Multiple Sklerose: Informationen, Forschung und Leben mit der Krankheit

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft. Weltweit sind mehr als 2,5 Millionen Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, wobei in Deutschland etwa 250.000 Menschen mit dieser Autoimmunerkrankung leben. Die Erkrankung ist komplex und verläuft sehr unterschiedlich, was sie zu einer Herausforderung für Betroffene und Ärzte macht. Der Welttag der Multiplen Sklerose am 30. Mai soll das öffentliche Bewusstsein für die Krankheit schärfen und über neue Forschungsansätze informieren.

Ursachen und Risikofaktoren

Bis heute wird über die Ursachen der Multiplen Sklerose spekuliert. Die Patientenzahlen nehmen zu, Wissenschaftler können jedoch bislang nicht genau erklären, warum das Immunsystem bei so vielen Patienten verrückt spielt. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass viele Faktoren zur Krankheitsentstehung beitragen. Es gibt sicherlich eine genetische Veranlagung für diese Autoimmunerkrankung.

Zu den Umwelteinflüssen, die Multiple Sklerose begünstigen, zählen vor allem ein Vitamin D-Mangel: Nimmt das Sonnenscheinvitamin ab, steigt das Risiko, an MS zu erkranken. Das erklärt auch, warum die Häufigkeit der Erkrankung mit wachsendem Abstand zum Äquator zunimmt. Auch eine bestimmte Zusammensetzung der Darmflora kann die Entwicklung von MS begünstigen. Das konnten Münchner Forscher im Tiermodell bei Mäusen zeigen.

Symptome und Diagnose

MS ist eine Erkrankung, die schon in jungen Jahren ausbrechen kann. Die ersten Symptome treten meist zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr auf. Zu Beginn der Erkrankung leiden Erkrankte häufig unter Sehstörungen, weil sich der Sehnerv entzündet. Manchmal kommt es auch zu diffusen Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Krämpfen. Oft sind die Füße und Unterschenkel betroffen. Es können Gleichgewichtsstörungen, Unsicherheit beim Gehen und motorischen Ausfallerscheinungen auftreten. Typisch sind auch Gefühlsstörungen auf der Haut. Betroffene berichten auch von Problemen mit der Blase, sexuellen Funktionsstörungen und depressiven Verstimmungen.

Die Krankheitsanzeichen sind also diffus und müssen von einem Arzt genauer in Augenschein genommen werden. "Im Prinzip wären 50 bis 100 verschiedene Differentialdiagnosen denkbar. Etwa 90 Prozent der Erkrankten erleben in den ersten 10 bis 15 Jahren, dass sich MS in Schüben zeigt. Ein Schub kann einige Tage oder Wochen anhalten. Anfangs bilden sich die Einschränkungen in der Regel wieder zurück, später meist nicht mehr. Etwa 10 Prozent der Erkrankten erleben MS nicht in Schüben, sondern als eine schleichende, langsam voranschreitende Einschränkung. Bei manchen beginnt MS in Schüben und wechselt später zu einer kontinuierlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands.

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Verlaufsformen

Nicht jede MS verläuft zwangsläufig schwer. Gerade zu Beginn kann es zu einer weitgehenden Abheilung der Entzündungsherde kommen. Nur in wenigen Fällen von unter fünf Prozent führt die Erkrankung innerhalb weniger Jahre zu einer schweren Behinderung. MS ist keine tödlich verlaufende Krankheit, bringt aber im Laufe der Zeit meist zu Einschränkungen für die Patienten mit sich. "Ganz sicher stellt die Unvorhersagbarkeit des Krankheitsverlaufes eine besondere Belastung für Neuerkrankte und ihre Angehörigen dar.

Behandlungsmöglichkeiten

Generell unterscheidet man bei MS die Behandlung eines akuten Schubs und die allgemeine Regulierung des Immunsystems, das sich bei einer Autoimmunerkrankung wie MS gegen den eigenen Körper richtet. Ein akuter MS-Schub wird in der Regel mit Kortison behandelt, das entzündungshemmend wirkt. So klingt der Schub meist nach kurzer Zeit wieder ab und macht die schwierige Phase etwas besser verträglich. Gegen die Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Spastiken, Behandlung der Blasenfunktion und Depressionen gibt es Medikamente, die diese Symptome regulieren.

Sehr stark greifen Arzneien ein, die das Immunsystem beeinflussen. Bei MS-Kranken schießt der Körper gegen sich selbst: Immunzellen greifen die Myelin-Hülle der Nerven an und lösen Entzündungen im Gehirn und Rückenmark aus. Ärzte versuchen deshalb, das Immunsystem zu dämpfen. Das geht mit immunmodulierenden oder immunsupprimierenden Substanzen, die erhebliche Nebenwirkungen haben können. Ein anderer Ansatz ist, das Immunsystem mithilfe einer Chemotherapie auszuschalten. So gehen Informationen und Zellen verloren, die zum fehlgeleiteten Angriff aufs eigene Nervensystem geführt haben. Im Anschluss erhalten Patienten eine Infusion aus zuvor entnommenen Knochenmarkszellen. Diese produzieren dann quasi ein neues Immunsystem, das aber die Nervenhüllen nicht angreift.

Ernährung als Therapieansatz

Die Ernährungs-Docs verfolgen einen neuen Ansatz, der gerade erforscht wird: Ein gesundes Bakterien-Klima im Darm soll die entzündlichen Prozesse der MS beeinflussen. Dazu setzt er auf Ballaststoffe, etwa aus Vollkornprodukten und Äpfeln - sowie auf Probiotika, die zum Beispiel in frischem rohem Sauerkraut stecken. Es wird auch diskutiert, inwieweit tatsächlich ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Kuhmilch(-produkten) und MS besteht, müssen weitere Studien noch zeigen.

Leben mit MS: Mutmacher-Geschichten

"Niemals aufgeben" ist das Motto, um Schicksalsschläge zu überwinden. Lilith aus Nierstein (27), Patrick aus Bobenheim (50) und Robin aus Wiesbaden (26) sind drei Menschen, die ihr Leben meistern, auch wenn es ihnen mit harten Prüfungen begegnet ist. Robin, Lilith und Patrick - drei Menschen, drei Schicksale, drei inspirierende Geschichten. Trotz der vielen Türen, die ihnen das Leben zugeschlagen hat, haben sie neue gefunden.

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Patrick traf die Diagnose vor fünfeinhalb Jahren besonders hart, denn Sport stand für ihn an erster Stelle, er ist begeisterter Klippen- und Turmspringer. Der Veranstaltungstechniker und Kameramann reiste für Amateur-Wettkämpfe um die Welt. Heute stellt er sich ein gezieltes Programm für Körper und Geist zusammen, er lernt Spanisch und versucht, zu surfen.

Janine erfuhr mit 14 Jahren, dass sie an Multipler Sklerose erkrankt ist. Sie sitzt seit ihrem 19. Lebensjahr im Rollstuhl. Ihr Partner Jochen ermöglicht ihr ein Leben zu Hause in den eigenen vier Wänden, ihre Beziehung bezeichnen sie als ausgeglichen, beide profitieren voneinander. Janine möchte eine selbstbewusste und attraktive Partnerin sein.

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