Das menschliche Gehirn ist zweifellos eines der komplexesten Gebilde, das die Natur hervorgebracht hat. Es ist der Sitz unserer Neugier, Kreativität, unseres Bewusstseins und unserer Emotionen. In Deutschland widmen sich verschiedene Ausstellungen diesem faszinierenden Organ, indem sie aufzeigen, wie es funktioniert, wie es uns zu dem macht, was wir sind, und welche Geheimnisse es noch birgt.
"Gehirne" im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt: Eine Dauerausstellung
Seit dem 26. März 2025 beherbergt das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt die Dauerausstellung "Gehirne". Diese Ausstellung bietet den Besuchern einen umfassenden Einblick in den Aufbau und die Funktionen des Gehirns. Anschauliche Modelle und Animationen erleichtern das Verständnis des Zusammenspiels der verschiedenen Gehirnbereiche. So wird beispielsweise erklärt, wie die Großhirnhälften unsere einzigartigen kognitiven Fähigkeiten wie Sprache und Kreativität steuern, während das Kleinhirn für Motorik und Gleichgewicht zuständig ist.
Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Integration des Fußballs. Als besonderes Ausstellungsstück wird ein 3D-Druck des Gehirns der Frankfurter Fußballlegende Karl-Heinz "Charly" Körbel gezeigt. Am Beispiel des Fußballs werden komplexe Wahrnehmungsprozesse erlebbar gemacht. Die Besucher können in einem virtuellen Stadion in die Rolle von Charly Körbel schlüpfen und mit einem Avatar des Fußballspielers auf dem Spielfeld interagieren. Eine Projektion zeigt, welche Hirnregionen beim Torschuss aktiv sind. Mittels "Augmented Reality" werden zentrale Funktionen unseres Denkapparates, die Wahrnehmung der Tiere oder auch die Evolution der Gehirne spielerisch erfahrbar.
Der Künstler Tim Berresheim hat die Ausstellung mit großen Wandgestaltungen, einem Ausstellungsmaskottchen sowie digitalisierten und rematerialisierten Erinnerungsstücken aus der Fußballkarriere von Charly Körbel gestaltet. Ziel ist es, die Komplexität des Themas "Gehirne" in einen vertrauten Kontext zu setzen.
"Das Gehirn - Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl" im LWL-Museum für Naturkunde Münster
Die Sonderausstellung "Das Gehirn - Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl" im LWL-Museum für Naturkunde in Münster erfreute sich großer Beliebtheit. Nach ihrer Eröffnung im Juni 2018 konnte sie innerhalb von 16 Monaten 300.000 Besucher verzeichnen. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die Ausstellung bis zum 5. Januar verlängert.
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Auf über 1.200 Quadratmetern wurde dargestellt, wie Gefühle entstehen und Traumwelten erschaffen werden. Außerdem wurde die anatomische Vielfalt des Gehirns veranschaulicht und die daraus resultierenden unterschiedlichen Realitäten erklärt. Die Mitmach-, Tast- und Medienstationen sorgten bei den Museumsgästen für ein Erlebnis mit vielen Eindrücken.
Zur Sonderausstellung "Das Gehirn - Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl" stand ein Audioguide mit einem familienfreundlichen Programm in Deutsch, Englisch und Niederländisch und als deutsche Audiodeskription zur Verfügung.
"Das Gehirn in Kunst & Wissenschaft" in der Bundeskunsthalle Bonn
Vom 28. Januar bis 28. Juni 2022 zeigte die Bundeskunsthalle in Bonn die Ausstellung "Das Gehirn in Kunst & Wissenschaft". In dieser Ausstellung trafen Kunst, Kulturgeschichte und Wissenschaft aufeinander und ließen ein facettenreiches Panorama entstehen.
Neben der Hirnforschung und Neurologie wurden auch Philosophie, Religion, Medizingeschichte und Psychologie befragt. An der Ausstellung war das DZNE als Kooperationspartner beteiligt. Die Forschung des DZNE wurde unter anderem mit einer Hörstation zur Primär Progredienten Aphasie (PPA) präsentiert.
Die Ausstellung weitete aber auch bewusst den Blick. Sie fragte nach dem Ich und dem Selbst und wie wir uns in die Welt stellen und uns mit ihr verbinden. Dabei setzte sie bewusst auf das Sensorium der Kunst.
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Weitere künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Gehirn
Die Berliner Künstlerin Birgit Dieker beschäftigt sich mit dem menschlichen Körper und dem Spannungsverhältnis zwischen Innen und Außen. Dafür verwendet sie Materialien, die sie als symbolisch für den Körper empfindet: Leder, Haare und getragene Kleidung. In ihren Hirnschnitten zieht sie oft bewusst mehrere medizinische Schnittbilder unterschiedlicher Hirnregionen in einer Ebene zusammen.
Der spanische Anatom und Histologe Santiago Ramón y Cajal (1852-1934) ist für seine kunstvollen und erstaunlich präzisen anatomischen Zeichnungen von Nervenzellen des Gehirns weltberühmt geworden.
Das Gehirn: Ein Buch mit sieben Siegeln?
Als zentrales Körperorgan, das unser Sein und Wesen ausmacht, gilt das Gehirn in seinen Strukturen und Funktionen in vielerlei Hinsicht noch als unverstanden. Aktuell unternimmt die Neurowissenschaft die größten Forschungsanstrengungen, um die Rätsel des Gehirns zu lösen. Ausstellungen wie die oben genannten tragen dazu bei, das Interesse an diesem wichtigen Forschungsfeld zu wecken und die Öffentlichkeit über die neuesten Erkenntnisse zu informieren.
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