Schädigungen des peripheren Nervensystems können sich vielfältig äußern und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Starke Schmerzen, sensorische, motorische, vegetative und trophische Störungen sind typische Folgen. Häufige Ursachen sind Rückenschmerzen wie Lumboischialgien und Zervikobrachialgien, die durch Nervenaffektionen bei Bandscheibenvorfällen, Engpass-Syndrome wie das Karpaltunnelsyndrom sowie Polyneuropathien ausgelöst werden können.
Ursachen und Auswirkungen peripherer Nervenschädigungen
Die Ursachen für periphere Nervenschädigungen sind vielfältig und reichen von mechanisch-traumatischen über immunologische bis hin zu medikamentösen, toxischen, hereditären und endokrinen Faktoren. Diabetes mellitus und übermäßiger Alkoholkonsum gelten als die häufigsten Ursachen. Bei Polyneuropathien können verschiedene Funktionsausfälle auftreten, da mehrere periphere Nerven geschädigt sind, wobei axonale, myeline oder beide Anteile der Nerven beeinträchtigt sein können. Auch ein Vitaminmangel, insbesondere ein Vitamin-B12-Mangel bei veganer Ernährung, kann eine Mangelneuropathie auslösen.
Multimodale Patientenversorgung: Ursachen bekämpfen und Nervenregeneration fördern
Eine umfassende, multimodale Patientenversorgung umfasst eine sorgfältige Differenzialdiagnose, Symptombekämpfung mit Membranstabilisatoren, Analgetika und/oder Antidepressiva sowie gezieltes Bewegungstraining und entlastende orthopädische Hilfsmittel. Es ist wichtig, gleichzeitig kausal vorzugehen und die Regeneration der peripheren Nerven zu unterstützen. „Damit sich die Nerven erfolgreich regenerieren können, müssen zunächst die auslösenden Ursachen, die zu ihrer Zerstörung geführt haben, behandelt werden“, erklärt Dr. med. Martin Wimmer (München).
Die Rolle von Uridinmonophosphat (UMP) bei der Nervenregeneration
Bei einer peripheren Nervenschädigung sind meist die Myelin-produzierenden Schwann-Zellen der peripheren Nerven betroffen, sodass ein wesentlicher Aspekt der Behandlung in der Regeneration und dem Schutz der Myelinscheide besteht. In klinischen Modellen zu Myelinscheiden-Schädigungen hat sich die Gabe von Nukleotiden wie Uridinmonophosphat (UMP) als sinnvoller Ansatz erwiesen. UMP besteht aus Uracil, einer Ribose sowie Phosphat und ist ein natürlicher Bestandteil der Ribonukleinsäure (RNA).
UMP kann mit weiteren Phosphaten energiereiche Verbindungen eingehen und als Bestandteil gruppenübertragender Coenzyme mit der abgegebenen Energie zahlreiche Stoffwechselreaktionen aktivieren. Dadurch wird die Synthese von Phospho- und Glykolipiden sowie Glykoproteinen angeregt und der Wiederaufbau der Myelinschicht unterstützt. Zusätzlich fördert UMP als RNA-Baustein die Biosynthese von Strukturproteinen und Enzymen. Insgesamt trägt die gezielte Stimulation des Nervenstoffwechsels zur Unterstützung der physiologischen Reparaturmechanismen nach Nervenläsionen bei.
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Dr. Wimmer erläutert: „Wenn ein Nerv wachsen soll, sollte Uridinmonophosphat in ausreichender Menge vorhanden sein. In Kombination mit Vitamin B12 und Folsäure ist es ein wichtiger Baustein, um das optimale Milieu für eine Regeneration zu schaffen.“ UMP ist sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Um aber die benötigte Menge zu sich zu nehmen, können Nahrungsergänzungsmittel mit entsprechend hoher UMP-Konzentration in die Therapie zur Unterstützung der Nervenregeneration einbezogen werden. Diese sollten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum von mindestens 60 Tagen eingenommen werden, da die Regeneration zerstörter Nervenfasern Zeit benötigt. „Für alle Patienten mit Nervenschädigungen, insbesondere bei langfristigen Beschwerden, kann die Einnahme von UMP in Verbindung mit Vitamin B12 und Folsäure empfohlen werden“, so Wimmer.
UMP: Seit Jahrzehnten erfolgreich im Einsatz
Nukleotide wie UMP werden bereits seit rund vier Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Eine Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2009 mit 123 Patienten zeigte, dass die Kombination von Uridinmonophosphat, Vitamin B12 und Folsäure positive Ergebnisse erzielt. Die Studienteilnehmer hatten sich einer Bandscheibenoperation unterzogen und litten unter schmerzhaften Bewegungs- und Funktionseinschränkungen. Etwa 90 % der Patienten berichteten unter Supplementation von einer signifikanten Verbesserung ihres Zustands. Bereits nach drei Wochen zeigte sich eine erhebliche Schmerzreduktion, eine gesteigerte Lebensqualität und ein verbesserter klinischer Gesamteindruck.
Auch bei Patienten mit schmerzhaften Erkrankungen des peripheren Nervensystems führte eine Nährstoffkombination aus Uridinmonophosphat, Vitamin B12 und Folsäure zu einem signifikanten Symptomrückgang. Die Nährstoffe wurden 60 Tage lang zusätzlich zur bestehenden Medikation gegeben und führten zu einer deutlichen Reduktion in der Häufigkeit von Schmerzen (von 38,4 % auf 3 %) und sensorischen Symptomen (Brennen von 25,8 % auf 12,7 %, starkes Kribbeln von 34,8 % auf 15 %, Taubheitsgefühl 38,9 % auf 4 %). Bei über 75 % der Patienten konnte die Begleitmedikation reduziert oder vollständig abgesetzt werden.
Weitere Faktoren, die die Nervenregeneration beeinflussen
Neben UMP, Vitamin B12 und Folsäure gibt es weitere Faktoren, die die Nervenregeneration beeinflussen können:
Die Rolle von Fettzellen und Leptin
Wissenschaftler:innen der Universitätsmedizin Leipzig haben herausgefunden, dass Schwann-Zellen bei der Nervenreparatur von dem Fettgewebe, welches die Nerven im Körper umgibt, entscheidend unterstützt werden. Leptin, ein Hormon, das vor allem von Fettzellen produziert wird, stimuliert den Energiehaushalt regenerierender Schwann-Zellen, indem es deren Mitochondrien anregt. Gleichzeitig nutzen die Mitochondrien der Schwann-Zellen Anteile des geschädigten Nervengewebes als Energiesubstrat, damit eine erfolgreiche Regeneration stattfinden kann.
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Starke Nerven durch gesunden Lebensstil
Starke Nerven sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich und können durch einen gesunden Lebensstil unterstützt werden. Regelmäßige körperliche Bewegung, Entspannungstechniken wie Yoga, spezielle Atemtechniken und ausreichend Schlaf tragen zu einer deutlichen Verbesserung des persönlichen Stressempfindens bei. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Vor allem B-Vitamine haben wichtige Funktionen für Nerven und Psyche. Vitamin B12 ist für den Schutz und die Regeneration der Nervenzellen zuständig. Die Vitamine C, B1, B2, B9 (Folsäure) sowie Magnesium liefern viel Energie für die Nerven und fördern die Konzentrationsfähigkeit. Sie stecken vor allem in Nüssen, getrockneten Früchten, Rapsöl, Fisch, Paprika, Kakao, Avocados und Hülsenfrüchten.
Neue Therapieansätze durch Forschung
Ein Kölner Forschungsteam untersucht Proteine, sogenannte Vasohibine, die den Zustand des Skelets der axonalen Wachstumsspitzen (Mikrotubuli) beeinflussen. Sie stellten fest, dass die Hemmung der Vasohibine mit einem Inhaltsstoff aus dem Mutterkraut (Tanacetum Parthenium) die axonale Regeneration beschleunigen kann. Auch im lebenden Tier konnte gezeigt werden, dass Parthenolid nach täglicher intravenöser Gabe den Heilungsprozess von geschädigten Nerven deutlich beschleunigt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Pharmakologischen Instituts und des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) haben im Tierversuch gezeigt, dass fehlerhafte „Verschaltungen“ der Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) zu einer bisher noch nicht untersuchten Form sogenannter neuropathischer Schmerzen führen. Sie treten erst im Zuge der Regeneration von Nervenverbindungen beim Ausheilen der Verletzung auf. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass die chronischen Schmerzen nicht etwa durch die eigentliche Verletzung entstehen, sondern auf einer fehlerhaften Nervenregeneration sowie auf einer fehlerhaften Wiederherstellung der nervalen Versorgung, der sogenannten Reinnervation, beruhen.
Naturheilkundliche Unterstützung bei Nervenverletzungen
In der Naturheilkunde werden Pflanzen mit einer beruhigenden und entzündungshemmenden Wirkung eingesetzt, um die Nervenregeneration zu unterstützen. Dazu gehören Johanniskraut, Pfefferminze, Brennnessel und Ingwer. Auch eine entzündungshemmende Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Olivenöl und grünem Tee kann hilfreich sein.
Zusammenfassung
Die Regeneration von Nerven ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Eine umfassende Patientenversorgung, die sowohl die Ursachen der Nervenschädigung behandelt als auch die Regeneration der Nerven unterstützt, ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Die Gabe von Uridinmonophosphat (UMP) in Kombination mit Vitamin B12 und Folsäure kann die Nervenregeneration fördern. Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, Entspannungstechniken und einer ausgewogenen Ernährung trägt ebenfalls zur Stärkung der Nerven bei. Die Forschung arbeitet kontinuierlich an neuen Therapieansätzen, um die Regeneration von Nervenzellen zu verbessern und chronische Schmerzen zu lindern.
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