Die Parkinson-Krankheit, erstmals 1817 von dem englischen Arzt Dr. James Parkinson beschrieben, ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen betroffen. Prominente Patientinnen und Patienten, wie Ottfried Fischer, haben dazu beigetragen, dass fast jeder schon von Morbus Parkinson gehört hat.
Ursachen von Parkinson
Bis heute gibt es keine einzelne, eindeutige Ursache für die Parkinson-Erkrankung. Es besteht die Möglichkeit, dass mehrere Faktoren zusammenwirken.
Dopaminmangel im Gehirn
Grundlegend für die Erkrankung ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, die für die Herstellung von Dopamin zuständig sind. Dopamin ist ein wichtiger chemischer Botenstoff (Neurotransmitter), der für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und die Steuerung von Bewegungsabläufen unerlässlich ist. Haben sich die Dopamin-produzierenden Neuronen um etwa 60-70 % reduziert, gerät das Gleichgewicht der Botenstoffe aus dem Gleichgewicht. Durch den Dopamin-Mangel und einen gleichzeitigen Überschuss anderer Neurotransmitter wie Acetylcholin und Glutamat wird die Kommunikation der Neuronen beeinträchtigt. Dies führt zu den charakteristischen Symptomen von Morbus Parkinson, wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Bewegungsverlangsamung.
Der Prozess von Zellsterben bis zum Auftreten der ersten Symptome kann bis zu 12 Jahre dauern. Im späteren Verlauf bewegen sich die Patientinnen und Patienten immer langsamer (Bradykinese) oder nahezu gar nicht mehr (Akinese / akinetische Krise). Zusätzlich können zahlreiche nicht-motorische Symptome bis hin zur Parkinson-Demenz auftreten.
Genetische Faktoren
Obwohl die Parkinson-Erkrankung bei den meisten Patientinnen und Patienten nicht genetisch bedingt ist, spielen genetische Faktoren eine Rolle. Rein erbliche Formen machen nur etwa 5-10 % der Fälle aus. Eines der identifizierten „Parkinson-Gene“ (PARK1) ist für die Herstellung von Alpha-Synuclein verantwortlich. Dieses Protein reguliert unter anderem die Dopamin-Ausschüttung. Liegt eine Genmutation vor, ist auch das Alpha-Synuclein defekt. Das „unbrauchbare“ Protein lagert sich als sogenannte „Lewy-Körperchen“ in den Zellen ab, wodurch diese nicht mehr richtig arbeiten können und schließlich absterben.
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Darm-Hirn-Achse
Eine gestörte Darmflora könnte eine weitere Ursache der Parkinson-Erkrankung sein. Es ist bekannt, dass Darm und Gehirn über die „Darm-Hirn-Achse“ miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Bei Betroffenen finden sich in der Darmflora vermehrt Bakterien, die Entzündungen verursachen. Zudem haben sie oft eine durchlässigere Darmschleimhaut, was zusätzlich das Risiko für eine Darmentzündung erhöht. Auch das Alpha-Synuclein wurde im Darm und im Nervus vagus (Verbindung zwischen Gehirn und Darm) nachgewiesen. Möglicherweise wird das Protein im Darm durch Toxine und Bakterien gestört. Dies könnte erklären, warum Parkinson-Patientinnen und Patienten häufig unter Verstopfungen leiden.
Autoimmunreaktion
Experten vermuten, dass die Parkinson-Erkrankung zumindest teilweise eine Autoimmunerkrankung sein könnte. Auch in diesem Szenario spielt Alpha-Synuclein eine Rolle. Bei Parkinson-Patientinnen und Patienten greifen die Abwehrzellen (T-Zellen) das Protein an, da das Immunsystem es fälschlicherweise als schädlichen Eindringling identifiziert.
Oxidativer Stress
Wie so viele Krankheiten könnte auch Parkinson auf oxidativen Stress zurückzuführen sein. Hierbei entsteht ein Ungleichgewicht aus Oxidantien und Antioxidantien, wodurch vermehrt toxische, sauerstoffhaltige Moleküle produziert werden. Diese greifen Mitochondrien (Energieversorgung der Zellen) und Lysosomen (Abbau von Stoffen) an, die überlebenswichtig für die Zellen sind. In der Folge kommt es wieder zum Zelluntergang. Gerade Dopamin-produzierende Nervenzellen stehen im Verdacht, besonders empfindlich auf oxidativen Stress zu reagieren.
Medikamente und andere Erkrankungen
Die Parkinson-Symptome können auch durch bestimmte Medikamente oder andere Erkrankungen, wie z. B. Durchblutungsstörungen oder Verletzungen des Gehirns, ausgelöst werden.
Aszensionshypothese
Die Aszensionshypothese besagt, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet. Diese Hypothese wurde von schwedischen Forschern bestätigt, die den Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn bei Parkinson erforschten. Demnach breitet sich beim "body first type" die Erkrankung vom Darm über den Vagusnerv ins Gehirn aus.
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Symptome von Parkinson
Die Parkinson-Erkrankung ist vielschichtig und äußert sich durch motorische und nicht-motorische Symptome.
Motorische Symptome
Die Parkinsonerkrankung geht immer mit einer Bewegungsarmut oder Bewegungslosigkeit einher. Dazu kommen vier Hauptsymptome, die in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten können:
- Muskelsteifheit (Rigor): Erhöhte Muskelspannung, die zu einer Steifheit der Gliedmaßen und des Rumpfes führt.
- Zittern im Ruhezustand (Ruhetremor): Unwillkürliches Zittern, das vor allem in Ruhe auftritt und sich bei Bewegung bessern kann.
- Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese): Verlangsamte Ausführung von Bewegungen, die sich in Schwierigkeiten beim Gehen, Schreiben oder anderen alltäglichen Aktivitäten äußern kann.
- Haltungs- und Gangunsicherheit (Posturale Instabilität): Verlust der Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, was zu Stürzen führen kann.
Die motorischen Beeinträchtigungen zeigen sich häufig auch durch steife Gesichtsmuskeln, was zu einem starren Gesichtsausdruck und weniger Mimik führt. Der Ausdruck der Patienten wird auch als „Maskengesicht“ bezeichnet. Die Körperhaltung ist oft gebeugt und der Gang ist verändert - die Betroffenen ziehen ein Bein nach oder haben Schwierigkeiten beim Losgehen oder abrupten Anhalten. Typisch ist auch das Zahnradphänomen. Durch die erhöhte Muskelspannung können zum Beispiel die Arme oder Handgelenke nur ruckartig bewegt werden. Auch das Sprechen, das Schriftbild und die Feinmotorik können eingeschränkt sein.
Nicht-motorische Symptome
Parkinson ist sehr facettenreich und umfasst viel mehr als nur das klassische Zittern. So können in der Spätphase weitere schwere Symptome hinzukommen, wie:
- Vergesslichkeit
- starkes Schwitzen
- Gleichgewichtsstörungen
- Inkontinenz
- Impotenz
- Verstopfungen
- Depressionen
- Psychosen
- Halluzinationen
- Demenz
Frühe Anzeichen
Vor den klassischen Hauptsymptomen zeigen Parkinsonpatienten aber auch schon andere Symptome, die wir nun auch endlich in Verbindung mit der Erkrankung bringen konnten. Es handelt sich um eine Veränderung von einem Protein im Körper, dem α-Synuclein. Wenn dieses Protein verändert ist, verklumpt es und wandert von einer Nervenzelle zur nächsten. Durch das Verteilungsmuster konnte eine Erklärung für die typischen Frühsymptome vor Auftreten der klassischen Bewegungsstörung gefunden werden:
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- Riechstörungen: Anfangs verklumpt das Protein α-Synuclein im Riechsystem der Gehirns. Darum haben die Mehrzahl aller Parkinsonpatienten vor den Hauptsymptomen schon eine Riechstörung.
- REM-Schlafverhaltensstörung: Die Patienten mit einer REM-Schlafverhaltenstörung schlafen sehr unruhig, haben heftige Träume, bei denen sie auch um sich schlagen und schreien können. Die Schlafstörung ist ein Risikofaktor für die Parkinsonerkrankung - 80 Prozent der Patienten erkranken in den nächsten 15 Jahren an Parkinson.
- Verstopfungen: Wenn das autonome, also unwillkürliche, Nervensystem gestört ist, bleibt der Stuhl länger im Darm.
- Depressionen: Etwa 30 Prozent aller Parkinsonbetroffenen haben depressive Verstimmungen oder Depressionen.
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose der neurologischen Erkrankung Morbus Parkinson wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch bei einer Neurologin oder einem Neurologen gestellt. Zusätzlich werden die Reflexe, die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit getestet. Für eine noch sicherere Diagnosestellung der „Schüttelkrankheit“ kann der sogenannte L-Dopa-Test durchgeführt werden. Da Parkinson insbesondere im Anfangsstadium nur schwer von anderen Erkrankungen unterschieden werden kann, ist es sinnvoll, die Beschwerden und deren Entwicklung genau zu beobachten. Mit dem L-Dopa-Test wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.
Behandlung von Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Dennoch lässt sie sich gut mit Medikamenten wie Levodopa behandeln, welche die Erkrankung zwar nicht verlangsamen, doch ihre Symptome lindern. Ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation, wird ebenfalls zur Behandlung der Krankheit eingesetzt.
Medikamentöse Therapie
- L-Dopa (Levodopa): Levodopa ist ein Hauptmedikament, mit dem im Gehirn Dopamin umgewandelt wird. Darüber hinaus können je nach Symptomatik noch weitere Medikamente verabreicht werden.
- Dopamin-Agonisten: Dopamin-Agonisten sind dem Dopamin chemisch ähnliche Moleküle, die wie der natürliche Botenstoff wirken.
- COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer: Zur Unterstützung von Levodopa und Reduzierung seiner Nebenwirkungen werden COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer verwendet.
- Medizinisches Cannabis kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Um motorische Komplikationen wie etwa das Zittern zu verbessern, hat sich die sogenannte tiefe Hirnstimulation bewährt. Bei diesem Verfahren implantieren die Chirurgen Elektroden im Gehirn des Patienten und einen kleinen Schrittmacher in dessen Brust. Per Fernbedienung sind die Elektroden via Schrittmacher in der Brust von außen zu steuern. Wichtig ist, dass die Tiefenhirnstimulation bei Parkinson nur eine symptomatische Behandlung darstellt und die Symptome lindert.
Physikalische Therapien
Physio- und Ergotherapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Dazu werden individuelle Interessen der jeweiligen Person berücksichtigt, um die Behandlung möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Ein schlurfender Gang, kleine Schritte und stockende Bewegungen bei Parkinson können zu schweren Stürzen führen. Mithilfe von ergo- und physiotherapeutischen Maßnahmen wird die Beinmuskulatur gestärkt und ein Gangtraining absolviert. Stimm- und Sprechtherapien bei Patienten mit Parkinson-bedingten Sprechstörungen zielen darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und eventuelle Stimmprobleme zu lindern. Eine Schlucktherapie wird für Patienten mit Parkinson-bedingten Schluckstörungen empfohlen. Künstlerische Therapien wie etwa Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können ebenso in Erwägung gezogen werden.
Psychotherapie
Im Rahmen einer Psychotherapie können sich Parkinson-Patienten aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und den Umgang mit ihr erlernen. Eine Psychotherapie bietet außerdem die Möglichkeit, mit einer außenstehenden und professionellen Person über die persönlichen Herausforderungen und Sorgen sprechen.
Alternative Therapien
Eine alternative Behandlung durch Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage kann sich im Einzelfall eignen. Therapiemöglichkeiten wie eine Massage lockern beispielsweise Muskelverspannungen und das kann einen hohen Wert für einen Parkinson-Erkrankten haben.
Selbsthilfegruppen
Mein Rat ist auch, sich einer Parkinsonselbsthilfegruppe anzuschließen. Sie bietet Unterstützung in allen Bereichen und funktioniert in Deutschland unglaublich gut. Es gibt flächendeckend Gruppen, die sich helfen, Tipps geben und über die Deutsche Parkinsonvereinigung die neusten Informationen bereitstellen. Die Selbsthilfegruppen sind ein hilfreiches Netzwerk für Austausch und Unterstützung.
Was sollte man tun, wenn man durch ein Medikament Parkinson-Symptome entwickelt?
Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber. Vielleicht kann man die Dosis reduzieren oder das Medikament gegen ein anderes austauschen. Ein eigenmächtiges Absetzen des Arzneimittels ist nicht ratsam.
Verlauf und Stadien von Parkinson
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0): Im Anfangsstadium lassen noch keine Symptome darauf hindeuten, dass Parkinson bei einer Person vorliegt, was eine frühzeitige Diagnose dieser Krankheit so schwierig macht.
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1): Das erste Stadium zeichnet sich dann durch erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite aus.
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2): Die Parkinson-Erkrankung ist im zweiten Stadium auf beiden Körperhälften sichtbar. Zu den bisherigen Symptomen können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen hinzukommen.
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3):
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4): Das vierte Stadium ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Symptomatik. Zwar können Patientinnen und Patienten in diesem Stadium noch stehen und gehen.
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5): Im letzten und fünften Stadium sind Parkinsonpatienten und -patientinnen auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen.
Wie schnell ein Parkinson-Syndrom voranschreitet, ist von vielen individuellen Faktoren abhängig.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige zunächst vor viele Herausforderungen und Fragen: Was bedeutet das genau für mich und uns? Kann ich weiterarbeiten? Bin ich eingeschränkt in meinem täglichen Leben?
Umgang mit der Diagnose
Wie bei vielen anderen ernsthaften Erkrankungen ist die Diagnose oft zunächst ein Schock. Zugleich kann es erleichternd sein, wenn es endlich eine Erklärung für die Beschwerden gibt und eine Behandlung begonnen werden kann. Die Beschwerden im Frühstadium lassen sich meist wirksam behandeln. So ist in der Regel Zeit, sich auf den Krankheitsverlauf einzustellen und den Umgang mit späteren Parkinson-Folgen vorzubereiten. Bis die Selbstständigkeit stark eingeschränkt wird, vergehen meist einige Jahre.
Tipps für den Alltag
- Sportliche Betätigung: Rhythmischer Sport ist hilfreich, zum Beispiel Nordic Walking, Tanzen, Schwimmen, Golfen und Tennis. Es geht darum, Rhythmus und Bewegungsfluss wieder zu erlernen.
- Ernährung: An Parkinson Erkrankte sollten möglichst auf Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und übermäßigen Zuckerkonsum verzichten. Koffein scheint eine positive Wirkung zu haben, die aber umstritten ist.
- Soziale Kontakte: Ein Sozialleben mit vielen Kontakten, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten können der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.
- Berufstätigkeit: Wie lange ein Beruf ausgeübt werden kann, hängt sehr von der Tätigkeit und dem Verlauf der Erkrankung ab. Es gibt viele Menschen mit Parkinson, die aktiv im Beruf stehen.
Partnerschaft und Familie
Die Erkrankung kann die Partnerschaft beeinflussen - positiv wie negativ. Sie kann einerseits zu mehr Nähe führen, da man stärker aufeinander angewiesen ist und die Zeit vielleicht bewusster miteinander erlebt. Auf der anderen Seite können auftretende Probleme zu Spannungen führen.
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