Baby zuckt im Schlaf: Ursachen und was Eltern wissen sollten

Vielleicht kennst Du es von Dir selbst: Kurz bevor Du einschläfst, zuckt Dein Körper plötzlich und Du wirst davon wieder wach. Auch Babys zucken im Schlaf, was in der Regel völlig normal ist. Viele Eltern beobachten, dass ihr Baby beim Schlafen plötzliche, unwillkürliche Arm- und Beinbewegungen macht oder seine Finger bewegt. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für das Zucken im Babyschlaf, gibt Hinweise, wann ein Arztbesuch ratsam ist, und bietet Tipps für einen guten Babyschlaf.

Warum zuckt mein Baby im Schlaf?

Tatsächlich ist noch nicht sicher erwiesen, was der Grund für dieses Zucken im Babyschlaf ist. Erwachsene und auch Babys verarbeiten im Schlaf die Erlebnisse des Tages. Forscher vermuten allerdings, dass die nächtlichen Zuckungen bei Säuglingen nicht mit Träumen, sondern mit deren Gehirnentwicklung zusammenhängen.

Zucken für die Gehirnentwicklung

Der amerikanische Professor Marc Blumberg geht davon aus, dass schlafende Babys durch das Zucken ihre sensomotorischen Fähigkeiten entwickeln. Das bedeutet: Sie verbessern durch unbewusstes Zucken das Zusammenspiel von Sinneseindrücken und Körperbewegungen. Offenbar testen Babys also neue Bewegungsmuster (grob- und feinmotorisch) unbewusst im Schlaf, bevor sie sie bewusst im Alltag zeigen.

Die Babys zucken im Schlaf an verschiedenen Körperstellen und zeigen:

  • Kopfbewegungen
  • Zucken mit Armen und Beinen
  • Fäuste ballen
  • Fingerbewegungen
  • Greifen mit den Händen

In einer amerikanischen Studie wurde beobachtet, dass Babys, die im Schlaf immer wieder mit dem Hals gezuckt haben, einige Zeit später ihren Kopf bewegen und selbst halten konnten. Im Anschluss gingen die Zuckungen am Hals deutlich zurück und zeigten sich dafür an anderen Körperstellen. Das Zucken der Babys im Schlaf war also ein Zeichen für das Erlernen einer neuen Bewegung.

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Mein Baby zuckt im Schlaf: Gründe

Babys halten niemals still: Permanent bewegen sie sich, greifen sie mit den Händchen, strampeln mit den Beinchen und ziehen lustige Grimassen. Dein Baby zuckt sogar im Schlaf? Darüber brauchst Du Dir in der Regel keine Sorgen machen. In den meisten Fällen ist das Zucken ein Zeichen dafür, dass Dein Baby mit seinen Armen, Beinen, Händen und Füßen trainiert und neue motorische Fähigkeiten testet. Du darfst es einfach genießen, Deinen Schatz liebevoll dabei zu beobachten.

Manchmal reißen Neugeborene (auch im Schlaf) plötzlich die Arme hoch - das ist völlig normal und liegt am sogenannten Moro-Reflex. Dieser Reflex tritt auf, wenn Babys auf Geräusche oder Bewegungen reagieren und dabei ihre Arme ausstrecken und wieder an den Körper ziehen. Es sieht dramatisch aus, ist aber kein Grund zur Sorge. Der Moro-Reflex gehört zur gesunden Entwicklung und verschwindet meist nach etwa 4 bis 6 Monaten von selbst.

Der Moro-Reflex im Detail

Der Moro-Reflex, auch Schreckreflex genannt, ist eine unmittelbare Schreckreaktion. Er kann jedoch auch durch laute Geräusche, Licht oder andere Reize ausgelöst werden. Er kann sogar beim Übergang von einer REM-Phase in eine Tiefschlafphase auftreten. Kinder sind sehr schreckhaft und gerade schreckhafte Babys haben oftmals Probleme mit dem Schlafen, weil sie durch den im Schlaf ausgelösten Moro Reflex immer wieder von ihren eigenen Bewegungen aufgeweckt werden.

In dem Alter hat das Kind noch kein Ich-Bewusstsein: Es weiß nicht, dass die neben seinem Körper fuchtelnden Arme seine eigenen sind! Plötzliche hektische Bewegungen in Gesichtsnähe empfindet wohl jeder als bedrohlich - das Kind erst recht. Die Folge: Es wird wach, erschrickt sich, es werden die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die Herzfrequenz steigt und das Baby schreit.

Wann sollte ich bei Zuckungen zum Arzt?

Auch wenn fast alle Babys und Erwachsene im Schlaf zucken, gibt es Fälle, die Du besser beim Kinderarzt oder bei der Kinderärztin abklären lässt. Insbesondere, wenn Dein Baby sehr häufig zuckt und dadurch kaum zum Schlafen kommt, unter den Muskelzuckungen leidet oder sich sogar dabei verletzt.

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In ganz seltenen Fällen zucken Babys im Schlaf und es steckt eine Epilepsie dahinter. Besonders das West-Syndrom (auch BNS-Epilepsie genannt) führt zu heftigen Zuckungen kurz vor dem Einschlafen und/oder kurz nach dem Aufwachen. Im Gegensatz zum völlig unbedenklichen Muskelzucken bei Babys im Schlaf, äußert sich ein Fieberkrampf durch intensive Krämpfe des Körpers. Er tritt auf, wenn Kinder hohes Fieber haben oder ihre Körpertemperatur schnell ansteigt. Während das Schlafzucken Teil eines natürlichen Entwicklungsprozesses ist, sollte ein Fieberkrampf immer ärztlich abgeklärt werden.

Differenzierung: Schlafmyoklonien vs. Epilepsie

Unwillkürliche Muskelzuckungen in der Einschlaf- oder Leichtschlafphase kommen bei Kindern sehr oft vor und sind harmlos. Ein epileptischer Anfall würde vermutlich nicht so "harmlos" aussehen. Meist krampfen die betroffenen Personen ja stark und zittern, statt nur Mal zu zucken.

Guter Babyschlaf trotz / mit Zuckungen

Dass Dein Baby im Schlaf zuckt, ist völlig normal und, wie die wissenschaftliche Untersuchungen nahelegen, sogar förderlich die motorische Entwicklung. Dass Dein Baby gut und ausreichend schläft, ist also wichtig für seine Entwicklung. Es gibt immer wieder Phasen, in denen Babys typischerweise Schlafprobleme haben (wie bei einer Erkältung, beim Zahnen oder bei einer Schlafregression). Grundsätzlich kannst Du aber viel für einen möglichst guten Babyschlaf tun:

  1. Sei selbst möglichst entspannt und Deine Gelassenheit überträgt sich auf Dein Baby.
  2. Führe Abendrituale ein, die sich täglich wiederholen, wie Abendessen, Baden, Zähneputzen, Buch angucken, Licht abdunkeln, Spieluhr anmachen und Gutenachtlied singen.
  3. Kuschle mit Deinem Baby und entspannt Euch gemeinsam.
  4. Pucken: Manchem neugeborenen Baby, das sich durch Zucken im Schlaf selbst wieder aufweckt, kann ein Pucksack helfen. Durch die sanfte Begrenzung vermittelt er Deinem Baby ein Gefühl von Geborgenheit. Jedoch gibt es beim Pucken einiges zu beachten und nicht allen Babys gefällt es. Achte darauf, ob Dein Baby es angenehm findet oder sich gar dagegen wehrt.
  5. Weißes Rauschen: Dieses Geräusch finden Babys besonders beruhigend und es kann Deinem Baby dabei helfen, sich zu entspannen.
  6. Angenehme Schlafkleidung und die richtige Raumtemperatur, denn häufig sind Babys zu warm angezogen und schwitzen.

Zusätzliche Tipps für einen ruhigen Schlaf

  • Motorisierte Federwiegen: Eltern haben auch mit motorisierten Federwiegen gute Erfahrungen beim Unterdrücken des Moro-Reflexes gemacht. Die sanften Auf- und Abbewegungen wirken beruhigend auf das Kind ein. Der Moro-Reflex wird nämlich auch durch das Schaukeln des Babys unterdrückt.
  • Osteopathie: Osteopathie kann Beschwerden lindern, ersetzt aber keine ärztliche Versorgung. Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Heilmethode, die ausschließlich mit den Händen arbeitet. Im Zentrum steht die Annahme, dass Struktur und Funktion im Körper untrennbar verbunden sind. Gerät ein System aus dem Gleichgewicht - etwa Muskeln, Faszien, Organe oder Gelenke - kann das zu Beschwerden an ganz anderer Stelle führen.

Pucken: Ja oder Nein?

In zahlreichen Ländern wurden Babys schon immer gepuckt, nur bei uns war dieses enge Wickeln des Kindes lange in Vergessenheit geraten. Jetzt besinnt man sich wieder darauf zurück. Durch das enge Anliegen der Arme wird dieser Reflex unterbunden, damit euer Baby ruhiger und ohne Störungen schlafen kann. Nach der Geburt ist das Neugeborene plötzlich mit einer schrillen, grellen, kalten und weiten Außenwelt konfrontiert. Dort fühlt es sich verständlicherweise verloren und quittiert das mit Schreien. Legt man es in ein normales Kinderbett, fehlt ihm die umgebende Begrenzung, die ihm zuvor Halt und Sicherheit gegeben hat. In den ersten Lebensmonaten bleibt der Moro-Reflex bestehen.

Pucken gilt vielen als wirksame Abhilfe gegen den Moro-Reflex. Nicht nur, weil sich das Kind in der kuscheligen Enge sicher und geborgen fühlt, sondern auch schlicht, weil die enge Wicklung das ruckartige Hochreißen der Arme unterbindet und ein Aufschrecken des Kindes aus dem Schlaf verhindert. Tatsächlich sind beim Pucken einige Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Die Wicklung darf nicht zu eng sein, die Beine sollten Bewegungsfreiheit genießen (etwa durch einen Pucksack), um eine Hüftdysplasie zu vermeiden. Ihr müsst zudem dafür sorgen, dass euer Kind genug trinkt und nicht überhitzt.

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Wichtig: Der "Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte" warnt aber bereits seit 2012 vor dieser Technik, weil dem Kind durch das Pucken beispielsweise zu heiß werden könnte. Des Weiteren bestehe die Gefahr, dass Nerven abgeklemmt werden, wenn man zu eng wickelt.

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