Anderland: Eine Reise in die Welt der Demenz – Einblicke in Erich Schützendorfs Buch

Das Buch „Anderland - entdecken, erleben, begreifen“ von Erich Schützendorf lädt zu einer besonderen Reise ein: ins „Anderland“, einem metaphorischen Ort, an dem die Gefühlswelt von Menschen mit Demenz im Vordergrund steht. Basierend auf seiner über 40-jährigen Erfahrung im Umgang mit Demenz hat Schützendorf ein Werk geschaffen, das Verständnis und Empathie fördern soll.

Einführung in das Anderland

Erich Schützendorf, ein Dipl.-Pädagoge und ehemaliger VHS-Direktor, teilt in seinem Buch und seinen Vorträgen seine langjährigen Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Demenz. Sein Buch ist wie ein Reiseführer konzipiert, der den Leser ins Land der Menschen mit Demenz führt, um diese besser zu verstehen. Es ermutigt dazu, Vorurteile abzubauen und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben, ähnlich einem Forscher, der eine fremde Kultur erkundet, ohne sie verändern zu wollen.

Die Metapher des Reiseführers

Das Buch "Anderland" versteht sich als Reiseführer. Es lädt dazu ein, das Land der Menschen mit Demenz zu besuchen und sie besser zu verstehen. Es ermutigt Reisende, Vorurteile loszulassen und Neuland zu betreten. Es ist wie ein Forscher, der eine fremde Kultur respektiert und erlebt, anstatt zu missionieren.

Struktur und Inhalt des Buches

Das Buch ist in elf thematisch unterschiedliche Kapitel unterteilt, die jeweils einen Aspekt des Lebens im „Anderland“ beleuchten. Das Inhaltsverzeichnis ist als stilisierte Landkarte des Gehirns gestaltet, wobei jedes Kapitel farblich hervorgehoben ist. Die ersten zehn Kapitel widmen sich den Phänomenen des Anderlands, während das elfte Kapitel sich an die „Normalier“ richtet, also an jene, die beruflich oder privat mit Menschen mit Demenz zu tun haben.

Die Phänomene des Anderlands

Die einzelnen Kapitel tragen bezeichnende Überschriften, die Einblicke in die Gefühlswelt und veränderte Wahrnehmung von Menschen mit Demenz geben:

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  • Anderland, das Land der Freude und Tränen: Hier wird die Unabhängigkeit von Gefühlen und Verstand thematisiert. Während der Verstand nachlässt, bleiben die Gefühle bestehen und scheinen sogar intensiver zu werden.
  • Anderland, das Land sinnvoller Sinnlosigkeiten: Dieses Kapitel verdeutlicht, wie Gegenstände durch das verloren gegangene ursprüngliche Verständnis neue, nicht sinnlose Bedeutungen erhalten, die von Außenstehenden oft nicht sofort verstanden werden.
  • Anderland, das Land der wortlosen Sprache: Es wird erläutert, wie es sich anfühlt, wenn Worte zwar gehört, aber nicht mehr verstanden werden und Aufforderungen nicht mehr umgesetzt werden können. Ebenso thematisiert es die Angst, die entsteht, wenn die Suche nach Worten misslingt.
  • Anderland, das Land des Lächelns: Urkomische Situationen entstehen, weil Situationen und Gegenstände anders interpretiert werden, als es für „Normalier“ üblich ist.
  • Anderland, das Land der Aggressionen: Das Kapitel gibt Einblick in die Entstehung von aggressivem Abwehrverhalten, wenn Menschen mit Demenz sich selbst behaupten wollen und müssen, weil man ihnen zu nahekommt oder zu viel von ihnen verlangt.
  • Anderland, das Land der verdrehten Tabus: Ein oft unausgesprochenes Thema wird behandelt: Menschen mit Demenz erkennen ihre Exkremente nicht mehr als solche und geben ihnen eine andere Bedeutung.
  • Anderland, das Land der Peinlichkeiten: Hier wird verdeutlicht, dass soziale Erwartungen und kulturelle Normen für Menschen im Anderland keine Gültigkeit mehr haben.
  • Anderland, das Land der Wahrheitsliebe: Es wird thematisiert, wie schwer es für „Normalier“ ist, die Wahrheitsliebe von Menschen mit Demenz zu akzeptieren, wenn sie nicht mit dem übereinstimmt, was sie selbst wahrnehmen.
  • Anderland, das Land der ver-rückten Selbstbestimmung: (Inhaltsangabe fehlt im zur Verfügung gestellten Text).
  • Anderland, das Land des Genießens: Das Kapitel appelliert an die Zeitlosigkeit des Empfindens und der Empfindsamkeit. Gefühle sind nicht an Tages- oder Lebenszeiten gebunden. Kindliche Erinnerungen können sich mit gegenwärtigen Erlebnissen vermischen und den Genuss des Lebens steigern.
  • Anderland - Selbstpflege: Dieses Kapitel ruft dazu auf, im Anderland auf sich selbst Acht zu geben und sich nicht zu verausgaben, da menschliche Beziehungen - auch zu Menschen mit Demenz - hochgradig kompliziert und herausfordernd sein können.

Ergänzt werden die Kapitel durch „Das Wichtigste auf einen Blick“, ein Glossar, die Vorstellung des Herausgebervereins „Glücksmomente stiften e.V.“, ein Impressum und einen Bildnachweis.

Aufbau der Kapitel

Die einzelnen Kapitel sind ähnlich aufgebaut: Auf einer Doppelseite werden die Überschriften mit einer Hauptbotschaft und einer Zusammenfassung versehen, die durch Bild- oder Fotomontagen, Symbole und Schriftzüge ergänzt werden. Es folgen die Rubriken „erklären“ (wesentliche Aussagen), „beobachten“ (in Erzählungen und Beschreibungen), „erleben“ (lyrische Anteile aus Sicht Betroffener) und „Hinweise“ (Tipps und Tricks für Angehörige und Pflegepersonen). Gelegentlich gibt es auch Raum für „Erfahrungen“ in Form von Notizseiten.

Besonderheiten des Buches

Das Buch zeichnet sich durch seine Andersartigkeit aus. Es verzichtet bewusst auf Zahlen, Fakten und Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. Stattdessen spricht es die „Normalier“ an und verdeutlicht ihnen, wie es ist, rational oder emotional, kontrolliert oder unkontrolliert zu sein. Es fordert eine Offenheit für unterschiedliche Perspektiven und dient als Basis für die Beobachtungen, die in den jeweiligen Kapiteln wiedergegeben werden.

Ethnografischer Ansatz

Die Autoren nähern sich dem Feld des Anderlands und den dort lebenden Menschen mit einem ethnografischen Ansatz. Sie lassen sich auf sie ein, ohne sie defizitär darzustellen oder vorzuführen. Trotz der Leichtigkeit, die sich aus dem Werben um Verständnis ergibt, werden auch die Peinlichkeiten nicht verschwiegen, die aus der ungefilterten Offenheit der Menschen mit Demenz entstehen können.

Herausforderungen und Handlungsempfehlungen

Das Buch thematisiert die Herausforderungen, die mit der Betreuung von Menschen mit Demenz einhergehen, wie z.B. verletzte Gefühle, eskalierende Situationen und unerfüllbare Wünsche. Es werden Handlungsempfehlungen gegeben, jedoch ohne Besserwisserei, sondern mit Blick auf situatives Handeln.

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Zielgruppe und Nutzen

„Anderland“ richtet sich an Angehörige, Freunde, Pflegekräfte, interessierte Bürger und Institutionen - kurzum, an alle, die neugierig auf die Welt der Menschen mit Demenz sind. Es bietet eine verständnisvolle und empathische Annäherung an die Besonderheiten von Menschen mit Demenz und kann Informations- und Schulungsveranstaltungen bereichern.

Ein Appell zur Selbstpflege

Ein wichtiger Aspekt des Buches ist der Appell zur Selbstpflege. Es wird betont, dass die Betreuung von Menschen mit Demenz eine große Herausforderung darstellt und es wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, um nicht selbst auszubrennen.

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