man dem betroffenen Menschen genügend Zeit lassen, sich in seinem eigenen Rhythmus zu artikulieren oder zu handeln. Werden seine Sätze zu häufig unterbrochen oder von dem Betreuenden zu Ende geführt, entmutigt ihn dies. In der Folge führt dies sehr wahrscheinlich dazu, dass er sich in Passivität zurückzieht und sich hilfsbedürftiger fühlt, als er ist. Deshalb sollten Antworten oder Erklärungen nochmals wiederholt werden. Gleichfalls sollten Betreuende des Öfteren zeigen, was sie von dem Familienmitglied mit Demenz erwarten.

Fähigkeiten erkennen und fördern

Pflegende Angehörige, die ihr Augenmerk vor allem auf die Einschränkungen und „Fehlleistungen“ der zu Betreuenden richten, übersehen oft noch verbliebene Fähigkeiten. Damit verpassen sie die Chance, die Lebensqualität entscheidend zu verbessern. Was kann der Mensch noch? Wie kann ich ihn dabei am besten unterstützen? Was macht ihm am meisten Spaß? Dies alles sind Fragen, die sich an den vorhandenen Stärken der Person ausrichten und dazu beitragen, sich gemeinsam an den Dingen zu erfreuen, die sie noch kann. Doch auch wenn Ruhepausen notwendig sind, sollte man keinesfalls akzeptieren, dass sich die betreute Person dauerhaft ins Bett zurückzieht. Versuchen Sie in einem solchen Fall, den Menschen zur Mitarbeit zu bewegen und durch entsprechende Angebote zu motivieren.

Gedächtnisübungen

Um noch vorhandene Fähigkeiten zu unterstützen, haben sich reine Gedächtnisübungen - Abfragen von Daten, Namen oder Fakten - hingegen als ungeeignet erwiesen. Sie wirken sich negativ auf das Empfinden der Betroffenen aus, da so etwas sie überfordert und ihnen immer wieder ihr Unvermögen vor Augen führt. Besser werden Wahrnehmungsübungen wie das speziell für Menschen mit Demenz entwickelte Geräusche-Memory angenommen. Dabei werden Klänge wie Fahrradklingeln oder Kirchengeläut vom Tonband abgespielt und die entsprechenden Bilder zugeordnet.

Entlastung und Selbstfürsorge

Die Betreuung eines Familienmitglieds mit Demenz ist außerordentlich schwer und kann viele Jahre dauern. Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass ein einzelner Mensch die für die Betreuung erforderliche seelische und körperliche Kraft jederzeit und unbegrenzt aufbringen kann. Den selbst auferlegten Leistungsdruck abzubauen, steht daher an erster Stelle. Niemand kann einen anderen Menschen täglich 24 Stunden betreuen, versorgen und beobachten, ohne sich dabei selbst vollkommen zu überfordern. Das Missachten der eigenen Belastungsgrenze schadet aber nicht nur der betreuenden, sondern auch der betreuten Person. So verursachen Ungeduld oder Reizbarkeit als Folgen der Überlastung häufig Konflikte im Betreuungsalltag. Für die Hauptbetreuungsperson ist es wichtig, private Bekanntschaften und Hobbys weiterzupflegen. Sie sollte sich von Anfang an feste Freiräume schaffen, die allein ihr gehören, und sich jeden Tag etwas gönnen, worauf sie sich freuen kann, wie etwa ungestört Musik hören, einen Spaziergang machen, eine Zeitschrift lesen oder im Garten arbeiten. Vermeiden sollte sie unbedingt ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich Zeit für sich nimmt. Denn schließlich vernachlässigt die beziehungsweise der Betreuende den Menschen mit Demenz nicht, sondern nimmt sich nur notwendige Pausen. Von der Kraft und guten Laune, die ein freier Tag schenkt, profitiert schließlich auch das betroffene Familienmitglied. Oft suchen pflegende Angehörige erst dann nach Entlastungsmöglichkeiten, wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Dann erweist sich die Suche jedoch als zusätzlicher Stressfaktor, der kaum noch verkraftet werden kann. Pflegende Angehörige sollten sich deshalb um Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten kümmern, solange sie noch Zeit und Energie dafür haben. Autogenes Training (Form der Selbsthypnose) oder andere entspannende Techniken können helfen, den Alltag besser zu bewältigen.

Kommunikation und Wertschätzung

Trotz seiner Krankheit ist ein Mensch mit Demenz immer noch ein erwachsener Mensch. Deshalb sollten Sie ihn nicht verkindlichen oder, was noch schlimmer ist, zur Sache machen, indem Sie ihn beispielsweise kommentarlos herumschieben oder überhaupt nicht mehr mit ihm sprechen. Auch bevormunden sollten Sie ihn nicht. In der Welt eines Menschen mit Demenz ergeben seine Taten und seine Gedanken einen Sinn. Oft können Menschen mit Demenz die Gegenwart nicht mehr von der Vergangenheit unterscheiden. Versuchen Sie, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen; das verleiht dieser Welt eine Berechtigung. Komplexe Sätze und Metaphern, Ironie und Sarkasmus werden von Menschen mit Demenz nicht verstanden. Deshalb sollte man möglichst unkomplizierte Sätze mit einer einzigen Botschaft verwenden. Wichtige Informationen sollten oft wiederholt werden - dabei sollte immer die gleiche Formulierung gebraucht werden, das ist einprägsamer als Variationen. Fragen stellen Menschen mit Demenz vor eine Herausforderung. Sie müssen sich entscheiden, sie müssen sich erinnern, sie müssen sich erklären. Die W-Fragen eröffnen einen sehr weiten Horizont an möglichen Antworten, daher sollte man sie eher meiden. Menschen mit Demenz fällt das Antworten schwer, sie müssen durch den zunehmenden Verlust der Sprache nach den richtigen Worten suchen und diese erst wieder mit Bedeutung versehen, weshalb sie auch viel Zeit dafür brauchen. Diese Zeit sollte man ihnen geben. Kritik, Korrekturen, Diskussionen oder Vorwürfe erzielen bei Menschen mit Demenz meistens keinen positiven Effekt. Im Gegenteil, oft bringt es sie in Verlegenheit und frustriert sie. Daher sollte man davon Abstand nehmen. Loben sorgt indes für gute Laune - das ist bei Menschen ohne Demenz ja auch nicht anders. Vorwürfen seitens des demenziell Veränderten sollte man positiv begegnen. Auf Ängste und Frustrationen sollte je nach Situation und Kontext eingegangen und diese ernst genommen werden. Neben der sprachlichen Kommunikation sollte immer auch eine deutliche Körpersprache verwendet werden. Auch kann man Dinge mitmachen, indem man die Bewegungen des demenziell Veränderten unterstützt, oder man macht sie vor, sodass sie nachgemacht werden können. Wichtig ist es zudem, Blickkontakt zu halten - auch der Blickkontakt drückt eine Wertschätzung und einen Respekt aus, den man dem Menschen mit Demenz entgegenbringt.

Aktivität und Förderung

Wer aktiv ist, kann sich besser an Erlerntes erinnern und seine Selbstständigkeit beibehalten. Deshalb sollten Menschen mit Demenz konstruktiv gefordert und gefördert werden. Natürlich sollte das den körperlichen und geistigen Fähigkeiten angepasst werden, eine Überforderung sollte immer vermieden werden. Hilfreiche Fragen, die man sich stellen kann, sind: Was kann der- oder diejenige noch gut? Was bereitet Freude? Ergotherapie und Physiotherapie sind gute Möglichkeiten, um die Mobilität zu erhalten. Durch das Anregen der fünf Sinne kann man Erinnerungen hervorrufen, die Lebensqualität fördern. Ein Beispiel für eine professionelle Herangehensweise an diese Thematik ist die Musikgeragogik. Über die Musik wird eine Brücke in die Vergangenheit der Menschen mit Demenz geschlagen, die rational nicht mehr herstellbar ist. Durch regelmäßige Wiederholung bekannter Tätigkeiten können diese länger erhalten bleiben. Sogar das Erlernen von Neuem, nicht zu Komplexem ist in begrenztem Umfang möglich und ist, sofern stetig wiederholt, über längere Zeit abrufbar. Auch das Treffen mit Freunden, die man schon vor der Demenz-Diagnose gekannt hat, wirkt sich positiv auf das Gemüt des Menschen mit Demenz und damit auch auf den Krankheitsverlauf aus. Regelmäßige soziale Kontakte und Tätigkeiten wie kleine Ausflüge oder andere gemeinsame Freizeitgestaltung fördern ein soziales Umfeld, das den Menschen länger aktiv hält.

Struktur und Sicherheit

Unvorhergesehene Ereignisse, Überraschungen und Änderungen von Gewohnheiten erfordern eine geistige Auseinandersetzung, die Menschen mit Demenz zunehmend schwer fällt. Achten Sie daher darauf, dem betreffenden Menschen einen strukturierten Alltag mit klarer Routine zu schaffen, soweit das in Ihrer Macht liegt. Neben einer prinzipiellen, mobilitätsgerechten Barrierefreiheit gibt es einige Anpassungen, die das Leben von Menschen mit Demenz in den eigenen vier Wänden angenehmer und leichter gestalten. Wichtig ist auch die Übersichtlichkeit der Räumlichkeiten. Zu viele Eindrücke verwirren und überfordern Menschen mit Demenz leicht. Türen sollten möglichst offen gelassen oder ganz ausgehängt werden, um dem betreffenden Menschen die Orientierung zusätzlich zu erleichtern. Einzelne Räume kann man durch kleine Bildchen entsprechend kennzeichnen; so zum Beispiel das Bad, die Küche oder das Schlafzimmer. Neben der räumlichen ist auch die zeitliche Orientierung von großer Bedeutung.

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