Hirnaneurysma: Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein Hirnaneurysma ist eine Ausbuchtung einer Schlagader im Gehirn, die zwischen einem Millimeter und zehn Zentimetern groß sein kann. Diese Gefäßmissbildung kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln und birgt das Risiko einer Hirnblutung, die schwerwiegende Folgen haben kann. Etwa drei von 100 erwachsenen Menschen haben ein Aneurysma im Kopf. Viele Menschen mit einem Aneurysma haben keine Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einem asymptomatischen Aneurysma. Wenn ein Hirnaneurysma besonders groß ist oder an einer ungünstigen Stelle liegt, kann es auf das Gehirn oder auf Nerven drücken, beispielsweise auf den Sehnerv.

Was ist ein Hirnaneurysma?

Bei einem Hirnaneurysma handelt es sich um die sackförmige Ausweitung eines Hirngefäßes. Dazu kann es kommen, wenn die Gefäßwand an einer Stelle nicht mehr fest und elastisch ist und sich dadurch nach außen wölbt. Aneurysmen können an verschiedenen Arterien entstehen, beispielsweise an der Hauptschlagader im Bauch. Die Gefäßerweiterung ist keine Seltenheit, wobei sie oft gar nicht oder nur zufällig entdeckt wird. Hirnaneurysmata treten vermehrt ab dem 40. Lebensjahr auf, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind als Männer. Häufig bilden sich solche Aneurysmen an Verzweigungsstellen der Arterien, über die das Gehirn mit Blut versorgt wird.

Hirnaneurysmata zählen zu den Gefäßmissbildungen des Gehirns. Dabei verliert das Gefäß im Bereich des Aneurysmas über Jahre immer mehr elastische Fasern und weitet sich aus. Bevorzugt sind Stellen mit hoher mechanischer Belastung, wie der Ort, an dem sich die größeren Hirngefäße aufgabeln. Im schlimmsten Fall kann ein solches Aneurysma durch Einriss (Ruptur) der Gefäßwand zu einer Hirnblutung und zum Tod führen.

Ursachen für ein Hirnaneurysma

Ursache für ein Hirnaneurysma ist meist eine anlagebedingte Gefäßwandschwäche. Ein Aneurysma entsteht, wenn die Gefäßwand an der betroffenen Stelle weniger elastisch wird. Aber auch andere Faktoren können ursächlich sein, beispielsweise eine Arteriosklerose, Entzündungen der Gefäße, Drogenmissbrauch oder bestimmte vererbbare Krankheiten, wie das Marfan-Syndrom. Dies kann durch eine starke Beanspruchung der Gefäßwände bei Bluthochdruck, durch Entzündungen oder Rauchen verursacht werden. Auch der normale Alterungsprozess führt dazu, dass die Gefäße mit den Jahren an Elastizität verlieren. Nur selten ist ein Aneurysma die Folge einer angeborenen Störung wie dem Ehlers-Danlos-Syndrom.

Generell haben Frauen ein höheres Risiko für Hirnaneurysmen als Männer. Auch Menschen, deren Eltern oder Geschwister bereits ein Hirnaneurysma hatten, entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Aneurysma. Weitere fördernde Faktoren sind:

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  • Bluthochdruck
  • Rauchen
  • Hohes Alter

Diese Faktoren erhöhen außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass ein Aneurysma irgendwann reißt.

Symptome eines Hirnaneurysmas

Zirka die Hälfte der Menschen mit Hirnaneurysma haben keinerlei Beschwerden (asymptomatisch). Viele Menschen, die ein Aneurysma haben, bemerken davon ihr Leben lang nichts. Manchmal wird es zufällig entdeckt. Sie werden meist zufällig im CT (Computertomographie) oder beim MRT (Magnetresonanztomographie) entdeckt.

Je nach Lokalisation des Aneurysmas können aber auch verschiedenste Symptome auftreten, die meist durch Verdrängung von Hirn- oder Nervengewebe verursacht werden. Darunter fallen unter anderem Seh-, Hör-, oder Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle und Kopfschmerzen. Wenn ein Hirnaneurysma besonders groß ist oder an einer ungünstigen Stelle liegt, kann es auf das Gehirn oder auf Nerven drücken, beispielsweise auf den Sehnerv.

Aneurysmaruptur und Subarachnoidalblutung (SAB)

Im schlimmsten Fall macht sich ein Aneurysma durch eine stattfindende Ruptur (Einriss der Gefäßwand) bemerkbar. Reißt ein Aneurysma im Kopf, handelt es sich um einen akuten Notfall. Diese spezielle Art der Hirnblutung wird auch Subarachnoidalblutung (SAB) genannt und entspricht einem blutigen Schlaganfall. Die Betroffenen müssen sofort operiert werden, um eine Nachblutung zu vermeiden. Leider führt eine Aneurysmablutung bei einem Drittel der Betroffenen zum Tode.

Im akuten Notfall einer Aneurysmablutung kommt es meist zu schlagartigen Kopfschmerzen, die von den Patient:innen als „so stark wie noch nie in ihrem Leben“ empfunden werden. Ein typisches Anzeichen dafür sind plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen. Viele Betroffene sprechen von dem stärksten Kopfschmerz, den sie jemals erlebt haben. Zu Beginn tun oft vor allem der Hinterkopf und Nacken weh. Dann zieht der Schmerz in den gesamten Kopf und bis in den Rücken. Weitere Symptome einer Hirnblutung sind:

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  • Nackensteifigkeit
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Bewusstseinsstörungen, Bewusstlosigkeit

Wichtig zu wissen: Eine Hirnblutung ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der so schnell wie möglich notärztlich behandelt werden muss. Die aus dem Aneuysma kommende Blutung ist meist eine sogenannte Subarachnoidalblutung (SAB). Damit bezeichnet man eine Blutung, die in die Nervenwasserräume austritt (das Hirn ist komplett mit Nervenwasser umspült). Die Subarachnoidalblutung führt sekundär zu Gefäßspasmen (Verengungen), die wiederum zu Schlaganfällen führen können.

Diagnose eines Hirnaneurysmas

Oft wird ein Hirnaneurysma zufällig entdeckt, wenn der Kopf aufgrund einer anderen Erkrankung untersucht wird. Bei häufigen Kopfschmerzen oder Sehstörungen kann man mit einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) die Ursache für die Beschwerden ermitteln.

Die besten Ergebnisse erzielt die Radiologie mit Hilfe spezieller Gefäßdarstellungsarten (mit oder ohne Kontrastmittel sowohl im CT (Computertomografie) als auch im MRT (Magnetresonanztomografie). Bei häufigen Verlaufskontrollen ist aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung die MRT der Standard.

Mit einer digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) lassen sich Aneurysmen besonders gut sichtbar machen: Dabei wird eine Röntgenaufnahme mit und eine Aufnahme ohne Kontrastmittel gemacht. Ein Computer errechnet daraus ein Bild, das nur noch die Blutgefäße zeigt - andere Strukturen wie Knochen sind nicht mehr zu sehen.

Die invasivere Methode der Katheterangiographie (Gefäßdarstellung über einen Metalldraht im Gefäß und dortiger Kontrastmittelgabe) wird aufgrund der höheren Komplikationsrate nur präoperativ zur genauen Ausmessung und OP-Planung verwendet. Sie bietet aber im Falle einer Ruptur und Aneurysmablutung gleichzeitig die Möglichkeit der Operation durch den Katheter.

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Zur Behandlungsentscheidung und Behandlungsplanung benötigt man jedoch eine intra-arterielle Gefäßdarstellung (Angiographie, häufig auch 3D Angio), mittels der genaue Größe und Lokalisation festgestellt werden. Anhand dessen kann entschieden werden, welche Behandlung für das Aneurysma am erfolgversprechendsten ist.

Therapie von Hirnaneurysmen

Die Behandlung eines Hirnaneurysmas richtet sich nach dessen Größe und Lokalisation, den Symptomen des Betroffenen und einer bereits stattgefundenen Aneurysmablutung. Sinn der Behandlung ist das Verhindern einer möglichen Blutung. Was passiert, wenn ein Aneurysma platzt? Wenn ein Aneurysma platzt, treten größere Mengen Blut aus, so dass in der Regel sofort starke Schmerzen an der entsprechenden Körperstelle auftreten, aber auch Übelkeit und Erbrechen. Eine geplatzte Arterie im Gehirn hat meist die typischen Schlaganfall-Symptome zur Folge, darunter halbseitige Lähmungen im Gesicht und am Körper, Sprachstörungen, Sehstörungen oder Krampfanfälle. Eine solche Situation ist immer lebensbedrohlich, weshalb sofort der Rettungsdienst informiert werden muss, um die Blutung zu stillen.

Nicht-symptomatische Aneurysmen von einer Größe bis zu 7 mm werden nicht behandelt, hier ist das Risiko der OP größer als das Risiko einer Blutung. Ab einem Durchmesser von 7 mm wird eine Behandlung empfohlen. Sind Aneurysmen symptomatisch werden sie unabhängig von ihrer Größe behandelt.

Es ist in jedem Fall sinnvoll, Risikofaktoren so weit wie möglich zu vermeiden. Wichtige Maßnahmen sind deshalb die Behandlung eines zu hohen Blutdrucks und Rauchverzicht.

Wichtig zu wissen: Eine Behandlung ist nur dann unbedingt nötig, wenn Beschwerden oder ein erhöhtes Risiko für ein Einreißen des Aneurysmas bestehen. Da aber viele Faktoren dieses Risiko beeinflussen können, ist die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung nicht immer einfach.

Wenn man sich zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt gegen eine Behandlung entscheidet, wird in 1- bis 3-jährigen Abständen eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) gemacht. So lässt sich erkennen, ob sich das Aneurysma verändert hat und ob das Risiko für eine Hirnblutung steigt.

Hirnaneurysma OP Verfahren

Die Neurochirurgie unterscheidet zwei Standardtherapievarianten: das Aneurysma-Clipping und das Aneurysma-Coiling. Welche der beiden Operationen vorzuziehen ist, liegt an verschiedenen Faktoren und wird individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen. Die Behandlung von Aneurysmen verfolgt das Ziel, das Aneurysma so auszuschalten, dass die Gefahr der Ruptur oder der nochmaligen Ruptur (wenn es schon geplatzt ist) gebannt ist.

Aneurysma-Clipping: Das Aneurysma wird dabei mit einem kleinen Metall-Clip abgeklemmt. Beim Clipping wird der Schädel chirurgisch geöffnet, und das Aneurysma wird mithilfe eines kleinen Clips aus Titan von der Blutversorgung abgetrennt. Dadurch wird das Aneurysma dauerhaft verschlossen, und eine Blutung wird verhindert.

Aneurysma-Coiling: Dabei werden meist feine Spiralen aus Platin durch das Blutgefäß bis in das Hirnaneurysma geschoben. Beim Coiling-Verfahren führen die Ärzt:innen einen Katheter über einen kleinen Schnitt in der Leistenarterie durch die Bauchschlagader bis ins Gehirn. Über den Katheter werden weiche Platin-Spiralen (Coils) in das Hirnaneurysma geschoben. Dort rollt sich die Spirale zu einem festen Knäuel auf und füllt die Ausbuchtung voll aus, sodass diese vom Blutstrom abgegrenzt ist. Dadurch gerinnt das Blut im Aneurysma und es soll sich verschließen. Viele Aneurysmen können minimalinvasiv durch die sogenannte Coil-Embolisation (Coiling) behandelt werden. Dieses Verfahren gilt zunehmend als Methode der Wahl und zeichnet sich durch seine geringere Belastung für den Patienten aus. Es gibt jedoch Aneurysmen, bei denen eine neurochirurgische Behandlung sicherer ist.

Großer Vorteil dieser minimalinvasiven Methode: Eine Operation mit einer Öffnung des Schädels ist nicht mehr notwendig. Das umliegende Gehirngewebe wird geschont, die Gefahr von nervlichen Ausfällen wie Seheinschränkungen, Sprach- und Denkstörungen oder schweren Lähmungen ist minimiert. Vor dem Coling-Verfahren wird zunächst zur genauen Beurteilung der Anatomie und der Gefäßverhältnisse eine Angiographie (Gefäßdarstellung) durchgeführt. Während des Eingriffs kommt die ICG-Angiographie (englisch: indocyanine green) zum Einsatz. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann der Blutfluss durch die Hirngefäße in Echtzeit dargestellt und analysiert werden. Dabei wird den Patient:innen ein fluoreszierender Farbstoff über die Vene verabreicht, der nach kurzer Zeit wieder vom Körper ausgeschieden wird.

Beide Verfahren können dauerhaft verhindern, dass das Aneurysma weiter durchblutet wird. Das beugt einem Reißen vor, ist jedoch selbst mit Risiken verbunden. Die Entscheidung, ob das Clipping oder Coiling durchgeführt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe, Form und Lage des Aneurysmas sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten.

Neuere Entwicklungen ermöglichen auch die Anwendung bisher nur unzureichend therapierbarer spindelartiger Gefäßaufweitungen (fusiformes Aneurysma) mit sogenannten „Flow Divertern“. Die Wahl des Verfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im Einzelfall abgewogen werden müssen.

Remodelling: Bei dieser Methode wird während des Einbringens der Coils ein kleiner Ballon vor die Öffnung des Aneurysmas gelegt, um ein Herausrutschen der Spiralen zu verhindern. Diese Technik wird insbesondere bei Aneurysmen mit einer breiten Öffnung (sog.

Prognose und Lebenserwartung bei einem Hirnaneurysma

Nicht-symptomatische kleine Aneurysmen habe ein sehr geringes Risiko der Hirnblutung. Dennoch müssen, zur Feststellung von Größenänderungen, in bestimmten Zeitabständen Kontrolluntersuchungen wahrgenommen werden.

Bei bekanntem Hirngefäßaneurysma und Symptomen, die die Druckschädigung umliegender Strukturen vermuten lassen, ist Achtung angesagt. Ein Einriss der Gefäßwand mit Hirnblutung folgt in den meisten Fällen, weshalb eine Behandlung dringend angesagt ist.

Prävention

Da die genauen Ursachen von Hirnaneurysmen oft unbekannt sind, ist die Prävention schwierig. Es gibt jedoch mehrere Risikofaktoren, die zur Entwicklung beitragen können:

  • Rauchstopp: Rauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung von Hirnaneurysmen.
  • Mäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Hirnaneurysmen erhöhen.
  • Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und Alkoholkonsum, sowie eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität können dazu beitragen, das Risiko von Hirnaneurysmen zu reduzieren.

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