Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die die Fähigkeit zu sprechen, zu verstehen, zu lesen oder zu schreiben beeinträchtigt. Der Begriff "Aphasie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Sprachlosigkeit". Sie entsteht meist durch Schäden im Sprachzentrum nach Kopfverletzungen, einem Schlaganfall oder bei Hirntumoren. Eine Aphasie kann unterschiedlich schwer sein und von leichter Sprachverwirrung bis zum völligen Verlust der sprachlichen Fähigkeiten reichen. Aphasien entstehen, wenn die Sprachzentren in der dominanten, meist linken Hirnhälfte geschädigt sind. Die Betroffenen haben Probleme beim Sprechen und Verstehen, häufig auch beim Lesen und Schreiben. Aphasien sind Sprachstörungen - keine Sprechstörungen. Das heißt: Nicht der Prozess der Wortbildung ist gestört wie beispielsweise beim Stottern, sondern die zugrunde liegenden Fähigkeiten, Sprache zu codieren und zu decodieren.
Aphasie und Demenz: Ein Überblick
Es ist wichtig zu verstehen, dass Aphasie keine Demenzerkrankung ist. Es handelt sich um eine Sprachstörung, die durch Schäden in Hirnregionen verursacht wird, die für Sprache zuständig sind. Sie tritt oft nach einem Schlaganfall auf. Die Aphasie kann aber ein Symptom von Demenz sein. Demenzerkrankungen wie Morbus Alzheimer oder die Frontotemporale Demenz beeinträchtigen zusätzlich das Gedächtnis, das Denken und die sozialen Fähigkeiten stark. Eine Demenz hat Auswirkungen auf Sprachverständnis, Sprechen, Lesen und Schreiben. Auch beim Verlust von Hirnsubstanz können Sprachverständnis und Sprechen gestört sein.
Ursachen und Risikofaktoren
Eine Aphasie entsteht durch Schädigungen in bestimmten Gehirnbereichen. Häufige Auslöser sind Kopfverletzungen, ein Schlaganfall (für ca. 80 Prozent aller Fälle von Aphasie verantwortlich) oder Gehirntumoren sowie bestimmte neurologische Erkrankungen wie Alzheimer. Seltener sind schwere Infektionen, Gehirnentzündungen oder Stoffwechselstörungen ursächlich für diese Störung der Sprachfähigkeiten. Je nach Auslöser treten die Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen, Lesen oder Schreiben plötzlich oder schleichend auf. Weitere Ursachen können sein: Schädel-Hirn-Trauma, entzündliche Erkrankungen des Gehirns oder Vergiftungen.
Ein Schlaganfall ist mit Abstand die häufigste Ursache für eine Aphasie. Das bedeutet, die Aphasie wird im Verlauf der Schlaganfall-Behandlung und Rehabilitation chronisch. Eine Aphasie kann auch bei einer Alzheimer-Demenz oder bei einer oft früh einsetzenden Form der Demenz, der sogenannten Frontotemporalen Demenz, auftreten. Das ist jedoch sehr viel seltener der Fall im Vergleich zur Aphasie bei einem Schlaganfall. Bei einem Schlaganfall führt eine Durchblutungsstörung beispielsweise häufig dazu, dass das Sprachzentrum im Gehirn geschädigt wird.
Formen der Aphasie
Die Aphasie ist eine von verschiedenen Störungen, die das menschliche Sprachsystem betreffen. Denn bei einer Aphasie handelt es sich um eine erworbene Störung des Sprachsystems, bei der die Fähigkeit zu sprechen in der Regel nicht vollständig verloren gegangen ist. Es gibt verschiedene Formen der Aphasie, die sich in ihren Symptomen und den betroffenen Hirnbereichen unterscheiden. Aphasien werden unterteilt in flüssige Aphasie und nicht-flüssige Aphasie.
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- Broca-Aphasie: Die Broca-Aphasie wurde früher auch als motorische Aphasie bezeichnet und zählt zu den nichtflüssigen Aphasien. Das heißt, die betroffene Person kann in der Regel nicht flüssig sprechen. Außerdem ist das Sprechen mit erheblichen Anstrengungen verbunden. Das heißt, es können keine vollständigen Sätze gebildet werden. Ausgesprochen werden nur einzelne Satzbestandteile oder Wörter. Dadurch ist die Möglichkeit, sich auszudrücken, für den Betroffenen stark eingeschränkt. Das Sprachverständnis ist gut erhalten. Die Region ist für die Sprachproduktion verantwortlich. Kommt es hier zu Beeinträchtigungen, können Betroffene häufig nur die wichtigsten Wörter eines Satzes sagen.
- Wernicke-Aphasie: Die veraltete Bezeichnung der Wernicke-Aphasie lautet „sensorische Aphasie“. Sie gehört zur Gruppe der flüssigen Aphasien. Die Satzbauteile geraten beim Sprechen durcheinander und Wörter werden verwechselt. So lässt sich der Sinn des Gesagten für den Zuhörenden nur schwer erkennen. Das heißt, der Aphasiker versteht das Gesagte nicht oder nur eingeschränkt. Lesen und schreiben ist für die Betroffenen nicht möglich. Ist die Verletzung weiter hinten, also Richtung Nacken, dann ist hauptsächlich das Verständnis von Sprache gestört. In dem Fall liegt eine sogenannte Wernicke-Aphasie vor. Betroffene hören das Gesagte zwar, können die Wörter aber nicht sinngemäß verstehen oder nutzen. Sie können auch ihre eigene Sprache schwer wahrnehmen und kontrollieren. Das Ergebnis sind oft lange verschachtelte Sätze mit vielen Wiederholungen darin.
- Amnestische Aphasie: Die Amnestische Aphasie gehört zur Gruppe der flüssigen Aphasien. Das vorrangige Symptom ist die Wortfindungsstörung. Die Satzinhalte wiederholen sich oft und es werden Floskeln oder Umschreibungen verwendet, um die Wortfindungsstörung zu überspielen. Bei dieser Form sind sowohl das Sprachverständnis als auch die Sprachproduktion betroffen, allerdings in einem geringeren Ausmaß.
- Globale Aphasie: Die vierte und schwerste Form ist die Globale Aphasie, bei der sich Betroffene meist nur mit wenigen Worten äußern können.
Symptome einer Aphasie
Bei dieser Sprachstörung kommt es zu Problemen beim Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben. Betroffene haben Schwierigkeiten, die richtigen Wörter zu finden oder Sätze zu formulieren. Auch gesprochene oder geschriebene Sprache verstehen sie manchmal nicht mehr richtig. Die Symptome sind unterschiedlich, je nach betroffenem Gehirnbereich und Schweregrad der Aphasie.
Wie sich eine Aphasie bemerkbar macht, hängt übrigens davon ab, welches der sprachrelevanten Areale des Gehirns geschädigt ist. Wer eine Person mit einer Aphasie vor sich hat, kann die Sprachstörung möglicherweise nicht richtig deuten. Das liegt auch daran, dass Aphasie immer noch relativ unbekannt ist. Außenstehende bemerken, dass Betroffene sich mitteilen möchten, aber nicht die richtigen Worte finden oder unverständliche Sätze bilden. Die unverständliche Sprache rührt daher, dass bei Betroffenen die Wörter in der falschen Reihenfolge im Satz stehen oder dass sie nur noch auf wenige Wörter zurückgreifen können. Ein typischer Satz eines Aphasikers oder einer Aphasikerin könnte sein: „Ich … Unfall … nicht … Sprache“.
Menschen mit Demenz verlieren nach und nach ihre Sprache. Ursächlich für eine Demenz ist eine Veränderung des Gehirns und der damit verbundenen kognitiven Fähigkeiten. Je nach dem welche Zellen betroffen sind, kann es zu unterschiedlichsten Symptomen/ Schwierigkeiten kommen. Die bekanntesten Symptome sind Vergesslichkeit und der Verlust der Orientierung. Abhängig von den Ursachen für die Hirnveränderungen und abhängig von den betroffenen Hirnregionen kann es aber zu vielen anderen Symptomen kommen und werden viele verschiedene Demenzformen unterschieden. Auch Sprachstörungen können ein Symptom im Zuge einer Demenz sein. Sprachstörungen können aber auch entstehen, lange bevor es zu bekannteren Symptomen einer Demenz kommt. In diesen Fällen spricht man von einer PPA (Primär progrediente Aphasie), was letztlich „zunehmende Sprachstörung“ bedeutet.
Diagnose einer Aphasie
Sprachstörungen sind immer ein Alarmsignal. Treten sie zudem plötzlich auf, sollten Sie sofort einen Notarzt rufen. Die Aphasie-Diagnostik beginnt in der Akutphase im Krankenhaus und wird von Logopäden, also Sprachtherapeuten, durchgeführt. Viele Patienten haben sind zu Beginn dieser Phase noch schwach und ihr Gesundheitszustand ist instabil. Erst nach etwa sechs Wochen kann eine detaillierte Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten des Betroffenen stattfinden. Dafür stehen unterschiedliche Tests zur Verfügung. Sollten Sie als angehörige Person wiederholt Sprachstörungen bei Ihrem Familienmitglied bemerken, kann es sich lohnen, diese zu dokumentieren und für ein späteres Arztgespräch bereitzuhalten. Gibt es Muster, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen oder Verwechslungen?
Die Diagnose stellt ein Logopäde (Sprachtherapeut) mithilfe spezieller Tests (wie der Aachener Aphasie-Test, AAT). Diese beinhalten Fragen zu den Symptomen, zu Beruf, Familie und Freizeitaktivitäten. Zudem wird die Sprache des Patienten analysiert, um etwaige Auffälligkeiten feststellen zu können:
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- Wort- und Lautverdrehungen
- Wortfindungsstörungen
- Wortwiederholungen
Darüber hinaus werden folgende Aspekte beurteilt:
- die Fähigkeit des Patienten, Silben, Worte und Sätze nachzusprechen
- Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit
- Sprachverständnis
- die Fähigkeit, Dinge zu benennen
- die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben
Der Aphasie-Schnell-Test (AST) wurde für leichte bis mittelgradige akute Aphasien entwickelt. Der Test kann einfach durchgeführt werden und dauert etwa fünf bis 15 Minuten. Mit diesem Test kann zum einen ermittelt werden, ob eine Aphasie vorliegt oder nicht. Der Test dauert zwischen 60 und 90 Minuten.
Bestimmte standardisierte Tests der Hirnfunktion (neuropsychologische Tests) können von einem Neuropsychologen oder Sprachtherapeuten durchgeführt werden. Die neuropsychologischen Tests liefern Informationen darüber, wie unterschiedliche Bereiche des Gehirns funktionieren. Diese Tests können den Ärzten dabei helfen, eine Aphasie mit nur vagen Symptomen festzustellen. Durch diese Tests kann die Behandlung geplant und bestimmt werden, wie wahrscheinlich eine Heilung ist.
Es werden bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt, um herauszufinden, durch welche Art von Hirnschaden die Aphasie verursacht wird. Je nach vermuteter Ursache können weitere Tests durchgeführt werden.
Therapie und Behandlung
Aphasiker sollten sich so früh wie möglich sprachtherapeutisch behandeln lassen. Doch auch Jahre nach Krankheitsbeginn lassen sich mit einer entsprechenden Therapie noch Erfolge erzielen. Die Behandlung einer Aphasie ist nicht invasiv, das heißt, Betroffene müssen nicht befürchten, am Gehirn operiert zu werden. Das übergeordnete Ziel der Aphasie-Therapie ist es, die sprachlichen Fähigkeiten des Patienten wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Betroffene lernen, die Sprachstörung durch andere Ausdrucksmöglichkeiten wie Gestik oder durch die Zuhilfenahme von Hilfsmitteln zu kompensieren. Entscheidend ist es, dass die Patienten dazu befähigt werden, wieder kommunizieren zu können. Die Behandlung der Aphasie liegt im Aufgabenbereich der Logopädie, also des Sprachtherapeuten. Patienten führen speziellen Aphasie-Übungen unter der Anleitung der Logopäden durch. Das genaue Therapieziel orientiert sich am Einzelfall, je nach Aphasie-Form, Schweregrad sowie allgemeiner gesundheitlicher Verfassung des Betroffenen.
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Eine Aphasie-Therapie hat folgende Ziele:
- Die erkrankten Hirnareale zu reaktivieren (Reorganisation).
- Andere Hirnbereiche anzuregen, die Aufgaben der gestörten Areale zu übernehmen (Kompensation).
- Den Patienten zum Sprechen zu animieren.
- Die Angst, nicht verstanden zu werden und Fehler zu machen, abzubauen.
- Den Patienten aus seiner Isolation zu befreien.
Eine umfassende Aphasie-Therapie beinhaltet meist Sprech-, Konzentrations- und Verständnisübungen, aber auch Rollenspiele, in denen Alltagssituationen trainiert werden. Letztere finden häufig im Rahmen von Gruppensitzungen statt. Patienten, die unter einer sehr schweren Form der Aphasie leiden, lernen, über Gesten mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren.
Die Therapie beinhaltet drei Stufen:
- Aktivierungsphase: Zunächst geht es darum, den Patienten so früh wie möglich zum Sprechen anzuregen. Diese Phase sollte möglichst kurz nach der Hirnschädigung beginnen, auch wenn noch nicht klar ist, welche Aphasie-Form vorliegt.
- Übungsphase: Die Übungsphase sollte mehrere einstündige Sitzungen wöchentlich beinhalten. Anfangs wird meist in Einzeltherapie, später auch oft in Gruppensitzungen geübt. Die Übungsphase dauert mindestens ein Jahr, oft auch länger. Da sich jede Hirnschädigung anders auswirkt, gibt es kein therapeutisches Standardverfahren. Der Trainingsplan wird vielmehr individuell auf die Fähigkeiten, Beschwerden und die Persönlichkeit des Patienten zugeschnitten.
- Konsolidierungsphase: In der letzten Phase der Aphasie-Therapie lernt der Patient, seine Fähigkeiten optimal einzusetzen und weiter auszubauen.
Grundsätzlich gilt, dass die logopädische Therapie so früh wie möglich begonnen werden sollte, am besten noch während des Krankenhausaufenthaltes. Wenn der Betroffene wieder zuhause ist, muss die logopädische Therapie von einem Arzt verordnet werden. Grundsätzlich kann die ambulante Logotherapie einzeln oder in Gruppen stattfinden.
Therapie bei Sprachstörungen im Rahmen einer Demenz
Im Unterschied zur Therapie bei anderen Sprachstörungen können bei Sprachstörungen im Rahmen einer Demenz nicht neu gelernt werden oder Fähigkeiten zurückerlangt werden. Ziele der Therapie sind individuell vorhandene Fähigkeiten anzuregen, zu nutzen, so lange wie möglich zu erhalten und Kompensationsstrategien zu entdecken. Auch soll mit vorhandenen vielleicht eingeschränkten Fähigkeiten die Erfahrung gelungener Kommunikation gemacht werden. Betroffene leiden oftmals unter entstehenden Misserfolgen und haben weniger Selbstvertrauen. Auch Angehörige werden aufgeklärt, wie ihr Partner Kommunikation erlebt, was schwierig ist und welche Situationen besonders herausfordernd sind.
Hilfsmittel und Kommunikationsstrategien
Es gibt Hilfsmittel, die es Aphasikern trotz eingeschränkter Sprachfähigkeit ermöglichen, an Gesprächen teilzunehmen. Darüber hinaus gibt es inzwischen eine große Vielfalt an elektronischen Kommunikationshilfen. Bevor sich Aphasiker Hilfsmittel anschaffen, sollten sie einen Antrag auf Kostenübernahme für elektronische oder nicht-elektronische Hilfsmittel beim zuständigen Kostenträger stellen. Dem Antrag muss ein Kostenvoranschlag beigefügt werden. Kommunikationshilfen gibt es inzwischen auch als digitale Anwendungen (Apps) für Smartphones und Tablets. Nicht jede Krankenkasse übernimmt die Kosten für Aphasie-Apps. Zur therapeutischen Begleitung von Krankheiten etablieren sich Digitale Gesundheitsanwendungen jedoch immer mehr.
Im Smartphone können sich Betroffene bestimmte Sätze als Audioaufnahme einspeichern und bei Bedarf abspielen. Diese Form der unterstützten Kommunikation kann zum Beispiel den Besuch bei einem Friseur vereinfachen. Außerdem gibt es mittlerweile elektronisch unterstützte Übungen, die Betroffene mit nach Hause nehmen können. Hier kann ein Gerät unter anderem überprüfen, ob Menschen mit einer Aphasie verschiedene Wörter richtig aussprechen. Bei Bedarf können sie sich ein Wort, zum Beispiel „Kaffee“, vorlesen lassen, und dann selbstständig üben.
Manche Menschen mit Aphasie drucken sich einen kurzen Satz auf ein Kärtchen und laminieren es. Darauf kann beispielsweise stehen: Ich habe eine Sprachstörung, keine Denkstörung - bitte reden Sie normal mit mir. Auch Kärtchen mit Bildern, Symbolen oder Buchstaben können die Kommunikation vereinfachen.
Tipps für Angehörige und Pflegepersonal
Das Sprachvermögen zu verlieren, verstört und frustriert die Betroffenen. Viele reagieren verzweifelt oder aggressiv, manche entwickeln sogar eine Depression. Aphasie-Patienten müssen sich zudem sehr anstrengen, um sich auszudrücken und andere zu verstehen. Sie sind deshalb häufig schnell erschöpft und brauchen viel Ruhe.
Besonders schwierig ist es für die Betroffenen, wenn ihre Umwelt sie als geistig behindert betrachtet und bevormundet. Deshalb ist es wichtig, Aphasiker respektvoll zu behandeln, so dass sie ihr Selbstvertrauen und ihre Lebensfreude nicht ganz verlieren.
Folgende Tipps können Ihnen den Umgang mit Aphasikern erleichtern:
- Bleiben Sie geduldig: Menschen mit einer Aphasie brauchen Zeit, um Gesprächsinhalte zu erfassen. Sprechen Sie langsam, benutzen Sie einfache Sätze und legen Sie Pausen ein.
- Nehmen Sie dem Aphasiker nicht das Wort aus dem Mund: Menschen mit einer Aphasie sprechen häufig stockend und suchen lange nach Worten. Warten Sie ab, ob der Aphasiker den gesuchten Begriff nicht doch noch findet, denn für ihn ist jedes sprachliche Erfolgserlebnis wichtig. Oft gelingt es ihm, sich auszudrücken, wenn man ihm genügend Zeit lässt. Wird der Aphasiker von einem Dritten angesprochen, sollten Sie der Versuchung widerstehen, für ihn zu antworten.
- Erleichtern Sie die Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich und unterstreichen Sie das Gesagte durch Mimik und Gesten.
- Sichern Sie das Verständnis: Wenn Sie nicht ganz sicher sind, ob Sie einen Menschen mit einer Aphasie richtig verstanden haben, stellen Sie einfache Ja/Nein-Fragen: "Du sprichst von Frau Schulze?". Scheint der Betroffene verwirrt zu sein, fragen Sie aktiv nach, ob er alles verstanden hat.
- Korrigieren Sie nicht zu viel: Menschen, die an einer Aphasie leiden, haben oft Angst vor sprachlichen Fehlern und trauen sich deshalb nicht, zu sprechen. Andauerndes Korrigieren verstärkt diese Angst.
- Beseitigen Sie Störquellen: Menschen mit Aphasie können sich nur schwer auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren. Sind mehrere Personen an dem Gespräch beteiligt, sollten nicht alle durcheinander sprechen. Auch ablenkende Geräuschquellen wie Radio oder Fernseher sollten während eines Gesprächs abgestellt werden.
- Erleichtern Sie den Kontakt mit anderen: Viele Menschen sind unsicher, wie sie mit einem Aphasiker umgehen sollen. Ermutigen Sie sie, mit dem Betroffenen zu sprechen und geben Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung in punkto Aphasie weiter.
Weitere Tipps für eine bessere Kommunikation:
- Fragen sollten nicht zu sehr ins Detail gehen, das verunsichert.
- Verneinungen verwirren. Sie positiv umformulieren, macht Kommunikation leichter. Beispiel: »Heute regnet es. Wir bleiben deshalb zu Hause» ist verständlicher als »Heute regnet es.
- Wenn Pronomen (er, sie, es) nicht mehr verstanden werden, hilft es, das Subjekt zu wiederholen. Zum Beispiel: «Der Arzt sagt, wir sollen noch warten.
- Am besten verstanden wird eine ruhige und langsame Sprechweise.
- Wer sein Gegenüber aktivieren will, bleibt am besten im grammatikalischen Aktiv und vermeidet wo möglich das Passiv. «Du kannst jetzt baden, Erich. Die Badewanne ist jetzt voll, das Wasser ist schön warm. Schau, hier ist dein Handtuch.
- Hilfreich sind Wörter mit Signalcharakter, denn sie fördern die Konzentration auf das Hier und Jetzt.
Umgang mit Aphasie in Pflegekursen erlernen. Pflegekurse werden von den Pflegekassen finanziert und sind gemäß § 45 SGB XI für die Teilenehmenden kostenfrei. Kommunikation spielt in vielen Modulen von Pflegekursen eine wichtige Rolle. Mit entsprechenden Fragen können Sie herausfinden, worüber der Betroffene sprechen möchte. Ein Beispiel: „Geht es um das Thema Urlaub? Meinst Du den Sommerurlaub im letzten Jahr? Wichtig ist, dass Sie ehrlich sind und es dem Betroffenen mitteilen, wenn Sie ihn nicht verstanden haben.
Unterstützung durch eine 24-Stunden-Betreuungskraft
Eine 24-Stunden-Betreuungskraft kann eine wertvolle Ressource sein, um pflegebedürftige Angehörige mit Aphasie im Alter zu unterstützen.
Krankheitsverlauf und Prognose
Wie eine Aphasie verläuft, ist individuell unterschiedlich. Ursache und Ausmaß der Gehirnschädigung und die Therapiemöglichkeiten bestimmen die Dauer und Schwere der Störung. Tritt eine Aphasie als Symptom einer anderen Erkrankung auf, kann deren Verlauf die Lebenserwartung aber beeinträchtigen.
Der Krankheitsverlauf und die Prognose hängen von der Ursache, dem Schweregrad und Ort der Schädigung ab. Einige Menschen erholen sich nach einer Therapie innerhalb von Wochen oder Monaten vollständig, bei anderen bessert sich die Aphasie nur teilweise und sehr langsam oder gar nicht. Die meisten Betroffenen benötigen Unterstützung in Form einer Sprachtherapie oder Rehabilitationsmaßnahme, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.
Wie gut sich ein Patient erholt, wird von folgenden Faktoren beeinflusst:
- Ursache, Größe und Ort der Schädigung
- Das Ausmaß, zu dem die Sprache beeinträchtigt ist
- Das Ansprechen auf die Behandlung
- In geringerem Maße das Alter, die Bildung und die allgemeine Gesundheit des Patienten
Kinder unter 8 Jahren erlangen oft die Fähigkeit zu sprechen wieder, auch wenn ihr Gehirn schwer geschädigt wurde.
Aphasie und Lebenserwartung
Aphasie hat keinen Einfluss auf die Lebenserwartung, weil nur die Gehirnbereiche betroffen sind, die Sprache verarbeiten.
Berufliche Wiedereingliederung
Der berufliche Wiedereinstieg mit einer Aphasie kann Betroffene vor große Herausforderungen stellen. Nicht alle Berufe sind mit einer Aphasie gleichermaßen vereinbar. Das Heidelberger Aphasie-Modell ist ein Angebot des Berufsförderungswerks in Kooperation mit dem Bundesverband Aphasie e. V. und den SRH Fachschulen. In dieser Zeit werden die Menschen zudem darüber beraten, welche beruflichen Tätigkeiten in Frage für sie kommen könnten. Danach absolvieren sie eine drei- bis sechsmonatige Berufsvorbereitung. Im gewählten Berufszweig folgt eine Qualifizierung in Form einer Umschulung oder Ausbildung.
Selbsthilfegruppen und Unterstützung
Aphasiker können sich auf der Internetseite der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) informieren. Dort gibt es ein Verzeichnis der stationären Einrichtungen für medizinische Rehabilitation. In der Suchmaske kann das Krankheitsbild „Sprachstörung“ oder „Sprachbehinderungen“ ausgewählt werden.
Es gibt Selbsthilfegruppen, deren Angebote sich speziell an Aphasiker richten. Für viele Betroffene ist es hilfreich, sich in diesem Rahmen über Themen auszutauschen, die sie mit nicht betroffenen Menschen schwierig nur besprechen können. Selbsthilfegruppen unterscheiden sich zum einen in professionell geführte Gruppen, die auch therapeutische Angebote haben. Zum anderen gibt es von Betroffenen selbst organisierte Gruppen. Eine zentrale Interessenvertretung ist der Bundesverband für die Rehabilitation der Aphasiker e.V.
Finanzielle Unterstützung
Bei Hirnschäden mit kognitiven Leistungseinschränkungen, wie einer Aphasie, haben Betroffene die Möglichkeit, einen Nachteilsausgleich zu erhalten. Betroffene sollten prüfen, ob ihnen ein Pflegegrad zusteht, womit sie finanzielle Unterstützung erhalten können. Da die Aphasie im Alter neurologische Ursachen hat, kann entweder ein Behindertengrad oder Pflegegrad beantragt werden.
Frontotemporale Demenz und Aphasie
Aphasien sind ausserdem Leitsymptome von zwei Unterformen der Frontotemporalen Demenz, jener Form der Demenz, die durch einen Nervenzellenuntergang in den Stirnlappen (Frontallappen) und den Schläfenlappen (Temporallappen) des Gehirns verursacht wird. Diese Untergruppen werden auch als «Sprachdemenzen» bezeichnet, weil sie sich primär in Störungen der gesprochenen und geschriebenen Sprache und im Sprachverständnis äussern. Bei der Frontotemporalen Demenz sterben Nervenzellen im Frontallappen (Stirnlappen, siehe Bild) Temporallappen (Schläfenlappen) im Gehirn ab. Diese Hirnregionen steuern Gefühle, Sozialverhalten und Sprache. In den betroffenen Nervenzellen lagern sich häufig krankhafte Proteine ab, die die Zellfunktion stören.
Die Primär Progressive Aphasie (PPA) zeigt sich in drei verschiedenen Formen, je nachdem, welche sprachlichen Fähigkeiten am stärksten eingeschränkt sind:
- Semantischer Typ: Menschen mit dieser Form verlieren nach und nach das Verständnis für Wörter. Sie können Dinge oft nicht mehr benennen oder genau beschreiben, selbst wenn sie wissen, was sie sind.
- Unflüssiger/agrammatischer Typ: Das Sprechen wird mit der Zeit immer schwieriger. Die Wörter kommen langsamer über die Lippen und das Sprechen klingt oft angestrengt. Schließlich kann die Sprache ganz versagen, während jedoch andere Fähigkeiten durchaus intakt bleiben.
- Logopenischer Typ: Bei dieser Form fällt es den Betroffenen schwer, die richtigen Worte zu finden. Das Sprechen wird langsam und zögerlich, und sie beschreiben Begriffe umständlich, wenn ihnen die passenden Worte fehlen. Im Gegensatz zu den anderen Formen gehört der logopenische Typ nicht zur Frontotemporalen Demenz, sondern zur Alzheimer-Krankheit.