Aromapflege bei Demenz: Wirkung und Anwendung

Die Aromapflege bietet eine sanfte und einfühlsame Alternative in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Durch die gezielte Nutzung von Düften können positive Erinnerungen geweckt, Ängste reduziert und das Wohlbefinden gesteigert werden. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkung der Aromapflege bei Demenz, stellt verschiedene Anwendungsformen vor und gibt praktische Hinweise für die Umsetzung im Pflegealltag.

Einführung in die Aromapflege bei Demenz

Demenz ist eine Erkrankung, die das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt. Weltweit sind viele Millionen Menschen und ihre Familien davon betroffen. Die Aromatherapie kann hier eine wertvolle Unterstützung bieten, da Duftstoffe direkt auf das limbische System einwirken, den Teil des Gehirns, der für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Düfte sind eng mit unseren Erinnerungen und Emotionen verknüpft und können positive Erinnerungen wecken sowie ein Gefühl von Komfort und Sicherheit vermitteln.

Die Wirkung von Aromatherapie bei Demenz

Einfluss auf das limbische System

Duftstoffe haben die Fähigkeit, direkt auf das limbische System einzuwirken. Dieser Teil des Gehirns ist für Emotionen und Erinnerungen zuständig. Ein bestimmter Duft kann uns augenblicklich in unsere Kindheit zurückversetzen oder uns an einen geliebten Menschen erinnern.

Positive Erinnerungen und Wohlbefinden

In der Betreuung von Menschen mit Demenz können spezifische Aromen dazu beitragen, positive Erinnerungen zu wecken und ein Gefühl von Komfort und Sicherheit zu bieten. Düfte sind eng mit unseren Erinnerungen und Emotionen verknüpft.

Linderung von Unruhe und Angst

Wie eine Studie zeigt, profitieren besonders unruhige und ängstliche Demenz-Patienten von aromatherapeutischen Anwendungen. Nach der Inhalation oder Anwendung mit ätherischen Ölen sind sie deutlich entspannter, schlafen besser und haben eine höhere Lebensqualität.

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Wissenschaftliche Belege

Für eine im Jahr 2015 veröffentlichte experimentelle Studie waren Forscher der Frage nachgegangen, ob nicht-medikamentöse Therapieansätze einen messbaren Effekt auf die Agitiertheit von Demenz-Patienten haben. Agitation (Angst / Unruhe) ist eine der häufigsten Begleiterscheinungen von Demenzerkrankungen. Sie zeigt sich in Form unangemessener körperlicher Handlungen (bis hin zur Gewalt) und verbalen Äußerungen. Bislang werden agitierte Demenz-Patienten vor allem mit entsprechenden Medikamenten, sogenannten Antipsychotika, behandelt. Für die Studie wurden in Taiwan knapp 190 Studienteilnehmer aus sechs Einrichtungen untersucht.

Aromatherapie im Pflegeheim: Eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen

In Pflegeeinrichtungen spielt das Wohlbefinden der Bewohner:innen eine entscheidende Rolle. Neben einer liebevollen Betreuung, einer ansprechenden Einrichtung und einer ausgewogenen Ernährung kann Aromatherapie eine zentrale Rolle spielen, indem sie eine angenehme Atmosphäre schafft und gleichzeitig das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen positiv beeinflusst.

Die Kraft der Düfte im Pflegealltag

Düfte haben einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Stimmung und unser Wohlbefinden. Bestimmte Düfte können beruhigend, belebend oder stimmungsaufhellend wirken. In Pflegeheimen, wo viele Bewohner:innen auf Grund ihres Gesundheitszustandes oft mit Stress, Schlafstörungen oder Unruhe zu kämpfen haben, kann die gezielte Nutzung von Düften eine willkommene Unterstützung sein.

Anwendungsmöglichkeiten im Pflegeheim

Ätherische Öle können über Duftlampen, Diffuser oder in speziellen Anwendungen, wie Bädern oder Massagen, eingesetzt werden. Aromakundlich ausgerichtete Pflegemaßnahmen können durch eine dazu passende natürliche Aromatisierung der Räume unterstützt werden. In vielen Einrichtungen sind Naturduft-Anwendungen schon aktiv in die Betreuungsangebote eingebunden. Über die feine Aromatisierung der Räume mit 100 Prozent naturreinen ätherischen Ölen ermöglichen Seniorenresidenzen ihren Gästen, Besuchern und Bewohnern ein wohltuendes Dufterlebnis.

Beliebte Ätherische Öle und ihre Wirkung

Die Aromatherapie nutzt ätherische Öle, die aus Blüten, Blättern, Wurzeln und anderen Teilen von Pflanzen gewonnen werden. Diese Öle können entweder einzeln oder in Kombination verwendet werden, um die gewünschten emotionalen und physischen Reaktionen zu fördern.

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Lavendel

Lavendel ist bekannt für seine entspannenden und beruhigenden Eigenschaften und hilft besonders bei Schlafstörungen und Unruhe. Lavendel ist in der Fachliteratur etwa bekannt dafür, dass er beruhigend wirkt.

Zitrone und andere Zitrusfrüchte

Zitrone und andere Zitrusfrüchte können erfrischen und die Konzentration steigern. Der Duft der Zitrone ist frisch und belebend und kann eine positive, aufmunternde Wirkung haben.

Rosmarin

Rosmarin wird oft mit der Verbesserung der Gedächtnisleistung in Verbindung gebracht.

Rose

Die Rose wirkt ausgleichend und harmonisierend.

Weitere Ätherische Öle und ihre Anwendungsbereiche

  • Kamille: entzündungshemmend, entspannend, hautpflegend
  • Eukalyptus: schleimlösend, bei Husten und Erkältungen
  • Pfefferminze: belebend, hilft bei Kopfschmerzen, Magen- und Halsschmerzen
  • Kampfer: lindernd bei Atemwegserkrankungen

Aromapflege in der Praxis: Anwendungsformen und Tipps

Duft-Memory

Ein einfaches, aber wirkungsvolles Spiel, das Sie mit Bewohner:innen durchführen können, ist das sogenannte Duft-Memory.

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  1. Bereiten Sie mehrere kleine Fläschchen oder Tücher mit unterschiedlichen Düften vor.
  2. Fordern Sie die Teilnehmenden auf, Paare von gleichen Düften zu finden.

Dieses Spiel fördert nicht nur die sensorische Wahrnehmung, sondern regt auch Gespräche über alte Erinnerungen an.

Basale Stimulation

Basale Stimulation baut auf dem Prinzip auf, dass Düfte tief verankerte Erinnerungen und Gefühle wecken können. Zusammen mit sanften Berührungen oder beruhigender Musik stimulieren Düfte die Sinne und fördern das Bewusstsein für den eigenen Körper und die Umwelt. Daher bietet es sich an, in der Pflege von Menschen mit Demenz gezielt vertraute Düfte einzusetzen, um positive Assoziationen hervorzurufen.

Aromatisierung der Räume

Durch die desinfizierende, antivirale und antibakterielle Wirkung der ätherischen Öle wird die Raumluft gleichzeitig gereinigt und von unangenehmen Gerüchen befreit.

Weitere Anwendungsformen

  • Duftlämpchen: Öltröpfchen in Wasser über Kerze erwärmen (Achtung: Offenes Feuer ist im Umfeld von Demenzpatient*innen riskant).
  • Vernebler: Verteilt feinen Aromadampf im Raum - effizient, aber kostenintensiv.
  • Duftstein: Einfaches Trägermedium, ideal für punktuelle Anwendung.
  • Luftbefeuchter: Wenige Tropfen Öl im Wasser - Achtung auf Rückstände.
  • Tuch-Methode: Tröpfchen auf Stoff - am Bett oder in Kleidung getragen.
  • Direkte Hautanwendung: In Trägeröl (z. B. Mandel, Kokos) verdünnt auftragen - nur bei verträglicher Haut.
  • Aromabad oder Waschung: Öl in Rahm gelöst (als Emulgator) ins Wasser geben.

Sicherheit und Anwendungshinweise

Bei der Anwendung von Aromatherapie in der Pflege von von Demenz betroffenen Menschen sollten bestimmte Richtlinien beachtet werden, um Sicherheit und Effektivität zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass die Anwendung von Aromatherapie als ergänzende Behandlung betrachtet wird. Sie sollte nicht als Ersatz für medizinische Behandlung oder Betreuung durch Fachpersonal angesehen werden.

Wichtige Hinweise

  • Nur naturbelassene Produkte verwenden.
  • Nie unverdünnt auf die Haut auftragen.
  • Auf individuelle Verträglichkeit achten.
  • Vor Kindern, Hitze und Licht geschützt lagern.
  • Bei Unsicherheiten Fachliteratur oder Kurse nutzen.

Gerade bei Menschen mit Demenz ist achtsamer Umgang entscheidend, denn Düfte können beruhigen, aber auch überfordern.

Aromapflege als Teil der Biografiearbeit

Im Rahmen der Aromapflege bei demenziell Erkrankten ist eine „gute“ Biographie Arbeit durchaus sinnvoll. Hierbei kann herausgefunden werden, welche Gerüche der Betroffene besonders gerne gerochen, bzw. welche er abgelehnt hat. Diese Kenntnisse können im Rahmen der Pflegeplanung mit einbezogen werden.

Die Rolle der Ernährung bei Demenz

Prophylaxe wäre so immens wichtig, denn durch einfache Maßnahmen können wir in gesunden Jahren unsere Nervenzellen entlasten und schützen. In einer kleinen kontrollierten Studie in den USA konnte gezeigt werden, dass eine Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren der Läsionen in der weißen Substanz im Gehirns vorbeugt.

Omega-3-Fettsäuren

Professor Gene Bowman von der Universität in Portland, USA verweist darauf, dass die Schädigungen der „weißen Substanz“ (engl. White matter lesions) im Gehirn durch Omega-3-Fettsäuren reduziert werden können. An der Studie nahmen 102 Menschen über 75 Jahre teil. Die Teilnehmer wurden in eine „Fischöl-Gruppe“ (Omega-3-Öl) und eine Placebo-Gruppe unterteilt. Die Hälfte bekam einen Fischölmix mit 1,65 g Omega-3-Fettsäuren (980 mg EPA: Eicosapentaensäure plus 670 mg DHA: Docosahexaensäure), die übrigen erhielten Kapseln mit Sojaöl.

Das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3

In unserer durchschnittlichen Nahrung haben wir etwa 10 bis 15 mal so viel Omega-6-Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren. In unseren Gehirnzellen liegt das Verhältnis jedoch bei etwa 1:1. Die Natur reichert also Omega-3-Fettsäuren im Nervengewebe an. Wir können den „kleinen Computer“ (Gehirn) buchstäblich etwas einölen, so dass der Verfall zumindest etwas aufgehalten werden kann.

Fallbeispiele und Erfahrungsberichte

Altenpflegerin Petra Kaufmann

Petra Kaufmann, Altenpflegerin im Bereich Geriatrie und Gerontopsychiatrie, schätzt die positiven Effekte ätherischer Öle seit vielen Jahren. Wie sie weiß, ist die Erkrankung bei vielen Demenz-Patienten bereits weit fortgeschritten, wenn sie in den stationären Bereich einer Pflegeeinrichtung aufgenommen werden. Durch den Verlust der eigenen Wohnung sei das Leben der Menschen oft von Unruhe und Ängsten geprägt. "Mit Düften können wir den täglichen Umgang mit diesen Patienten besonders individuell und feinfühlig gestalten", berichtet die Pflegepädagogin. "Für mich ist Orangenöl zum Beispiel eine richtige Wunderwaffe. Selbst an dunklen Tagen bringt es die Menschen dazu aufzustehen. Und beim Duft von Lavendel erinnern sich sogar schwer Demente ganz oft an ihre Kindheit zurück - etwa an ihre Mutter oder Großmütter."

Maria M. Kettenring

Maria M. Kettenring, Deutschlands führende Aromaexpertin, erläutert, wie die Düfte dabei "funktionieren": "Die Anwesenheit von (natürlichen) Duftstoffen kann körpereigene Botenstoffe durch einen komplizierten Umwandlungsprozess aussenden, beispielsweise Serotonin, Noradrenalin, Endorphine etc. Diese Stoffe sind dafür verantwortlich, dass wir uns plötzlich aktiviert fühlen. Mit den Inhaltsstoffen der ätherischen Öle wird zusätzlich die körperliche Ebene angesprochen. Lavendel ist in der Fachliteratur etwa bekannt dafür, dass er beruhigend wirkt."

Aromapflegerin Tatjana Wolf

Tatjana Wolf arbeitet seit sechs Jahren im Marienheim in Obernzenn. Seitdem nimmt sie Bewohnerinnen und Bewohner des Marienheims mit auf eine Reise in die Welt der Düfte. „Demenzkranke sind gefangen in ihrem eigenen Körper“, berichtet Tatjana Wolf. „Die Menschen leben in Erinnerungen ihrer eigenen Welt. Sie können sich nur auf eine Sache konzentrieren und das sind oft Momente, in denen sie glücklich waren. Da sie sehr sensibel auf Gerüche reagieren, können die Duftstoffe helfen, dass sie sich an schöne Zeiten erinnern.“

Bezugsquellen und Produktempfehlungen

Um die Aromatherapie im Pflegealltag optimal umzusetzen, ist es wichtig, auf hochwertige ätherische Öle zurückzugreifen.

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