AstraZeneca und das Epilepsie-Risiko: Eine umfassende Betrachtung

Die Diskussion um mögliche Nebenwirkungen von COVID-19-Impfstoffen, insbesondere von AstraZeneca, hat in der Öffentlichkeit Besorgnis ausgelöst. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf neurologischen Komplikationen wie Sinusvenenthrombosen und Krampfanfällen. Dieser Artikel beleuchtet das potenzielle Risiko von Epilepsie im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung und setzt es in den Kontext anderer möglicher Ursachen und Risikofaktoren.

Vektorimpfstoffe und Sinusvenenthrombosen: Ein seltener Zusammenhang

Die Sinusvenenthrombose, eine seltene Form von Blutgerinnseln im Gehirn, wurde als eine sehr seltene Nebenwirkung nach Impfungen mit Vektorimpfstoffen wie AstraZeneca und Johnson & Johnson identifiziert. Beide Impfstoffe nutzen Adenoviren als Trägerviren, um genetisches Material zur Herstellung von Antigenen in die Körperzellen einzuschleusen. Es wird vermutet, dass das Trägervirus selbst für die Auslösung dieser schweren Nebenwirkung verantwortlich sein könnte.

Der Pathomechanismus ähnelt der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT), bei der es zu einer verstärkten Aktivierung der Blutplättchen kommt. Dies führt zur Bildung von kleinen Klumpen (Aggregation) und einem signifikanten Abfall der Thrombozytenzahl (Thrombozytopenie). Ursächlich für diesen immun-getriggerten Mechanismus wird die Bildung von Autoantikörpern gegen den Plättchenfaktor 4 (PF4) vermutet, ein Eiweiß, das bei der Aggregation von Blutplättchen freigesetzt wird.

Die Symptome einer Sinusvenenthrombose treten typischerweise 4-14 Tage nach der Impfung auf und können Blutergüsse, kleine Hauteinblutungen (Petechien), starke Kopfschmerzen und eine reduzierte Anzahl von Blutplättchen umfassen.

Es ist wichtig zu betonen, dass es keine überzufällige Häufung von Sinusvenenthrombosen im Rahmen der Impfung mit Vektorimpfstoffen oder mRNA-Impfstoffen im Vergleich zum Vorkommen in der Normalbevölkerung gibt.

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Krampfanfälle nach COVID-19-Impfungen: Ein Überblick

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erfasst und bewertet Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen, einschließlich Krampfanfällen. Bis zum Berichtszeitpunkt wurden dem PEI insgesamt 1169 Verdachtsfallmeldungen eines Krampfanfalls nach Impfung mit einem COVID-19-Impfstoff berichtet. Die Melderaten variierten je nach Impfstoff:

  • Comirnaty (BioNTech/Pfizer): 0,5 Fälle pro 100.000 Impfungen
  • Spikevax (Moderna): 0,4 Fälle pro 100.000 Impfungen
  • Vaxzevria (AstraZeneca): 0,9 Fälle pro 100.000 Impfungen
  • Jcovden (Johnson & Johnson): 1 Fall pro 100.000 Impfungen

Diese Zahlen deuten auf ein sehr geringes Risiko für Krampfanfälle nach COVID-19-Impfungen hin.

Long Covid, neurologische Probleme und Epilepsie

Studien haben gezeigt, dass COVID-19-Patienten auch zwei Jahre nach der Infektion ein leicht erhöhtes Risiko für einige psychiatrische und neurologische Probleme haben können. Dazu gehören Bewusstseinstrübungen (Brain Fog), Demenz, psychotische Schübe, Gehirnblutung und Epilepsie.

Eine Studie der University of Oxford ergab, dass das Risiko für Epilepsie in den ersten Monaten nach einer Corona-Infektion höher war als nach einer anderen Atemwegserkrankung. Auf 10.000 Patienten gerechnet, wurden bei den 18- bis 64-Jährigen mehr Fälle von Bewusstseinstrübungen festgestellt als in einer Kontrollgruppe. Bei den über 64-Jährigen traten mehr Fälle von Demenz bei COVID-Patienten auf als in der Kontrollgruppe.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Studien methodische Einschränkungen aufweisen, wie z. B. die Unterrepräsentation von Corona-Infektionen mit milden oder asymptomatischen Verläufen und das Fehlen von Angaben zum Schweregrad der neurologischen oder psychiatrischen Störungen.

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Fallbeispiel: Tobias Jentsch und sein Schicksal nach der AstraZeneca-Impfung

Tobias Jentsch ist ein Fall, der die potenziellen schwerwiegenden Folgen einer COVID-19-Impfung verdeutlicht. Nach einer Impfung mit AstraZeneca erlitt er eine Hirnvenenthrombose und kämpft seitdem mit erheblichen gesundheitlichen Problemen, darunter Teilblindheit und epileptische Anfälle. Sein Fall wurde von einem Versorgungsamt als Impfschaden anerkannt.

Jentschs Geschichte unterstreicht die Bedeutung einer umfassenden Aufklärung vor der Impfung und die Notwendigkeit, Impfschäden anzuerkennen und zu entschädigen.

Epilepsie und COVID-19-Impfung: Empfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen

Menschen mit Epilepsie haben grundsätzlich kein höheres Risiko für Nebenwirkungen bei einer Impfung zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Impfung die Anfallssituation verschlimmern kann.

Allerdings sollten einige Punkte beachtet werden:

  • Immunsuppression: Bei Patienten, die immunsuppressiv behandelt werden (z. B. mit Kortikosteroiden, Azathioprin oder monoklonalen Antikörpern), kann die Wirksamkeit der Impfung beeinträchtigt sein. In diesen Fällen sollte das Ansprechen auf die Impfung und die Nutzen-Risiko-Abwägung mit dem behandelnden Arzt erörtert werden.
  • Fieber: Nach jeder Impfung kann es zu Fieber kommen, was bei einigen Patienten mit Epilepsie Anfälle auslösen kann. In solchen Fällen können fiebersenkende Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt werden. Alternativ kann vorübergehend die Dosis der Antiepileptika erhöht oder Benzodiazepine eingesetzt werden.
  • Allergien: Die Fachinformationen der Impfstoffe sind zu beachten, insbesondere im Hinblick auf mögliche Allergien gegen Inhaltsstoffe.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt keine generelle Priorisierung für die Impfung von Menschen mit Epilepsie. Relevante Komorbiditäten oder schwere Grunderkrankungen können jedoch zu einer Priorisierung führen.

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