Ambroxol bei Polyneuropathie: Erfahrungen, Anwendung und Forschung

Polyneuropathie, eine häufige Diagnose in neurologischen Praxen, geht oft mit schwer therapierbaren neuropathischen Schmerzen einher. Neben etablierten Medikamenten rückt eine neue Therapiemöglichkeit in den Fokus: Ambroxol-Creme. Ambroxol, bekannt als schleimlösendes Mittel, zeigt auch vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie bezeichnet eine Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven geschädigt sind. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter sensible Defizite und neuropathische Schmerzen. Letztere sind oft schwer zu behandeln und stellen eine erhebliche Belastung für die Betroffenen dar.

Ambroxol: Mehr als nur ein Hustenlöser

Ambroxol ist ein Mukolytikum, das traditionell zur Behandlung von akuten und chronischen bronchopulmonalen Erkrankungen sowie zur lokalen Behandlung von Halsschmerzen eingesetzt wird. Es wirkt sekretolytisch und sekretomotorisch, was bedeutet, dass es den Schleim verflüssigt und den Abtransport aus den Atemwegen fördert. Zusätzlich zu diesen bekannten Eigenschaften besitzt Ambroxol auch lokalanästhetische Wirkungen.

Lokalanästhetische Wirkung von Ambroxol

Die lokalanästhetische Wirkung von Ambroxol beruht auf der Blockade von Natriumkanälen in der Zellmembran. Untersuchungen haben gezeigt, dass Ambroxol in dieser Hinsicht sogar wirksamer sein kann als Lokalanästhetika wie Lidocain oder Benzocain. Diese Eigenschaft macht Ambroxol zu einem interessanten Kandidaten für die Behandlung neuropathischer Schmerzen. Studien deuten darauf hin, dass das Auftragen einer Ambroxol-Zubereitung bereits nach 15 bis 30 Minuten zu einer deutlichen Schmerzreduktion führen kann.

Ambroxol-Creme bei neuropathischen Schmerzen

Aufgrund seiner lokalanästhetischen Wirkung wird Ambroxol zunehmend zur topischen Behandlung neuropathischer Schmerzen eingesetzt. In der Apotheke werden häufig Verordnungen für Dermatika mit Ambroxol bearbeitet, da es keine Fertigarzneimittel zur Anwendung auf der Haut gibt. Typischerweise werden Cremes mit einer Wirkstoffkonzentration von 10 % oder 20 % verschrieben.

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Rezepturen und Anwendung

Zur Herstellung von Rezepturen wird Ambroxolhydrochlorid verwendet, das als Rezepturgrundstoff erhältlich ist. Da Ambroxolhydrochlorid in Wasser und anderen üblichen Bestandteilen von Dermatika nur wenig löslich ist, liegt der Wirkstoff in halbfesten Zubereitungen überwiegend suspendiert vor. Um eine homogene Creme ohne kratzende Partikel zu erhalten, ist eine sorgfältige Teilchenzerkleinerung erforderlich. Die maximale Teilchengröße sollte laut Arzneibuch 180 µm nicht überschreiten. In manchen Fällen ist auch eine Bearbeitung der fertigen Zubereitung am Dreiwalzenstuhl notwendig.

Eine gängige Rezeptur kombiniert Ambroxolhydrochlorid mit Dimethylsulfoxid (DMSO). DMSO wirkt als Penetrationsbeschleuniger und verbessert die Aufnahme von Ambroxolhydrochlorid in die Haut. Als Grundlage für die Creme kann beispielsweise Basiscreme DAC verwendet werden, da diese eine gute Verträglichkeit mit beiden Substanzen aufweist.

Beispielrezeptur:

  • Ambroxolhydrochlorid 20,0 g
  • Dimethylsulfoxid 10,0 g
  • Basiscreme DAC zu 100,0 g

Bei der Herstellung wird der Wirkstoff zunächst gründlich mit Dimethylsulfoxid verrührt. Anschließend wird die Basiscreme DAC anteilig hinzugefügt und alles sorgfältig verrührt. Um eine weiche Creme ohne spürbare Partikel zu erhalten, kann die fertige Creme mehrmals bei engem Walzenabstand über den Dreiwalzenstuhl gegeben werden. Da es keine Untersuchungen zur physikalischen Stabilität der Ambroxolhydrochlorid-Creme bei Anwendung und Lagerung gibt, sollte die Aufbrauchsfrist auf 4 Wochen begrenzt werden.

Erfahrungen mit Ambroxol-Creme

Einige Anwender berichten von positiven Erfahrungen mit Ambroxol-Creme zur Behandlung neuropathischer Schmerzen in den Füßen. Die Creme wird dünn aufgetragen, wobei für die Hände oft die Menge ausreicht, die beim Eincremen der Füße auf der Hand verbleibt. Die Kosten für eine solche Behandlung können variieren, abhängig von der benötigten Menge und der Apotheke.

Ambroxol bei Fibromyalgie

Neben neuropathischen Schmerzen wird Ambroxol auch als mögliche Behandlungsoption bei Fibromyalgie untersucht. Eine Pilotstudie aus dem Jahr 2017 deutet darauf hin, dass Ambroxol den Schmerz bei Fibromyalgie reduzieren könnte. In dieser Studie erhielten 25 Patienten mit Fibromyalgie zusätzlich zu ihrer Standardtherapie über einen Monat hinweg drei Mal täglich 30 mg Ambroxol. Die Teilnehmer gaben eine signifikante Schmerzreduktion an, wobei die unerwünschten Effekte vernachlässigbar waren. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass aufgrund des offenen Designs ein Placebo-Effekt die Ergebnisse beeinflusst haben könnte.

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Mögliche Wirkmechanismen bei Fibromyalgie

Es wird diskutiert, dass Fibromyalgie eine Natriumkanal-Erkrankung sein könnte. Ambroxol, das analgetische Eigenschaften durch Natriumkanal-Blockade besitzt, könnte daher bei der Behandlung von Fibromyalgie von Nutzen sein. Zudem besitzt Ambroxol antiinflammatorische Eigenschaften, die ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen könnten.

Weitere topische Therapieoptionen bei neuropathischen Schmerzen

Neben Ambroxol gibt es weitere topische Therapieoptionen zur Behandlung neuropathischer Schmerzen. Dazu gehören:

  • Lidocain-Pflaster: Diese Pflaster, die ursprünglich für Gürtelrose zugelassen waren, können auch bei anderen neuropathischen Schmerzen an Rücken oder Gelenken wirksam sein. Sie werden für zwölf Stunden auf die betroffene Stelle geklebt.
  • Capsaicin-Pflaster: Diese Pflaster werden vom Fachpersonal angewendet und können für bis zu drei Monate neuropathische Schmerzen lindern.
  • Eigene Rezepturen: Apotheker können individuelle Salbenrezepturen herstellen, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten sind.

Bedeutung der topischen Therapie

Die topische Therapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Schmerzen, insbesondere neuropathischen Schmerzen. Sie ermöglicht oft eine Reduktion der Dosis systemischer Medikamente und kann somit Nebenwirkungen vermeiden. Zudem kann sie Patienten, die zuvor schnell Schmerzen hatten, wieder motivieren, sich zu bewegen. Die topische Therapie kann als Grundlage für eine multimodale Therapie dienen, da sie die Schmerzen reduziert und die Funktion verbessert.

Grenzen der Evidenz und individuelle Behandlungsversuche

Es ist wichtig zu beachten, dass die Evidenz für die Wirksamkeit von Ambroxol bei neuropathischen Schmerzen und Fibromyalgie noch begrenzt ist. Die meisten Studien sind Pilotstudien oder Beobachtungen. Dennoch können individuelle Behandlungsversuche aufgrund der positiven Sicherheitsbewertung von Ambroxol gerechtfertigt sein. Es ist ratsam, die Behandlung mit einem Arzt oder Apotheker zu besprechen, um die bestmögliche Therapie zu gewährleisten.

Weitere Aspekte der Schmerzbehandlung

Neben der medikamentösen Therapie gibt es weitere Aspekte, die bei der Behandlung von Schmerzen berücksichtigt werden sollten:

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  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Die TENS-Behandlung kann zur Schmerzlinderung beitragen, indem sie bestimmte Fasern erregt, die im Rückenmark Schmerzfasern dämpfen können. Allerdings ist der Aufwand für den Patienten recht groß, da die Behandlung mehrmals täglich und länger als eine halbe Stunde angewendet werden muss.
  • Akupunktur: Akupunktur kann die endogene Schmerzhemmung stimulieren und das endogene Opioidsystem aktivieren. Sie ist als Kassenleistung für chronische Rückenschmerzen und Kniearthrose zugelassen. Für andere Krankheitsbilder ist sie eine Selbstzahlerleistung.
  • Multimodale Therapie: Eine multimodale Therapie kombiniert verschiedene Behandlungsansätze, wie Medikamente, Physiotherapie, Psychotherapie und Entspannungstechniken, um die Schmerzen umfassend zu behandeln.

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