Ein Bandscheibenvorfall, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule, kann entstehen, wenn Bandscheibengewebe auf Nerven drückt. Dies kann eine Reihe von Symptomen verursachen, von denen die häufigsten Schmerzen sind. In den meisten Fällen klingen die Symptome nach einigen Wochen von selbst ab. Bis dahin zielt die Behandlung auf Schmerzlinderung und die Aufrechterhaltung der Aktivität ab. In seltenen Fällen können jedoch Lähmungserscheinungen, Kribbeln in den Beinen oder Störungen der Blasen- oder Darmfunktion auftreten.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Die Bandscheiben befinden sich zwischen den Wirbelkörpern der Rückenwirbel und wirken wie Stoßdämpfer. Sie bestehen aus einer elastischen Hülle aus Knorpelfaser und einem gelartigen Kern, dem Gallertkern. Ein Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn Bandscheibengewebe zwischen den Wirbelkörpern hervortritt und auf die Nerven im Bereich der Wirbelsäule drückt und sie reizt.
Ein Bandscheibenvorfall kann plötzlich einen heftigen, einschießenden Schmerz auslösen. Bei einem Vorfall im Bereich der Halswirbelsäule können die Schmerzen in die Arme ausstrahlen. Ein Vorfall in der Brustwirbelsäule kann im oberen Rücken zu Schmerzen führen. Bandscheibenvorfälle treten aber meist im unteren Rücken auf, im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Ursachen und Risikofaktoren
Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule sind die Hauptursache für Ischialgien, also Schmerzen, die ins Bein ausstrahlen. Neben den typischen ausstrahlenden Schmerzen kann sich ein Bandscheibenvorfall auch durch Schmerzen im unteren Rücken bemerkbar machen.
Nicht jeder Bandscheibenvorfall ist mit Beschwerden verbunden. Studien haben gezeigt, dass viele Menschen ohne Rückenschmerzen eine vorgewölbte Bandscheibe haben. Bei den meisten Menschen sind Bandscheibenvorfälle die Folge von Verschleiß. Mit den Jahren nimmt die Elastizität der Bandscheiben ab: Sie verlieren Flüssigkeit, werden spröde und rissig. Solche Veränderungen sind Teil des normalen Alterungsprozesses. Sehr selten kann auch ein Unfall oder eine schwere Verletzung zu einem Gewebevorfall führen.
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Die Bandscheiben wirken wie Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbeln. Wenn eine Bandscheibe Belastungen der Wirbelsäule nicht mehr so gut abfedern kann, kann es zu einem Bandscheibenvorfall kommen. Wenn vorgewölbtes oder ausgetretenes Bandscheibengewebe eine Nervenwurzel im Bereich der Lendenwirbelsäule reizt, führt das häufig zu den typischen Ischiasschmerzen. Die Nerven, die im Wirbelkanal verlaufen, verbinden sich im Becken zum Ischiasnerv, der die Beine versorgt.
Weitere Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall sind:
- Übergewicht
- Geringe Grundmuskulatur
- Fehlbelastungen
- Bewegungsmangel
- Fehlstellungen
- Angeborene Wirbelsäulenverkrümmungen
Symptome
Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls variieren je nach Lage und Schweregrad. Häufig treten Rückenschmerzen auf, die bis in Arme oder Beine ausstrahlen können. Die genauen Beschwerden variieren je nachdem, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist sowie von der Intensität des ausgeübten Drucks auf die Nerven. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schmerzen im unteren Rücken, die ins Bein ausstrahlen (Ischialgie)
- Schmerzen im Nacken, die in die Arme oder Schultern ausstrahlen
- Taubheitsgefühle im Rücken, die bis ins Gesäß, das Bein oder in den Fuß ausstrahlen
- Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Armen
- Kribbeln in den Extremitäten
- Störungen der Blasen- oder Darmfunktion (in seltenen Fällen)
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Bandscheibenvorfälle Symptome verursachen. Einige Menschen haben eine vorgewölbte Bandscheibe, ohne es zu wissen.
Diagnose
Zur Abklärung von akuten Rückenschmerzen fragt die Ärztin oder der Arzt nach Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Die Diagnose besteht in der Regel aus drei Teilen: dem Vorgespräch, der sogenannten Anamnese, einer körperlichen Untersuchung sowie zuletzt einem bildgebenden Verfahren.
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Im Rahmen des Vorgesprächs nimmt der Facharzt daher eine ausführliche Anamnese vor, indem der Patient seine Beschwerden bestmöglich schildert. Im Anschluss folgt die eigentliche Untersuchung durch den Arzt. Hierzu dienen bestimmte Sensibilitäts- und Motoriktests, welche die Nervenfunktion prüfen und Auffälligkeiten sichtbar machen. Für eine Befundung zieht der Arzt Schnittbildverfahren mittels Computertomografie (CT) hinzu.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann der nächste Schritt sein. Die Informationen auf dieser Seite ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit Ihrem Arzt.
Behandlung
Die meisten Bandscheibenvorfälle lassen sich konservativ behandeln. Zielsetzung dieser Therapieform ist es, den körpereigenen Abheilungsprozess möglichst schmerzfrei zu gestalten. Dies gelingt zum Beispiel über eine um Schmerzmittel ergänzte Bettruhe mit einer Stufenlagerung der Beine.
In etwa 85 bis 90 % der Fälle ist der Körper in der Lage, den Diskusprolaps selbstständig zurückzubilden. Innerhalb des natürlichen Rückbildungsprozesses findet der ausgetretene Teil des gallertartigen Kerns nicht zurück in seine Ursprungsposition, sondern wird aufgelöst. Bleiben die Schmerzen trotz der konservativen Behandlung bestehen oder verschlimmern sich sogar, ist ein operativer Eingriff sinnvoll. Unvermeidbar ist eine Operation dann, wenn es durch den Bandscheibenvorfall zu Problemen des Genitalbereichs oder Stuhlgangs, Lähmungen, Potenzverlust oder hochgradigen Einschränkungen der Gehfähigkeit kommt.
Konservative Behandlung
- Schmerzmittel: Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente sowie Muskel-Relaxanzien sollen deine Schmerzen lindern und deine Muskeln entspannen. Bei starken Beschwerden wird auch Kortison über gezielte Injektionen gespritzt.
- Physiotherapie: Bewegung und gezielte Übungen stellen einen notwendigen Teil der konservativen Behandlung dar.
- Wärmeanwendungen: Rotlicht, Heizkissen und Fango-Packungen fördern die Durchblutung und lösen schmerzhafte Verspannungen der Muskeln.
- Stufenlagerung: Dazu legst du dich auf den Boden und lagerst deine Beine auf einem Stuhl oder Hocker. Dabei platzierst du deine Unterschenkel im rechten Winkel zu deinen Oberschenkeln. Das kann die zwischen den Wirbeln eingeklemmte Nervenwurzel entlasten.
Operative Behandlung
Wenn starke Ischiasbeschwerden durch einen Bandscheibenvorfall trotz schmerzlindernder Behandlungen länger als 6 bis 12 Wochen andauern, kann eine Operation infrage kommen. Eine Operation ist sofort nötig, wenn die Nerven so stark beeinträchtigt sind, dass Lähmungserscheinungen beispielsweise an den Beinen auftreten oder auch, wenn die Blase oder der Darm nicht mehr richtig funktionieren. Letzteres sind Zeichen eines sogenannten Kauda-Syndroms.
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„Bei der mikroneurochirurgischen Operation wird unter Vollnarkose das Bandscheibengewebe entfernt, das auf das Rückenmark bzw. die Nervenstränge drückt. Dafür ist ein kleiner Schnitt von zwei bis maximal vier Zentimetern Länge notwendig. Im Bereich der Lendenwirbelsäule führen wir den Eingriff in den meisten Fällen von hinten, im Bereich der Halswirbelsäule von vorn durch.“Dr. med.
Im Bereich der Lendenwirbelsäule ist in fast allen Fällen kein Einbringen von Material in den Bandscheibenraum notwendig. Im Bereich der Halswirbel setzen wir - je nach Wunsch des Patienten - ein Titan- bzw. Kunststoffplättchen ein. Im Fall junger Patienten mit einem „frischen“ Dikusprolaps ohne Begleiterscheinungen, wie z. B.
Rehabilitation
Ziele einer Rehabilitation sind, Beschwerden und Beeinträchtigungen infolge eines Bandscheibenvorfalls zu verringern, die Rumpfmuskulatur zu stärken und so die Wirbelsäule zu stabilisieren. Eine Rehabilitation kann zum Beispiel eine Rückenschule, Dehn- und Entspannungsübungen sowie Krafttraining beinhalten. Sie kann außerdem die Motivation für regelmäßige Bewegung im Alltag unterstützen und Hilfen für den Umgang mit Schmerzen geben. Rehabilitationsmaßnahmen kommen zum Beispiel für Menschen infrage, die wegen ihrer Rückenschmerzen nicht arbeiten können oder im Alltag stark eingeschränkt sind. Nach einer Operation kann eine sogenannte Anschlussheilbehandlung sinnvoll sein.
Vorbeugung
Einem Bandscheibenvorfall können Sie mit verschiedenen Maßnahmen effektiv vorbeugen:
- Übergewicht abbauen: Übergewicht ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor, wenn es um das Vorbeugen eines Diskusprolaps geht. Das überschüssige Gewicht strapaziert Rücken und Wirbelkörper zusätzlich.
- Aktivitätslevel erhöhen: Ein aktiver Lebensstil ist für gesunde Bandscheiben essenziell. Durch das aktive Stimulieren der Rückenmuskulatur wird die Wirbelsäule besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt.
- Muskulatur aufbauen: Eine gut ausgebaute Rückenmuskulatur ist erwiesenermaßen eine der besten Maßnahmen, um einer Diskushernie vorzubeugen.
- Körperhaltung verbessern: Egal, ob beim Erdbeeren pflücken, Fahrrad oder Auto fahren: Achten Sie auf Ihre Körperhaltung und stellen Sie, wenn nötig, den Sitz im Vergleich zum Lenker oder Lenkrad etwas niedriger ein.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Verbringen Sie täglich viele Stunden am Schreibtisch? Dann achten Sie auf eine ergonomische Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes.
- Gesunder Schlaf: Häufig unterschätzt ist ebenfalls eine gute Matratze.
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