Die Parkinson-Krankheit ist eine neurologische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen vor allem durch Störungen der Motorik erschwert. Weltweit leiden mehr als 10 Millionen Menschen an Parkinson. Allein in Deutschland sind über 250.000 Menschen betroffen. Viele von ihnen leiden an einem unwillkürlichen Zittern der Hände, dem sogenannten Tremor, der meist bei entspannter Muskulatur auftritt und sich unter Anspannung oder Aufregung noch verstärkt. Medikamente bringen oftmals keine nachhaltige Verbesserung dieses Symptoms, weshalb der Bedarf an weiteren Therapieoptionen groß ist. Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Hilfsmitteln und Technologien, die den Alltag von Parkinson-Patienten erleichtern können. Dieser Artikel gibt einen Überblick über verschiedene Armbänder und andere Hilfsmittel, die zur Linderung von Symptomen und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen können.
Armbänder gegen Parkinson: Innovative Technologien im Fokus
BeechBand
Das von Carl Beech entwickelte BeechBand ist ein tragbares Gerät, das vielversprechende Anzeichen dafür zeigt, Symptome wie Sprachprobleme, Angstzustände und Gangstörungen zu lindern. Das einfache Armband, das ein Klopfgefühl erzeugt, könnte auch Menschen mit anderen Erkrankungen wie essentiellem Tremor, Tourette-Syndrom und Angstzuständen helfen.
Microsofts "Project Emma"
Eine Forschergruppe des Hard- und Softwareherstellers Microsoft hat ein Armband für Menschen entwickelt, die unter Parkinson leiden. Das Wearable mit dem Namen "Project Emma" soll das für Parkinson typische Zucken der Hände verringern. Das Armband ist mit Vibrationsmotoren ausgestattet, wie sie auch in Smartphones verbaut werden. Dank ihrer Hilfe können Patienten wie die für das Projekt namensgebende Emma Lawton wieder schreiben und zeichnen. Wie und warum das Armband einen so deutlichen Effekt erzielt, ist aus medizinischer Sicht noch nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass das Gehirn das Zittern der Hände aufgrund der Vibrationen nicht mehr richtig erfasst und deshalb auch nicht versucht, dagegen anzukämpfen. Die Feedback-Schleife sei auf diese Weise unterbrochen. Denn ausschlaggebend für das Zittern der Hände sei eine Art Unschlüssigkeit des Gehirns: Eine Seite will die Hand bewegen, die andere will sie wieder stoppen.
Taktile Reize zur Auflösung von "Freezing of Gait"
Parkinsonpatienten leiden unter dem sogenannten „Freezing of Gait", das bedeutet, dass sie manchmal mitten in der Bewegung erstarren und dann z.B. einen angefangenen Schritt nicht zu Ende führen können. Manchmal stürzen die Betroffenen dann. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass vibrotaktile Reize ein solches „Freezing" mitten in der Bewegung auflösen können. Es wird daran gearbeitet, eine entsprechende taktile Anwendung zu entwickeln.
Ganganalyse mit mobilen Sensoren
Die Ganganalyse bei Parkinson Patienten wird dabei mit Hilfe von mobilen Sensoren durchgeführt. Der Proband bekommt an beiden Armgelenken jeweils ein Armband und in den Schuhen jeweils eine Einlegesohle. Gemessen werden dabei die Winkeländerung und die Beschleunigung des Sensors und zusätzlich die Abrollbewegung der Füße. Dabei werden folgende Sensoren verwendet: vier Drucksensoren, ein 3D-Beschleunigungssensor, ein 3D-Rotationssensor und ein 3D-Magnetometer.
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Armband zur Messung von Bewegungsmerkmalen bei THS-Einstellung
KI-Algorithmen können helfen, Daten, die mittels „Wearables" wie Handys oder Smartwatches gesammelt werden, auszuwerten und für die THS-Einstellung zu nutzen. Eine Machbarkeitsstudie untersuchte den Zusammenhang zwischen den THS-Elektrodeneinstellungen und Bewegungsmerkmalen bei 32 Parkinson-Erkrankten. Dafür wurden die Bewegungen der Teilnehmenden durch ein handelsübliches Armband mit Trägheitsmesseinheit (IMU) bei vier einfachen Handbewegungsaufgaben gemessen.
Weitere Hilfsmittel und Technologien für Parkinson-Patienten
Neben Armbändern gibt es eine Vielzahl weiterer Hilfsmittel und Technologien, die den Alltag von Parkinson-Patienten erleichtern können.
Alltagshilfen
Für den selbstständigen Alltag gibt es leichte und höhenverstellbare Alltagshilfen in Carbon-Optik, die nicht nur optisch ein Hingucker sind, sondern vor allem durch ihre integrierte Elektronik punkten.
Euroschlüssel
Jeder, der im Besitz eines Euroschlüssels ist, kann die Behindertentoiletten in Städten, öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen, Autobahnraststätten, Hochschulen, Freizeitanlagen, Kaufhäusern usw. nutzen. Der Schlüssel passt europaweit bei mehr als 12.000 Toiletten. Berechtigt zum Kauf eines Euroschlüssels sind behinderte Personen, die in Ihrem Schwerbehindertenausweis entweder - unabhängig vom Grad der Behinderung - eines der Merkzeichen aG, B, H, Bl eingetragen haben oder das Merkzeichen G und einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 70 eingetragen haben. Behinderteneinrichtungen/-organisationen wie gemeinnützige Vereine und Selbsthilfegruppen können den Schlüssel auf Rechnung und ohne Kopie des Schwerbehindertenausweises erhalten. Toilettenstandorte sind im Verzeichnis „Der Locus“ zu finden.
Künstliche Intelligenz (KI) in der Parkinson-Behandlung
Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen sind längst in der Neurologie angekommen und verbessern maßgeblich die Versorgung, Therapie und den Alltag neurologisch erkrankter Menschen. So kann etwa mithilfe der Analyse von Mikrostrukturen bestimmter Gehirnregionen besser vorhergesagt werden, wie ein bestimmter Patient von der Tiefen Hirnstimulation THS profitieren kann. Auch bei der Einstellung der Hirnelektroden nach einer THS kann KI wichtige Hilfestellungen leisten. Durch ein einfaches Armband mit Trägheitsmesseinheit, sogenannte IMU, können die Details bei vier einfachen Handbewegungsaufgaben gemessen und so die optimalen THS-Einstellungen vorausberechnet werden. Ein drittes Feld schließlich ist das Messen von schnellen horizontalen und vertikalen Augenbewegungen, das sogenannte Eye-Tracking von Sakkaden und Antisakkaden.
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Medikamenten-Apps
Wer mehrere Medikamente einnimmt, sollte dabei nicht durcheinanderkommen. Smartphone Apps versprechen hier Unterstützung. Mediteo erinnert mit Benachrichtigungen daran, die Medikamente rechtzeitig einzunehmen. Mediteo hilft Medikamente richtig anzuwenden und zeigt auf, welche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen eventuell auftreten könnten und zu welchen Symptomen dies führen kann. Gerade wenn man mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss, ist es im Alltag nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Vimedi fördert die Therapietreue. Die Medikamenten App vimedi zeigt Arznei Hinweise, digitalisiert den Medikationsplan, warnt aktiv bei Wechselwirkungen.
Notfalldose
Nicht jedem gelingt es in einer Notfallsituation Angaben zum Gesundheitszustand und anderen wichtigen Details zu machen. Ihre Notfalldaten kommen in die Notfalldose und werden in die Kühlschrank-TÜR gestellt. Die Informationen in der Notfalldose sind auch eine große Hilfe für Angehörige, Freunde und Bekannte. Auch sie sind in einer Notfallsituation unter Stress und reagieren mitunter ganz unterschiedlich.
Notrufsysteme mit Sturzerkennung
Ein Notruf mit Sturzerkennung verfügt zusätzlich zu den normalen Notruf-Funktionen über Sensoren, die schnelle, ruckartige Bewegungen registrieren. Ein Notruf mit Sturzerkennung ist sowohl für Senioren als auch für Menschen mit einer eingeschränkten Mobilität hilfreich. Während Sie bei einem klassischen Notrufsystem aktiv über das Betätigen eines Knopfes Hilfe anfordern, stellt ein Notruf mit Sturzerkennung sicher, dass dies auch ohne Ihr Zutun funktioniert. Je nach System erreicht dieser die Notrufzentrale oder einen Notfallkette aus voreingestellten Telefonnummern. Gleichzeitig gibt die Sturzerkennung mit einem Alarmsignal und einer Vibration einen Hinweis auf den erkannten Sturz.
Parkinson Löffel
Der Parkinson Löffel ermöglicht ein kleckerfreies Essen von Suppen und Soßen bei Zittern oder Tremor. Er ist hergestellt aus lebensmittelechtem PP.
Rollstuhl „K.U.R.T.“
Der von TU Wien und Schüler_innenteams entwickelte Rollstuhl „K.U.R.T.“ zeichnet sich durch seinen innovativen Handkurbelantrieb aus. So ist K.U.R.T.
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Staybl-App
Mit Staybl hat die Düsseldorfer Agentur Havas gemeinsam mit der Deutschen Parkinson Vereinigung eine kostenlos erhältliche iPad-App entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten ausgelegt ist. Die App gleicht das Zittern der Hand durch virtuelle Gegenbewegungen in Echtzeit aus und soll so für ein ruhigeres und einfacheres Surferlebnis sorgen.
Vernetzter Gehstock mit Alarmfunktion
Der vernetzte Gehstock mit Alarmfunktion bietet zusätzliche Sicherheit im Alltag.