Ambulante Sprechstunde Neurologie: Definition, Spektrum und Bedeutung

Neurologische Erkrankungen stellen ein breites Spektrum dar und erfordern eine kompetente und ganzheitliche Behandlung, um Patientinnen und Patienten sowohl nach einem neurologischen Notfall als auch bei chronisch verlaufenden Krankheitsbildern optimal zu versorgen. Neben der Akutversorgung ist die neurologische Ambulanz ein wichtiger Baustein in der Patientenbetreuung.

Was ist eine neurologische Ambulanz?

Per Definition ist die Neurologie die Wissenschaft und Lehre vom gesamten Nervensystem, seinen Erkrankungen und deren Behandlung. Dementsprechend beschäftigt sich die neurologische Ambulanz mit dem gesamten Spektrum neurologischer Erkrankungen. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten mit moderner Diagnostik, ganzheitlichen Behandlungsmethoden sowie dauerhafter Betreuung bei allen chronischen neurologischen Krankheitsbildern.

Das Wort "Ambulanz" stammt von dem lateinischen Verb "ambulare", was so viel bedeutet wie "umhergehen" oder "spazierengehen". Eine Ambulanz ist eine medizinische Einrichtung, in der Patientinnen und Patienten bei Erkrankungen oder Notfällen ambulant, also nicht stationär, aufgenommen und behandelt werden. Ambulanzen sind Teil eines Krankenhauses. Sie dienen einerseits der Notfallversorgung, andererseits der ambulanten Behandlung von chronischen Erkrankungen.

Das Leistungsspektrum neurologischer Ambulanzen

Neurologische Ambulanzen bieten ein breites Leistungsspektrum und sind nicht nur für Notfälle oder akute Beschwerden zuständig, sondern auch für langanhaltende oder chronische Erkrankungen. Die ambulante Behandlung in der Neurologie schließt sich entweder an eine stationäre Behandlung an oder wird empfohlen, wenn eine Vorstellung beim Hausarzt die Notwendigkeit einer Überweisung zur weiteren diagnostischen Abklärung durch neurologische Fachärztinnen und Fachärzte ergibt.

In einem Klinikum unterteilt sich die Ambulanz der Neurologie meist in verschiedene Spezialambulanzen, die sich wiederum auf bestimmte neurologische Krankheitsbilder fokussieren. In der allgemeinen neurologischen Ambulanz können sich Patientinnen und Patienten mit sämtlichen neurologischen Beschwerden und Erkrankungen und einer Überweisung durch die Hausärztin oder den Hausarzt vorstellen. Hier erfolgt die weiterführende Diagnostik sowie die Behandlung bzw. Linderung der Beschwerden durch geeignete Therapien.

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Zu dem Diagnostik- und Behandlungsangebot in der neurologischen Ambulanz gehören:

  • EEG-Untersuchungen zur Messung der Hirnströme
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit
  • EMG (Messung der Muskelaktivität)
  • Tremor-Analyse
  • Kernspintomografie
  • Blutanalyse und Laborchemie inklusive Liquor (Nervenwasser)-Untersuchung
  • Medikamentöse Behandlung neurologischer Beschwerden
  • Unterstützende Therapien

Spezialambulanzen und ihre Schwerpunkte

Viele neurologische Ambulanzen bieten Spezialsprechstunden für bestimmte Erkrankungen an. Einige Beispiele sind:

  • Epilepsie-Ambulanz: Hier werden Patientinnen und Patienten mit Epilepsie versorgt. Das Angebot richtet sich sowohl an Menschen mit bekannter Epilepsie als auch an solche, bei denen eine Abklärung auf Epilepsie notwendig ist. Die Diagnose wird gesichert und eine geeignete Therapie eingeleitet.
  • Demenz-Sprechstunde: In dieser Spezialambulanz werden die Ursachen für Gedächtnisstörungen untersucht und geeignete Therapien erarbeitet. Betroffene erfahren eine umfassende Diagnostik mit anschließender Beratung und Behandlungsempfehlungen.
  • Multiple Sklerose (MS)-Ambulanz: Diese Ambulanz berät und behandelt Patientinnen und Patienten, bei denen eine Multiple Sklerose diagnostiziert wurde oder vermutet wird. Häufige Fragestellungen sind die Indikation zur immunmodulatorischen Therapie oder zur Eskalation einer bestehenden Therapie. Besonderer Wert wird auf das Erkennen und Behandeln möglicher Begleitsymptome gelegt.
  • Bewegungsstörungsambulanz: Hier werden Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Bewegungsstörungen behandelt, wie z.B. Morbus Parkinson, Dystonien, Tremor oder Restless-Legs-Syndrom. Es erfolgt eine umfassende Diagnosestellung und Therapie, ggf. auch mit Botulinumtoxin oder Tiefer Hirnstimulation.
  • Neurovaskuläre Ambulanz: In dieser Ambulanz werden Patientinnen und Patienten mit komplexen neurovaskulären Erkrankungen (Erkrankungen der Hirn- und Rückenmarksgefäße) betreut. Es werden Nachuntersuchungen nach einem stationären Aufenthalt angeboten und die Indikationsstellung für gefäßrekonstruktive Eingriffe unterstützt.
  • Ambulanz für Muskel- und Nervenerkrankungen: Hier werden Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen der Muskulatur und der peripheren Nerven untersucht und behandelt.
  • Ambulanz für erbliche neurologische Erkrankungen: Diese Ambulanz arbeitet eng mit anderen Spezialambulanzen zusammen und bietet eine umfassende Diagnostik und Beratung bei Verdacht auf erbliche neurologische Erkrankungen.
  • Ambulanz für Musikermedizin: Diese Ambulanz bietet ein spezialisiertes Präventions-, Diagnose- und Therapieangebot für Musiker*innen mit spiel- bzw. gesangsbedingten Beschwerden.

Beispiele für neurologische Erkrankungen, die in Ambulanzen behandelt werden

Neurologische Erkrankungen haben viele verschiedene Gesichter. Hier einige Beispiele:

  • Gefäßerkrankungen des Gehirns (z.B. Schlaganfall)
  • Kopfschmerz-Erkrankungen (z.B. Migräne, Spannungskopfschmerzen)
  • Infektionserkrankungen des Nervensystems (z.B. Hirnhautentzündung)
  • Krebserkrankungen des zentralen Nervensystems (z. B. Hirntumore)
  • Neurodegenerative Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Alzheimer-Demenz)
  • Erkrankungen des peripheren Nervensystems (z.B. Karpaltunnelsyndrom, Polyneuropathie)
  • Muskelerkrankungen (z.B. Muskeldystrophien, Myositis)
  • Bewegungsstörungen (z.B. Tremor, Dystonie, Restless-Legs-Syndrom)
  • Epilepsie
  • Multiple Sklerose
  • Schwindel
  • Nervenfunktionsstörungen
  • Traumatische Ereignisse

Ablauf einer ambulanten Behandlung

Eine Untersuchung und Behandlung in der ambulanten Sprechstunde der Neurologie ist in der Regel nur mit einer Überweisung des behandelnden Arztes an die Abteilung der Klinik möglich. Neurologische Ambulanzen bieten für Patientinnen und Patienten mit akuten neurologischen Beschwerden eine ambulante offene Sprechstunde in der Neurologie an.

Bei der Erstvorstellung sollte man genügend Zeit einplanen. Es ist wichtig, alle relevanten Unterlagen mitzubringen, wie z.B.:

  • Überweisungsschein vom Hausarzt oder der Hausärztin bzw. vom Neurologen
  • ggf. Medikamentenliste
  • ggf. Vorbefunde (Arztberichte, Links zu MRT-Bildern bzw. CD mit MRT-Bildern)
  • ggf. Hörgerät bzw. andere Hilfsmittel

Wann ist die Notaufnahme die richtige Anlaufstelle?

Grundsätzlich sind Ambulanzen keine Anlaufstellen für potenziell lebensbedrohliche Notfälle. Neurologische Notfälle, z. B. ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung, werden in der zentralen Notaufnahme behandelt, um schnellstmöglich die Diagnostik und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Bei Symptomen eines Schlaganfalls sollte unbedingt der Rettungsdienst verständigt werden, da eine schnelle Behandlung erforderlich ist.

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Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit

Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für Diagnostik und Therapie notwendig, um für alle neurologischen Patienten und Patientinnen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Prognose individuell die Diagnostik und ein optimales Behandlungskonzept festzulegen. Neben dem Einsatz modernster tumorspezifischer Verfahren müssen der Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität höchste Priorität besitzen.

Kosten und Zugang zur ambulanten Behandlung

Die Kosten für ambulante ärztliche Behandlungen und Therapien tragen in der Regel die gesetzlichen Krankenkassen. Eine ambulante Sprechstunde findet in der Regel in der Praxis einer Fachärztin oder eines Facharztes statt.

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