Atemgifte stellen eine erhebliche Gefahr dar, insbesondere an Einsatzstellen. Sie können nicht nur durch ihre toxische Wirkung schaden, sondern auch, indem sie den Sauerstoff verdrängen und so zu einer geringen Sauerstoffkonzentration in der Atemluft führen. Es ist entscheidend, sich mit den verschiedenen Arten von Atemgiften, ihren Wirkungen und den entsprechenden Schutzmaßnahmen auseinanderzusetzen.
Arten von Atemgiften und ihre Wirkungen
Atemgifte lassen sich anhand ihrer schädigenden Eigenschaften in verschiedene Gruppen einteilen:
- Erstickende Atemgifte: Diese Gase sind nicht im eigentlichen Sinne giftig, sondern verdrängen in hoher Konzentration den Sauerstoff, der für die Atmung notwendig ist. Beispiele hierfür sind Wasserstoff und Stickstoff. Sinkt der Sauerstoffgehalt in der Luft unter 15-18 %, so sinkt auch die Sauerstoffkonzentration im Blut. Innerhalb von wenigen Minuten kann dies zu bleibenden Schäden führen. Da Sauerstoff nicht wahrgenommen werden kann, ist der Einsatz von Messgeräten unerlässlich.
- Reizende und ätzende Atemgifte: Diese Stoffe reizen oder zerstören das Gewebe der Atemwege und können zu langanhaltenden Schädigungen führen. Man unterscheidet zwischen leicht- und schwer wasserlöslichen Reizgiften. Leicht wasserlösliche Atemgifte reagieren in den oberen Atemwegen (Mund, Nase, Rachenraum, Kehlkopf) und wirken dort schädigend. Schwer wasserlösliche Stoffe gelangen bis in die Lunge, wo sie die Lungenbläschen verätzen können, was zu einem Lungenödem führen kann.
- Atemgifte mit Wirkung auf Blut, Nerven und Zellen: Diese Stoffe können über die Atemwege, aber auch über die Haut aufgenommen werden und wirken bereits in geringsten Konzentrationen gesundheitsschädlich.
Spezifische Atemgifte und ihre Auswirkungen
Einige spezifische Atemgifte und ihre Wirkungen sollen hier näher betrachtet werden:
- Blausäure (Cyanwasserstoff): Blausäure verhindert den Sauerstoffaustausch zwischen Blut und Zellen. Sie wird von der üblichen Schutzkleidung aufgesaugt und schädigt den Körper sehr schnell. Eine durch innere Erstickung ausgelöste Ohnmacht kann den Tod nach sich ziehen. Betroffene müssen schnellstmöglich notärztlich behandelt und zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht werden.
- Kohlenstoffmonoxid (CO): Kohlenmonoxid entsteht bei unvollständiger Verbrennung und verbindet sich im Blut etwa 200- bis 300-mal stärker mit dem Hämoglobin als Sauerstoff. Dadurch wird der Sauerstofftransport im Blut vermindert oder sogar unterbrochen. Kohlenmonoxid ist farblos und geruchlos, was es besonders gefährlich macht.
- Kohlenstoffdioxid (CO2): Kohlenstoffdioxid reguliert die Atmung beim gesunden Menschen. Eine Erhöhung des Kohlenstoffdioxidgehalts in der Atemluft führt zunächst zu einer Steigerung der Atemfrequenz und -tiefe. Bei weiter steigender Konzentration kann es jedoch zu Atemlähmung, Bewusstlosigkeit und Tod kommen.
Schutzmaßnahmen vor Atemgiften
Um sich vor Atemgiften zu schützen, können verschiedene Atemschutzgeräte eingesetzt werden:
- Umluftabhängige Atemschutzgeräte: Hierzu gehören Filtergeräte wie ABC-Schutzmasken und Brandfluchthauben. Die Filter müssen für die auftretenden Atemgifte geeignet sein.
- Umluftunabhängige Atemschutzgeräte: Diese Geräte versorgen den Träger mit Atemluft aus einer separaten Quelle und sind besonders in Umgebungen mit unbekannten oder hohen Konzentrationen von Atemgiften geeignet.
Im THW wird üblicherweise schwerer (umluftunabhängiger) Atemschutz in den Bergungsgruppen 1 und 2 sowie den Fachgruppen Räumen vorgehalten.
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Weitere Schutzmaßnahmen
Neben dem Atemschutz sind weitere Maßnahmen wichtig, um die Gefährdung durch Atemgifte zu minimieren:
- Übersichtliche Einsatzstelle: Die Einsatzstelle muss übersichtlich sein. Personen in versperrten Räumen können durch Belüftungsbohrungen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen gerettet werden.
- Belüftung: Geschlossene Räume sollten belüftet werden, um die Konzentration von Atemgiften zu reduzieren.
- Messungen: Der Sauerstoffgehalt und die Konzentration von Atemgiften in der Luft sollten regelmäßig gemessen werden, um die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen zu überprüfen.
Faktoren, die die Wirkung von Atemgiften beeinflussen
Die Wirkung von Atemgiften hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Konzentration: Je höher die Konzentration eines Atemgiftes, desto stärker ist in der Regel die Wirkung.
- Einwirkdauer: Je länger die Einwirkdauer, desto größer ist das Risiko von Schädigungen.
- Individuelle Faktoren: Alter, Gesundheitszustand und individuelle Empfindlichkeit können die Wirkung von Atemgiften beeinflussen.
Arbeitsplatzkonzentration (MAK)
Die maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK) ist die höchstzulässige Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, die bei Einhaltung über einen bestimmten Zeitraum (in der Regel acht Stunden pro Tag) keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen hat. Die MAK-Werte werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) festgelegt und regelmäßig überprüft.
Mögliche Schädigungen durch Atemgifte
Die schädigende Wirkung von Atemgiften kann vielfältig sein:
- Akute Schäden: Hierzu gehören beispielsweise Reizungen der Atemwege, Lungenödeme, Bewusstlosigkeit und Tod.
- Chronische Schäden: Langfristige Exposition gegenüber Atemgiften kann zu chronischen Atemwegserkrankungen, Nervenschäden und anderen Gesundheitsproblemen führen.
Erste Hilfe bei Vergiftungen durch Atemgifte
Bei Vergiftungen durch Atemgifte sind folgende Maßnahmen wichtig:
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- Selbstschutz: Achten Sie auf Ihren eigenen Schutz und begeben Sie sich nicht selbst in Gefahr.
- Notruf: Setzen Sie umgehend einen Notruf ab.
- Bergung: Bergen Sie die betroffene Person aus dem Gefahrenbereich, sofern dies ohne Eigengefährdung möglich ist.
- Erste Hilfe: Leisten Sie Erste Hilfe, beispielsweise durch Beatmung und Herzmassage, falls erforderlich.
- Ärztliche Behandlung: Sorgen Sie für eine schnellstmögliche ärztliche Behandlung.
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