Ernährung bei Alzheimer: Wie Sie Ihr Gehirn schützen können

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und betrifft in Deutschland schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen. Die Krankheit führt zum allmählichen Absterben von Hirnzellen und geistigem Abbau. Obwohl die Ursache der Alzheimer-Krankheit noch nicht vollständig aufgeklärt ist, mehren sich die Belege, dass auch der Lebenswandel maßgeblich beeinflusst, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand erkrankt. Neben Sport, geistiger Stimulation und Verzicht auf Alkohol und Rauchen spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung des individuellen Krankheitsrisikos.

Der Einfluss der Ernährung auf das Alzheimer-Risiko

Alzheimer ist zu großen Teilen erblich bedingt. Doch die Ernährung entscheidet mit darüber, ob und wann die Krankheit ausbricht. Die Forscher hatten hierfür vorhandene Studien zusammengefasst und ausgewertet. Im Wesentlichen wurde darin der typisch westliche Ernährungsstil (mit viel Fast Food, Fett, Zucker und wenig Ballaststoffen) mit anderen, als gesund geltenden Ernährungsstilen verglichen.

Was Studien zeigen

Die Ergebnisse verschiedener Studien deuten darauf hin, dass eine ausgewogene Ernährung das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, deutlich senken kann. Wer viel Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Omega-3-Fettsäuren (etwa aus fettem Seefisch), Gemüse und Vollkornprodukte zu sich nimmt, hat statistisch ein geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Denn eine schlechte Ernährung fördere Entzündungen, Insulinresistenz, sowie die Aufnahme und Entstehung von Zellgiften, schreiben die Forschenden. Hinzu kommt, dass bei allzu fleischlastiger Kost wichtige Mikronährstoffe fehlen. Dazu zählen Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, etwa Antioxidantien.

Die Rolle von Antioxidantien

Erst 2023 hatten Forschende um Kathleen Dorey von der Virginia Tech Carilion School of Medicine in den USA bei der Obduktion der Gehirne von Alzheimerpatientinnen und -patienten eine beunruhigende Entdeckung gemacht: Der Gehalt an wichtigen Antioxidantien war in der grauen Masse der Verstorbenen teils um die Hälfte verringert.

Ernährungsgewohnheiten im Wandel

Die Forscher halten fest, dass die zunehmende Verbreitung westlicher Ernährungsgewohnheiten zur vermehrten Entstehung von Alzheimer beitrage. Das lasse sich auch an den Daten ablesen. Schließlich essen immer weniger Menschen noch so wie zu Urgroßmutters Zeiten: spärlich, mit überwiegend pflanzlichen Zutaten, die früher häufig frisch gesammelt oder erzeugt wurden, Fisch und nur gelegentlich Fleisch. In Weltregionen, in denen heute noch so gegessen wird, sind alte Menschen deutlich fitter und leiden weniger unter Zivilisationskrankheiten wie Alzheimer.

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Empfehlungen für eine gehirngesunde Ernährung

Es gibt zwar kein einzelnes Lebensmittel, mit dem sich das Alzheimer-Risiko einfach „wegessen“ lässt, aber eine ausgewogene Ernährung kann den Beginn der Alzheimer-Krankheit und anderer Formen von Demenz verzögern oder sogar verhindern.

Ausgewogene Ernährungsmuster

Ausgewogene Ernährungsformen mit relativ viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten, mit eher wenig Fleisch, mit gelegentlichem Konsum von Fisch aus dem Meer und höchstens geringem Alkoholkonsum scheinen mit besserer mentaler Leistungsfähigkeit und einem geringeren Demenzrisiko verbunden zu sein. Wenn ein nachweislicher Vitamin-D Mangel besteht, was bei erstaunlich vielen älteren Menschen und besonders in den Wintermonaten der Fall ist, sollte man diesen mittels geeignete Präparate ausgleichen. Für andere Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel sind die Wirksamkeitshinweise aktuell nicht überzeugend und erfordern weitere Forschung in zukünftigen Studien.

Zu vermeidende Ernährungsgewohnheiten

Hoch verarbeitete und hochkalorische Nahrungsmittel sind mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden. Hierzu zählen beispielsweise Fertigmahlzeiten („Fast Food“), Wurstwaren, Chips und zuckerhaltige Getränke wie Limonaden.

Wichtige Nährstoffe für das Gehirn

Die Rolle einzelner Nährstoffe ist sehr umstritten, weil diese nur im Zusammenspiel mit anderen Nährstoffen wirksam werden. Von einseitiger Diät, Nahrungsergänzungsmitteln oder konzentrierter Vitaminzufuhr ohne medizinischen Grund ist eindeutig abzuraten.

Lebensstilfaktoren

Körperliche Aktivität, geistige Aktivitäten und soziale Kontakte sind das A und O der Demenzprävention und bremsen auch das Voranschreiten der Erkrankungen. Eine Hörhilfe kann entscheidend sein, um am sozialen Leben teilzuhaben und sollte frühzeitig in Anspruch genommen werden. Guter Schlaf ist ebenfalls sehr wichtig, denn dann werden Schadstoffe aus dem Gehirn regelrecht ausgewaschen.

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Ernährung in verschiedenen Stadien der Demenz

Die Ernährungsbedürfnisse von Menschen mit Demenz verändern sich im Laufe der Erkrankung.

Frühes Stadium

Im frühen Stadium der Demenz können die Erkrankten meist gut selbständig leben und brauchen nur kleinere Hilfen im Alltag. Eine optimale Nährstoffversorgung kann in diesem Stadium die Therapie unterstützen. Es besteht oft ein Defizit an bestimmten Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren und Folsäure sowie den Vitaminen A, C und E. Diese Schlüsselnährstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung zwischen Nervenzellen.

Fortgeschrittenes Stadium

Bei der fortschreitenden Alzheimer-Erkrankung verstärken sich die Symptome. Eine selbstständige Lebensführung ist kaum noch möglich. Den Betroffenen fallen Dinge des Alltags wie Anziehen, Kochen oder alleine Essen zunehmend schwer. Die Konzentration auf Mahlzeiten lässt nach, ebenso wie die Fähigkeit, Bedürfnisse zu äußern. Zusätzlich kann eine Veränderung von Hungergefühl und Geschmackssinn zu Ernährungsproblemen führen. Ein häufiges Symptom ist außerdem eine große Unruhe mit einem erhöhten Bewegungsdrang, was zu einem gesteigerten Energiebedarf führt. Durch die Veränderungen hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Ernährungsbedürfnisse sollte in dieser Phase besonders auf eine bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffversorgung geachtet werden.

Schweres Stadium

In der schweren Phase sind Betroffene meist auf Pflege angewiesen. Dinge wie Sprechen, Gehen, Essen oder Trinken sind dann nicht mehr möglich. Auch einfache Bedürfnisse oder gar Schmerzen können nicht mehr geäußert werden. Eine regelmäßige Überprüfung möglicher Gesundheitsprobleme und des Ernährungszustandes ist daher besonders wichtig. Hier ist vor allem auf eine ausreichende Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Bestimmte Ernährungsformen sollten weniger eine Rolle spielen als die Lebensqualität, die ja auch durch den Genuss altvertrauter Gerichte gewinnt.

Praktische Tipps für die Ernährung von Menschen mit Demenz

Die richtige Ernährung ist ein wichtiges Thema in der Pflege von Demenz erkrankten Menschen. Im Frühstadium der Demenz kann die betroffene Person meist noch selbstständig mit Messer und Gabel oder Löffel essen. Mit fortschreitendem Verlauf der Erkrankung verschlechtern sich die Fähigkeiten, die zur Nahrungsaufnahme notwendig sind. Im Endstadium der Demenz liegen häufig Kau- und Schluckstörungen vor und das Hunger- und Durstgefühl, sowie die Fähigkeit, Lebensmittel und Getränke zu erkennen, sind stark beeinträchtigt. Darüber hinaus stehen Demenz und Mangelernährung miteinander in enger Verbindung. Bei Betroffenen mit starker motorischer Unruhe oder ständigem Wandern muss der erhöhte Energiebedarf ausgeglichen werden.

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Allgemeine Tipps

  • Durch die veränderte Geschmacksempfindung bevorzugen Menschen mit Demenz oft (sehr) süße Speisen und Getränke. Scharfe und bittere Nahrungsmittel werden häufig abgelehnt.
  • Gerüche wecken alte Erinnerungen und beeinflussen die Nahrungsaufnahme positiv. Der Duft von frischem Kaffee oder von (frischen) Brötchen wirkt besonders wohltuend.
  • Die attraktive optische Wirkung der Speisen ist entscheidend, um die Nahrungsaufnahme anzuregen.
  • Essen muss schmecken.

Tipps für die Speisenauswahl

  • Bekannte und regionale Gerichte auswählen
  • Kräftig gewürzte Speisen (nicht sauer, besser süß) bevorzugen
  • Energiereiche Zutaten und/oder Speisen verwenden
  • Fettreiche und süße Speisen anbieten (z. B. Tomatensoße mit Zucker/Süßstoff; Pudding mit Sahne)
  • Auf appetitanregende Düfte/Getränke achten

Tipps für die Flüssigkeitsaufnahme im fortgeschrittenen Stadium der Demenz

  • Das Getränk sollte süß und farbig sein (Zucker/Süßstoff einsetzen, Bananen-/ Pfirsichsaft)
  • Milchmixgetränke kommen gut an und liefern wertvolle Inhaltsstoffe
  • Auf die Temperatur achten: nicht zu kalt, gerne warm
  • Saure Säfte schmecken evtl.

Umgang mit Schluckstörungen

Mit zunehmendem Krankheitsverlauf kann es zu Schluckproblemen kommen. Dadurch wird Essen und Trinken, also die Nahrungsversorgung, noch zusätzlich erschwert, denn es droht die Gefahr einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung durch Verschlucken). Das Risiko sich zu verschlucken, kann durch die richtige Körperhaltung beim Essen gemindert werden. Tritt in Folge einer Demenz eine Schluckstörung (Dysphagie) auf, ergeben sich neue Anforderungen an die Ernährung. Das Essen muss in diesem Fall eine angepasste Konsistenz haben. Bei der pürierten Kost ist darauf zu achten, dass Speisen einzeln püriert werden, damit das ursprüngliche Lebensmittel noch zu erkennen bzw. zu schmecken ist und die Mahlzeit keine „unappetitliche" Farbe erhält. Unterschiedliche und vertraute Farben und Formen regen den Appetit an. Fleischkomponenten müssen gesondert püriert werden. Besonders die Speisen einer typischen und traditionellen Mittagsmahlzeit, wie Fleisch mit Soße, Kartoffeln und Gemüse, sollten nicht durch andere Speisen ersetzt werden.

Fingerfood als Ernährungslösung

Fingerfood wird hauptsächlich in fortgeschrittenen Stadien der Demenz eingesetzt, wenn der Erkrankte mit der Handhabung des Bestecks überfordert ist, aber noch gut mit den Fingern essen kann. Dadurch kann der Betroffene trotz eingeschränkter Handlungsfähigkeit noch selbstständig essen. Eine Zwischenmahlzeit in Form von Fingerfood eignet sich auch für die Personen, die bedingt durch innere Unruhe, stets umherlaufen (Eat by walking).

Beispiele für Fingerfood:

  • Gemüse: z. B. Gurken (frisch oder süß-sauer eingelegt), Möhren, Kohlrabi , Kürbis, Blumenkohl, Champignons, Paprika, Radieschen, Rettich, Tomaten (mit Käse überbacken), Zucchinischeiben, Selleriescheiben, Cocktailtomaten
  • Obst: z. B. Ananasstücke, Apfelschnitze, Aprikosen (entsteint), Bananen, Birnenschnitze, Erdbeeren, Pfirsichspalten (frisch), Pflaumen (entsteint), Renekloden, Weintrauben, Mandarinenspalten, Orangenspalten
  • Brot: z. B. alle Sorten belegt, geviertelt oder geachtelt, mundgerechte Schnittchen, Mini-Brötchen, Käsesticks, Kräcker, Toast geviertelt, Käse-Pumpernickel
  • Backwaren: z. B. Mini-Biskuitrolle, Streuselkuchen, Apfelkuchen, Dresdner Stollen, Mini-Amerikaner, Schnecken aus Hefeteig, Hefekleingebäck, kleine Blätterteigtaschen, Käsegebäck, Waffeln
  • Fleischgerichte: z. B. Fleischwurst, Blutwurst, Mini-Cabanossi, Bockwurst, Wellwurst, Grützwurst, geräucherte Mettenden, Spargelröllchen, Schweinesülze, gebratenes Kotelett (kalt in Stücke geschnitten), Leberklößchen, Markklößchen

Die Rolle der Kommunikation beim Essen

Empathie und Wissen spielen bei der Betreuung von Menschen mit Demenz eine zentrale Rolle. Über die Kommunikation können demenziell erkrankte Menschen auf das Essen eingestimmt werden, sodass die Nahrungsaufnahme erleichtert werden kann.

Folgende Hilfestellungen empfehlen sich bei der Kommunikation:

  • Beim Reden und bei Unterhaltungen Blickkontakt herstellen
  • Immer namentlich ansprechen
  • Langsam und deutlich reden
  • Wichtige Informationen wiederholen
  • Ironie sollte vermieden werden, da Erkrankte diese häufig nicht mehr verstehen
  • Diskussionen meiden
  • Lob und Bestätigung - Kritik vermeiden
  • Demenziell Erkrankte benötigen Zeit für ihre Antworten. Also Zeit lassen!
  • Geschlossene Fragen stellen, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können (Beispiel: Möchtest du einen Kaffee trinken?)
  • Anschuldigungen oder Vorwürfe (sind oft der Hilflosigkeit und Frustration geschuldet) überhören und geschickt das Thema wechseln
  • Falsch weggeräumte Dinge (z. B. Milch im Backofen) stillschweigend an den richtigen Ort räumen. Erklärungen machen keinen Sinn.

Tipps zum Essverhalten und der Umgebung

Die Essumgebung und das Ambiente können so gestaltet werden, dass auch die Seele der demenziell veränderten Menschen satt wird. Mit Tipps zur Gestaltung der Essenssituation für Demenz-Patienten, kann das gemeinsame Essen so angenehm wie möglich gestaltet werden. Menschen mit Demenz sind bis zum Schluss mit den Sinnen zu erreichen. Aus diesem Grund muss mit Reizeinflüssen, wie etwa Radio, Fernseher, klapperndes Geschirr oder lauten Unterhaltungen vorsichtig umgegangen werden. Tischdekorationen können Menschen mit Demenz verwirren, weshalb darauf so gut es geht verzichtet werden sollte. Für das Essen sind tiefe Teller mit einem farbigen Rand geeignet, damit die demenziell erkrankten Menschen das Essen leicht finden können.

Zum Essen verlockende Zubereitungsweisen

Vielen Menschen mit Demenz schmeckt nichts mehr, nicht einmal ihr Lieblingsgericht. Sie haben nur noch Lust auf Süßes. Das liegt daran, dass ihr Geschmackssinn aufgrund der Demenz abstumpft und sie alle anderen Geschmacksrichtungen (außer der süßen) immer schlechter schmecken können. Oft vergeht ihnen dadurch ganz die Lust am Essen. Dagegen hilft zum einen Bewegung. Gemeint sind beispielsweise regelmäßige Spaziergänge vor dem Essen, um den Appetit anzuregen. Zum anderen kann auch die Zubereitungsart ihren Appetit steigern: Beteiligen Sie Menschen mit Demenz an der Nahrungszubereitung. Während sie beim Schnippeln von Obst oder Gemüse helfen, oder Ihnen auch nur beim Kochen und Backen zuschauen, können ihnen bereits verführerische Düfte in die Nase steigen.

Speisen für Menschen mit Demenz sollte man intensiver würzen und unter Umständen auch mit aromatischen Ölen und Fetten anreichern. Grundsätzlich scheint vielen von ihnen die deftige Hausmannkost, die sie aus ihrer Kindheit kennen, besser zu schmecken als die bei Jüngeren oft so beliebte internationale Küche. Zudem kann man aus der Not eine Tugend machen und ihre Vorliebe für Süßes beim Kochen einfach berücksichtigen. Das bedeutet nicht, Menschen mit Demenz nur noch Milchreis und Pudding vorzusetzen. Es bedeutet aber, etwas umzudenken und von den eigenen Geschmacksvorstellungen abzusehen. Hier gilt es auszuprobieren, auf welche Art man herzhafte Gerichte notfalls (nach)süßen kann: Was spricht gegen die Prise Zucker über dem Kartoffelbrei, was gegen den Löffel Honig im Möhreneintopf? Auch Salate würden bei vielen Menschen mit Demenz besser ankommen, wenn wir statt der heutzutage beliebten sauren Essigdressings wieder sahnige oder eben süßliche Salatsoßen anbieten würden. Tatsächlich ist es nicht nur ein Zeichen von Verwirrtheit, wenn Menschen mit Demenz ihren Schokopudding über das Gulasch kippen oder Schokocreme auf ihr Schinkenbrot streichen - es verdeutlicht auch ihre veränderten Vorlieben. Wenn wir das zulassen, statt einzugreifen, können wir oft beobachten, dass sie derart gesüßte Mahlzeiten zufrieden und mit großem Appetit verputzen.

Appetit anregende Darreichungsformen

Auch das Auge isst mit: Wenn die Kost aufgrund von Schluckbeschwerden passiert werden muss, sollte man keinesfalls alle Bestandteile zu einem undefinierbaren graubraunen Püree verarbeiten. Es ist erheblich ansprechender, wenn Fleisch und Beilagen, wie zum Beispiel Kartoffeln, Brokkoli und Karotten, einzeln auf dem Teller angerichtet werden. Es hilft Menschen mit Demenz auch, das Speisenangebot anhand der Farben zu erkennen. Außerdem können kleine, hübsch angerichtete Portionen sie eher zum Probieren und Essen animieren als riesige, mit Bergen von Fleisch und Gemüse überhäufte Teller.

Feste Essenszeiten

Um zu verhindern, dass Menschen mit Demenz das Essen einfach vergessen, sollten Sie feste Essenszeiten einhalten. Die für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot vorgesehenen Zeiten können Sie in eine Art Stundenplan eintragen. Solch eine Übersicht hilft zumindest Betroffenen, die noch lesen können, ihre Tage zu strukturieren und das Essen nicht zu vergessen. Vor allem für alleine lebende Menschen mit Demenz kann auch Unterstützung von außen hilfreich sein. Zwar könnten sie sich heutzutage auch von einer Handy-App ans Essen und Trinken erinnern lassen. Es dürfte aber sehr viel motivierender sein, wenn beispielsweise ihre Kinder oder Freunde sie regelmäßig anrufen, um sie an die nächste Mahlzeit zu erinnern. Ein „Essen auf Rädern“ beziehungsweise ein "Fahrbarer Mittagstisch" kann ebenfalls wenigstens einmal am Tag für Regelmäßigkeit sorgen. Wenn ihnen das Alleine-Essen keinen Spaß macht, kann zum Beispiel ein ehrenamtlicher Besuchsdienst angefragt werden, der wenigstens ab und zu gemeinsam mit ihnen isst.

Ausreichend trinken

Trinken ist für jeden Menschen sehr wichtig. Menschen mit Demenz haben oft ein vermindertes Durstgefühl, sie trinken zu wenig und trocknen aus. Starke Verwirrungszustände können dadurch auftreten. Achten Sie deshalb darauf, dass sie täglich mindestens 1,5 Liter trinken. Das entspricht etwa acht großen oder zehn kleinen Tassen Wasser, Saft oder Tee. Um Menschen mit Demenz ans Trinken zu erinnern, können Sie an verschiedenen Stellen in der Wohnung Flaschen aufstellen, aus denen sie sich den ganzen Tag über bedienen können. Man kann das Trinken auch dadurch attraktiver machen, dass man ihnen süßere oder doch wenigstens buntere Getränke anbietet - also beispielsweise leuchtend rote Früchte-, und gelbgrüne Kräutertees, Saftschorlen oder Malzbier statt des farblosen und kalorienärmeren Wassers.

Nahrungsverweigerung

Im Laufe einer Demenz kann es aus unterschiedlichen Gründen zur Nahrungsverweigerung kommen. Zum einen können Zahnschmerzen, eine schlecht sitzende Zahnprothese oder Entzündungen im Mund-Rachen-Raum dazu führen, dass das Essen abgelehnt wird. Wenn die oder der Betroffene beim Essen das Gesicht schmerzhaft verzieht oder den Essvorgang immer wieder unterbricht, sollten Sie schnellstmöglich einen Zahnarzt beziehungsweise eine Zähnärztin aufsuchen. Außerdem kommt es in der späteren Phase der Demenz aufgrund des verlangsamten Schließens des Kehldeckels beim Essen immer mal wieder dazu, dass sich der Mensch mit Demenz verschluckt. Er muss dann fürchterlich husten, um den Speisebrei wieder aus den Atemwegen zu entfernen. Das kann als so beängstigend und lebensbedrohlich erlebt werden, dass selbst Menschen mit fortgeschrittener Demenz sich an derart schlechte Erfahrungen erinnern. Aus Angst vor dem Ersticken verweigern sie danach die Nahrungsaufnahme. Schluckstörungen können somit ernsthafte, lebensbedrohliche Folgen haben. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass Nahrungsbestandteile in die Luftröhre geraten und zu Entzündungen führen (sogenannte Aspirationspneumonie).

Sobald derartige Schluckbeschwerden auftreten, sollten Sie vom behandelnden Arzt beziehungsweise behandelnden Ärztin eine logopädische Behandlung verordnen lassen. Bei einem solchen Schlucktraining wird die richtige Haltung beim Essen und Trinken und das Konzentrieren auf den Kau- und Schluckvorgang geübt. Zudem wird Angehörigen vermittelt, dass man die Nahrungsaufnahme durch verschiedene Formen angedickter Nahrung sowohl verbessern als auch erleichtern kann.

Wenn Betroffene ungewöhnlich lange für die Mahlzeit brauchen, gelegentlich oder häufig Speisereste ungewollt aus Mund oder Nase austreten, stetig Speichel fließt oder es immer wieder zu Husten und Würgen während oder nach dem Essen oder Trinken kommt, lassen Sie unbedingt die Ursache ärztlich abklären. Nicht immer müssen Schluckstörungen mit Husten und Würgen einhergehen. Das Verschlucken kann auch „still“ erfolgen, sodass diese Anzeichen fehlen. Der behandelnde Arzt beziehungsweise die behandelnde Ärztin kann bei Verdacht ein logopädisches Gutachten beauftragen. Dabei wird der Schluckakt untersucht und in der Folge werden gegebenenfalls Empfehlungen zur Ernährung gegeben. Zudem können auch Depressionen zu einer Nahrungsverweigerung führen.

Auf Zwang verzichten

So wichtig die Nahrungsaufnahme auch ist: Zwingen Sie bitte niemals einen Menschen mit Demenz zum Essen! Lebensmittel und Getränke sollten immer wieder ohne Druck angeboten werden. Ob und wann eine künstliche Ernährung, eine PEG-Magensonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) sinnvoll ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Bei der Entscheidung dafür oder dagegen ist der mutmaßliche Wille des Menschen mit Demenz zu beachten.

Einführen einer individuellen Tischkultur

In der fortgeschrittenen Phase der Demenz können manche Betroffene nicht mehr mit Messer und Gabel umgehen und führen deshalb die Nahrung mit den Händen zum Mund. Das eigenständige Essen hat unbedingt Vorrang vor Sauberkeit und allgemeinen Verhaltensregeln am Tisch. Daher sollten dann möglichst viele Mahlzeiten in Form von „Fingerfood“ beziehungsweise kleinen Häppchen angeboten werden.

Auch vergessen manche Menschen mit Demenz, wofür sie welches Besteck benutzen sollten. Um zu verhindern, dass sie beispielsweise vergeblich versuchen, mit dem Messer die Suppe zu essen, sollte nur das Besteck aufgedeckt werden, dass für die jeweilige Mahlzeit benötigt wird. Zusätzlich ist es leichter, wenn immer nur ein Teller mit Essen auf dem Tisch steht. Ein vollgestelltes Tablett oder ein vollgestellter Essensplatz mit Vorspeise, Hauptgericht, Salat und Dessert überfordert manche Betroffene und kann zu ungewollten Situationen führen.

Im weiteren Verlauf kann es notwendig sein, Menschen mit fortgeschrittener Demenz beim Essen zu unterstützen. Dabei kann es auch zu Verunreinigungen wie Kleckern oder einem verschmierten Mund kommen. Verzichten Sie möglichst darauf, den Betroffenen nach jedem Bissen ungefragt den Mund abzutupfen. Jeder Mensch ist im Bereich des Mundes sehr sensibel. Je nach vorhandenen Fähigkeiten können Sie der oder dem Betroffenen eine Serviette anreichen. Somit kann sich der Mensch mit Demenz bei Bedarf selbständig den Mund säubern. Wenn sich der oder die Betroffene nicht mehr selbstständig den Mund abwischen kann, können Sie dies natürlich übernehmen. Seien Sie hierbei behutsam und kündigen Sie Ihre Handlungen vorher an, damit Ihr Gegenüber versteht, was Sie vorhaben.

Horten von Nahrungsmitteln

Manche Menschen mit Demenz beginnen, Essen für Notzeiten zu horten. Dies geschieht oft an Orten, die für eine sichere Lagerung ungeeignet sind. Manchmal können Menschen mit Demenz durch Argumente nicht dazu bewegt werden, damit aufzuhören. Deswegen wird dazu geraten, dies als lobenswerte Vorsorgemaßnahme für schlechte Zeiten wertzuschätzen.

In vielen Fällen kann man versuchen, das Sammeln als solches dadurch zu kontrollieren, dass eine Absprache getroffen wird: Die Betroffenen dürfen horten, aber einmal in der Woche wird gemeinsam kontrolliert, ob die zusammengetragenen Lebensmittel noch genießbar sind. Es ist dabei aber wichtig, Vertrocknetes, Verfaultes oder Verschimmeltes nicht einfach wegzuwerfen, sondern durch etwas Frisches zu ersetzen.

Weitere Faktoren zur Demenzprävention

Neben der Ernährung spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Demenz. Dazu zählen:

  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität fördert das körperliche Wohlbefinden und bringt das Gehirn auf Touren.
  • Geistige Fitness: Wer in Beruf und Freizeit geistig rege ist, hat ein geringeres Risiko, später mit einer Demenz zu leben.
  • Soziale Aktivitäten: Soziale Aktivitäten tragen nachweislich dazu bei, das Demenz-Risiko zu senken.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht gelten als Risikofaktoren, wenn sie nicht hinreichend behandelt werden. Auch Raucherinnen und Raucher sind mehr gefährdet als andere.

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