Die autonome Neuropathie ist eine Nervenerkrankung, die eine Vielzahl von Körperfunktionen beeinträchtigen kann. Besonders betroffen sind das Herz-Kreislauf-System, die Schweißproduktion und der Verdauungstrakt. In den meisten Fällen ist die autonome Neuropathie keine eigenständige Krankheit, sondern die Folge anderer Erkrankungen, deren Ursachen ermittelt werden müssen, um eine erfolgreiche Behandlung einzuleiten.
Definition und Erklärung
Die autonome Neuropathie ist eine Erkrankung des autonomen Nervensystems. In diesem Fall ist die Verbindung zwischen Gehirn und autonomen Nervensystem gestört. Dies führt hauptsächlich zu Funktionsstörungen der Blutgefäße, des Herzens und der Schweißdrüsen.
Ursachen der autonomen Neuropathie
Die autonome Neuropathie ist selten eine eigenständige Krankheit. Vielmehr sollte sie als sekundäre Folgeerkrankung betrachtet werden. Die häufigste Ursache ist Diabetes. Weitere Auslöser sind Autoimmunerkrankungen, Parkinson, Viren und Bakterien sowie bestimmte Medikamente. In einigen Fällen ist die autonome Neuropathie angeboren.
Ärzte kennen mehr als 200 verschiedene Ursachen für die Nervenkrankheit Polyneuropathie. Es gibt jedoch zwei Hauptauslöser: Diabetes mellitus und chronischer Alkoholmissbrauch. Die Neuropathie kann auch im Laufe des Lebens erworben (viel häufiger) oder angeboren sein (seltener) - dann besteht sie von Geburt an.
Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache für Polyneuropathie. Bis zu einem Drittel (30 Prozent) aller Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes entwickeln Nervenschäden als Folge ihrer Zuckerkrankheit. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen.
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Menschen mit Diabetes entwickeln in der Regel besonders früh und schwerwiegend eine Neuropathie, wenn sie Schwierigkeiten haben, ihren Blutzucker einzustellen oder sich nicht ausreichend um ihren Blutzuckerspiegel kümmern. Je länger die Diabetes besteht, desto höher ist das Risiko, eine Polyneuropathie zu entwickeln.
Viele Menschen wissen nicht, dass sich eine Neuropathie frühzeitig entwickeln kann. Nicht selten entstehen Nervenschäden bereits im Vorstadium von Diabetes (= Prädiabetes), lange vor der eigentlichen Diagnose. Viele Betroffene wissen in diesem Stadium nichts von ihrem gestörten Zuckerstoffwechsel. Daher können bei der Diagnose von Typ-2-Diabetes bereits Neuropathien vorliegen.
Ein Vitamin-B1-Mangel kann solche Nervenschäden begünstigen. Menschen mit Diabetes gehören zur Risikogruppe für eine Unterversorgung mit Thiamin. Studien zeigen, dass die Vitamin-B1-Konzentration im Blutplasma bei den untersuchten Diabetikern im Vergleich zu gesunden Menschen um durchschnittlich 75 bis 90 Prozent niedriger war. Hier sind mehrere Mechanismen am Werk: Erstens haben Menschen mit Diabetes aufgrund eines erhöhten Blutzuckerspiegels einen erhöhten Bedarf an Vitamin B1. Zweitens ist die Ausscheidung von Vitamin B1 über die Nieren erhöht. Diabetiker sollten daher ihre Thiaminversorgung im Auge behalten.
Auch langjähriger, hoher Alkoholkonsum kann eine Neuropathie auslösen. Alkohol gilt als „Nervengift“ und stört die Weiterleitung von Reizen und Signalen. Bei der Polyneuropathie aufgrund chronischen Alkoholmissbrauchs könnte auch eine Mangelernährung eine Rolle spielen - sie führt zu einem Vitaminmangel, unter anderem zu einer Unterversorgung mit Vitamin B1.
Weitere Ursachen der Neuropathie sind:
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- Vitamin-B12-Mangel, beispielsweise durch eine einseitige Ernährung - gefährdet sind beispielsweise Menschen mit veganer Ernährung, die komplett auf tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milchprodukte verzichten. Auch nach einer Magenoperation, beispielsweise wegen Magenkrebs, kann ein Mangel an Vitamin B12 eine Polyneuropathie verursachen.
- Nierenerkrankungen (wichtige Nährstoffe werden vermehrt ausgeschieden)
- Lebererkrankungen
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Infektionen mit Viren und Bakterien, z. B. Borreliose, Herpes simplex, Pfeiffersches Drüsenfieber
- Autoimmunerkrankungen, z. B. Guillain-Barré-Syndrom - die Nervenscheiden der peripheren Nerven nehmen Schaden
- Krebserkrankung - die Neuropathie kann ein erstes Warnsignal sein
- Chemotherapie bei einer Krebserkrankung - besonders platinhaltige Zytostatika wie Cisplatin fördern die Polyneuropathie
- Gifte
Symptome der autonomen Neuropathie
Da fast alle Organe betroffen sein können, sind die Symptome vielfältig:
- Herzrasen, Schwindel, niedriger Blutdruck (orthostatische Hypotonie)
- Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
- Lähmungserscheinungen, hauptsächlich in Händen und Füßen
- Schwellung der Unterschenkel mit Ödemen
- Blasenfunktionsstörungen
- Erektile Dysfunktion (Impotenz)
Weitere Symptome können sein:
- Orthostase-Intoleranz mit Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen und gelegentlich Bewusstseinsverlust im Rahmen von Synkopen, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen
- Allgemeine Symptome: Müdigkeit, Tagesmüdigkeit, verminderte Motivation
- Blasenfunktionsstörungen (z. B. Überlaufblase, Inkontinenz)
- Sexuelle Dysfunktion (z. B. Impotenz)
- Mastdarmstörungen (Verstopfung oder Durchfall)
- Magen-Darm-Störungen (z. B. Untergewicht, vorzeitiges Sättigungsgefühl)
- Sicca-Syndrom (trockene Augen, trockener Mund, trockene Haut)
- Störungen der Pupillenmotorik (z. B. Nachtblindheit, erhöhte Blendungsempfindlichkeit)
- Störungen der Sudomotorik (fehlendes/verminderte oder übermäßiges Schwitzen)
- Vasomotorische Störungen (z. B. kalte Hände und Füße)
Diese Symptome werden oft begleitet von:
- Schmerzen
- Sensibilitätsstörungen
- Taubheitsgefühlen in den Extremitäten
- Muskelschwäche
- Gangstörungen
Diagnose der autonomen Neuropathie
Die Diagnose der autonomen Neuropathie ist aufwendig, da verschiedene Auslöser in Frage kommen. Neben der Anamnese ist eine Reihe von Tests erforderlich. Dazu gehört in erster Linie die Bestimmung des Blutzuckerspiegels, um Diabetes als Hauptursache auszuschließen. Zur weiteren Diagnostik werden Herz, Blutdruck und Lungenfunktion unter Einbeziehung bildgebender Verfahren (Ultraschall, Magenspiegelung) überprüft. Bei Verdacht auf eine Störung des Immunsystems wird ein Test auf den Antikörper A3 durchgeführt, der in diesen Fällen bei 50 % aller Patienten nachgewiesen werden kann.
Die Neuropathie bei Diabetes kann in verschiedene Erscheinungsformen unterteilt werden:
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- Symmetrische Polyneuropathie: Die Beschwerden beginnen in den Füßen, später sind auch Hände und Beine betroffen. Die vom Körperzentrum am weitesten entfernten Nervenfasern sind zuerst betroffen. Ärzte sprechen auch von einem strumpf- und handschuhförmigen Muster. Meist sind die Symptome beidseitig und auf symmetrisch verlaufende Bereiche begrenzt. Typisch für die Erkrankung sind gestörte sensorische Empfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle bis hin zu einer reduzierten Schmerzwahrnehmung durch Verletzungen. Auch die Kommunikation zwischen Nerven und Muskulatur nimmt zunehmend ab. Etwa jeder dritte Diabetiker entwickelt eine symmetrische Polyneuropathie. Das Durchschnittsalter der Betroffenen liegt bei ca. 65 Jahren.
- Autonome Neuropathie: Dabei werden die Nerven geschädigt, die mit Herzschlag, Blutdruck und Blutzucker in Verbindung stehen und die Funktion der inneren Organe beeinflussen. Aber auch Stoffwechsel, Verdauung, Blasenfunktion oder Sexualität können beeinträchtigt sein. Die autonome Neuropathie tritt bei etwa der Hälfte aller Diabetiker nach einer Krankheitsdauer von etwa 20 Jahren auf.
- Fokale Neuropathien: Hier sind nur wenige Nerven geschädigt. Typisch für diese Form ist, dass die Beschwerden sehr plötzlich auftreten und sich nicht wie sonst allmählich entwickeln. Am häufigsten kommt die diabetische Amyotrophie vor. Dabei ist die Durchblutung eines Beinnervengeflechtes gestört, was sich durch starke Schmerzen am Oberschenkel, Bein oder Gesäß bemerkbar macht. Auch die Augenmuskeln können betroffen sein. Betroffene sehen dann Doppelbilder oder verspüren Schmerzen hinter dem Auge.
Meist beginnt die Polyneuropathie in den unteren Extremitäten. Es besteht das Risiko, dass sich ein diabetischer Fuß (diabetisches Fußsyndrom) entwickelt. In 85 bis 90 Prozent der Fälle ist eine Polyneuropathie an der Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms beteiligt. Da die Betroffenen aufgrund der Nervenschäden ihr Schmerzempfinden verlieren, bemerken sie Wunden oder Verletzungen am Fuß nicht oder nicht rechtzeitig. Solche Wunden können beispielsweise durch drückende, zu enge Schuhe entstehen. Das Gewebe stirbt ab und offene Wunden sind ein idealer Nährboden für Bakterien und andere Krankheitserreger - sie lösen schwerwiegende Entzündungen aus. Das diabetische Fußsyndrom ist in Deutschland ein häufiger Grund für Amputationen.
Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit misst, wie schnell elektrische Signale durch die Nerven wandern. Mit einer Stimmgabel prüft der Neurologe das Vibrationsempfinden. Bei der standardisierten Quantitativen Sensorischen Testung werden durch sieben verschiedene Gefühlstests an der Haut 13 Werte ermittelt. Sie helfen zu erkennen, welche Nervenfasern genau geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist. Um das Temperaturempfinden exakt zu messen, kommen bei der sogenannten Thermode computergesteuerte Temperaturreize zum Einsatz.
Die Untersuchung einer Gewebeprobe kann helfen, die Ursache einer Polyneuropathie zu finden. Dazu wird eine sogenannte Nerv-Muskel-Biopsie aus dem Schienbein entnommen und feingeweblich untersucht. Hierbei wird festgestellt, ob der Schaden an der Hüllsubstanz des Nerven (Myelin) oder am Nerven selbst entstanden ist. Bei bestimmten Ursachen finden sich beispielsweise Entzündungszellen oder Amyloid-Ablagerungen.
Bei einer Untergruppe der Neuropathien sind insbesondere die dünnen, kleinen Nervenfasern der Haut betroffen. Sie werden unter dem Namen Small-Fiber-Neuropathien zusammengefasst. Die Nervenleitgeschwindigkeit, die die Funktion von dickeren Nerven misst, ist dann oft unauffällig. Für die richtige Diagnose ist die Quantitative Sensorische Testung mit Messung des Temperaturempfindens entscheidend. Darüber hinaus kann eine Gewebeprobe aus der Haut (Hautbiopsie) unter dem Mikroskop untersucht werden.
Screening-Fragen zur Diagnose umfassen:
- Leiden Sie unter Schwindel nach dem Aufstehen oder längerem Stehen?
- Wenn ja, sind Sie schon einmal ohnmächtig geworden?
- Haben Sie Probleme beim Wasserlassen oder der Harnblasen-Kontrolle bemerkt?
- Beträgt das Intervall zwischen den Stuhlgängen mehrere Tage?
- Haben Sie Schwierigkeiten beim Schlucken?
- Verschlechtert sich Ihr Sehvermögen am Abend deutlich?
Diagnostische Maßnahmen umfassen:
- Anamnese (einschließlich Medikamente, Vorerkrankungen)
- Beginn der Beschwerden und Verlauf: akut oder chronisch
- Durchgemachte Impfung, Infekt
- Familienanamnese
- 24-Stunden-Blutdruck- und EKG-Monitoring
- Echokardiographie
- Schellong-Test
- Labor: Schilddrüsenwerte, Hba1c, Kreatinin, Elektrolyte
- Ggf. Ophthalmologische, urologische, gastroenterologische, endokrinologische Untersuchung
Bei anhaltenden Beschwerden bzw.
Behandlung der autonomen Neuropathie
Das Therapieziel ist immer auf die ursächliche, die autonome Neuropathie auslösende, Krankheit gerichtet. Diese bestimmt dann die Art und Weise der Behandlung.
Wenn ein Diabetes schleichend über viele Jahre die Nerven angegriffen hat, muss der Patient seine Blutzuckerwerte in den Griff bekommen, um die Nervenschädigung zu stoppen. Allerdings führt eine zu rasche Senkung der Blutzuckerwerte zu weiteren Nervenschäden. Als optimal gilt eine sanfte Senkung des HbA1c-Wertes um weniger als zwei Prozentpunkte über einen Zeitraum von drei Monaten. Bei Altersdiabetes empfehlen Ärzte eine Umstellung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und viel Bewegung. Ziel ist, dass sich die Nerven wieder erholen. Besteht die Schädigung allerdings schon lange, ist die Polyneuropathie in der Regel nicht heilbar.
Sind Alkohol oder Medikamente die Ursache, hilft Abstinenz beziehungsweise ein Wechsel der Präparate. Zur Schmerzbekämpfung haben sich Antidepressiva und Medikamente gegen Krampfanfälle (Epilepsie), sogenannte Antikonvulsiva, bewährt. Capsaicin ist für die Schärfe der Chilischoten verantwortlich und hat sich in Form von Capsaicin-Pflastern auf der Haut in Studien als erfolgversprechendes Mittel gegen Polyneuropathie erwiesen. Es betäubt nicht nur den schmerzenden Bereich und steigert die Durchblutung, sondern scheint sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anzuregen. Bei der Elektrotherapie werden die Nerven durch Impulse aus einem speziellen Gerät so stimuliert, dass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren. Von außen lässt sich dieses durch ein TENS-Gerät erreichen.
Die Therapien müssen dauerhaft durchgeführt werden. Eine Pause beeinträchtigt schnell den Behandlungserfolg. Gegen die fortschreitende Gangunsicherheit wirkt Gleichgewichtstraining in der Physiotherapie. Wie die gezielten Reize der Akupunktur die Nerven beleben, ist noch ungeklärt.
Eine frühzeitige Diagnose hilft, schwerwiegende Folgen zu reduzieren bzw. Sie kommt oft schleichend und mit zunehmender Diabetesdauer. Zusätzliche Maßnahmen, wie nicht zu rauchen, Alkohol zu meiden etc., sind aber ebenso wichtig! Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind dabei ebenso sinnvoll.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten umfassen:
- Nicht-medikamentöse Kreislaufmaßnahmen
- Patientenaufklärung inkl. Ernährung: wenig Fett, ballaststoffarm
- Domperidon (UAW: QT-Zeit-Verlängerung)
- Metoclopramid (Bei Parkinson kontraindiziert)
- Pyridostigmin, Erythromycin (UAW: s. Fachinformation)
Die Basis einer erfolgreichen Behandlung bildet die Aufklärung der Patienten über die Ursache neurovegetativer Symptome und die Auswirkung der autonomen Funktionsstörung. Bei der orthostatischen Hypotonie sollten Patienten auch atypische Beschwerden wie Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen in Orthostase kennen, damit ungünstige Faktoren wie Volumenmangel oder Immobilisation vermieden werden.
Neuropathische Schmerzen
Neuropathische Schmerzen sind eine Form von chronischen Schmerzen, die durch Schädigungen oder Fehlfunktionen des Nervensystems entstehen. Im Gegensatz zu anderen Schmerzarten, die durch eine akute Verletzung oder Entzündung verursacht werden, resultieren neuropathische Schmerzen aus einer Dysfunktion der Nerven selbst. Das kann aufgrund von Verletzungen, Krankheiten oder bestimmten Zuständen auftreten, die das Nervensystem betreffen.
Ursachen neuropathischer Schmerzen
- Diabetes: Diabetes ist eine der häufigsten Ursachen für neuropathische Schmerzen, da der hohe Blutzuckerspiegel die peripheren Nerven schädigen kann. Diese Form wird als diabetische Neuropathie bezeichnet.
- Nervenverletzungen: Verletzungen, wie etwa durch Unfälle, Operationen oder Knochenschäden, können Nerven dauerhaft schädigen und neuropathische Schmerzen verursachen.
- Infektionen: Einige Infektionen wie Herpes Zoster (Gürtelrose) können nach der Abheilung lang anhaltende, brennende Schmerzen hinterlassen, bekannt als postherpetische Neuralgie.
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems: Multiple Sklerose, Schlaganfälle und Rückenmarksverletzungen können neuropathische Schmerzen hervorrufen, wenn Nervenbahnen beschädigt werden.
- Tumore und Krebs: Tumore oder deren Behandlung (z. B. durch Bestrahlung oder Chemotherapie) können Nerven schädigen und neuropathische Schmerzen auslösen.
- Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum kann eine periphere Neuropathie verursachen und neuropathische Schmerzen hervorrufen.
- Genetische Erkrankungen: Einige genetische Störungen wie die hereditäre sensorische und autonome Neuropathie (HSAN) können ebenfalls neuropathische Schmerzen verursachen.
Symptome neuropathischer Schmerzen
Neuropathische Schmerzen äußern sich oft auf besondere Weise und unterscheiden sich von anderen Schmerzarten:
- Brennende oder stechende Schmerzen: Die Schmerzen können wie ein Brennen oder Stechen empfunden werden, was typisch für neuropathische Schmerzen ist.
- Elektrisierende Empfindungen: Ein elektrisierendes oder schießendes Gefühl entlang eines Nervs tritt häufig auf.
- Taubheit oder Kribbeln: Die betroffene Region kann sich taub oder kribbelnd anfühlen (Parästhesien).
- Überempfindlichkeit: Schon leichte Berührungen oder Reize können starke Schmerzen verursachen (Allodynie).
- Schmerzen bei Kälte oder Hitze: Manche Menschen empfinden eine abnormale Empfindlichkeit gegenüber Kälte oder Wärme.
Diagnostik von neuropathischen Schmerzen
Die Diagnose neuropathischer Schmerzen erfolgt durch:
- Anamnese und klinische Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankheitsgeschichte und Symptome und führt neurologische Untersuchungen durch, um den Schmerzcharakter und die Empfindlichkeiten zu bewerten.
- Bildgebende Verfahren: MRT und CT können helfen, strukturelle Probleme im Nervensystem zu identifizieren, wie etwa Bandscheibenvorfälle oder Tumore.
- Elektrophysiologische Tests: Nervenleitgeschwindigkeitstests und Elektromyographie (EMG) messen die elektrische Aktivität in den Nerven und Muskeln und helfen, Nervenschäden zu lokalisieren.
- Labortests: Bluttests können Infektionen, Diabetes oder andere zugrunde liegende Ursachen aufdecken.
Behandlungsmöglichkeiten für neuropathische Schmerzen
Die Behandlung neuropathischer Schmerzen ist oft komplex und kann aus einer Kombination von Medikamenten, physikalischen Therapien und alternativen Ansätzen bestehen.
- Medikamentöse Therapie
- Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva, wie Amitriptylin oder Duloxetin, haben schmerzlindernde Eigenschaften und wirken oft gut bei neuropathischen Schmerzen.
- Antikonvulsiva: Medikamente wie Gabapentin und Pregabalin, die zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, wirken auch bei neuropathischen Schmerzen, indem sie die Nervenaktivität dämpfen.
- Opioide und Tramadol: Bei schweren Schmerzen können Opioide und Tramadol in bestimmten Fällen verschrieben werden, aber sie werden aufgrund des Risikos von Abhängigkeit und Nebenwirkungen meist nur vorsichtig und in niedrigen Dosen eingesetzt.
- Topische Therapie: Cremes oder Pflaster mit Wirkstoffen wie Lidocain oder Capsaicin können direkt auf die betroffene Hautstelle aufgetragen werden, um Schmerzen lokal zu lindern.
- Physiotherapie und Ergotherapie
- Kräftigungs- und Bewegungsübungen: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu stärken, Beweglichkeit zu fördern und Schmerz zu reduzieren.
- Sensorisches Training: Übungen zur Desensibilisierung, wie das Berühren von unterschiedlichen Oberflächen, können helfen, die Schmerzempfindlichkeit zu verringern.
- Psychologische Therapie
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Chronische Schmerzen können die Lebensqualität stark beeinträchtigen, und psychologische Unterstützung kann helfen, mit den Schmerzen besser umzugehen und das Schmerzempfinden zu reduzieren.
- Schmerzbewältigungstraining: Techniken zur Stressbewältigung und Entspannung, wie Meditation oder Atemübungen, sind hilfreich, um den Umgang mit Schmerzen zu verbessern.
- Neuromodulation
- Spinal Cord Stimulation (SCS): Bei dieser Methode wird ein Implantat in der Nähe des Rückenmarks platziert, das elektrische Impulse abgibt, die die Schmerzsignale blockieren.
- Periphere Nervenstimulation: Hierbei werden elektrische Impulse auf die betroffenen Nerven im peripheren Nervensystem angewandt, um die Schmerzsignale zu reduzieren.
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Diese nicht-invasive Methode verwendet niederfrequente elektrische Impulse, um die Schmerzen zu lindern.
- Alternative Therapien
- Akupunktur: Akupunktur kann bei einigen Patienten Linderung der neuropathischen Schmerzen bewirken.
- Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung und Yoga können helfen, die Schmerzen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
- Lifestyle-Änderungen
- Ernährung und Gewichtskontrolle: Eine ausgewogene Ernährung kann das allgemeine Wohlbefinden verbessern, insbesondere bei Erkrankungen wie Diabetes, die neuropathische Schmerzen verursachen.
- Regelmäßige Bewegung: Ein moderates Training und Bewegung können helfen, die Muskeln zu stärken und die Nervenfunktion zu unterstützen.
- Schlafhygiene: Guter und erholsamer Schlaf ist wichtig, um Schmerzen und Überempfindlichkeit zu reduzieren.
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