Arzneimittel zur Lösung von Krämpfen der Bronchialmuskulatur: Wirkstoffe und ihre Anwendung

Die menschliche Lunge ist über die Luftröhre und die Nase mit der Außenwelt verbunden. Um dieses empfindliche Organ vor Krankheitserregern und Partikeln aus der Luft zu schützen, ist die Lunge mit einer Bronchialschleimhaut ausgestattet. Diese Schleimhaut dient als Barriere und Abwehr, indem sie mithilfe von Immunzellen die Erreger aus der Außenluft unschädlich macht. Wenn jedoch die Abwehrkräfte des Körpers durch ein geschwächtes Immunsystem oder eine hohe Anzahl von Krankheitserregern überfordert sind, können die Erreger in die Körperzellen eindringen und Entzündungen verursachen.

Bronchitis und ihre Symptome

Als Folge einer solchen Entzündung schwellen die Schleimhäute an und produzieren vermehrt zähes Sekret. Der normale Abtransport des Schleims durch die Flimmerhärchen wird gestört, und der Schleim setzt sich in den Bronchien fest, was als Bronchitis bezeichnet wird. Der Körper versucht, den Schleim durch hartnäckigen Husten loszuwerden, was für die Betroffenen oft quälend ist, da der Schleim festsitzt und sich nur schwer löst. Hustenattacken, die tagsüber erschöpfen und nachts den Schlaf rauben, sind häufig die Folge.

Medikamentöse Unterstützung bei Bronchitis

Bronchitis-Medikamente, insbesondere Schleimlöser bzw. Hustenlöser, können den Körper bei der Bekämpfung der Bronchitis unterstützen. Diese Medikamente verflüssigen den festsitzenden Schleim und erleichtern dessen Abtransport. Es gibt Schleimlöser mit synthetischen und natürlichen Wirkstoffen.

Synthetische Hustenlöser

Chemisch-synthetische Hustenlöser sind spezifisch wirksam und behandeln mehrere Symptome eines festsitzenden Hustens gleichzeitig. Einige Beispiele sind:

  • Ambroxol: Verflüssigt den Schleim und aktiviert die Flimmerhärchen zum Abtransport.
  • Bromhexin: Aktiviert die Drüsen in den Bronchien, mehr Schleim zu produzieren, was ihn insgesamt dünnflüssiger macht und die Entzündung der bronchialen Schleimhaut bei einer Bronchitis beruhigt.
  • Tyloxapol: Wirkt rein physikalisch, verdünnt zähen Schleim und löst Schleimbeläge an der Basis, sodass sie sich aufrollen und abtransportiert werden können. Zudem setzt es die Oberflächenspannung des Schleims herab, wobei seine zähfließenden Eigenschaften reduziert werden.

Pflanzliche Hustenlöser

Pflanzen-Essenzen enthalten eine Fülle an physiologisch wirksamen Stoffen, die eine ganze Bandbreite an Symptomen behandeln können. Einige Beispiele sind:

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  • Eukalyptus, Minze, Salbei, Thymian, Basilikum und Teebaum: Enthalten Cineol, das schleimlösend, bakterizid, auswurffördernd und entzündungshemmend sowie entspannend auf die Bronchien wirkt. Zusätzlich wirkt es auf die Kälterezeptoren und hat damit eine kühlende Wirkung.
  • Kampfer: Wirkt ebenfalls schleimlösend und entzündungshemmend, aber auch durchblutungsfördernd.

Hinweise zur Anwendung von Hustenlösern

Schleimlöser können das Abhusten erleichtern und den Körper bei einer schnellen Genesung unterstützen. Die Wahl zwischen pflanzlichen und chemischen Wirkstoffen ist jedem selbst überlassen. Viele Hustenlöser sind bereits für Kleinkinder geeignet. In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte jedoch immer ein Arzt befragt werden, bevor ein Medikament eingenommen wird. Das Gleiche gilt auch, wenn einem Kind ein Hustenlöser gegeben werden soll. Es ist wichtig, immer aufmerksam die Packungsbeilage zu lesen und sich bei Fragen an einen Arzt oder Apotheker zu wenden.

Hustenstiller bei Reizhusten

Bei Reizhusten, der vor allem nachts quält und einen erholsamen Schlaf unmöglich macht, kann ein Hustenstiller Abhilfe schaffen. Hier stehen verschiedene Wirkstoffe zur Auswahl.

Erweiterung der Bronchien bei Atemwegserkrankungen

Neben schleimlösenden Medikamenten gibt es auch Arzneimittel, die direkt auf die Erweiterung der Bronchien abzielen. Diese werden vor allem bei Erkrankungen eingesetzt, die mit einer Verengung der Atemwege durch Krämpfe der Bronchialmuskulatur einhergehen, wie z.B. Asthma bronchiale, chronische Bronchitis und Lungenemphysem.

Salbutamol

Ein häufig verwendeter Wirkstoff zur Erweiterung der Bronchien ist Salbutamol. Es handelt sich um ein Arzneimittel zur Erweiterung der Bronchien, das bei Erwachsenen und Kindern ab 2 Monaten zur Verhütung und zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt wird, die mit einer Verengung der Atemwege durch Krämpfe der Bronchialmuskulatur einhergehen (obstruktive Atemwegserkrankungen). Salbutamol wirkt, indem es an bestimmte Rezeptoren in der Bronchialmuskulatur bindet und so eine Erschlaffung der Muskeln bewirkt. Dadurch erweitern sich die Bronchien, und die Atmung wird erleichtert.

Anwendung von Salbutamol

Salbutamol ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, darunter als Dosieraerosol und als Lösung zum Einnehmen (Tropfen). Die Dosierung richtet sich nach dem Alter des Patienten und der Schwere der Erkrankung. Es ist wichtig, Salbutamol immer genau nach Anweisung des Arztes einzunehmen.

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Dosierung von Salbutamol-Tropfen

Die empfohlene Dosis für Säuglinge und Kleinkinder von 2 - 23 Monaten liegt bei 1,5 - 3 Tropfen pro kg Körpergewicht (0,1 - 0,2 mg Salbutamol pro kg Körpergewicht) pro Einzelgabe, bis zu maximal 30 Tropfen. Die Tageshöchstdosis beträgt 4,5 - 9 Tropfen pro kg Körpergewicht (0,3 - 0,6 mg Salbutamol pro kg Körpergewicht), bis zu maximal 90 Tropfen.

Für Kinder ab 2 Jahren sollte die Dosierung individuell vom Arzt festgelegt werden. Als Anhaltspunkt kann folgende Tabelle dienen:

  • Kinder 2 - 6 Jahre: max. Einzelgabe: 15 - 30 Tropfen, Dauerbehandlung: 2 - 4 x täglich 15 - 30 Tropfen, Tageshöchstdosis: 60 - 120 Tropfen
  • Kinder 7 - 13 Jahre: max. Einzelgabe: 15 - 30 Tropfen, Dauerbehandlung: 3 - 4 x täglich 30 Tropfen, Tageshöchstdosis: 60 - 120 Tropfen

Jugendliche ab 14 Jahre und Erwachsene beginnen die Behandlung in der Regel mit 30 Tropfen (2 mg Salbutamol) 3mal täglich. Zur Dauerbehandlung werden 30 - 60 Tropfen (2 - 4 mg Salbutamol) 3 - 4mal täglich gegeben.

Wichtige Hinweise zur Einnahme von Salbutamol
  • Salbutamol sollte nicht eingenommen werden, wenn eine Allergie gegen Salbutamol oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels besteht.
  • Die gleichzeitige Einnahme von bestimmten Mitteln zur Senkung des Blutdrucks (Beta-Rezeptorenblocker) sollte vermieden werden, da dies zur Auslösung eines Bronchialkrampfes (Bronchospasmus) führen könnte.
  • Die Dauer der Behandlung richtet sich nach der Art, Schwere und dem Verlauf der Erkrankung und sollte vom behandelnden Arzt bestimmt werden.
  • Bei einer Überdosierung können Symptome wie Herzklopfen, unregelmäßiger und/oder beschleunigter Herzschlag, heftiges Zittern, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Brustschmerzen, Schwierigkeiten beim Atmen, erhöhte Atemfrequenz sowie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen auftreten. In diesem Fall sollte das Medikament abgesetzt und sofort ein Arzt oder das nächste Krankenhaus kontaktiert werden.
  • Insbesondere bei höherer Dosierung von Salbutamol können individuell unterschiedliche Reaktionen auftreten, die die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen beeinträchtigen können.

Nebenwirkungen von Salbutamol

Wie alle Arzneimittel kann auch Salbutamol Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Zittern der Finger oder Hände (Tremor)
  • Kopfschmerzen
  • Beschleunigter Herzschlag (Tachykardie)
  • Übelkeit
  • Schwitzen

In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenderen Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Überempfindlichkeitsreaktionen und einer Übersäuerung des Blutes (Laktatazidose) kommen.

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Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

Die gleichzeitige Einnahme von Salbutamol kann die Wirkung anderer Arzneimittel verstärken oder abschwächen. Besondere Vorsicht ist geboten bei der Einnahme von:

  • Mitteln zur Beeinflussung des vegetativen Nervensystems (Sympathomimetika)
  • Mitteln zur Senkung des Blutdrucks (Beta-Rezeptorenblocker)
  • Mitteln gegen Zuckerkrankheit (Antidiabetika)
  • Mitteln mit einer Wirkung am Herzmuskel (Herzglykoside)
  • Narkosemittel (Anästhetika)

Salbutamol in Schwangerschaft und Stillzeit

In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft sollte Salbutamol nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Salbutamol besitzt eine wehenhemmende Wirkung und sollte am Ende der Schwangerschaft nur eingenommen werden, wenn der Arzt die Einnahme für erforderlich hält.

Salbutamol kann in die Muttermilch übergehen und unerwünschte Wirkungen bei Ihrem Kind verursachen. Während der Stillzeit sollte Salbutamol nur auf ausdrückliche Anweisung des Arztes eingenommen werden.

Clenbuterol

Ein weiterer Wirkstoff, der zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt wird, ist Clenbuterol. Clenbuterol gehört zur Gruppe der Betasympathomimetika und bewirkt eine Weitstellung der Bronchien. Es wird zur Behandlung von Asthma bronchiale eingesetzt, aber auch als Dopingmittel missbraucht.

Wirkungsweise von Clenbuterol

Clenbuterol aktiviert bestimmte Bindungsstellen von Botenstoffen in der Lunge (Beta-2-Rezeptoren), was zur Erweiterung der Bronchien führt. Zusätzlich wirkt Clenbuterol in gewissem Maße auf den Stoffwechsel, den Muskelaufbau und die Fettverbrennung, was den Missbrauch als Dopingmittel erklärt.

Anwendung von Clenbuterol

Clenbuterol wird zur Behandlung von Asthma und COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) eingesetzt. Es hilft jedoch nur gegen die Symptome, nicht gegen die Ursache der Erkrankungen und muss daher langfristig eingenommen werden, um die Bronchien zu erweitern.

Clenbuterol wird meist in Form von Tabletten verschrieben, die zweimal täglich eingenommen werden. Zu Beginn der Behandlung wird in der Regel eine höhere Dosierung gewählt, bis sich die Symptome bessern.

Nebenwirkungen von Clenbuterol

Häufige Nebenwirkungen von Clenbuterol sind Zittern, Kopfschmerzen, Unruhegefühl, Übelkeit und Herzklopfen. Gelegentlich treten Schwindel, Muskelschmerzen und -krämpfe, Nervosität, Juckreiz, Sodbrennen, Herzrasen, unregelmäßiger Herzschlag, zu hoher oder zu niedriger Blutdruck und Probleme beim Wasserlassen auf.

Wechselwirkungen von Clenbuterol

Die Einnahme weiterer Wirkstoffe, die ebenfalls Beta-Rezeptoren aktivieren, kann die Wirkung und Nebenwirkungen von Clenbuterol verstärken. Die gleichzeitige Anwendung von Betablockern schwächt die antiasthmatische Wirkung von Clenbuterol ab. Clenbuterol kann den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen, weshalb bei Diabetikern unter Umständen die Dosierung von blutzuckersenkenden Medikamenten angepasst werden muss.

Clenbuterol in Schwangerschaft und Stillzeit

Vorsichtshalber raten Experten von der Anwendung von Clenbuterol bei Schwangeren ab. Jedoch kann der Wirkstoff in den Tagen vor der Geburt angewendet werden, um die Wehen zu hemmen und so die Geburt zu verzögern. Clenbuterol tritt in die Muttermilch über, weshalb gestillte Säuglinge auf etwaige Symptome hin beobachtet werden sollten, wenn die Mutter den Wirkstoff einnimmt.

Theophyllin

Theophyllin ist ein weiterer Wirkstoff, der zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie COPD und Asthma eingesetzt wird. Die Wirkungsmechanismen von Theophyllin sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Es wird nach oraler Gabe vollständig resorbiert, besitzt jedoch eine geringe therapeutische Breite.

Wirkungsweise von Theophyllin

Theophyllin wirkt bronchodilatorisch, sobald ein Mindestserumspiegel von ca. 5 μg/ml erreicht ist. Es wird hauptsächlich über CYP1A2 metabolisiert und über die Nieren ausgeschieden. Interindividuelle Unterschiede in der hepatischen Metabolisierung können Clearance, Serumkonzentrationen und Eliminationshalbwertszeiten erheblich beeinflussen.

Anwendung von Theophyllin

Theophyllin sollte individuell nach der Wirkung dosiert werden und anhand der Theophyllin-Serumkonzentration ermittelt werden. Bei mangelhafter Wirksamkeit oder dem Auftreten unerwünschter Wirkungen sind Kontrollen des Theophyllin-Serumspiegels angezeigt.

Wechselwirkungen von Theophyllin

Da Theophyllin in der Leber u. a. über das Enzym CYP1A2 metabolisiert wird, kann die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die dieses Enzym beeinflussen, zu Änderungen des Theophyllin-Abbaus führen.

Theophyllin in Schwangerschaft und Stillzeit

Zu einer Anwendung von Theophyllin während des 1. Schwangerschaftstrimenons liegen bislang keine ausreichenden Erfahrungen vor, weshalb in dieser Zeit eine Anwendung von Theophyllin vermieden werden sollte. Während des 2. und 3. Trimenons sollte Theophyllin nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. Theophyllin geht in die Muttermilch über, weshalb die therapeutische Theophyllin-Dosis bei einer stillenden Patientin so niedrig wie möglich zu halten ist.

Anticholinergika

Neben den genannten Wirkstoffen erweitern auch einige Anticholinergika (= Parasympatholytika oder Muscarinrezeptor-Antagonisten) die Bronchien.

Asthma bronchiale

Das Asthma bronchiale ist eine häufige Lungenkrankheit, die etwa 7 % der Erwachsenen und 10 % der Kinder in Deutschland betrifft. Es handelt sich um eine chronische Entzündung der Atemwege, die zu einer Überempfindlichkeit der Bronchien führt.

Ursachen und Einteilung von Asthma

Die Ursachen für Asthma sind vielfältig. Man unterscheidet zwischen allergischem (exogenem) Asthma und nicht-allergischem (endogenem) Asthma. Beim allergischen Asthma wird die Entzündung durch eine überschießende Reaktion auf äußere Einflüsse (Allergene) ausgelöst. Beim nicht-allergischen Asthma können Infektionen, kalte Luft, psychischer Stress oder bestimmte Medikamente die Entzündung hervorrufen.

Symptome von Asthma

Typische Symptome von Asthma sind Kurzatmigkeit, Engegefühl im Brustkorb, pfeifende Atemgeräusche (Giemen) und trockener Husten. Die Symptome treten häufig nachts und morgens auf.

Diagnose von Asthma

Die Diagnose von Asthma erfolgt in der Regel durch eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung und verschiedene Lungenfunktionstests (z.B. Spirometrie, Ganzkörperplethysmographie).

Behandlung von Asthma

Die Behandlung von Asthma zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Häufigkeit von Asthmaanfällen zu reduzieren. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus:

  • Vermeidung von Auslösern (Allergenen, Reizstoffen)
  • Medikamentöse Therapie (Controller und Reliever)
  • Asthmaschulung
  • Physiotherapie und Rehabilitation
  • Selbsthilfegruppen

Medikamentöse Therapie von Asthma

Die medikamentöse Therapie von Asthma umfasst zwei Hauptgruppen von Medikamenten:

  • Controller: Diese Medikamente werden zur Dauertherapie eingesetzt, um die Entzündung in den Atemwegen zu reduzieren und die Bronchien zu erweitern. Zu den Controllern gehören inhalative Kortikosteroide (ICS) und langwirksame Beta-2-Sympathomimetika (LABA).
  • Reliever: Diese Medikamente werden bei akuten Asthmaanfällen eingesetzt, um die Bronchien schnell zu erweitern und die Atmung zu erleichtern. Zu den Relievern gehören kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika (SABA).

Biologika

Seit kurzem gibt es auch neuartige Asthmamedikamente, sogenannte Biologika. Diese Medikamente können die Botenstoffe des Immunsystems erkennen und eine fehlgesteuerte Reaktion unterdrücken.

Salbutamol zur raschen Bronchodilatation

Salbutamol ist ein selektiver Beta-2-Adrenorezeptor-Agonist, der zur raschen Bronchodilatation durch Relaxation der glatten Bronchialmuskulatur führt. Es wird zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt, die mit einer reversiblen Atemwegsobstruktion einhergehen, wie z.B. akuter Asthmaanfall, anfallsweise auftretende Atemnot bei Asthma bronchiale, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) mit reversibler Komponente und Vorbeugung von durch Anstrengung oder Allergenkontakt ausgelösten Asthmaanfällen.

Anwendungsart von Salbutamol

Salbutamol wird primär durch Inhalation verabreicht, um eine schnelle und gezielte Wirkung auf die Atemwege zu erzielen. Die Anwendung erfolgt je nach Darreichungsform als Dosieraerosol oder als Inhalationslösung für Vernebler.

Wirkmechanismus von Salbutamol

Salbutamol bindet an Beta-2-Adrenozeptoren der glatten Bronchialmuskulatur und aktiviert diese. Die Aktivierung der Rezeptoren führt zur Stimulation des G-Proteins, welches die Adenylylcyclase aktiviert. Dies resultiert in einem erhöhten intrazellulären cAMP-Spiegel, der die Proteinkinase A (PKA) aktiviert. PKA senkt die intrazelluläre Calciumkonzentration, was zur Relaxation der glatten Muskulatur in den Bronchien (Bronchodilatation) und zur Hemmung der bronchokonstriktiven Substanzen wie Histamin führt.

Pharmakokinetik von Salbutamol

Salbutamol wird nach inhalativer Anwendung schnell resorbiert. Die maximale Plasmakonzentration wird nach 0,5 -2 Stunden erreicht. Die Hauptausscheidung erfolgt renal zu 80-90%, in Form von Metaboliten und unverändertem Salbutamol. Die Plasmahalbwertszeit beträgt ca. 4-6 Stunden.

Dosierung von Salbutamol

Die Dosierempfehlung richtet sich nach der Anwendungsart. Die maximalen Dosen beim Vernebeln sind auf Grund des Verneblerverlustes wesentlich höher als bei der Aerosolinhalation.

Dosieraerosol (Inhalation)

  • Akutbehandlung bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren): Einzeldosis: 1-2 Sprühstöße (100-200 µg Salbutamol), Maximale Tagesgesamtdosis: 1,2 mg (12 Sprühstöße zu je 100 µg Salbutamol)
  • Akutbehandlung bei Kindern (4-11 Jahre): Einzeldosis: 1 Sprühstoß (100 µg Salbutamol), Maximale Tagesgesamtdosis: 0,6 mg (6 Sprühstöße zu je 100 µg Salbutamol)
  • Vorbeugung bei Belastungsasthma oder Allergenkontakt: 1 Einzeldosis 10-15 Minuten vor der Belastung

Inhalationslösung (Vernebler)

  • Erwachsene und Jugendliche (ab 12 Jahren): Einzeldosis: 10 Tropfen (2,5 mg Salbutamol), Bei Bedarf: Steigerung auf 5 mg möglich, Maximale Tagesdosis: Bis zu 4 Einzeldosen pro Tag (entspricht 10 mg/Tag)
  • Kinder (4-11 Jahre): Einzeldosis: 10 Tropfen (2,5 mg Salbutamol), Maximale Tagesdosis: Bis zu 4 Einzeldosen pro Tag (entspricht 10 mg/Tag)
  • Schwere Fälle bei Erwachsenen (unter ärztlicher Kontrolle): Höchstdosis: Bis zu 40 mg/Tag (entspricht 8 ml Lösung à 5 mg/ml)

Nebenwirkungen von Salbutamol

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Störungen des Geschmacksempfindens und Beschwerden am Verabreichungsort, feinschlägiger Tremor, Übelkeit, Schwitzen, Unruhe, Kopfschmerzen und Schwindel.

Wechselwirkungen von Salbutamol

Folgende pharmakologischen Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Salbutamol zu beachten:

  • Beta-Rezeptorenblocker (nicht-selektiv): Können die Wirkung von Salbutamol abschwächen und zu einem Bronchospasmus führen.
  • Theophyllin und andere Sympathomimetika: Verstärken die Wirkung von Salbutamol, erhöhen jedoch auch das Risiko für kardiovaskuläre Nebenwirkungen.
  • Digitalisglykoside: Erhöhen das Risiko für kardiale Arrhythmien, vor allem bei gleichzeitiger Hypokaliämie.
  • Halogenierte Anästhetika: Können in Kombination mit Salbutamol das Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfallerhöhen.
  • Diuretika, Kortikoide und Methylxanthine: Verstärken die Hypokaliämie, die durch Salbutamol verursacht werden kann.
  • Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer) und trizyklische Antidepressiva: Verstärken die kardiovaskuläre Wirkung von Salbutamol.
  • Mutterkornalkaloide: Können die Vasomotorik unvorhersehbar beeinflussen und zu vasokonstriktiven oder vasodilatatorischen Reaktionen führen.
  • Procarbazin: Kann in Kombination mit Salbutamol zu hypertonen Reaktionen führen.

Kontraindikationen von Salbutamol

Salbutamol darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen Salbutamol oder einen der sonstigen Bestandteile
  • Gleichzeitiger Behandlung mit nicht-selektiven Beta-Rezeptorenblockern
  • Schweren Herzerkrankungen wie frischem Myokardinfarkt, tachykarden Arrhythmien oder hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie
  • Unkontrolliertem art. Hypertonus
  • Phäochromozytom
  • Aneurysmen

Da Salbutamol die Leistung steigern kann, kann es zu positiven Dopingkontrollen führen.

Salbutamol in Schwangerschaft und Stillzeit

Salbutamol sollte während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimester, nur nach strenger Indikationsstellung angewendet werden. Salbutamol geht wahrscheinlich in die Muttermilch über, daher sollte die Anwendung in der Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Verkehrstüchtigkeit

Durch individuell auftretende Nebenwirkungen wie Tremor, Schwindel oder Kopfschmerzen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden.

Alternativen zu Salbutamol

Mögliche pharmakologische Alternativen zu Salbutamol sind Fenoterol, Terbutalin, Formoterol, Salmeterol und Clenbuterol.

Formoterol

Formoterol ist ein bronchienerweiterndes Arzneimittel, das zur symptomatischen Langzeit-Behandlung von bestehendem mäßigen bis schweren Asthma bronchiale in Kombination mit einer entzündungshemmenden Langzeit-Behandlung (z. B. Kortikosteroiden) eingesetzt wird.

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