Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die mit Gedächtnisverlust, Orientierungsschwierigkeiten und Veränderungen der Persönlichkeit einhergeht. Viele Menschen mit Demenz haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang und verlassen ohne Vorwarnung ihr Zuhause, wobei sie sich schnell verirren und in gefährliche Situationen geraten können. Hier können GPS-Tracker und spezielle Armbänder eine wertvolle Unterstützung bieten, sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen und Pflegekräfte.
Was sind GPS-Tracker für Demenzkranke?
GPS-Tracker für Demenzkranke sind kleine, unauffällige Sender, die am Körper getragen werden. Sie nutzen das Global Positioning System (GPS), ein globales Ortungssystem, das mithilfe von Satellitensignalen die genaue Position des Trägers ermitteln kann. Diese Position wird dann über eine mobile App auf dem Smartphone oder Computer der Angehörigen oder Pflegekräfte angezeigt. So können sie jederzeit nachvollziehen, wo sich die Person mit Demenz aufhält.
Es gibt GPS-Tracker in verschiedenen Ausführungen, beispielsweise als:
- Schlüsselanhänger
- Armband
- Uhr (GPS-Watch)
- Kette zum Umhängen
- Gerät zum Anklippen
- Einlegesohle für Schuhe (SmartSole GPS-Tracker)
Die Wahl des geeigneten Modells hängt von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Betroffenen ab. Wichtig ist, dass der Tracker bequem zu tragen ist und nicht als störend empfunden wird, damit er auch tatsächlich mitgenommen wird.
Wie funktionieren GPS-Tracker für Demenzkranke?
Die meisten GPS-Tracker funktionieren nach folgendem Prinzip:
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- Der GPS-Tracker empfängt Signale von Satelliten und ermittelt so seine genaue Position.
- Diese Positionsdaten werden über das Mobilfunknetz (GSM) an einen Online-Server übermittelt.
- Von dort aus können die Daten über eine App oder ein Webportal auf einem Smartphone, Tablet oder Computer abgerufen werden.
Einige Tracker nutzen zusätzlich die GSM-Ortung, die zwar weniger präzise ist als GPS, aber auch in Gebäuden oder Tunneln eine grobe Positionsbestimmung ermöglicht.
Vorteile von GPS-Trackern für Menschen mit Demenz
GPS-Tracker bieten eine Reihe von Vorteilen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen:
- Erhöhte Sicherheit: Sie ermöglichen es, vermisste Personen mit Demenz schnell und einfach zu finden, was besonders wichtig ist, wenn sie sich in gefährlichen Situationen befinden.
- Mehr Selbstständigkeit: Menschen mit Demenz können sich freier bewegen, ohne ständig von ihren Angehörigen kontrolliert werden zu müssen.
- Entlastung der Angehörigen: Die ständige Sorge um den Verbleib des Betroffenen wird reduziert, was zu einer erheblichen Entlastung der Angehörigen führt.
- Frühzeitige Erkennung von Notfallsituationen: Viele Tracker verfügen über eine Sturzerkennung, die automatisch einen Alarm auslöst, wenn die Person stürzt.
- Festlegung von Sicherheitsbereichen (Geofencing): Es können virtuelle Zäune definiert werden, bei deren Überschreitung ein Alarm ausgelöst wird.
- Notruffunktion: Viele Tracker sind mit einem SOS-Knopf ausgestattet, mit dem im Notfall schnell Hilfe gerufen werden kann.
- Kommunikation: Einige Modelle verfügen über ein Mikrofon und einen Lautsprecher, sodass eine direkte Kontaktaufnahme möglich ist.
Spezielle Armbänder für Demenzkranke
Neben den klassischen GPS-Trackern gibt es auch spezielle Armbänder, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind. Diese Armbänder kombinieren oft die GPS-Ortung mit zusätzlichen Funktionen wie:
- Sicherheitsverschluss (LOCK-Funktion): Ein patentierter Verschluss, der nur mit einem speziellen Schlüssel geöffnet werden kann, verhindert, dass der Betroffene das Armband selbstständig abnehmen kann.
- Personenidentifikation: Ein RFID-Chip im Armband ermöglicht die Identifizierung der Person durch Türüberwachungssysteme.
- Integrierte Sensoren: Einige Armbänder messen Vitalparameter wie Herzfrequenz, Körpertemperatur und Bewegungsmuster, um Veränderungen des Gesundheitszustands frühzeitig zu erkennen.
- Komfortables Material: Die Armbänder sind aus hautfreundlichen Materialien wie Silikon oder Leder gefertigt, um einen hohen Tragekomfort zu gewährleisten.
Auswahlkriterien für GPS-Tracker und Armbänder
Bei der Auswahl eines GPS-Trackers oder Armbands für Menschen mit Demenz sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:
- Genauigkeit der Ortung: Je genauer die Positionsbestimmung, desto schneller kann die Person im Notfall gefunden werden.
- Akkulaufzeit: Eine lange Akkulaufzeit ist wichtig, damit der Tracker nicht ständig aufgeladen werden muss.
- Benutzerfreundlichkeit: Die Bedienung des Trackers und der zugehörigen App sollte einfach und intuitiv sein.
- Robustheit und Wasserdichtigkeit: Der Tracker sollte robust genug sein, um den täglichen Belastungen standzuhalten, und idealerweise wasserdicht sein.
- Tragekomfort: Der Tracker sollte bequem zu tragen sein und nicht als störend empfunden werden.
- Zusatzfunktionen: Je nach Bedarf können Zusatzfunktionen wie Sturzerkennung, Geofencing oder Notruffunktion sinnvoll sein.
- Datenschutz: Es sollte sichergestellt sein, dass die Daten des Trackers sicher und verschlüsselt übertragen werden und nur ausgewählten Personen zugänglich sind.
- Kosten: Die Preise für GPS-Tracker und Armbänder variieren je nach Modell und Ausstattung. Es ist wichtig, die Kosten für Anschaffung, SIM-Karte und eventuelle Abonnements zu berücksichtigen.
Rechtliche Aspekte und Datenschutz
Die Nutzung von GPS-Trackern und Armbändern bei Menschen mit Demenz ist ein sensibler Bereich, der rechtliche und ethische Fragen aufwirft. Grundsätzlich gilt, dass jeder Mensch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung hat. Das bedeutet, dass er selbst entscheiden darf, wer welche Informationen über ihn besitzt und wie diese genutzt werden.
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Daher ist es wichtig, die Zustimmung des Betroffenen zur Nutzung eines GPS-Trackers einzuholen, solange er noch geschäftsfähig ist. Ist dies nicht mehr möglich, muss ein rechtlicher Vertreter (z.B. ein Betreuer) die Zustimmung erteilen.
Es ist auch wichtig, den Betroffenen über die Funktionsweise des Trackers und die Verwendung seiner Daten aufzuklären. Die Daten dürfen nur für den Zweck der Ortung und Sicherheit verwendet werden und nicht an Dritte weitergegeben werden.
Alternativen zu GPS-Trackern
Neben GPS-Trackern gibt es noch weitere technische Hilfsmittel, die die Sicherheit von Menschen mit Demenz erhöhen können:
- Türüberwachungssysteme: Diese Systeme erkennen, wenn die Person das Haus verlässt, und lösen einen Alarm aus.
- Alarmtrittmatten: Diese Matten werden vor Türen platziert und lösen beim Betreten einen Alarm aus.
- Bewegungsmelder: Bewegungsmelder im Außenbereich können Angehörige informieren, wenn die Person das Haus verlässt.
- Seniorenhandys: Diese Handys sind auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten und verfügen oft über eine Notruffunktion und GPS-Ortung.
- Sprachassistenzsysteme: Systeme wie Alexa oder Google Assistant können Menschen mit Demenz im Alltag unterstützen und ihnen helfen, in Kontakt mit ihren Angehörigen zu bleiben.
Kostenübernahme durch die Pflegekasse
Unter bestimmten Voraussetzungen können die Kosten für GPS-Tracker und Armbänder von der Pflegekasse übernommen werden. Dies ist in der Regel dann der Fall, wenn der Betroffene einen Pflegegrad hat und der Tracker dazu beiträgt, seine Selbstständigkeit zu erhalten oder die Pflege zu erleichtern.
Ein Urteil des Landessozialgerichts vom 17. September 2019 (Az: L 16 KR 182/18) hat klargestellt, dass GPS-Systeme mit Alarmfunktion und Lokalisierungsmöglichkeit für Menschen mit Weglauftendenz und Orientierungsstörungen dem Grundbedürfnis der Mobilität dienen.
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Es ist ratsam, sich vor der Anschaffung eines GPS-Trackers oder Armbands bei der Pflegekasse über die Möglichkeiten der Kostenübernahme zu informieren.
Praxistipps für den Einsatz von GPS-Trackern
- Frühzeitige Aufklärung: Sprechen Sie mit dem Betroffenen über die Möglichkeit der GPS-Ortung und erklären Sie ihm die Vorteile.
- Akzeptanz fördern: Wählen Sie ein Modell, das der Betroffene akzeptiert und gerne trägt.
- Regelmäßige Kontrolle: Überprüfen Sie regelmäßig die Funktionsfähigkeit des Trackers und laden Sie den Akku rechtzeitig auf.
- Datenschutz beachten: Achten Sie darauf, dass die Daten des Trackers sicher und verschlüsselt übertragen werden und nur ausgewählten Personen zugänglich sind.
- Kombination mit anderen Maßnahmen: GPS-Tracker sollten nicht als alleinige Lösung betrachtet werden, sondern in Kombination mit anderen Maßnahmen wie Türsicherungen oder Bewegungsmeldern eingesetzt werden.
- Individuelle Anpassung: Passen Sie die Einstellungen des Trackers an die individuellen Bedürfnisse und Gewohnheiten des Betroffenen an.
- Unterstützung suchen: Holen Sie sich Unterstützung bei der Auswahl und Einrichtung des Trackers von Fachleuten oder Selbsthilfegruppen.
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