Angst vor Demenz: Symptome erkennen und richtig handeln

Eine Demenzerkrankung stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Emma Heming-Willis, die Frau von Bruce Willis, sprach offen über die Schwierigkeiten des Lebens mit einem Demenzkranken. Demenz betrifft nicht nur ältere Menschen, und trotz intensiver Forschung gibt es bisher keine wirksamen Therapien. Es ist daher wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen und das Risiko durch einen angepassten Lebensstil zu minimieren.

Was ist Demenz?

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Krankheiten, wobei Alzheimer die häufigste Form darstellt. Sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen im höheren Lebensalter. Betroffene leiden unter Gedächtnisproblemen, Schwierigkeiten beim Denken, der Sprache und der Orientierung.

Alzheimer-Krankheit

Alzheimer beginnt mit Vergesslichkeit und mangelndem Antrieb. Gewohnte Handlungen werden immer schwieriger: Betroffene vergessen häufiger Worte, finden sich nicht mehr zurecht und können sich nicht mehr erinnern. Im fortgeschrittenen Stadium sind selbst einfache Handgriffe unmöglich, und der Patient erkennt seine eigenen Angehörigen nicht mehr.

Frontotemporale Demenz (FTD)

Eine frontotemporale Demenz (FTD) beginnt in der Regel früher als eine Alzheimer-Erkrankung - meist zwischen 50 und 60 Jahren. Bei fast allen Patienten zeigen sich von Beginn an Veränderungen der Persönlichkeit und im zwischenmenschlichen Verhalten.

Ursachen und Risikofaktoren

Nur etwa ein Prozent der Demenzerkrankungen sind erblich bedingt, das größte Risiko ist das Alter. Je älter man wird, desto größer ist das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Aber auch der Lebensstil ist entscheidend: Alkohol, Übergewicht und Bluthochdruck sollten vermieden werden. Regelmäßiger Sport im mittleren Lebensalter senkt das Demenzrisiko, viel psychischer Stress erhöht es.

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Wie kann man das Risiko senken?

Experten empfehlen geistige, körperliche und soziale Aktivitäten. Bislang ist Demenz nicht heilbar, Therapien erwarten Experten erst in Jahrzehnten. Vorher könnte es bessere Diagnose- und Früherkennungsverfahren sowie Medikamente geben, die das Fortschreiten verlangsamen.

Frühzeitige Erkennung und Diagnose

Die Erkrankung beginnt schleichend, oft Jahrzehnte vor dem eigentlichen Ausbruch. Eine frühzeitige Sensibilisierung für Frühsymptome gewinnt an Bedeutung, besonders im Hinblick auf neue Alzheimer-Medikamente, die in frühen Stadien wirksam sind. Präventionsmaßnahmen sind umso wirkungsvoller, je früher und regelmäßiger man sie umsetzt.

Symptome im Überblick

  1. Vergesslichkeit: Es gibt kaum einen Menschen, der nicht schon einmal etwas vergessen hat, sei es den Namen der neuen Nachbarin oder an wen man vor Jahren ein Buch verliehen hatte. Das ist zu einem gewissen Grad normal. „Unser Gehirn arbeitet hoch ökonomisch, gerade unter Stress sortiert es vermeintlich unwichtige Dinge aus.
  2. Verlegen von Gegenständen: Natürlich kann das jedem einmal passieren, dass man nicht mehr weiß, wo der Autoschlüssel liegt. Aber die meisten können sich zumindest herleiten, wo er liegen könnte - „ich habe ihn zuletzt auf dem Schreibtisch liegen sehen, also schaue ich da mal nach“. Ist der Autoschlüssel aber ständig weg und findet man ihn dann an ‚sonderbaren‘ Orte wieder, z. B.
  3. Wortfindungsstörungen: Betroffenen fällt oft nicht das richtige Wort ein, obwohl es sich um Alltagsgegenstände handelt, oder sie benutzen falsche Begriffe (z. B. Schienenbus statt Bahn).
  4. Orientierungslosigkeit: Ihr Angehöriger findet sich auf einmal nicht mehr in der gewohnten Umgebung zurecht und ist überrascht, wenn Sie zur vereinbarten Zeit erscheinen. Oder er vergisst gehäuft, welcher Tag genau ist bzw. Termine werden immer wieder in Frage gestellt. Er könnte sogar in seiner eigenen Straße stehen und die Orientierung verloren haben.
  5. Veränderungen der Persönlichkeit: Weitere Veränderungen der Persönlichkeit können jedoch auch in die andere Richtung tendieren: Oft sind vor allem betagte Menschen sehr müde.
  6. Wahnvorstellungen: Dieses Symptom kann sich im Verlauf der Erkrankung verstärken. Zu Beginn sind es oft eher Bilder aus der Vergangenheit, die sich mit dem aktuellen Geschehen mischen und man glaubt zum Beispiel, in der Pflegerin die eigene Mutter zu erkennen. Wahnvorstellungen können beispielsweise sein: Der Postbote unterschlägt wichtige Briefe oder die Nachbarn verärgern den Patienten mit Absicht.

Treten eines oder mehrere dieser Symptome öfter auf, sollte man zunächst hausärztlichen Rat einholen. Besteht ein Verdacht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz, stehen kognitive Kurztests zur Verfügung, um eine gute Ersteinschätzung vornehmen zu können. Betroffene sollten sich nicht schämen und ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt frühzeitig ins Vertrauen ziehen. Bei einer zunehmenden kognitiven Störung sollte immer die Ursache geklärt und entsprechend behandelt werden. Dafür stehen zahlreiche Gedächtnisambulanzen zur Verfügung.

Demenz-Tests

Psychometrische Tests werden von Fachexperten durchgeführt, um Verhaltensweisen in standardisierten Situationen zu erheben und zu analysieren. Diese Tests geben Hinweise auf eine Demenz, ersetzen aber keine ärztlichen Untersuchungen.

Bekannte Tests sind:

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  • Demenz-Detektions-Test (DemTect): Ein einfaches Verfahren, das auch das Alter des Patienten berücksichtigt.
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST): Aussagekräftiger, wird häufig in Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet.
  • Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Sollte von geschultem Personal durchgeführt werden.
  • Uhrentest: Einfach durchzuführen, liefert schnelle Hinweise.
  • Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Schließt eine Depression als Ursache aus.
  • Syndrom-Kurztest (SKT): Erfasst Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung.

Behandlung und Therapie

Generell gilt: Je früher Demenz- und Alzheimer-Patienten mit Medikamenten und begleitenden Maßnahmen beginnen, desto besser kann der geistige Verfall verzögert werden. Mit Medikamenten lassen sich insbesondere im frühen und mittleren Stadium der Erkrankung Symptome lindern und der Krankheitsverlauf hinauszögern.

Medikamentöse Behandlung

Um die geistige Leistung zu stärken, werden vor allem sogenannte Antidementiva eingesetzt.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

Zu den nicht-medikamentösen Maßnahmen zählen kognitives Training, Ergo- und Musiktherapie. Ziel der Therapien ist es, den Betroffenen ein langes eigenständiges Leben zu ermöglichen. Demenzerkrankungen verlaufen unterschiedlich, und ebenso unterschiedlich sind die Bedürfnisse der Betroffenen. Menschliche Zuwendung und Beschäftigung, ein angemessener Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten sowie eine demenzgerechte Gestaltung der Wohnung sind von besonderer Bedeutung.

  • Verhaltenstherapie: Hilft vor allem Patienten in einem frühen Stadium, mit der Krankheit besser umzugehen.
  • Logopädie: Stärkt kommunikative Fähigkeiten und Wortfindung, verbessert Aussprache sowie Sprachverständnis.
  • Kognitives Training: Trainiert die geistigen Fähigkeiten in einem frühen Stadium.
  • Ergotherapie: Hilft Patienten in einem frühen und mittleren Stadium, Alltagstätigkeiten möglichst lange durchzuführen.
  • Musiktherapie: Weckt positive Erinnerungen und Gefühle in allen Krankheitsstadien.
  • Realitätsorientierungstraining: Übt die zeitliche und räumliche Orientierung in allen Krankheitsstadien.
  • Erinnerungstherapie: Weckt Erinnerungen und regt die geistigen Fähigkeiten an, wirkt stimmungsaufhellend in allen Krankheitsstadien.

Umgang mit Betroffenen

Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft rät Angehörigen dazu, die Krankheit anzunehmen, anstatt sie zu verleugnen. Sie sollten den Kranken nicht auf seine Fehler hinweisen, ihn nicht kritisieren oder überfordern.

Verhaltensänderungen und Tipps für den Umgang

Demenzkranke verlieren nach und nach ihre Erinnerungen, was zu Verwirrung und Angst führt. Sie fühlen sich oft missverstanden und ausgeliefert.

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Häufige Verhaltensänderungen sind:

  • Unruhe, Umherwandern oder Hinterherlaufen
  • Rückzug und depressive Symptome, Reizbarkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Ständiges Fragen
  • Wiederkehrende Handlungen wie Klatschen, Klopfen oder Schreien
  • Vorwürfe und Verdächtigungen
  • Aggressivität

Tipps für den Umgang:

  • Sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen
  • Geben Sie dem Erkrankten das Gefühl, verstanden und ernst genommen zu werden
  • Drängen oder hetzen Sie nicht
  • Meiden Sie Diskussionen und nehmen Sie Konfrontationen nicht persönlich
  • Beruhigen Sie in schwierigen Situationen
  • Bleiben Sie in Konfliktsituationen ruhig
  • Fördern Sie Bewegung
  • Achten Sie auf eine ausreichende und gesunde Ernährung
  • Seien Sie geduldig

Unterstützung für Angehörige

Die AOK bietet den „Famliencoach Pflege“ an, ein Online-Selbsthilfe-Programm, das hilft, den seelisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen und sich vor Überlastung zu schützen.

Formen der Demenz

Es gibt viele verschiedene Krankheitsbilder, die unter den Oberbegriff Demenz fallen.

  • Alzheimer: Gedächtnisstörungen stehen im Vordergrund.
  • Vaskuläre Demenz: Konzentrationsschwäche und Antriebsminderung sind typisch.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Veränderungen der Persönlichkeit und im zwischenmenschlichen Verhalten stehen im Vordergrund.

Forschung und neue Therapieansätze

Die Forschung zum Thema Demenz ist sehr dynamisch. Wissenschaftler untersuchen, inwiefern sich eine gesunde Lebensweise auf das individuelle Demenz-Risiko auswirkt und entwickeln neuartige Methoden zur Früherkennung. Ein vielversprechender Ansatz in der Alzheimer-Therapie sind Antikörper-Wirkstoffe, die gezielt gegen die Ablagerungen des Amyloid-Beta-Proteins im Gehirn wirken.

Seit diesem Jahr stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Ursächlich bedeutet: Sie bauen aktiv Amyloid-Plaques ab. Das sind Eiweißablagerungen im Hirn, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen.

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