Chronische Infektionen, die den Körper über einen längeren Zeitraum belasten, können das Immunsystem überstimulieren und zu einer vermehrten Freisetzung von entzündungsfördernden Molekülen (Zytokinen) führen. Diese Zytokine können das Gehirn und das zentrale Nervensystem beeinflussen und eine neuroinflammatorische Reaktion hervorrufen, die die Gehirnfunktion beeinträchtigen und möglicherweise die Entstehung von Depressionen fördern kann. Auch die Neurotransmitter-Signalwege, die für die Regulierung von Stimmung und Verhalten verantwortlich sind, können durch entzündliche Prozesse gestört werden, was ebenfalls zu Depressionen führen könnte. Chronische Infektionen gehen häufig mit weiteren gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen, Schmerzen, Erschöpfung und anderen körperlichen Beschwerden einher, die ebenfalls zur Entwicklung von Depressionen beitragen können.
Bartonella-Infektionen können eine Vielzahl von psychischen Symptomen verursachen. Die Zusammenhänge zwischen Bartonella-Infektionen und psychiatrischen Störungen müssen jedoch noch weiter untersucht werden.
Bartonella-Arten und ihre Auswirkungen
Bartonella ist eine Gattung gramnegativer Bakterien, die sowohl gesunde Menschen infizieren als auch als opportunistischer Krankheitserreger auftreten kann. Die Übertragung erfolgt durch Vektoren wie Zecken, Flöhe, Sandmücken und Stechmücken. Drei wichtige Arten sind bekannt, die unterschiedliche Erkrankungen verursachen:
- Bartonella henselae: Verursacht am häufigsten die Katzenkratzkrankheit. Bei immungeschwächten Patienten kann sie zu AIDS-definierenden Erkrankungen führen.
- Bartonella quintana: Humanspezifisch und verursacht das Fünftagefieber (oder auch Grabenfieber) und manchmal auch eine bazilläre Angiomatose.
- Bartonella bacilliformis: Humanspezifisch und verursacht das Oroya-Fieber und die Verruga peruana.
Die Katzenkratzkrankheit (CSD)
Die Katzenkratzkrankheit (Cat Scratch Disease, CSD) wird hauptsächlich durch Bartonella henselae verursacht und meist durch Kratzer oder Bisse von infizierten Katzen übertragen. Die Symptome einer CSD-Infektion können Fieber, Müdigkeit, geschwollene Lymphknoten und gelegentlich Hautveränderungen wie Papeln oder Pusteln an der Kratzstelle umfassen. In seltenen Fällen kann eine Infektion mit B. henselae zu schwerwiegenden Komplikationen wie Neuroretinitis oder Endokarditis führen.
Die Katzenkratzkrankheit ist selten. Etwa sechs von 100.000 Einwohner erkranken pro Jahr daran, darunter mehr Männer als Frauen. Die Katzenkratzkrankheit ist weltweit verbreitet und tritt gehäuft im Herbst und Winter auf.
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Nachdem sich ein Mensch mit dem Erreger infiziert hat, treten nach zwei bis zehn Tagen die ersten Symptome auf. An der Hautstelle, an der das Bakterium in den Körper gelangt ist, entstehen zunächst kleine rot-braune Knötchen, die einer allergischen Reaktion ähneln und daher manchmal damit verwechselt werden. Die Knötchen jucken und schmerzen nicht und verschwinden nach einigen Tagen oder Wochen wieder.
Die Bakterien befallen im menschlichen Körper zunächst die Lymphknoten in der Nähe der Hautverletzung. Diese schwellen an und schmerzen manchmal auch. Schließlich vergrößern sich auch die Lymphknoten am Hals oder in der Achselhöhle. Des Weiteren sind folgende Symptome möglich:
- Fieber (meist nur leicht) und Schüttelfrost
- Abgeschlagenheit
- Glieder-, Bauch-, Kopf- und Halsschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Wiederkehrende Übelkeit und Erbrechen
Manchmal treten die Lymphknotenschwellungen im Verlauf der Katzenkratzkrankheit am ganzen Körper auf. Auch Leber und Milz schwellen gelegentlich an, was zu einem unangenehmen Druckgefühl im Oberbauch führt. Besonders schmerzhaft ist eine durch die Bakterien verursachte Bindehautentzündung (Konjunktivitis) am Auge.
Auch das Nervensystem ist mitunter von dem Erreger befallen. Eine Hirnhautentzündung (Meningitis), Gehirnentzündung (Enzephalitis), Entzündungen der Augennerven oder des Rückenmarks sind die Folge.
Es ist möglich, dass Betroffene außer den Lymphknotenschwellungen keine Beschwerden haben. Während die Symptome wie Fieber, Krankheitsgefühl oder Übelkeit recht bald wieder vergehen, halten die Lymphknotenschwellungen manchmal monatelang an und werden von manchen Betroffenen als kosmetisches Problem empfunden. Gefährlich sind sie allerdings nicht.
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Ursache der Katzenkratzkrankheit sind Bakterien, genauer Bartonella henselae. Der Katzenfloh dient dabei als sogenannter "Vektor", denn er überträgt die Erreger von Tier zu Tier. Aufgrund des Übertragungsweges besteht für Katzenbesitzer ein etwas höheres Risiko als für Personen, die nicht mit Katzen leben. Insgesamt ist die Katzenkratzkrankheit jedoch recht selten.
Da gerade junge Tiere ansteckend sind, tritt die Katzenkratzkrankheit gehäuft in Haushalten mit sehr jungen Katzen auf. Aber auch durch ältere Tiere besteht ein potenzielles Übertragungsrisiko.
Die meisten Menschen, die an der Katzenkratzkrankheit erkranken, sind jünger als 21 Jahre oder im Kindesalter. Der Grund: Kinder haben oft einen innigen Kontakt zu den Haustieren, andererseits aber noch kein voll ausgereiftes Immunsystem. Auch erwachsene Menschen mit einer Immunschwäche erkranken öfter an der Katzenkratzkrankheit und zeigen dabei manchmal einen schwereren Verlauf.
Der Erreger der Katzenkrankheit erreicht hauptsächlich über drei Wege die Krallen der Katze:
- Leckt das Tier seine Pfoten, gelangen die Bakterien, die sich in ihrem Speichel und in ihrem Blut befinden, an die Krallen.
- Lässt sich ein Floh im Fell der Katze nieder und saugt ihr Blut, gelangen die Erreger in das Insekt. Mit dem Kot des Flohs werden sie wieder ausgeschieden und befinden sich dann im Fell der Katze. Die Einstichstelle juckt, weshalb die Katze sich kratzt. Der Kot des Flohs gelangt unter ihre Krallen.
- Beleckt die Katze eine zuvor gekratzte oder anders vorgeschädigte Hautstelle des Menschen, gelangt der Erreger in den menschlichen Organismus.
Da der Katzenfloh auch Menschen befällt, ist eine direkte Übertragung des Erregers ebenfalls möglich, aber weitaus seltener. Eine Übertragung der Bartonella-Bakterien von Mensch zu Mensch ist dagegen noch nicht beobachtet worden.
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Diagnose der Katzenkratzkrankheit
Die Symptome der Katzenkratzkrankheit sind sehr variabel. Zudem verursachen auch andere Krankheiten ähnliche, recht unspezifische Symptome. Deshalb ist für den Arzt wichtig zu wissen, wie sich die Krankheit entwickelt hat und ob sich Katzen im Haushalt befinden.
Weiterhin ist zur Diagnose der Katzenkratzkrankheit eine Blutentnahme sowie eine Blutuntersuchung notwendig. Hatte der Körper Kontakt mit dem Erreger der Katzenkratzkrankheit, bildet er spezifische Antikörper gegen das Bakterium. Diese lassen sich im Blut nachweisen. Mithilfe spezieller Verfahren gelingt es, den Erreger selbst in Blut- oder Gewebeproben nachzuweisen.
Eine andere diagnostische Methode ist, den Erreger aus einer Blutprobe „anzuzüchten“. Bis zu einem eindeutigen Ergebnis dauert es allerdings einige Wochen. Manchmal ist eine Gewebeprobe (Biopsie) aus einem geschwollenen Lymphknoten erforderlich, um die Krankheit sicher festzustellen.
Therapie der Katzenkratzkrankheit
Die Katzenkratzkrankheit heilt in den meisten Fällen von allein aus, sodass eine spezielle Behandlung nicht nötig ist. Bei Symptomen wie Fieber und Schmerzen helfen Schmerzmittel wie Ibuprofen. Kühlende Auflagen lindern zusätzlich die Schmerzen in geschwollenen Lymphknoten.
Manchmal dauert die Katzenkratzkrankheit länger an oder die Beschwerden sind sehr ausgeprägt. Dann setzen Ärzte meist Antibiotika ein, um den Krankheitsverlauf zu verkürzen.
Verlauf und Komplikationen
In den meisten Fällen verläuft die Katzenkratzkrankheit harmlos. Selten treten Komplikationen auf, etwa wenn die Bakterien die Knochen, das Herz oder die Lunge befallen und dort Entzündungen verursachen.
Weil die Bartonella-Bakterien auch die roten Blutkörperchen attackieren, gehen diese manchmal zugrunde. Wenn sich die Erreger zudem im Blut stark vermehren, besteht das Risiko einer Blutvergiftung (Sepsis) und Blutarmut (Anämie). Eine Blutvergiftung ist lebensgefährlich und muss auf einer Intensivstation behandelt werden.
Katzenkratzkrankheit bei Immunschwäche
Menschen mit einer Immunschwäche haben ein erhöhtes Risiko, sich mit der Katzenkratzkrankheit anzustecken. Die Krankheit verläuft dann unter Umständen schwer oder ruft untypische Symptome hervor.
Die bazilläre Angiomatose kann bei Menschen mit geschwächten Abwehrkräften, zum Beispiel im Rahmen einer HIV-Infektion, auftreten. Der Erreger vermehrt sich in den kleinsten Blutgefäßen der Haut und von Organen wie Leber, Milz, Auge, sowie von Lymphknoten und Nervensystem.
Die winzigen Blutgefäße fangen an zu wachsen und erscheinen in der Haut als kleine dunkelrote bis violette Knötchen. Sie kommen einzeln oder in Gruppen vor und sind teilweise über den gesamten Körper verteilt. Im Verlauf brechen die Knötchen auf, bluten und entzünden sich. An der Leber entstehen mitunter kleine blutgefüllte Hohlräume (Zysten).
Vorbeugung
Als wichtigste vorbeugende Maßnahme gilt es, einem Flohbefall bei Hauskatzen zuvorzukommen. Vor allem Katzen mit Zugang zum Freien und Kontakt zu anderen Tieren haben ein höheres Risiko, von Flöhen befallen zu werden. Bestimmte Präparate, meist zum Auftragen, wehren Flöhe und zugleich Zecken ab. Es ist ratsam, sich vor einer Anwendung bei einem Tierarzt über ein geeignetes Präparat beraten zu lassen.
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, im Zusammenleben mit Haustieren auf eine sorgfältige Hygiene zu achten. Nach Kontakt mit der Katze ist es ratsam, sich die Hände zu waschen. Menschen mit einer Immunschwäche sollten sich als wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen die Katzenkratzkrankheit sowie zum Schutz vor anderen übertragbaren Erkrankungen von Katzen fernhalten.
Das Schützengrabenfieber
Bartonella quintana ist der Erreger des Schützengrabenfiebers (Trench Fever), auch bekannt als Fünf-Tage-Fieber. Diese Krankheit wird hauptsächlich durch menschliche Läuse übertragen und war während des Ersten Weltkriegs unter Soldaten in den Schützengräben weit verbreitet. Die Symptome des Schützengrabenfiebers umfassen Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Knochenschmerzen und gelegentlich Hautausschläge. B. quintana kann auch schwerwiegende Erkrankungen wie Endokarditis und chronische bakterielle Infektionen verursachen.
Fallstudie: Bartonella und psychische Symptome
Eine Studie untersuchte drei Patienten, die plötzlich Persönlichkeitsveränderungen, Unruhe, Depressionen und Panikattacken entwickelten. Ziel war es, mögliche Zusammenhänge zwischen Bartonella-Infektionen und psychiatrischen Störungen zu identifizieren. Die Patienten wurden auf Anzeichen einer Bartonella-Infektion getestet und ihre medizinische sowie psychiatrische Behandlung wurde dokumentiert, bis eine signifikante Besserung der Symptome und Heilung der vermuteten Bartonella-Infektion eintrat. Die Ergebnisse zeigten, dass die Patienten höhere Dosen von Antidepressiva, Benzodiazepinen oder Antipsychotika benötigten, um normal zu funktionieren. Nach der antibiotischen Behandlung konnten diese Dosen reduziert werden, da die Symptome der Bartonella-Infektion nachließen. Alle Patienten zeigten nach der Behandlung eine deutliche Verbesserung und kehrten zu ihrem früheren Gesundheitszustand zurück.
Diagnostik von Bartonella-Infektionen
Eine Bartonella-Infektion kann schwer zu erkennen, zu bestätigen und zu diagnostizieren sein. Der Nachweis von IgG- und IgM-Antikörpern im Blutserum durch indirekte Immunfluoreszenztests wird zum Nachweis von B. henselae bei Verdacht auf Katzenkratzkrankheit verwendet. Die mikroskopische Untersuchung von Giemsa-gefärbten Blutausstrichen wird zum Nachweis von B. quintana und B. bacilliformis verwendet.
Behandlung von Bartonella-Infektionen
Abgesehen von der unterstützenden symptomatischen Therapie hängt die Behandlung von der spezifischen Bartonella-Spezies und dem Schweregrad des jeweiligen Falls ab. Zur Beratung zur Antibiotikatherapie sind spezialisierte Mikrobiolog*innen zurate zu ziehen.
Weitere durch Flöhe und Läuse übertragene Bakterien
Durch Flöhe oder Läuse übertragene Bakterienspezies sind vor allem Rickettsien, aber auch Bartonellen und Borrelien kommen vor. Eine historisch wichtige, durch Flöhe übertragbare Erkrankung ist die Pest, die auch heute noch existiert. Diagnostisch ist vielfach die PCR von Bedeutung. Viele dieser Erkrankungen können relativ einfach mit Doxycyclin behandelt werden.
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