Augenprobleme bei Parkinson: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Die Parkinson-Krankheit ist primär für ihre motorischen Einschränkungen bekannt. Jedoch leiden viele Betroffene auch unter Sehstörungen, die ihren Alltag erheblich beeinträchtigen können. Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 sind Sehstörungen bei Parkinson-Patienten weitaus häufiger als bei gesunden Menschen. Da ein bestmögliches Sehvermögen dazu beitragen kann, die durch die Krankheit verursachten Bewegungsprobleme auszugleichen und das Sturzrisiko zu verringern, ist es wichtig, Augenprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Häufigkeit und Auswirkungen von Sehstörungen bei Parkinson

Eine Studie mit 848 Parkinson-Patienten ergab, dass 82 % der Teilnehmer über mindestens ein Augenproblem berichteten, wobei 68 % angaben, dass diese Probleme ihr tägliches Leben beeinträchtigen. Im Vergleich dazu berichteten nur 48 % der Personen ohne Parkinson-Erkrankung über ähnliche Symptome, und nur 35 % fühlten sich dadurch im Alltag eingeschränkt.

Die Auswirkungen von Sehstörungen auf Parkinson-Patienten sind vielfältig. Sie erschweren die Orientierung im Alltag und erhöhen das Sturzrisiko deutlich. Zudem können sie die Teilnahme an aktivierenden Therapien behindern, was die Lebensqualität weiter einschränkt.

Ursachen von Augenproblemen bei Parkinson

Die Ursachen für Sehstörungen bei Parkinson sind multifaktoriell und können in direkte und indirekte Faktoren unterteilt werden:

Direkte Auswirkungen der Parkinson-Krankheit

  • Dopaminmangel: Der für Parkinson charakteristische Dopaminmangel betrifft nicht nur motorische Bahnen, sondern auch die Netzhaut und visuelle Verarbeitungszentren im Gehirn. Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung zwischen Photorezeptoren und Ganglienzellen.
  • Eingeschränkte Steuerung der Augenmuskeln: Dopaminmangel im Gehirn kann die Steuerung der Augenmuskeln einschränken. Dies kann zu Doppelbildern und Schwierigkeiten bei der Verfolgung schneller Bewegungen führen.
  • Gestörte Verarbeitung visueller Informationen: Halluzinationen können eine Folge der gestörten Verarbeitung visueller Informationen aufgrund des Untergangs von Nervenzellen sein und somit ein Teil der Parkinson-Grunderkrankung.

Indirekte Auswirkungen und Begleiterkrankungen

  • Trockene Augen (Keratokonjunktivitis sicca): Das trockene Auge ist ein häufiges Problem bei Parkinson-Patienten. Es entsteht durch verminderte Tränenvolumina, was zu Entzündungen der Augenoberfläche und Beschwerden wie Augenjucken, Verschwommensehen und Fremdkörpergefühl führt. Störungen der Tränendrüsensekretion können mit dem Fortschreiten der Parkinson-Erkrankung zunehmen. Eine reduzierte Blinzelfrequenz aufgrund verminderter Sensibilität der Hornhaut und Hypokinese der Augen- bzw. Gesichtsmuskulatur können mögliche Auslöser sein.
  • Altersbedingte Augenerkrankungen: Parkinson-Patienten leiden häufig auch unter altersbedingten Augenerkrankungen wie Katarakt, Glaukom und Makuladegeneration.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten: Parkinson-Medikamente können selbst Sehstörungen verursachen.

Symptome von Augenproblemen bei Parkinson

Die Symptome von Sehstörungen bei Parkinson können vielfältig sein. Einige der häufigsten sind:

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  • Verschwommensehen: Viele Betroffene sehen Dinge verschwommen.
  • Doppelbilder (Diplopie): Etwa 20 % der Parkinson-Patienten leiden an Doppelbildern.
  • Trockene oder zu feuchte Augen: Zwei Drittel der Patienten klagen über zu trockene oder zu feuchte Augen.
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit: Die Augen sind empfindlicher gegenüber Licht.
  • Visuelle Halluzinationen: Trugwahrnehmungen, die von harmlosen Trugbildern bis zu bedrohlichen Halluzinationen, Verfolgungswahn und Verwirrtheitszuständen reichen können.
  • Kontrastsehstörungen: Zeitweises Verblassen von Buchstaben beim Lesen.
  • Eingeschränktes Farbsehen: Farben erscheinen blasser.
  • Schwierigkeiten bei der räumlichen Wahrnehmung: Probleme, die Entfernung von Objekten richtig einzuschätzen.
  • Eingeschränktes Gesichtsfeld: Teile des Gesichtsfelds fehlen, was dazu führen kann, dass man unabsichtlich an Gegenstände oder Personen stößt.
  • Lidkrampf und Lidheber-Apraxie: Unwillkürliches Zusammenkneifen der Augenlider oder Schwierigkeiten, die Augenlider zu öffnen.

Diagnose von Augenproblemen bei Parkinson

Da Parkinson-Patienten ophthalmologische Symptome oft nicht von selbst ansprechen, ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt gezielt nach Sehproblemen fragt und bei der Inspektion der Augen auf charakteristische Veränderungen achtet. Eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung ist aufgrund der Häufigkeit ophthalmologischer Komorbiditäten sinnvoll.

Die Diagnose des trockenen Auges ist für den Augenarzt in der Regel leicht zu stellen. Es ist jedoch wichtig, dass er über die zugrunde liegende neurologische Erkrankung informiert ist, um zufriedenstellende Behandlungsergebnisse zu erzielen.

Eine aktuelle Studie Marburger Forschender hat gezeigt, dass die Messung von Augenbewegungen, Pupillengröße und Augenblinzeln eine Schlüsselrolle bei der Erkennung der Parkinson-Krankheit und verwandten Erkrankungen spielen könnte. Diese Parameter können helfen, Funktionsstörungen im Gehirn zu erkennen und eine frühe Diagnose zu ermöglichen.

Behandlung von Sehstörungen bei Parkinson

Die Behandlung von Sehstörungen bei Parkinson erfordert einen multidisziplinären Ansatz, der sowohl neurologische als auch ophthalmologische Aspekte berücksichtigt.

Konservative Maßnahmen

  • Künstliche Tränen: Bei trockenen Augen helfen konservierungsmittelfreie künstliche Tränen.
  • Prismengläser: Für Patienten mit Doppelbildern können Prismengläser angepasst werden.
  • Optimierung der Beleuchtung: Kaltlichtlampen sorgen für kontrastreiche Beleuchtung und erleichtern das Lesen.
  • Pflege der Lidkanten: Regelmäßige Reinigung und Pflege der Lidkanten können bei Blepharitis und anderen Lidrandentzündungen helfen.
  • Augentraining: Eine spezielle Augentrainings-Software kann helfen, die Augen im häuslichen Umfeld zu trainieren.

Medikamentöse Therapie

  • Botulinumtoxin-Injektionen: Bei Lidkrampf und Lidheber-Apraxie können Botulinumtoxin-Injektionen eingesetzt werden.
  • Anpassung der Parkinson-Medikation: Der Neurologe sollte die eingesetzten Medikamente auf mögliche Nebenwirkungen überprüfen und die Medikation gegebenenfalls anpassen.

Operative Maßnahmen

  • Kataraktoperation: Bei Vorliegen eines Katarakts kann eine Operation das Sehvermögen verbessern.
  • Glaukombehandlung: Eine Glaukombehandlung kann den Augeninnendruck senken und das Sehvermögen erhalten.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Eine gute Zusammenarbeit zwischen Neurologen und Augenärzten ist entscheidend für die erfolgreiche Behandlung von Sehstörungen bei Parkinson. Der Neurologe kann die Parkinson-Erkrankung optimal einstellen und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente berücksichtigen, während der Augenarzt die Augen auf andere Erkrankungen untersucht und geeignete Behandlungen einleitet.

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