„Weg vom Geist“ oder „ohne Geist“ - so lässt sich der Begriff „Demenz“ aus dem Lateinischen wörtlich übersetzen. Dies beschreibt bereits das wesentliche Merkmal von Demenzerkrankungen: die Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten bis hin zum völligen Verlust. Die Demenz gehört zu den häufigsten psychischen Krankheiten, wobei Deutschland im internationalen Vergleich den fünften Platz bei Erkrankungen dieser Art belegt. Die Angst vor Demenz betrifft daher nicht nur ältere Menschen; auch Menschen ab 50 Jahren können mit anhaltenden Gedächtnisstörungen konfrontiert werden.
Was ist Demenz?
Das Krankheitsbild der Demenz ist nicht eindeutig, sondern fasst bestimmte Symptome zusammen. Diese können bei einem einzelnen Patienten alle oder nur einige davon auftreten. Allgemein wird unter Demenz ein fortschreitender Zustand beschrieben, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses immer weiter abnimmt. Eine Demenz beginnt immer schleichend. Das unterscheidet sie vom Delir, einem akuten Auftreten vom Verlust kognitiver Fähigkeiten.
Demenz ist keine eigene Krankheit, sondern ein sogenanntes Syndrom, eine Kombination von Symptomen, die durch unterschiedliche Krankheiten hervorgerufen werden können. Obwohl Demenz vor allem bei älteren Menschen auftritt, ist sie keine normale Alterserscheinung.
Formen der Demenz
Die Symptome einer Demenz können von unterschiedlichen Krankheiten hervorgerufen werden, den sogenannten „Demenzformen“. Innerhalb der primären Demenzen lassen sich Formen und Arten von Demenz nach dem Auslöser unterscheiden:
- Neurodegenerative Demenz: Ausgelöst durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn.
- Vaskuläre Demenz: Verursacht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn.
- Sekundäre Demenzen: Indirekt ausgelöst durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch oder schädliche Umwelteinflüsse.
Alzheimer-Demenz
Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz und betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten. Aus bislang ungeklärten Gründen sterben bei Alzheimer nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was dann die Symptome der Demenz herbeiführt. Kennzeichnend für Alzheimer ist insbesondere der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses.
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Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Risikofaktoren für diese Art der Demenz sind unregelmäßiger Herzrhythmus, dauerhaft hoher Blutdruck (Hypertonie), verengte Blutgefäße (Arteriosklerose) und ein Schlaganfall. Die Symptome ähneln sehr stark der Alzheimer-Erkrankung.
Frontotemporale Demenz (Morbus Pick)
Die Frontotemporale Demenz / Morbus Pick ist, genau wie Alzheimer, auch eine neurodegenerative Krankheit. Das heißt, sie führt zu einem Rückgang von Nervenzellen im Gehirn. Besonders ist aber, dass die Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurückgehen. Das führt dazu, dass frontotemporale Demenz vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändert und weniger das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Frontotemporale Demenz tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf, in Einzelfällen sogar schon ab dem 20.
Lewy-Körper-Demenz (Lewy-Body-Demenz)
Die Lewy-Körper-Demenz (auch Lewy-Body-Demenz) ist ebenfalls eine neurodegenerative Erkrankung. Ihren Namen hat sie von den sogenannten „Lewy-Körperchen“, welche für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen, auch Halluzinationen genannt, sowie motorische Störungen. Auch ein rascher Wechsel von Wachheit zu Müdigkeit im Tagesverlauf kommt häufig vor.
Parkinson-Demenz
Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz.
Sekundäre Demenzen
Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow-Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst.
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Symptome von Demenz im Frühstadium
Im Folgenden werden die häufigsten Symptome der Demenz vorgestellt, die auf ein Frühstadium hinweisen können:
- Vergesslichkeit:
- Vergessen von Namen, Terminen oder kürzlich geführten Gesprächen.
- Verlegen von Alltagsgegenständen an ungewöhnlichen Orten.
- Wiederholtes Stellen derselben Fragen.
- Vergessen wichtiger Termine oder Ereignisse.
- Sich schwer tun, sich an kürzlich Geschehenes zu erinnern.
- Sich wiederholende Fragen stellen, obwohl die Antwort bereits gegeben wurde.
- Orientierungsprobleme:
- Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden.
- Verlieren der Orientierung in Bezug auf Zeit und Datum.
- Nicht mehr wissen, welcher Tag ist oder Termine immer wieder in Frage stellen.
- Sich in der eigenen Straße verirren.
- Schwierigkeiten, sich in neuen Umgebungen zurechtzufinden.
- Sprachliche Schwierigkeiten:
- Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten, sich auszudrücken.
- Verwenden falscher Begriffe für Alltagsgegenstände.
- Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen.
- Verlieren des roten Fadens im Gespräch.
- Verwenden von Füllwörtern oder unpassenden Begriffen.
- Probleme mit Planung und Problemlösung:
- Schwierigkeiten, komplexe Aufgaben zu bewältigen.
- Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen.
- Unfähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen.
- Schwierigkeiten beim Planen und Organisieren von Aufgaben.
- Schwierigkeiten beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen.
- Bekannte Rezepte werden nicht mehr beherrscht.
- Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit:
- Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Angstzustände.
- Rückzug von sozialen Aktivitäten und Hobbys.
- Misstrauen gegenüber anderen Menschen.
- Verlust der Eigeninitiative.
- Ungewöhnliche Verhaltensweisen oder Aggressivität.
- Veränderungen der Persönlichkeit und des Charakters.
- Leichte Reizbarkeit oder Traurigkeit.
- Schwierigkeiten mit visuellen und räumlichen Fähigkeiten:
- Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen.
- Probleme beim Einschätzen von Entfernungen.
- Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben.
- Fehlende Initiative und Antriebslosigkeit:
- Verlust des Interesses an Hobbys und Aktivitäten.
- Sozialer Rückzug.
- Verminderte emotionale Reaktionen.
- Veränderungen im Geruchs- und Geschmackssinn:
- Plötzlicher Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns.
- Wahnvorstellungen:
- Verfolgungswahn oder andere unrealistische Überzeugungen.
- Verleugnung von Problemen:
- Versuche, Gedächtnisprobleme zu verbergen oder zu rationalisieren.
- Einschränkung des Aktivitätsradius, um Schwierigkeiten zu vermeiden.
Es ist wichtig zu wissen, dass diese Anzeichen nicht bedeuten, dass man definitiv an Demenz erkrankt ist. Es sind erste Warnhinweise, denen man nachgehen sollte.
Stadien der Demenz
Die Alzheimer-Krankheit verschlimmert sich mit der Zeit. Die Stufen geben einen Überblick, wie sich Fähigkeiten während des Verlaufs der Krankheit verändern. Die Symptome von Alzheimer können stark variieren. Die siebenstufige Skala basiert auf einem System, das von Barry Reisberg, M.D., Klinik-Direktor der New York University School of Medicine's Silberstein Aging and Dementia Research Center, entwickelt wurde.
- Stadium 1: Keine Beeinträchtigung. Diese Person leidet nicht unter Gedächtnisproblemen.
- Stadium 2: Sehr leichte Beeinträchtigung. oder sie Gedächtnislücken aufweist, bekannte Wörter vergisst oder Alltagsgegenstände verlegt. Freunde, Familie oder Mitarbeiter bemerken erste Schwierigkeiten. Während eines ausführlichen ärztlichen Gesprächs können Ärzte möglicherweise Probleme mit dem Gedächtnis oder der Konzentration feststellen.
- Stadium 3: Leichte Beeinträchtigung. Beeinträchtigte Fähigkeit, herausfordernde Rechenaufgaben im Kopf durchzuführen, z.B.
- Stadium 4: Mäßige Beeinträchtigung (mäßige oder mittlere Alzheimer-Krankheit). Es zeigen sich auffällige Gedächtnis- und Denklücken und manche Betroffene fangen an, Hilfestellung bei alltäglichen Aktivitäten zu benötigen. Schwierigkeiten haben mit weniger anspruchsvollem Kopfrechnen, wie z.B.
- Stadium 5: Mäßig schwere Beeinträchtigung. Das Gedächtnis verschlechtert sich weiterhin, Persönlichkeitsveränderungen können auftreten und Personen benötigen umfangreiche Hilfe bei täglichen Aktivitäten.
- Stadium 6: Schwere Beeinträchtigung. Hilfe benötigen bei den verschiedenen Schritten des Toilettengangs (wie z.B. Wesentliche Veränderung des Charakters und des Benehmens erfahren, einschließlich Misstrauen und Wahnvorstellungen (wie z.B.
- Stadium 7: Sehr schwere Beeinträchtigung. In der Endstufe dieser Krankheit verliert eine Person die Fähigkeit, sich seiner oder ihrer Umgebung mitzuteilen, eine Unterhaltung zu führen und schließlich Bewegungen zu kontrollieren. In diesem Stadium wird umfangreiche Hilfe bei der täglichen Betreuung benötigt, einschließlich beim Essen oder dem Gang zur Toilette. Die Fähigkeit zum Lächeln, ohne Unterstützung zu sitzen und den Kopf aufrecht zu halten kann verloren gehen. Reflexe werden abnormal. Muskeln werden starr.
Diagnose und Behandlung
Stellen Sie eines oder mehrere der oben genannten Symptome an sich selbst oder bei einem Angehörigen fest, scheuen Sie sich nicht, einen Arzt aufzusuchen. Nur dieser kann eine gesicherte Diagnose liefern. Je früher die Demenz erkannt wird, desto eher kann die Therapie beginnen.
Diagnose
Wenn Sie als Angehöriger den Verdacht haben, dass eine Person an einer Demenzform erkrankt sein könnte, sollten Sie mit Einfühlungsvermögen aber auch Nachdruck darauf bestehen, diesen Verdacht abzuklären. All diese Anzeichen können, müssen aber nicht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz hindeuten.
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Spezielle Demenz-Tests messen die geistige Leistungsfähigkeit einer Person und lassen erkennen, ob diese noch im Normalbereich liegt, oder Anzeichen für eine Einschränkung durch eine Demenz vorliegen. Den sogenannten MMST als PDF können Sie als Selbsttest nutzen, um einen ersten Verdacht zu prüfen. Bitte beachten Sie, dass dieser Selbsttest keine ärztliche Diagnose ersetzt.
Liegt ein Anfangsverdacht für eine Demenz-Erkrankung vor, sollte der erste Gang zum Hausarzt, zu einer Gedächtnis-Sprechstunde oder einer Memory-Klinik führen. Eine frühe Diagnose von Demenz erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen.
Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests.
Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden. Mit den Ergebnissen kann der Arzt außerdem bestimmen, um welche Demenzform es sich handelt und in welchem Stadium sich der Betroffene befindet.
Behandlung
Für die meisten Demenzerkrankungen wie Alzheimer gibt es keine Heilung. Bei der Behandlung von Demenzen wird zwischen primärer und sekundärer Demenz unterschieden. Medikamente können jedoch den Verlauf dieser Demenzformen hinauszögern.
Beginnt man früh mit einer medikamentösen Therapie, kann der Krankheitsverlauf hinausgezögert werden. Neben der Gedächtnisstörung können auch typische Symptome wie Orientierungslosigkeit, Konzentrationsschwäche oder Depression damit gemildert werden. Um die geistige Leistung zu stärken, werden vor allem sogenannte Antidementiva eingesetzt.
Auch nicht medikamentöse Therapien können die geistigen Fähigkeiten fördern, Alltagsfertigkeiten stabilisieren und das seelische Wohlbefinden erhöhen. Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt von der Form der Demenz, dem Stadium der Erkrankung und den Symptomen ab.
- Verhaltenstherapie: Hilft vor allem Patienten in einem frühen Stadium, mit der Krankheit besser umzugehen.
- Logopädie: Für Menschen mit einer beginnenden Demenz, stärkt kommunikative Fähigkeiten und Wortfindung, verbessert Aussprache sowie Sprachverständnis.
- Kognitives Training: Für Demenzkranke in einem frühen Stadium zum Training der geistigen Fähigkeiten.
- Ergotherapie: Körperliche Aktivierung hilft Patienten in einem frühen und mittleren Stadium, Alltagstätigkeiten möglichst lange durchführen zu können.
- Musiktherapie: Unterstützt Betroffene in allen Krankheitsstadien dabei, positive Erinnerungen und Gefühle zu wecken.
- Realitätsorientierungstraining: Übt mit Demenzkranken aller Krankheitsstadien die zeitliche und räumliche Orientierung.
- Erinnerungstherapie: Mithilfe von Fotos, Geschichten und Alltagsgegenständen werden Erinnerungen geweckt und die geistigen Fähigkeiten angeregt, wirkt stimmungsaufhellend in allen Krankheitsstadien.
Als Angehöriger können Sie dem Erkrankten helfen, indem Sie die Therapieinhalte auch im Alltag aufgreifen oder üben.
Leben mit Demenz
Eine Demenz geht weit über den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinaus. Menschen mit Demenz fällt es zunehmend schwer, sich in ihrem alltäglichen Umfeld zu orientieren. Das Risiko wächst, dass sie sich und andere in Gefahr bringen. Deshalb ist es wichtig, die Lebensumstände - soweit möglich - an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Die Demenz raubt den Betroffenen zunehmend die Möglichkeit, vertrauten Tätigkeiten nachzugehen und ihre Freizeit wie gewohnt zu gestalten. Menschen mit Demenz verlieren nach und nach die Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen.
Hier sind einige Tipps für den Umgang mit Demenz im Alltag:
- Sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen: Vermeiden Sie lange und komplizierte Sätze.
- Geben Sie dem Erkrankten Zeit: Drängen oder hetzen Sie ihn nicht.
- Schaffen Sie eine ruhige und vertraute Umgebung: Vermeiden Sie Lärm und Ablenkungen.
- Beziehen Sie den Erkrankten in den Alltag ein: Geben Sie ihm Aufgaben, die er noch bewältigen kann.
- Fördern Sie die Bewegung: Spaziergänge und andere körperliche Aktivitäten können helfen, die geistigen Fähigkeiten zu erhalten.
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, die Symptome der Demenz zu lindern.
- Suchen Sie sich Unterstützung: Sprechen Sie mit anderen Angehörigen, Freunden oder professionellen Helfern über Ihre Erfahrungen.
Rechtliche Vorsorge
Regeln Sie rechtliche Fragen wie Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
Pflege und Betreuung
Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine echte Herausforderung. Zu Beginn der Erkrankung reicht oft ein wenig Unterstützung im Alltag aus, doch im weiteren Verlauf wird der Bedarf an Hilfe immer größer. Doch viele Menschen sind bereit, sich selbst so lange wie möglich um ihre Angehörigen zu kümmern, wenn diese an Demenz erkranken.
Menschen mit Demenz verändern ihr Verhalten und reagieren, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung, anders auf ihre Umwelt. Für Außenstehende ist es oft schwer, zu verstehen, was in der demenzerkrankten Person vorgeht. Unter anderem geht es um Kommunikation mit Demenzerkrankten, den Umgang mit Aggressionen und den Einsatz von Hilfsmitteln und Orientierungshilfen, die den Alltag erleichtern sollen. Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen.
Demenzdörfer
In Tönebön bei Hameln liegt Deutschlands erstes Demenzdorf: Hier leben Menschen mit Demenz in einer dörflichen Gemeinschaft, komplett mit Supermarkt, Café und individuell gestalteten Zimmern. Übernommen wurde die Idee, demenzerkrankte Menschen in einer dörflichen Gemeinschaft zu betreuen, aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.
Beschäftigung und Spiele
Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte sind aus zwei Gründen wichtig: Zum einen, weil viele Betroffene eine Unruhe entwickeln und zur Beruhigung unbedingt eine Beschäftigung brauchen. Zum anderen, weil Beschäftigung und Spiele die geistige und körperliche Aktivität anregen und soziale Interaktion erzeugen.
Ganz besonders wichtig ist, dass Angehörige sich selbst mit der Betreuung und Pflege nicht überfordern. Das große Stichwort lautet: Entlastung.
Inkontinenz
Im Laufe einer Demenzerkrankung kann eine Inkontinenz entstehen. Dabei verliert die demenzerkrankte Person unkontrolliert Harn (Harninkontinenz) oder Stuhl (Stuhlinkontinenz).
Beispiel: Die demenzerkrankte Person verliert die Kontrolle über ihre Harn- beziehungsweise Darmentleerung. Helfen Sie Betroffenen beim Auskleiden, falls sie Schwierigkeiten haben, den Harn lange zu halten. Wählen Sie individuell geeignetes Inkontinenzmaterial aus, das bequem sitzt und ausreichend Schutz bietet.
Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz können sich häufig nicht mehr verständlich äußern. Dies ist besonders problematisch, wenn sie Schmerzen haben. Durch Bewegungsmangel und Gedächtnisverlust können Toilettengänge ausbleiben. Häufig kommt es hierdurch zu einer schmerzhaften Verstopfung. Wenn Sie eine demenzerkrankte Person pflegen, haben Sie also auch ihre regelmäßige Harn- und Darmentleerung im Blick. In einem Protokoll können Sie alle Toilettengänge dokumentieren. Für die Harnentleerung gibt es spezielle Trink- und Miktionsprotokolle.
Lebenserwartung und Sterbebegleitung
Demenz führt an sich nicht unbedingt zum Tod. Dennoch haben Menschen, die an Demenz erkranken, eine verkürzte Lebenserwartung. Das liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie).(10) Das hat zwei Gründe: Zum einen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem. Man ist dann anfälliger für Infektionskrankheiten. Zum anderen bereitet der Vorgang des Kauens und Schluckens in diesem Stadium große Probleme (Schluckstörungen).
Bitte beachten Sie, dass die Lebenserwartung im Einzelfall stark von den Durchschnittswerten abweichen kann. Menschen mit fortgeschrittener Demenz können ebenso plötzlich sterben, wie alle anderen Menschen auch. Ein Arzt muss den Tod bestätigen und den Totenschein ausfüllen.
Um die Trauer und alle damit verbundenen Gefühle besser bewältigen können, helfen Gespräche mit Personen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis. Binden Sie frühzeitig einen ambulanten Palliativdienst aus Ihrer Umgebung ein. Ausgebildete Fachkräfte helfen Ihnen und beraten Sie in der schwierigen Situation, um ein würdevolles Sterben zuhause ohne Schmerzen für den betroffenen Menschen zu sichern. Fragen Sie Ihren ambulanten Pflegedienst oder den Hausarzt danach. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen.