Ein Schlaganfall kann zu erheblichen motorischen Einschränkungen führen, insbesondere in den Armen und Händen. Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Funktionen und der Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. In diesem Artikel werden verschiedene Armtrainer und Therapieansätze zur Behandlung von Armlähmungen nach einem Schlaganfall beleuchtet.
Die Bedeutung der motorischen Rehabilitation nach Schlaganfall
Die motorische Rehabilitationsbehandlung zielt darauf ab, spezifisch geschädigte Funktionen wiederherzustellen. Ein wichtiger Ansatz ist das "Schädigungs-orientierte Training" (Impairment-oriented Training / IOT ®), das von T. Platz entwickelt wurde. Dieses Konzept konzentriert sich darauf, durch gezielte Trainingsverfahren genau die Funktionen wiederherzustellen, die durch den Schlaganfall beeinträchtigt wurden.
Bei schweren Lähmungen steht oft der Verlust der selektiven Innervationsfähigkeit im Vordergrund. Das bedeutet, dass einzelne Muskeln entweder gar nicht mehr aktiviert werden können oder nicht mehr gezielt angesteuert werden können. Ziel der Therapie sollte es daher sein, diese Basis-Kompetenz der selektiven Innervation für die verschiedenen Freiheitsgrade des Armes wiederzuerlangen.
Das Arm-BASIS-Training nach C. Eickhof
Das Arm-BASIS-Training, entwickelt von C. Eickhof, ist ein systematisches und repetitives Training aller möglichen Armbewegungen. Es basiert auf der Erkenntnis, dass Armbewegungen erst dann wieder gut gelingen, wenn viele Muskelgruppen im Arm gezielt aktiviert werden können.
Das Training erfolgt über Wochen bis Monate in drei Stufen:
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- Stufe 1: Wiederholung aller Bewegungsmöglichkeiten jeden Tag, wobei darauf geachtet wird, dass der Patient lernt, jeden einzelnen Abschnitt des Armes selektiv und isoliert zu bewegen, und zwar über das volle Bewegungsmaß im beübten Gelenk. Das Gewicht des Armes muss dabei nicht gehalten werden.
- Stufe 2: Übungen, bei denen der Patient lernt, auch das Gewicht des Armes bei Bewegungen zu halten.
- Stufe 3: Bewegungen, bei denen mehrere Gelenke gleichzeitig bewegt oder gehalten werden müssen.
Eine klinische Studie unter der Leitung des Autors untersuchte die Wirksamkeit des Arm-BASIS-Trainings im Vergleich zum Bobath-Konzept, einem Goldstandard der Physiotherapie nach Schlaganfall, und einer weniger intensiven Armrehabilitation. Die Studie zeigte, dass Patienten, die das Arm-BASIS-Training erhielten, nach vier Wochen Therapie Hinweise auf eine systematische Reorganisation im Gehirn zeigten.
Eigentraining und seine Bedeutung für die Rehabilitation
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist oft ein Wettlauf gegen die Zeit. In den ersten Wochen und Monaten nach dem Ereignis ist das Gehirn besonders aufnahmefähig für neue Lernprozesse, was als "Fenster der Neuroplastizität" bezeichnet wird. In dieser Phase können gesunde Hirnbereiche am besten die Funktionen geschädigter Areale übernehmen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass für messbare Fortschritte mindestens 300 bis 500 Bewegungswiederholungen täglich notwendig sind. Diese hohe Anzahl lässt sich nur durch Eigentraining erreichen. Eigentrainingsgeräte ermöglichen diese hohe Wiederholungszahl in einer sicheren Umgebung. Viele moderne Reha-Geräte bieten motorische Unterstützung, sodass auch Schlaganfall-Patienten mit schweren Lähmungen trainieren können. Der Motor übernimmt die Bewegung teilweise oder ganz, was trotzdem Hirn und Muskeln stimuliert.
Das tägliche Training mit Eigentrainingsgeräten gibt Struktur und Hoffnung. Viele Schlaganfall-Betroffene berichten, dass die sichtbaren Fortschritte beim Eigentraining - sei es eine zusätzliche Pedalumdrehung oder ein festerer Griff - enorm motivieren.
Heimtherapie mit Eigentrainingsgeräten ist zeitlich flexibel. Studien belegen, dass Patienten mit Zugang zu Heimtrainingsgeräten durchschnittlich 60 Prozent häufiger trainieren als jene, die nur auf Praxistermine angewiesen sind.
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Pedaltrainer für Arme und Beine
Pedaltrainer gehören zu den vielseitigsten und effektivsten Eigentrainingsgeräten in der Schlaganfall-Rehabilitation. Diese kompakten Geräte funktionieren nach dem Prinzip eines Mini-Ergometers und können sowohl für Bein- als auch Armtraining eingesetzt werden.
Moderne Pedaltrainer für die Heimtherapie verfügen über wichtige Spezialfunktionen:
- Motorische Unterstützung: Ein eingebauter Motor hilft bei der Bewegung oder führt sie komplett aus, wenn die eigene Kraft noch nicht ausreicht.
- Anti-Spastik-Funktion: Erkennt verkrampfte Muskeln und stoppt automatisch, um Verletzungen zu vermeiden.
- Einstellbare Widerstände: Ermöglichen eine progressive Steigerung.
- LCD-Displays: Zeigen Trainingszeit, Umdrehungen und verbrannte Kalorien an.
Studien zeigen Verbesserungen der Gehfähigkeit und Armfunktion durch das Training mit Pedaltrainern. Zudem reduziert das Training Spastizität um bis zu 40 Prozent.
Handtrainer und Greifhilfen
Die Handfunktion ist oft am stärksten und längsten von einem Schlaganfall betroffen. Handtrainer als Eigentrainingsgeräte sind daher unverzichtbar für eine erfolgreiche Rehabilitation. Die Palette reicht von einfachen Therapiekneten über Griffbälle bis hin zu hochspezialisierten Greiftrainern mit Einzelfingerfunktion.
- Therapiekneten: Eignen sich ideal für die Frühphase nach Schlaganfall, wenn die Hand noch stark betroffen ist.
- Griffbälle: Trainieren die gesamte Handmuskulatur und verbessern die Greifkraft.
- Fingertrainer mit Einzelfingerfunktion: Ermöglichen gezieltes Training einzelner Finger.
- Spreiztrainer mit Widerstandsbändern: Kräftigen die oft vernachlässigte Streckmuskulatur.
- Greifübungen mit unterschiedlich großen Objekten: Bereiten optimal auf reale Anforderungen vor.
Handtraining sollte idealerweise mehrmals täglich in kurzen Einheiten erfolgen. Wichtig ist auch die Variation zwischen Kraft-, Koordinations- und Sensibilitätsübungen.
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Gangtrainer und Gehhilfen
Die Wiedererlangung der Gehfähigkeit ist für die meisten Schlaganfall-Patienten das wichtigste Rehabilitationsziel. Gangtrainer als Eigentrainingsgeräte unterstützen dieses Ziel auf vielfältige Weise.
- Gehbarren oder Parallel-Barren: Bieten sicheren Halt beim Üben der Gehbewegung.
- Balance-Trainer und Koordinationsgeräte: Ergänzen das Gangtraining optimal.
- Motorisierte Gangtrainer: Simulierten das Gehen auf dem Laufband, oft mit Gewichtsentlastung.
Studien zeigen, dass das Training auf einem motorisierten Gangtrainer die Gehgeschwindigkeit verbessert.
Koordinationstrainer
Koordinationsstörungen nach Schlaganfall können den Alltag massiv einschränken. Spezielle Koordinationstrainer als Eigentrainingsgeräte adressieren genau diese Probleme.
- Steckbretter und Sortierspiele: Schulen die Auge-Hand-Koordination, Feinmotorik und Konzentration gleichzeitig.
- Labyrinth-Spiele und Balance-Boards: Trainieren die Grobmotorik und Körperkontrolle.
- Elektronische Koordinationstrainer: Bieten zusätzliche Motivation durch Gamification-Elemente.
Die Integration von Koordinationstraining in den Alltag ist der Schlüssel zum Erfolg.
Innovative Therapieansätze
Robot-assistierte Armrehabilitation
Viele Armlähmungen nach einem Schlaganfall sind so schwer, dass die Betroffenen ihren Arm nicht selbständig bewegen können. Die Robot-assistierte Armrehabilitation kann hier helfen, die Therapie zu intensivieren. Der Roboter unterstützt die Bewegungen und ermöglicht so ein intensiveres Training.
Der Roboter kann auch das Bewegungsverhalten und die motorische Erholung messen. Studien haben gezeigt, dass die robot-assistierte Armrehabilitation im Vergleich zur konventionellen Therapie bessere Ergebnisse erzielen kann.
Ein Beispiel hierfür ist der Armeo Spring, der das Gewicht des beeinträchtigten Arms kompensiert und so aktives repetitives Training ermöglicht. Sensoren messen die Stellung der Gelenke und die Greifkraft des Patienten, wodurch Fortschritte sichtbar gemacht werden können.
MOTOmed Bewegungstherapie
Das MOTOmed Bewegungstherapiegerät ermöglicht durch seine geführte, gleichmäßige und radfahrähnliche Bewegung ein repetitives Bewegungstraining. Schlaganfall-Patienten können an dem motorbetriebenen Bewegungstherapiegerät vom Stuhl oder Rollstuhl aus mit und ohne Motorunterstützung trainieren oder sich passiv bewegen lassen.
Die Bewegungstherapie kann helfen, verloren gegangene Bewegungsmuster teilweise wieder zu erlangen. So können die Hand-/Armfunktionen und die Gehfähigkeit angebahnt oder verbessert werden. Das Bein- und/oder Armtraining kann Spastik reduzieren, Kraft und Ausdauer stärken, die Darmtätigkeit positiv beeinflussen und die Koordination fördern.
Das MOTOmed Bewegungstherapiegerät ist in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen als Hilfsmittel anerkannt.
Handorthesen und ihre Bedeutung
Schlaganfall-Patienten haben oft eine eingeschränkte Handfunktion. Die richtige Lagerung kann Folgeschäden vermeiden. Eine passende Hand-Orthese kann helfen, die Hand in Funktionsstellung zu lagern und Verkrampfungen zu verhindern.
Es gibt verschiedene Arten von Handorthesen, wie z.B. starre Schienen oder dynamische Schienen. Die Wahl der richtigen Orthese hängt von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab.
Noch relativ neu sind Orthesen mit einer sogenannten funktionellen Elektrostimulation. Sie kommen für Schlaganfall-Betroffene infrage, bei denen eine neutrale Stellung des Handgelenks möglich ist. Mit dem Kopf kann die Funktion gesteuert werden, etwa das Öffnen und Schließen der Hand. Damit werden unter anderem die Bänder aktiviert, der Blutfluss verbessert und ein Teil der früheren Handfunktion wiederhergestellt.
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